Eine Besprechung von Alexandra Trinley.
Der zweite Schauplatz des neuen Zyklus ist – nach dem Merkur und dem zum Zwecke des effektvollen Einladens gleich wieder zerstörten Planeten – die Galaxie NGC 4622, von den Bewohnern Sevcooris genannt. Das dreieinhalb Kilometer durchmessende Omniträgerschiff RAS TSCHUBAI konnte mit dem Hypertrans-Progressor, jenem Antrieb, den die Besatzung nur im zustand der Suspension überleben kann, binnen zweieinhalb Monaten den 111 Millionen Lichtjahre entfernten Ort erreichen.
Der Roman schließt an die diversen Schilderungen des Autors in der Ich-Perspektive und an die Wanderromane in den Jenzeitigen Landen an, auch wenn er in Raumschiffen und in städtischem Gebiet spielt. Perry Rhodan ist so angelegt, dass er einigermaßen kompetent und nicht übertrieben emotional rüberkommt. Wobei sein Verhalten durchaus Fragen aufwirft.
Die skurrilen, lebhaften Protagonisten bewegen sich von einem der farbenprächtigen, exotischen Schauplätze zum anderen und fangen sich durch ihre arglosen Aktivitäten in den durchdachten Schlingen, die für sie ausgelegt wurden.
Der Schwerpunkt der Geschichte liegt in der Beschreibung, nicht in der Spannung, und der Fortschritt der Handlung ist vor allem ein zeitlicher und räumlicher. Die Protagonisten erwandern sich die neue Welt, schauen sich alles an. Das Geschehen wird von ungreifbaren Faktoren bestimmt, das wissen wir am Ende dieses zweiten Romans des Zyklus ganz genau. Aber was es auf Thooalon und in Sevcooris zu sehen gibt, darüber wissen wir gegen Ende deutlich mehr als vorher. Wobei klar ist, dass wir erst einen winzigen Teil der neuen Bühne kennengelernt haben. Diesen aber bildkräftig.
Die Handlung des Romans:
So lang die Reisezeit, so ereignisreich ist das Erwachen aus diesem traumreichen Zustand ohne festen Körper. Perry Rhodan erzählt: »Ich versuchte, mich an meine Träume während des Suspensionsschlafs zu erinnern. Gedanken aus frühester Jugend hatten sich mit späteren verwoben. Ich hatte mit meiner Schwester gespielt. Den Aufbruch ins Weltall an Bord der STARDUST nacherlebt, die Begegnung mit kosmischen Wesen gespürt. Verlust war mit Freude einhergegangen, Trauer mit Glücksgefühlen« (S.4).
Diese Galaxie ist ein rotierender Spiralnebel, sie reicht weit in den Raum, »als wollte sie nach anderen Sterneninseln fischen und sie berühren« (S.4), nur einer der inneren Spiralarme rotiert gegenläufig. Entsprechend kontaktfreudig sind ihre Bewohner: Gleich nach der Ankunft kommt ein gezielter Funkspruch. Saaperid, Kommandant der VOKOTOO, heißt nennt Perry Rhodan beim Namen und heißt ihn willkommen. Die Thoogondu begrüßen Rhodan als Mitverantwortlichen für den Rückzug der Superintelligenz ES, der ihr Feind war, wegen dem sie das »Vertriebene Volk« sind.
Der neue Schauplatz bringt neue Bilder mit sich, Völker, Planeten und Raumschiffstypen. Die herrschende Spezies, die Thoogondu, könnten mit viel Schminke als Kolonialterraner durchgehen: Sie sind über zwei Meter große Humanoide, deren weiße Gesichter durch das ganz individuelle Geflecht aus blau schimmernden Adern seine persönliche Note erhält. Die dunklen Augen liegen tief in ihren Höhlen und haben neben den menschenähnlichen Lidern auch vertikal schließende Nickhäute. Ihre sechsfingrigen Hände haben je zwei Daumen und von den Außenflächen der Oberarme bis zur Stirn zieht sich eine Platte aus sechseckigen, daumennagelgroßen Knochen, die sie selbst im Spektrum, das sie sehen können, als bunt wahrnehmen. Ihr Autreten ist selbstbewusst, die betrachten sich als verantwortlich für »Ordnung und Zufriedenheit« in Sevcooris.
Ihre Pentasphärenraumer bestehen aus fünf Kugeln, die wie Perlen auf einer Schnur gereiht sind, und sind blendend weiß mit goldenen Intarsien. Die VOKOTOO ist 7430 Meter lang. Mit ihren Transitionstriebwerken, Lkatoren genannt,können die Raumer sich aus dem Stand über große Entfernungen versetzen. Die Weißen und Roten Zeé fliegen Würfelschiffe in den entsprechenden Farben. Die Sheoshonen fliegen Hufeisenraumer, die sich in Parkposition um drei Achsen drehen. Und die Bondria Pondh – das sind Oktopoden, die Perry bald kennenlernen wird – fliegen achtzackige, sternenförmige Raumer, über deren Außenhüllen feurige Blitze ziehen.
Auf Thooalon, dem Planeten im Fokus des Kosmischen Leuchtfeuers, sollen die Galaktiker einen großen Empfang bekommen, auf dem Rhodan den designierten Nachfolger – Ghonogondu – des Goldenen Reiches – Ghondunats – kennenlernen soll, einen sich bizarr verhaltenden jungen Mann namens Puoshoor. Allerdings … war Saaperid aalglatt, so ist Puoshoor mit allen Wassern gewaschen. Rhodan muss an seinen Sohn Michael denken, den er in der Maske des Roi Danton nicht erkannte. Ähnlich undurchschaubar ist Puoshoor, dabei aber gerissen und kalt. Angeblich interessiert er sich nicht für Politik, doch wer kann es glauben?
Auf Thooalon werden Rhodan, Gucky, Sichu und ihren Begleiter die Wunder der Hauptstadt gezeigt. Sie erfahren von den Paladischen Welten, auf denen der Herrscher über die 80.000 Welten des Ghondunats residiert, und begegnen dem »Wunder des Inneren« , einem korkenzieherförmigens, etwa 50 Meter hohen Gebilde, in dem flüssiges Magma gleich einem Kaminfeuer brodelt und kocht. Die Gäste werden verwöhnt, Lua und Vogel vergnügen sich ausgiebig und sammeln dabei Informationen.
Teammitglied Karim Balthasar lernen Neurotroniken kennen, eine Art von Computer, die neben den positronischen Komponenten neuronale Strukturen aus lebendem Gewebe beinhalten. Er hat ein künstliches Gehirn, kann sich in solch ein Gerät hineinversetzen und sich unheimlich viel merken. Balthassar erbeutet Daten, laut denen die Ghuanogondu ursprünglich aus der Milchstraße stammen.
Mit Balthasars Gefühlen hapert es, das ist sein Manko. Weitere Teammitglieder sind die ertrusischen Drillinge Gothwerth, die gerne essen, trinken und rumschlägern und deren undisziplinierte, treuherzige Art Rhodan gut gefällt. Für ein nächtliches Schwätzchen braut er einem der Riesen literweise Kaffee.
Am 29. September trifft der Nuntius Praanor ein, der Bote, Zeremonienmeister, Sicherheitschef und Leibwächter des Ghuogondu in Personalunion darstellt. Er trifft sich mit Rhodan zu einem Gespräch unter vier Augen, während dem eine verwirrende Hiobsbotschaft eingeht: Ausgerechnet der weltfremde Kosmopsychologe Ben Jello und Vogel Ziellos hätten im Streit einen Thoogondu erschlagen! Und eine Kollegin erinnert sich ganz genau, alles gesehen zu haben. Nur glauben kann’s keiner.
Nun lernen die Gäste die Kehrseiten des Goldenen Reiches kennen: Seine prügelfreudigen Gefängniswärter und seine unwiderstehliche Gerichtsbarkeit. Es gibt einen Befreiungsversuch, es gibt ein Urteil und ein Gefängnis weit draußen im All. Es gibt Manipulation und Zweifel, es gibt eine verdeckte Anweisung. Denn Rhodans Enkelin Farye Sepheroa steht mit der BJO BREISKOLL weit draußen im All, als Perry bekanntgibt, dass keiner an Bord der RAS TSCHUBAI etwas unternehmen darf …