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Interview mit Andreas Brandhorst zu „Der Riss“

Roman Schleifer plauderte mit Andreas Brandhorst über sein im Oktober 2024 erschienenes Buch »Der Riss«. Unter anderem erzählt Andreas Brandhorste, ob er sich mit seinem Büchern selbst therapiert und wie er damit umgehen würde, wenn wir in einer Simulation leben sollten.

Andreas, was hat dich zu dem Buch inspiriert?

»Der Riss« basiert auf einer Idee, mit der ich schon seit einigen Jahren spiele, aber konkret wurde sie durch eine Nachricht meiner Hacker-Freunde in Amsterdam. Bei Lesungen erzähle ich diese Geschichte, hier kann ich sie nicht wiedergeben, das würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Es lohnt sich also auch deshalb, eine meiner Lesungen zu besuchen! 🙂

Dem stimme ich zu, denn ich kenne die Geschichte. Und außerdem sind deine Lesungen äußerst unterhaltsam.
Apropos Leserunden … Wo kann man dich live erleben?

In meinen Social-Media-Kanälen und auf meiner Webseite weise ich immer wieder auf aktuelle Lesungen hin. In der unmittelbaren Zukunft sind keine geplant, weil ich die nächsten Wochen und Monate aller Wahrscheinlichkeit nach in meiner alten Heimat Italien verbringen werde. Der nächste konkrete Termin wäre der 9. Februar 2025. Dann lese ich im Kino Meppen aus »Der Riss«:
https://www.emsland.com/de/emsland/wlan/detail/Event/e_100894075/andreas-brandhorst—lesung

Wie lange brauchst du von der Idee bis zur Umsetzung? (Hintergrund der Andreas Eschbach braucht für manche Idee bis zu zwanzig Jahre, bis er sie umsetzt).

Das hängt ganz vom Thema ab. Manche Ideen müssen über einen längeren Zeitraum hinweg reifen, bevor sie »bereit« sind. Hinzu kommen dann noch, zumindest bei meinen Wissenschaftsthrillern, aufwendige Recherchen. Derzeit jongliere ich mit zwei Ideen für meinen nächsten großen Thriller, für den ich als Erscheinungstermin Herbst 2026 anpeile – der Hardcover-Roman für Herbst 2025 ist bereits fertig.

Was interessiert dich gerade an dem Thema von »Der Riss«?

Das Gedankenexperiment: Was würde es für uns bedeuten – welche Folgen ergäben sich für uns –, wenn wir tatsächlich in einer Simulation leben? Welche Auswirkungen hätte das auf Religion und Philosophie?

Du hast auf deiner Homepage 2023 geschrieben, dass »Der Riss« das Buch ist, zu dem am meisten recherchiert hast. Wo und wie hast du recherchiert? Und wieso war es so intensiv?

Ich habe mich eingehend mit Religion und Philosophie befasst (siehe auch die vorherige Frage), insbesondere auch mit den Parallelen in Hinblick auf einen künstlichen Ursprung unserer Welt und Vorstellungen von Vorherbestimmung und Fremdkontrolle. Hinzu kamen zahlreiche Recherchen im Bereich der Cyberkriminalität, wobei mir nicht nur meine Hacker-Freunde geholfen haben, sondern auch Kontakte bei der Polizei. Am Ende von »Der Riss« finden sich entsprechende Danksagungen. Wichtig waren auch »direkte Nachforschungen« – nennen wir sie mal so. 🙂 Es gibt nämlich tatsächlich wissenschaftliche Institute, in die viel Geld investiert wird und die der Frage nachgehen, ob wir in einer Simulation leben und wie wir das herausfinden könnten.

Was es nicht alles gibt …
In »Der Riss« zeichnest du ein düsteres Bild der Menschheit, das von Krieg und Niedergang der Zivilisation geprägt ist. Taiwan-Krieg, Krieg zwischen sieben Staaten in Afrika, Russland, das nach der Ukraine auch das Baltikum angegriffen hat, Pakistan und Indien, etc. Auch in den meisten deiner Bücher sieht es nicht gut für die Menschheit aus. Ist das dem nötigen Konflikt in den Büchern geschuldet oder steckt ein negatives Bild über die Menschheit dahinter?

Eigentlich habe ich nur die aktuelle Situation noch ein wenig zugespitzt und dramatisiert. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Menschheit auf eine große Krise zusteuert, die letztendlich über Aufstieg oder Fall ihrer Zivilisation entscheidet. Vielleicht geht es genau darum in der Simulation: Wie werden wir mit der großen Krise fertig?

Und hast du so wenig Vertrauen, dass am Ende doch die Intelligenz statt die Dummheit gewinnt?

Bis vor etwa 15 Jahren stieg die durchschnittliche menschliche Intelligenz in der entwickelten Welt aufgrund verbesserter Lebensbedingungen, doch seitdem kehrt sich der Trend um. Neueste Schätzungen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Durchschnittsintelligenz des Homo sapiens sapiens auf 86 % des heutigen Werts sinkt. Vielleicht steht uns das bevor: immer dümmere Menschen und immer intelligentere Maschinen.

Verarbeitest du diese Angst in deinen Büchern, sind sie also quasi Therapie?

Nein, meine Romane sind keine Selbsttherapie, bieten mir aber Gelegenheit, in Worte zu fassen, worüber ich gern und lange nachdenke.

Was müssten wir als Menschheit tun, damit wir die Kurve kriegen?

Wir müssten lernen, in einem größeren Zeitrahmen zu denken. Und wir müssten lernen, egomanische Bestrebungen rechtzeitig zu erkennen. Das wäre ein guter Anfang.

Nicht nur die Menschheit, sondern auch die europäische Zentralbank bekommt ihr Fett ab, denn sie wird im Buch einer dreißigprozentigen Inflation nicht Herr. Die ökonomische Welt erstickt und zerbricht an ihren Schulden. Der Kapitalismus kollabiert. Auch in deinem Buch »Das Bitcoin-Komplott« implodiert unser westliches Wirtschaftssystem. Hast du etwas gegen den Kapitalismus?

Unser Wirtschaftssystem basiert auf Schulden. Privatleute wissen, dass Schulden irgendwann bezahlt werden müssen. Bei Staaten scheint sich diese Erkenntnis noch nicht richtig durchgesetzt zu haben. Sie nehmen Kredite auf, um Schulden zu bezahlen, und das geht nur so lange gut, wie die Wirtschaft wächst. Wenn das nicht mehr der Fall ist – und es mehren sich die Stimmen, die von einem Ende des Wachstums sprechen –, werden Staaten unter der enormen Schuldenlast zusammenbrechen. Wenn das geschieht, nicht nur lokal, sondern global, wird uns die Große Depression von 1929 wie ein Kindergeburtstag erscheinen.

Unter dem Strich setzt du dich in vielen deiner Büchern mit der Menschheit und ihrer Entwicklung auseinander. Welche Botschaft soll bei den Lesern ankommen?

Keine. Ich schreibe nicht, um eine Botschaft zu verkünden. Ich möchte spannende Geschichten erzählen und zum Nachdenken anregen.

Zurück zu »Der Riss«: Angenommen, wir würden erkennen, dass wir in einer Simulation leben – wie würden sich das auf die Menschheit auswirken?

Genau das wird in »Der Riss« thematisiert. Darüber möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. 🙂

Noch gebe ich nicht auf: Was denkst du, würden sich moralische und ethische Werte ändern?

Religionen gehen ebenfalls davon aus, dass wir in einer »künstlichen« Welt leben, geschaffen von dem einen oder anderen Gott, der auch uns selbst erschuf. Hier gibt es deutliche Parallelen zur Simulationstheorie. Religionen haben unsere Welt verändert, sie bestimmen bei vielen Menschen Moral und Ethik. Die Erkenntnis, dass wir in einer Simulation leben, hätte vermutlich ähnliche Auswirkungen auf unser philosophisches »Standardmodell«.

Hat sich durch die Recherche in deinem Leben etwas geändert?

Ich habe, wie bei allen meinen Recherchen, Erkenntnisse hinzugewonnen. Das bedeutet mir viel.

Wie würdest du reagieren, wenn du und damit deine Bücher nur computergeneriert sind?

Ich wäre immer noch ich selbst, und ich würde immer noch schreiben. 🙂

Nachdem du mir in einer Mail geschrieben hast, dass wir weder beweisen können, dass wir in einer Simulation leben und, dass wir nicht in einer Simulation leben … was denkst du? Ist alles, also auch unsere Freundschaft nur eine Simulation eines Computerprogramms? Und dieses Interview ebenso? Und auch dein Buch? Schmückst du dich mit fremden Federn?

Ich habe die Bücher geschrieben, auch wenn ich selbst simuliert wäre, es bleiben meine »Federn«. Die Welt um mich herum und damit alles, was sie enthält, bliebe für mich »wahrgenommene Realität«.

Angenommen, wir wären nur Bits und Bytes. Wie viel Rechenleistung wäre wohl nötig, um so eine Simulation zu erschaffen? Und ich meine selbst bei der von dir im Buch beschriebenen adaptiven Skalierung, in der immer nur das Blickfeld generiert und der Rest nicht erschaffen wird.

Mit einem ganz normalen PC sind heute bereits komplexe Simulationen möglich. Unsere Supercomputer simulieren Ursprung und Entwicklung des ganzen Universums. Zukünftige Computergenerationen und KI werden zu erstaunlichen Dingen fähig sein.

Zitat aus deinem Buch: »Menschen arbeiten besser, wenn sie die Wahrheit kennen.« Und? Willst du die Wahrheit wissen?

Ich ziehe die Wahrheit immer und unter allen Umständen der Lüge vor.

In »Der Riss« gibt es eine Gruppe von Transhumanen, die ihren Körper mit künstlichen Hilfsmitteln ergänzen. Wäre das etwas für dich?

Ich halte den Transhumanismus für eine prognostizierbare Entwicklung in der Zukunft. Man denke in diesem Zusammenhang nur an Herzschrittmacher und andere technische Hilfsmittel, die bereits heute implantiert werden und uns länger leben lassen. Die Digitalisierung hält auch hier Einzug. Mithilfe von Chips, Mikroelektronik und KI werden wir leistungsfähiger, körperlich und vielleicht auch geistig, und länger leben. Da ich schon Angst vor einer einfachen Spritze habe, kommt so etwas kaum für mich infrage.

Hm … ich trage ja auch Kontaktlinsen … hm … das geht schon in Richtung Cyborg. Hm …

Nach den Romanen »Das Erwachen« und »Die Eskalation«, in denen du dich mit der Entstehung und dem Wirken einer Maschinenintelligenz beschäftigst, spielt in »Der Riss« erneut eine künstliche Intelligenz eine Hauptrolle. Du versetzt dich als Autor in diesen drei Büchern in die künstliche Intelligenz bzw. die Maschinenintelligenz. Wie kannst du nachvollziehen, wie sie denken?

Das kann ich nicht. 🙂 Echte Maschinenintelligenz wird auf eine Weise denken, die uns Menschen völlig fremd bleibt. Wenn wir eines Tages biologischer extraterrestrischer Intelligenz begegnen, so wird sie uns vertrauter sein als intelligente Maschinen. Was ich in den genannten Romanen beschreibe, sind Annäherungen, die dem Leser ein Bild von Fremdartigkeit vermitteln sollen.

Du erwähnst das Voynich-Manuskript. Was hat es mit dieser Erwähnung auf sich? Immerhin trägt sie nichts zur Story bei.

Wer weiß, vielleicht kommt das Voynich-Manuskript aus einem »Riss«. 🙂 Es handelt sich dabei um eine der »Seltsamkeiten« in unserer Welt.

Anmerkung:  siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Voynich-Manuskript

Deine Hauptfigur Flynn Darkster war bereits als Kind vom Weltraum und seinen Geheimnissen fasziniert gewesen. Wie war das bei dir?

Genauso. Der Blick hinauf zu den Sternen und die Frage nach all den Mysterien dort draußen, haben mich von Kindesbeinen an beschäftigt.

Am 19. November hast du die Keynote zum Heise IT Summit in München gehalten, in der du über die Herausforderungen unserer Gegenwart gesprochen hast: künstliche Intelligenz und die Digitalisierung unseres Alltagslebens. Wie kamst du zu der Ehre?

Solche Vorträge halte ich seit einigen Jahren immer häufiger, es folgt eine Einladung der anderen. Meine dadurch gewachsenen Kontakte in den Welten von Wirtschaft, Industrie und IT helfen mir auch bei Recherchen.

Dieses Jahr gab es für dich eine ganz besondere Premiere: Die Kantaki-Trilogie wurde auf Englisch übersetzt. Wie stolz bist du darauf? Und wie läuft dort das Marketing? Wirst du Leserunden machen?

Es freut mich sehr, auch auf dem englischsprachigen Markt präsent zu sein. Und wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann auch eine Lesereise. Ich fürchte allerdings, dazu müsste ich wieder ins Flugzeug steigen … 🙂

Da sag ich nur: Science Fiction-Autor 😉

Sind weitere Übersetzungen geplant?

Ja.

Was ist dein nächstes Projekt?

Im Sommer 2025 erscheint bei Heyne »Origin«, eine Science-Fiction-Trilogie in Zusammenarbeit mit Joshua Tree und Brandon Q. Morris. Im Herbst 2025 kommt bei Heyne mein nächster Hardcover-Thriller, der bereits fertig ist, dessen Titel ich aber noch nicht nenne, weil er vielleicht zu viel verraten würde. Für 2026 und 2027 ist die Science-Fiction-Trilogie »Eternia« geplant, die ich allein schreiben werde – ich verspreche großes kosmisches Kino! Und ich habe mit Recherchen für den nächsten Wissenschaftsthriller begonnen, bei dem ich mich zwischen zwei Themen entscheiden muss.

Andreas, danke für deine Zeit

Offizielle Homepage von Andreas Brandhorst:
https://www.andreasbrandhorst.de

Hier gehts zur offiziellen Seite von »Der Riss«:
https://www.penguin.de/buecher/andreas-brandhorst-der-riss/buch/9783453274822

 

Interview mit Andreas Eschbach zu „Die Abschaffung des Todes“

Roman Schleifer plauderte mit Andreas Eschbach über sein im Oktober 2024 erschienenes Buch „Die Abschaffung des Todes“. Unter anderem erzählt Andreas Eschbach wie oft er durch das Buch an den Tod denkt und ob er eine Idee für die Fortsetzung seines Bestsellers „Eine Billion Dollar“ hätte.

Andreas, Thema deines im September 2024 erschienenen Buchs „Die Abschaffung des Todes“ ist die Unsterblichkeit. Der Leser begleitet den Journalisten James Windover, der die Machbarkeit eines Silicon-Valley-Projekts für eine steinreiche Auftraggeberin überprüfen soll: Kann das Gehirn technisch so ersetzt werden, dass das Bewusstsein erhalten bleibt? Sofern jemand noch kein Buch von dir gelesen hat, wieso soll er ausgerechnet mit diesem Buch beginnen?

Der Grund, aus dem man ein Buch liest, sollte der sein, dass es einen interessiert. Von welchem Autor es ist und ob es das erste oder das zwanzigste Buch ist, das man von ihm liest – piepegal.

Dieses Buch könnte man zum Beispiel lesen wollen, wenn einen die Frage interessiert, was der Tod eigentlich ist und ob man ihm mittels moderner Technik womöglich ein Schnippchen schlagen könnte. Oder wenn einen die Frage beschäftigt, ob man das tun sollte, wenn man es denn könnte.

In der ersten Hälfte zerstreust du die Bedenken von James Windover, hinsichtlich des Projekts und machst ihn zum glühenden Anhänger der Idee. Er denkt sogar darüber nach, wie er selbst die Unsterblichkeit auf diese Weise erlangen kann, obwohl ihm das Geld fehlt. In der zweiten Hälfte bekommt die Zustimmung Risse, denn es tauchen erste Zweifel auf – ausgerechnet durch ein SF-Drehbuch und eine Kurzgeschichte. Die Rechte an beiden Geschichten wurden vom Milliardär und einer der Betreiber des Silicon-Valley-Projects, Peter Young, aufgekauft, um Kritik an der Idee gar nicht erst aufkommen zu lassen. Damit zeigst du sehr schön, dass man mit Geld auf diesem Planeten alles kaufen kann. Dazu passt auch ein Satz von James Windovers Vater einem Gewerkschaftler. »Du arbeitest für die Reichen, aber letzten Endes bist du nur ein Knecht.« Wie siehst du diese Entwicklung, auch angesichts der immer größer werdenden Schere zwischen arm und reich?

Ich bin mir, was die Größe dieser Schere anbelangt, gar nicht so sicher, wenn ich daran denke, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts noch völlig üblich war, dass jeder gutbürgerliche Haushalt zahlreiche Dienstboten beschäftigte, was ökonomisch ja nur dann funktioniert, wenn die Einkommensunterschiede wirklich erheblich sind. Aber wie auch immer, in den letzten Jahrzehnten geht die Schere in der Tat wieder auf, die Reichen werden in den Krisen immer reicher, alle anderen immer ärmer, und das ist natürlich fraglos keine gute Entwicklung. Wenn Menschen das Gefühl kriegen, keine Chancen im Leben zu haben, muss man sich nicht wundern, wenn viele davon sich von politischen Extremen angezogen fühlen, weil sie sich sagen, »was hab ich schon zu verlieren?«

Dazu passt auch, dass im Buch die Frage von den Start-Up-Unternehmern gestellt wird, ob die mögliche Unsterblichkeit allen oder nur einem elitären Kreis zugänglich gemacht werden soll. Wie ist dazu deine Meinung?

Das wäre allein schon eine abendfüllende Diskussion. Ohne Zweifel wäre die Entdeckung eines Medikaments oder einer Behandlung, die das menschliche Leben drastisch verlängert, etwas, das die Welt, wie wir sie kennen, grundlegender verändern würde als jede andere Erfindung zuvor.

In der PERRY RHODAN-Serie hat man sich um diese Problematik geschickt herumgemogelt, indem nur einige wenige Personen unsterblich sind: So entsteht das Problem einer explosionsartigen Überbevölkerung erst gar nicht, die die Folge wäre, wenn niemand mehr stürbe. Zudem verdanken diese wenigen Personen ihre Unsterblichkeit einem übermächtigen, gottgleichen Wesen, dessen Ratschlüsse unerforschlich sind: Es sind also Erwählte, die man zwar beneiden kann, mehr aber nicht, und letztlich bleibt einem nur, zu sagen, »ist halt so«.

Politisch am heikelsten muss eigentlich die Anfangszeit gewesen sein, als es in Rhodans Entscheidung lag, wem er Zellduschen gewährte: Das hätte eigentlich für ziemliche gesellschaftliche Unruhe sorgen müssen. Diesen Aspekt blendet die offizielle Geschichtsschreibung aber dezent aus.

Stimmt … diese Chance haben die Autoren damals entweder bewusst ausgelassen oder nicht gesehen. Da fällt mir ein … das wäre doch eine Steilvorlage für deinen nächsten RHODAN-Roman. Wir erfahren, wie Perry Rhodan damals damit umgegangen ist …
Na, wie wär’s?

Wäre eine Idee. Stimmt.

Möchtest du bei den Lesern durch das Buch eine Diskussion über die Rolle des Todes in unserem Leben anstoßen?

Eigentlich möchte ich eher dazu anregen, über das LEBEN nachzudenken. Über das immer noch unerklärliche Wunder, dass wir überhaupt SIND. Über das Rätsel des Bewusstseins.

Welche moralischen und sozialen Herausforderungen siehst du in einer Welt, in der der Tod abgeschafft wurde?

Das hängt natürlich sehr davon ab, ob nur der Tod abgeschafft wird oder auch das Altern. Würde das alles nämlich zu einer Welt voller pflegebedürftiger Unsterblicher führen, wäre »soziale Herausforderung« ein entschieden zu schwaches Wort.

Die eigentlichen Herausforderungen könnten allerdings auch psychologischer Natur sein. Wie motiviert man sich, etwas heute zu tun, das man genauso gut auch erst in hundert oder tausend Jahren tun könnte? Und wenn der Tod durch Unfall oder Gewalt doch nicht ausgeschlossen wäre – würde man dann noch Risiken eingehen, in dem Wissen, dass man ein zeitlich unbegrenztes Leben aufs Spiel setzt?

Und umgekehrt: Wenn es wirklich unmöglich würde, zu sterben – wäre das nicht schrecklich? Dann könnten Folterknechte ihre Opfer für alle Zeiten quälen, und man hätte keine Chance, den Schmerzen je zu entkommen.

James Windover hat zum Thema Tod anfangs die Einstellung des Physiologen und Anthropologen Paolo Mantegazza: »Es reicht, nicht daran zu denken.« Du hast ein ganzes Buch darüber geschrieben … wie oft denkst du daran?

Ich selber folge eher dem Motto »Memento mori«. Sich der Tatsache der eigenen Sterblichkeit bewusst zu bleiben hilft, im Leben die richtigen Prioritäten zu setzen.

Das weiter oben angesprochene SF-Drehbuch ist für einen Milliardär einer der Auslöser, um nach der Unsterblichkeit zu suchen. Sind SF-Autoren die Vorreiter und Ideenlieferanten der Zukunft? Und zählst du dich selbst dazu?

Ich sehe das nicht so. Die meiste SF beschäftigt sich mit ihrer jeweiligen Gegenwart, die sie in eine imaginierte Zukunft verlagert, was manchmal als Verfremdungseffekt im Brecht’schen Sinne wirken kann. Bestenfalls greift sie Tendenzen und Ideen auf und denkt sie in die Zukunft weiter. Aber Vorhersagen? Welcher SF-Autor hat z.B. das Internet vorhergesagt? Niemand. Das tauchte in SF-Romanen erst auf, als es schon existierte. Übrigens war auch Jules Verne am effektvollsten, wenn er Erfindungen vorhergesagt hat, die es schon gab, was nur kaum jemand wusste, weil er die wissenschaftlichen Zeitschriften seiner Zeit gelesen hatte und seine Leser eben nicht.

Angenommen das von dir im Buch beschriebene Verfahren zur Gehirn- und Bewusstseinserhaltung würde funktionieren … wärst du sofort dabei?

Auf keinen Fall. Ich bin kein »Early adopter«. Ich zögere ja schon den Update aufs jeweils neue Apple-Betriebssystem so weit raus, wie es nur geht.

Außerdem: Woher will man wissen, ob es wirklich funktioniert? Beweist es denn irgendwas, wenn ein Computer sagt, »ja, ich habe ein Bewusstsein?«

In »Die Abschaffung des Todes« setzten sich viele Figuren mit der Endlichkeit des Lebens auseinander. Wie gehst du selbst damit um?

Ich bemühe mich, zu lernen, es zu akzeptieren. Unglücksfälle ausgenommen geht es ja nicht Schlag auf Schlag, vielmehr altert man dem Ende langsam und schrittweise entgegen. Irgendwann merkt man, dass man Nächte besser nicht mehr durchmacht … dann merkt man, wie die Augen schlechter werden … dann sagt einem der Arzt, »in Ihrem Alter ist das normal« … und so weiter.

Immerhin hatte ich das Glück, mit 35 noch als »junger Autor« gehandelt zu werden. Wäre ich Fußballer gewesen, hätte ich da schon aufhören müssen. Anstatt erst anzufangen.

Die Figur der Hackerin Vera van Akkeren schreit ja direkt nach einem eigenen Buch. War sie von Haus aus geplant oder ist sie beim Schreiben aufgepoppt?

Weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich meine, sie ist beim Entwurf der Handlung aufgeploppt – ein Einfall von der Sorte, bei der man sofort weiß, darauf will man auf keinen Fall verzichten.

Für »Die Abschaffung des Todes« hast du mehr recherchiert als bei deinen anderen Büchern. Welche Erkenntnis hast du daraus gezogen?

Dass es beim Schreiben enorm hilfreich ist, viel zu recherchieren – vor allem auch Dinge, von denen man glaubt, man kennt sie schon und weiß Bescheid.

Bewertest du deine Art zu denken nun neu?

So krass würde ich das nicht sagen. Aber allgemein gesagt bemühe ich mich schon, immer dazuzulernen.

War auch etwas dabei, das nicht ins Buch eingeflossen ist?

Eine Menge. Aber das ist in Ordnung. Ich schreibe ja keine Sachbücher, sondern Romane; da darf etwas Recherchiertes nur hinein, wenn es für die Geschichte eine Rolle spielt – und nicht einfach nur aus dem Grund, dass es da ist.

Du zitierst den Frankfurter Neurophysiologen Prof Wolf Singer. Hast du mit ihm als Recherche gesprochen? Wie hat er auf deine Kontaktaufnahme reagiert?

Nein, so war das nicht. Ich habe ihn vor Jahren mal kennengelernt, auf einem Kongress von Hirnforschern in Basel, zu dem ich als SF-Autor eingeladen war. Wir haben am Rande des Geschehens ein bisschen diskutiert, ich habe danach weiter verfolgt, was er so macht, was er in Interviews sagt usw. – und da war eben irgendwann das dabei, was ich zitiere, indem ich es einer Randfigur in den Mund lege.

In unserem Interview zu deinem Buch »Eines Menschen Flügel« (zu finden hier https://www.proc.org/interview-mit-andreas-eschbach-zu-eines-menschen-fluegel) hast du gesagt, eine Idee muss reif sein, bevor du sie schreibst. Woran hast du gemerkt, dass diese Idee reif genug ist? Und wie lange hast du sie reifen lassen? Und was war ursprünglich der Auslöser für die Idee?

In meiner Studienzeit – im vorigen Jahrtausend – war eine Zeitlang ein Buch mit dem Titel »Gödel, Escher, Bach« schwer angesagt, und da ich mich von Teilen des Titels sozusagen persönlich angesprochen gefühlt habe, habe ich es natürlich auch gelesen. Autor war ein gewisser Douglas Hofstädter, der danach noch ein zweites Buch mit dem Titel »Einsicht ins Ich« herausbrachte, das ich mir auch besorgt habe. Darin hatte er allerhand Geschichten und Aufsätze von anderen Autoren versammelt, die er dann jeweils kommentierte. Eine Geschichte von einem gewissen Arnold Zuboff, in dem es darum ging, was mit einem Gehirn geschieht, wenn man es in mehrere Teile zertrennt, blieb mir besonders im Gedächtnis, weil Hofstädter sie meiner Ansicht nach falsch verstanden hatte, nämlich im Sinne seiner These, dass Bewusstsein, Geist, ein Ich synthetisch herstellbar sei, und das schien sie mir gerade nicht auszudrücken.

Ich habe immer wieder über dieses Gedankenexperiment nachdenken müssen, darüber, was sich tatsächlich daraus schließen lässt, und habe überlegt, wie ich es in einen Roman einbauen könnte, natürlich möglichst so, dass auch eine spannende Geschichte dabei herauskommt und nicht nur eine philosophische Abhandlung. Am Ende war es so, dass erst James Windover auftauchen musste, damit die ganze Sache Fahrt aufnahm – der Mann, der sich so intensiv mit der Frage auseinandersetzt, wie man es vermeiden kann, sich selber in die Tasche zu lügen. Denn darum geht es eigentlich: Wer macht sich hier etwas vor?

Gibt es eine Idee, die zwar reif ist, die du aber zu schreiben verweigerst?

Ja, sogar mehrere. Aus verschiedenen Gründen. Der häufigste ist der, dass ich nicht überzeugt bin, dass daraus ein gutes Buch würde.

Wie wägst du da ab?

Ich frage mich: Wenn ein anderer dieses Buch geschrieben und herausgebracht hätte, würde ich es mir kaufen? Und würde ich, wenn ich es gelesen hätte, sagen, dass es sich gelohnt hat? Auf beide Fragen muss die Antwort »ja« lauten.

Der Start-up Milliardär Peter Young stellt in deinem Buch eine interessante Frage: »Wenn Sie schon alles andere hätten, was man für Geld kaufen kann – könnten Sie der Unsterblichkeit widerstehen?« Ich reiche die Frage an dich weiter: Könntest du?

Kommt sehr darauf an, was die Unsterblichkeit noch kostet außer Geld.

Gab es ein reales Vorbild für den Investor Peter Young?

Das darf sich jeder gern selber überlegen. Gilt übrigens auch für alle übrigen Figuren.

Ein in der echten Welt lebender Milliardär, nämlich Elon Musk, hat einen Mini-Geheimdienst. (https://www.derstandard.at/story/3000000236567/geschuetzt-wie-ein-staatsoberhaupt-elon-musks-eigener-mini-geheimdienst) Inspirieren dich die Lebensgeschichten solcher Menschen zu Figuren?

Nein, eher nicht. Zumal Elon Musk ja quasi Tony Stark ist, der Iron Man, und man weiß nicht mehr so recht, wer eigentlich Vorbild von wem war.

Der Wissenschaftler Ralph Arnesen sagt in deinem Buch, dass mit genügend Anstrengung und Geld jedes Gebiet erforscht werden könnte. Stimmst du dem zu?

Wenn du so fragst, stimmt es zweifellos; es ist ja nicht gesagt, dass die Forschung auch zu irgendwelchen Ergebnissen führt … (lacht)

Umgekehrt kann man natürlich Entdeckungen nicht erzwingen, auch mit viel Geld und Anstrengung nicht. Beides kann nur die Bedingungen dafür verbessern, dass man auf etwas Neues stößt.

Dieser Ralph, der Spitzenwissenschaftler bei der Forschung nach dem Upload des Gehirns, ist ein richtiger Nerd mit entsprechendem Sozialverhalten. Ist das nicht zu viel Klischee?

Was soll ich machen? So ist er halt in meinem Kopf aufgetaucht. Und er hat sich geweigert, weniger klischeehaft zu sein. Lag wahrscheinlich an dem seltsamen Sozialverhalten, das er auch seinem Autor gegenüber an den Tag gelegt hat.

Ja, diese störisches Figuren. Schröcklich *g*
Die Handlung spielt in mehreren Ländern, Frankreich, USA, Holland und Österreich. Ganz besonders gefreut hat mich, dass auch meine Heimatstadt Wien vorkommt. Wieso hast du ausgerechnet die Kapuzinergruft (der unterirdische Friedhof aller Kaiser Österreichs) ausgewählt?

Also, erstens, weil ich schon mal dort war und die morbide Atmosphäre kannte. Und mal ehrlich: Wo anders sollte eine Verfolgungsjagd, bei der es um Sterblichkeit oder Unsterblichkeit geht, kulminieren als in Wien?

Stimmt. Wo auch sonst … 🙂
Apropos:  Wann kommst du mal wieder nach Wien?

Tatsächlich mache ich einen Stop-over in Wien, um dem ORF III Rede und Antwort zu stehen, ehe ich auf die Buchmesse gehe. Aber nur kurz – abends einfliegen, morgens weiter nach Frankfurt. Das Jet-Set-Leben eines Autors halt.

Der Schluss deines Buches ist originell … wie viele Schlussvarianten hattest du? Oder war von Anfang an klar, dass das Buch nur so enden kann, wie es endet?

Nein, dieses Ende stand relativ früh fest. Gespielt habe ich nur mit Varianten, wie ich da hinkomme.

»Die Abschaffung des Todes« ist wie bei dir üblich von den Lesern an die Spitze der Spiegel-Bestsellerliste gehievt worden. Wie ist da im Vorfeld deine Erwartungshaltung, also freust du dich nach all den Jahren noch darüber oder ist das längst zur Gewohnheit geworden?

Ach, man hält schon immer den Atem an. Selbstverständlich ist da gar nichts. Es freut mich immer noch, einem meiner Bücher auf einer solchen Liste zu begegnen.

Wartest du nervös auf die ersten Rezensionen, wie das Buch bei den Lesern ankommst oder hast du mittlerweile ein gutes Gespür für Stories, die bei den Lesern zünden?

Das ist unterschiedlich. Bei diesem Buch war ich tatsächlich gespannt – nicht nervös, aber gespannt –, weil ich mir nicht sicher war, wie viele Leute die Geschichte und die Gedankenspiele darin überhaupt verstehen werden. In der Hinsicht ist es, glaube ich, mein anspruchsvollstes Werk in dem Sinne, dass es Ansprüche an die Intelligenz und Vorstellungskraft seiner Leser stellt.

Wie hat sich deine Arbeitsweise seit deinem ersten Werk »Die Haarteppichknüpfer« verändert?

Genau genommen waren »Die Haarteppichknüpfer« nicht mein erstes Werk, nur mein erstes veröffentlichtes. Mein erstes Werk war ein auf der Schreibmaschine getipptes SF-Abenteuer, das ich mit 12 ohne große Vorbereitung einfach drauflos geschrieben und ohne die mindeste Überarbeitung, dafür aber mit einem selbst gestalteten Cover auf meine Leser losgelassen habe: Das mache ich heute alles nicht mehr.

Wer waren damals deine Leser?
Und … ich nehme an, du rückst das Manuskript nicht raus … aber wie wär es mit dem selbst gestaltetem Cover?

Lieber nicht, sonst verklagen mich die Johnny-Bruck-Erben. Ich hab die Cover nämlich aus von PR-Covern durchgepausten Elementen zusammengestellt.

Und … wieso hat es 24 Jahre gedauert, bis danach dein erstes Werk veröffentlicht wurde?

Weil ich erst versucht habe, einen ordentlichen Beruf zu erlernen. Was dann aber letztlich nicht geklappt hat. So kann’s gehen!

Was mich gewundert hat … in deinem Buch kommt keine KI vor. Wieso das?

Wieso sollte sie? Wir wissen ja nicht, wann das alles gespielt hat – kann ein paar Jahre her sein, und da war KI noch kein Thema.

Ich habe übrigens ChatGPT gefragt, welche zehn Fragen sie dir nach lesen des Buchs stellen würde … zwei davon habe ich eingebaut. Findest du heraus, welche?

Ich schätze mal, diese beiden:
»Möchtest du bei den Lesern durch das Buch eine Diskussion über die Rolle des Todes in unserem Leben anstoßen?«
»Welche moralischen und sozialen Herausforderungen siehst du in einer Welt, in der der Tod abgeschafft wurde?«

Neben all den interessanten und vor allem gut aufbereiteten Informationen über das menschliche Gehirn hat eine der Figuren auch herausgefunden, dass die Neurophysiologen unbemerkt längst die Existenz Gottes bewiesen haben. Wie hältst du es mit Gott?

Ach, weißt Du, Gott und ich haben ein Agreement, wie wir es miteinander halten, und dazu gehört, dass keiner von uns darüber redet.

Nun, immerhin redet er mir dir … kann nicht jeder von sich sagen
😀

Auch der Ablauf des jüngsten Gerichts ist für den Autor Raymond Ferdurci ein paar Überlegungen wert. »Kommen wir im Alter unseres Todes zurück? Oder jünger? Und falls ja, in welchem Alter?« Dieses Thema fehlt noch in deinen Büchern: Hast du je überlegt, ein Buch zu schreiben, in dem der jüngste Tag verhindert werden soll?

Der Gedanke ist mir tatsächlich noch nie gekommen. Wahrscheinlich bin ich dafür nicht bibelfest genug.

Was denkst du? Wie wäre der Ablauf des jüngsten Tages?

Wieso fragst du mich? Da gibt’s doch schon ein Buch, in dem das ausgiebig geschildert wird …

LOL

James Windover denkt, dass 39 Jahre das beste Alter sei, um mit dem Altern aufzuhören. Welch Zufall, erhielt doch ein gewisser Perry Rhodan im Alter von 39 Jahren seine erste Zelldusche und damit die Unsterblichkeit verliehen. War das eine absichtliche Anspielung?

Ja, war es. Ich persönlich fände 33 besser.

Apropos RHODAN: Mit Band 3300 beginnt der erste Zyklus, den der neue Expokrat Ben Calvin Hary verantwortet. Was gibst du ihm auf den Weg mit?

Das Erste Gebot für alle Autoren: »Du sollst nicht langweilen.« Aber das beherzigt er, glaube ich, sowieso schon.

Stehst du wie in der Vergangenheit auch für Gastromane zur Verfügung?

Sagen wir so: Ich bin in dieser Hinsicht weiterhin verführbar.

Die RHODAN-Leser werden ja bekanntlich auch jünger … was müsste man unternehmen, um 16-Jährige für RHODAN zu begeistern (abgesehen von einer Serie oder einem Film)?

Keine Ahnung, dafür kenne ich zu wenige 16-Jährige.

Da fällt mir ein Satz aus dem Buch ein. »Tausend mal verlieben und tausendmal entlieben. Wie schafft das ein Unsterblicher?« Wenn ich da an Atlan denke … beneidest du ihn um diese Erfahrungen?

Na, hallo – wer beneidet Atlan denn nicht?

Im Oktober 2024 bist du in Deutschland auf Lesereise. Sind für 2025 auch bereits Termine geplant?

Nein. Erst mal muss ich mich von dieser Lesereise erholen, ehe ich darüber auch nur nachdenken kann.

In einem Interview auf Amazon sagst du, dass du 300 Jahre alt werden musst, bis du alle Ideen in Buchform gegossen hast. Ich wünsche es dir ja aus tiefsten Herzen, aber … na ja, sofern keiner Peter Young aus deinem Buch nacheifert, wirst du auswählen müssen. Wie wägst du ab, welches Projekt du verwirklichst? Wie wählst du deine Projekte aus?

Das ist, ehrlich gesagt, jedes Mal ein kleines Drama voller »soll ich das schreiben? Oder lieber das andere?« Ich habe da kein Rezept, wie ich das jeweils nächste Thema auswähle, und ich denke, das ist auch ganz gut so.

 

Dein Buch »Eine Billion Dollar« wurde von Paramount als Serie mit sechs Folgen verfilmt und seltsamerweise bald nach Erscheinen abgesetzt und ist nun wieder im Programm aufgetaucht. In einem Beitrag auf deiner Homepage zeigst du dich verwundert darüber. Hast du bei Paramount nachgefragt? Kennst du den Grund, wieso die Serie plötzlich wieder weg war?

Das hatte mit den Filmen selber gar nichts zu tun, das war die Folge von Entscheidungen auf der Management-Ebene, die den Verkauf von Firmenanteilen betraf, Abschreibungen, Steuergeschichten und dergleichen. Details weiß ich nicht, nur, dass es um Geld ging, nicht um die Serie. Was auf bizarre Weise ja schon wieder zum Thema der »Billion« passt.

 Das Ende schreit nach einer zweiten Staffel … kommt da was?

Das relativ offene Ende war Absicht, man wollte sich von vornherein die Möglichkeit einer Fortsetzung offen halten, und ich hätte es auch begrüßt, wenn es weitergegangen wäre. Tatsächlich war ich neugierig, was sie daraus machen würden. Aber realistischerweise wird es keine Fortsetzung geben.

Und hättest du Lust, eine Buch-Fortsetzung zu schreiben?

Darüber denke ich schon seit zwanzig Jahren nach, aber keine der Ideen, die mir dazu eingefallen sind, hat mich überzeugt.

Die letzte Frage drängt sich damit auf: Was sind deine nächsten Projekte?

Wie immer verrate ich zu dem Thema nur, dass es mal wieder WAS GANZ ANDERES wird.

Andreas, danke für deine Zeit.

Zum Interview zu seinem PERRY RHODAN-Gastroman 3297 „Unter dem Himmel von Gatas“ gehts hier:

https://www.proc.org/interview-mit-an…-zu-pr-band-3297

Offizielle Homepage von Andreas Eschbach:
http://www.andreaseschbach.de/

Hie gehts zur offiziellen Seite von „Eines Menschen Flügel“:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/thriller/die-abschaffung-des-todes/id_8559722

 

Rückblick auf den GarchingCon

Die SOL ist im Anflug auf die Briefkästen der PRFZ-Mitglieder. In wenigen Tagen wird die Ausgabe mit der Schnapszahl 111 eintreffen.

In der SOL 111 blicken wir zurück auf das Wochenende vom 9. bis 11. Juni 2023. Da fand bei München der GarchingCon statt. Die Veranstaltung wurde nicht nur von vielen Fans herbeigesehnt, sondern auch von den Veranstaltern, die seit 2020 darauf gewartet haben, den Con endlich durchführen zu können. Mit Conberichten und einem Interview blicken wir ins Programm und hinter die Kulissen des größten PERRY RHODAN-Events in diesem Jahr.

Außerdem präsentiert Frank G. Gerigk mit seinem Artikel über die »Retter des Mars« die niedlichsten Mausbiber die Terra je gesehen hat. Andreas Gruber nimmt uns mit auf seine Reise durch die frühen Romane der PERRY RHODAN-Serie. Ulrich Siefen wird von Roman Schleifer über die STELLARIS-Kurzgeschichten interviewt und Udo Klotz spricht über die Zukunft von PERRY RHODAN beim Kurd-Laßwitz-Preis.

Rezensionen gibt es dieses Mal nicht nur zur Erstauflage und zu NEO, sondern auch zur laufenden Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis 2.

Das farbenfrohe Titelbild stammt von Thomas Rabenstein.

»Dann habe ich das Expo ignoriert …«

Ein Gespräch mit Roman Schleifer über seinen Band 3 der PERRY RHODAN-Miniserie ATLANTIS 2.

Alexandra Trinley: Roman, dein Titel »Der Singende Berg« spricht vom Berg, aber dein Titelbild wirkt wie unter Wasser. Wie kommt das?
Roman Schleifer: Mich darfst du das nicht fragen. Erstens bin ich voreingenommen, weil ich ja weiß, wo das spielt, und zweitens entscheidet über die Farbgebung die Redaktion und der Tibi-Zeichner.

AT: Das Objekt oberhalb der Protagonisten wirkt wie eine Mischung aus Brausekopf, OP-Beleuchtung und Triebwerk. Was ist es denn wirklich?
RS: Lies den Band, dann weißt du es … »Dann habe ich das Expo ignoriert …« weiterlesen

„Wir steigern das Niveau in Atlantis 2 nicht“ – Ben Calvin Hary zu seinem PR-Miniserien Band 12 „Nekrolog“ und zur Atlantis Staffel 2

SPOILERWARNUNG

DIESES INTERVIEW ENTHÄLT SPOILER – wir empfehlen daher, den Roman vor dem Interview zu lesen-

Ben, was sagte der Autor zu Expo Band 12?

Der war unterwürfig und hat meinen Vorgaben gehorcht, ohne die die Schreibaufgabe in Frage zu stellen. Wie sich das für einen tapferen kleinen Schreibsoldaten gehört!

Wie kam es zu dem Titel »Nekrolog«?

„Wir steigern das Niveau in Atlantis 2 nicht“ – Ben Calvin Hary zu seinem PR-Miniserien Band 12 „Nekrolog“ und zur Atlantis Staffel 2 weiterlesen

Perry Rhodan ist kein Gott – Interview mit Olaf Brill zu seinem Atlantis Band 11

ACHTUNG: Dieses Interview enthält Spoiler!

Olaf Brill plaudert mit Roman Schleifer über seine Motivation fürs Schreiben und wieso er Perry Rhodan nicht einmal eine Träne gönnt.

SPOILERWARNUNG

Und zur Erinnerung: Das Interview enthält Spoiler, daher lest zuerst den Band bevor ihr unser Gespräch lest.

Olaf, nach Band 4 hast du auch Band 11 geschrieben. In welchem hattest du mehr Freiraum?

Band 11 war schon sehr stark durchkonstruiert. Immerhin befinden wir uns damit im großen Finale der letzten beiden Bände, und da musste natürlich jedes Detail stimmen. Dennoch hatte ich ein paar hübsche, kleine Freiheiten, die ich hoffentlich schön genutzt habe. Dazu kommt, dass ich Band 11 relativ schnell schreiben musste, da ich zwischen den beiden Atlantis-Romanen noch einen PERRY RHODAN NEO geschrieben habe, und da wurde es schon reichlich knapp. Aber ich hatte die Atlantis-Handlung gegen Ende der Miniserie natürlich voll im Griff. Ich wusste also genau, was in den 11er gehörte.

Band 4 stand eher am Anfang der Miniserie, was generell mehr Freiheiten mit sich bringt: Ich darf mir Dinge ausdenken, denen die anderen Autoren dann folgen müssen, statt darauf achten zu müssen, was die Autoren zuvor geschrieben haben. Außerdem hatte ich für Band 4 wesentlich mehr Zeit zur Verfügung. Die habe ich genutzt, meine eigenen Ideen einzubringen. Ich würde also insgesamt sagen, der Freiraum bei Band 4 war größer.

Dietmar Schmidt, Autor von Band 6 und 10 hat die Frage in den Raum gestellt, ob wir wollen, dass Perry Rhodan Gott ist. Darf Perry Rhodan scheitern? Ist das nicht Ketzerei? Wie siehst du das?

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„Wollen wir, das Perry Rhodan Gott ist?“ – Interview mit Dietmar Schmidt zu seinem PR Atlantis-Band 10 „Das Talagon“

SPOILERWARNUNG

Diesmal geht es nicht ohne Spoiler, daher erst nach Beenden des Bandes lesen.

Dietmar Schmidt philosophiert, ob es Ketzerei wäre, als Autor Perry Rhodan weinen zu lassen und erzählt, was Ben Calvin Hary in den letzten zwei Bänden noch aus dem Hut zaubert.

 

Auch hier noch mal der Hinweis, dass das Interview massiv spoilert.

 

Dietmar, »Das Talagon« ist dein zweiter Band für die PR-Miniserie Atlantis. Welcher Roman ist dir leichter gefallen? Und weswegen?

Ehrlich gesagt sind mir beide Bände nicht leichtgefallen. Sieht man sich das Zeitgeschehen an, kann man ins Grübeln geraten, wie sinnvoll das Verfassen von Raketenheftchen noch ist, die sich (auch) mit Krieg im Weltall befassen. Die Sorge um die Zukunft hat mich bei beiden Bänden beeinträchtigt. Trotzdem würde ich sagen, dass

„Wollen wir, das Perry Rhodan Gott ist?“ – Interview mit Dietmar Schmidt zu seinem PR Atlantis-Band 10 „Das Talagon“ weiterlesen

„Ein Zwerg auf den Schultern eines Riesen“ – Interview mit PR-Technikberater Peter Dachgruber

Peter, du bist technischer Berater bei PR-Neo und bei den PR-Miniserien. Wie ist es dazu gekommen?
Für die Technik der PR-Raumschiffe habe ich mich schon seit Jugendtagen interessiert. Zwischendurch habe ich mich an Risszeichnungen versucht und im Perry-Rhodan-Technik-Forum eine fanische Heimat gefunden. Dann fragte ein gewisser Roman Schleifer bei mir an, ob ich bei einem Fanprojekt eines PR-Films mitmachen wollte. Daraus wurde leider nichts, aber die vielen Kontakte blieben und ich unterstützte ihn technisch bei seinen „STELLARIS“-Stories.  Dann wollte Uwe Anton seine Technik bei der Miniserie „Stardust“ wasserdicht abgeklopft haben und ich lieferte erste illustrierte Datenblätter. Alles weitere ergab sich mit der Zeit. 

Was genau ist deine Aufgabe?

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Interview mit Roman Schleifer zu seinem Band 9 „Totenstille“ von PR-Atlantis

Roman Schleifer verrät im Interview zu Band 9 »Totenstille« der PERRY RHODAN Miniserie Atlantis,  ob er ein Pantser ist und wie ihn der Ukraine-Krieg beim Schreiben des Bandes  beeinflusst hat.

Interviewt wird Roman Schleifer von seinen PR-Atlantis Autorenkollegen, von seinen Testlesern und sich selbst.

Lucy Guth: In deinem Roman geht es actionmässig richtig zur Sache – was war deine Lieblingsszene?

Meine Lieblingsszene … ach, ich liebe sie alle.
Okay, ernsthaft: Die Szene zwischen Atlan und Kinco da Trohnar fand ich köstlich, weil Atlan, der harte Hund, den anderen so richtig schon verbal zur Sau macht. Ich glaube, wenn ich mir das in zehn Jahren durchlese, werde ich immer noch sagen: »Ha, das macht richtig Spaß.« Und »Was für eine coole Szene.« Da geht es nicht um Eigenlob, sondern einfach um den Spaß den ich habe, wenn ich die Szene lese.
Und obwohl die Szene nur aus Dialog besteht, ist es für mich eine actionreiche Szene.

Lucy Guth: Und welche fiel Dir am schwersten?

Interview mit Roman Schleifer zu seinem Band 9 „Totenstille“ von PR-Atlantis weiterlesen

Interview mit Lucy Guth zu ihrem PR-Atlantis Band 8 „Quartams Opfer“

Lucy Guth erzählt im Interview mit Roman Schleifer wie spannend sie die Kompletthandlung von PR-Atlantis fand und ob sie eine Verwandlungspille schlucken würde.

PR-Atlantis copyright Arndt Drechsler-Zakrzewski

Lucy, nach Band 2 schreibst du nun auch Band 8. Wie war der Miniserien Verlauf für dich als Autorin?

Ich fand es sehr spannend, zu sehen, was die anderen Autoren aus ihren Exposees machen. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich begeistert von dem Ergebnis und finde, es sind tolle Romane entstanden. Es ist ein irres Gefühl, Teil eines solchen Projektes zu sein.

Bei Band 2 hast du dir von Ben ein Expo gewunschen, das dir Freiraum gab, aber auch Vorgaben hatte. Wie war es bei Band 8?

 

Interview mit Lucy Guth zu ihrem PR-Atlantis Band 8 „Quartams Opfer“ weiterlesen