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Interview mit Dietmar Schmidt zu seinem PR-Atlantis Band 6 „In der Methanhölle“

Dietmar Schmidt verrät im Interview mit Roman Schleifer unter anderem, wie diskriminierend der Titel den Maahks gegenüber ist und wie hilfreich sein Chemie-Studium für den Band war.

Dietmar, es wird sicher Leute geben, die den Titel »In der Methanhölle« diskriminierend finden. Immerhin wird damit der Lebensraum der Maahks als entsetzlich und als qualvoll etikettiert. War das Absicht oder waren hier alle Beteiligten (Autor, Redaktion etc) unsensibel?

Ganz klar machen wir nichts ohne Absicht (lacht).
Man darf aber – wenigstens wenn es sich um fiktive Wesen handelt – provokant sein. »Methanhölle« ist eine provokante Bezeichnung, fasst aber die Sicht der Arkoniden auf die Planeten der Maahks in einem Wort zusammen. Die alten Arkoniden waren ja nie als politisch besonders korrekt bekannt.
In dem Roman wird die maahksche Siedlungswelt Galkorrax geschildert, ein Planet mit dreifacher Erdschwerkraft, auf dem die Nachtseite manchmal unter 60 Grad Celsius abkühlt, man meist aber Temperaturen um die 90 Grad hat, und an dessen Oberfläche ein mehrfach höherer Atmosphärendruck als auf der Erde herrscht. Ein Mensch, der ohne geeigneten Schutz darauf ausgesetzt wird, hätte schon allein dadurch keine Überlebenschance, und dazu besteht die Atmosphäre auch noch aus Wasserstoff, Methan und Ammoniak, während es freien Sauerstoff überhaupt nicht gibt.
Aus menschlicher Sicht ist Galkorrax eine Hölle, kein Zweifel. Wasserstoff und Methan sind relativ harmlos, aber ersticken würde man an ihnen. Ammoniak dagegen ist ziemlich giftig. Die Maahks freilich sehen das anders. Sie atmen den Wasserstoff, den sie mit »Stickstoffradikalen« oxidieren, um Energie zu gewinnen. Wasserstoffatmung war lange rein spekulativ, man kennt aber seit einiger Zeit Tiefseebakterien, die genau das tun – und zwar bei ziemlich hohen Temperaturen. Jetzt brauchen wir in der realen Welt nur noch auf »Stickstoffradikale« zu stoßen, von denen man sich ernähren kann …
Was ich damit sagen will:
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Interview mit Olaf Brill zu seinem PR-Atlantis Band 4 „Der Raumschiffsfriedhof“

Olaf Brill beantwortet im Interview mit Roman Schleifer welchen PR-Schwank er am Weltcon 2061 erzählen wird und welcher Roman den Kern von Olaf Brill am besten wiederspiegelt.

Olaf, mit Band 4 schreibst du bei den Miniserien Geschichte, denn er ist der 100. Miniserien-Roman. Wie wichtig war dir, diesen Band zu schreiben?

Den wollte ich schon gerne haben. Wer sonst hätte ihn schreiben sollen?

Hast du Anspielungen hineingeschrieben?

Ich versuche nie, auf Krampf irgendeine Anspielung unterzubringen. Wenn, dann muss es sich ganz natürlich beim Schreiben ergeben und sich „gut anfühlen“. Wenn ich zum Beispiel irgendeinen Namen suche für eine Figur oder einen Planeten, dann denke ich mir in der Regel einfach irgendetwas aus, von dem ich glaube, dass es gut passt – um dann meist beim Google-Check herauszufinden, dass es den Namen schon bei World of Warcraft gibt, oder irgendeine Ägäis-Insel so heißt.
Manchmal ergibt es sich allerdings, dass mir eine Anspielung einfällt, die sich gut anhört, oder dem Autor fliegt etwas zu, während er gerade an einer Szene schreibt. Ich glaube, in diesem Band habe ich einmal im Dialog auf eine Philip-K.-Dick-Geschichte angespielt („Eine Kleinigkeit für uns Temponauten“), und einmal habe ich den Namen unseres hochverehrten Exposéautors verballhornt. Und der „ilsebillianische Flunderfisch“ verdankt sich einem kleinen Chat zwischen mir und Sascha Vennemann über Anfänge von Günter-Grass-Romanen. An mehr erinnere ich mich gerade nicht.

Du warst ab Terminus bei jeder Miniserie vertreten – was war nachträglich betrachtet, der schwierigste Moment und wie und wodurch hast du ihn gemeistert?

Das verrate ich nicht. Aber ich habe ihn gemeistert mit der Hilfe unseres Chefredakteurs Klaus N. Frick.

Welchen Schwank aus der bisherigen Arbeit bei den Miniserien wirst du selbst am Weltcon im Jahr 2061 noch erzählen?

Dann wäre ich 94, oder? Ob ich dann noch PERRY RHODAN-Romane schreibe? Aber vielleicht könnte ich auf so einer schicken Schwebeplattform zum Weltcon kommen.
Mit dem Stand von heute würde ich vielleicht die Geschichte erzählen, wie ich einmal in der Gesamtplanung einer Miniserie den Entwurf für einen Roman gelesen habe, den ich schreiben sollte, auf den ich aber keine Lust hatte. Ich merkte dann, dass der Stoff auch gar nicht gut ins Gesamtgefüge passte. Die Leser würden, wenn sie an der Stelle angekommen wären, eine ganz andere Geschichte lesen wollen. Also habe ich dem damaligen Chefautor Kai Hirdt erzählt, was ich statt des ursprünglichen Plans gerne schreiben wollte. Wir haben lange telefoniert, und Kai hat mir dann ein Exposé auf den Leib geschrieben. Daraus wurde dann „Die Höllenfahrt der SOL“. Ich fand’s cool, dass wir so spät in einer Miniserie noch so flexibel waren, dass wir den ursprünglichen Plan total ändern konnten. Die Geschichte, die in meinem Band zuerst erzählt werden sollte, hat dann Dietmar Schmidt im Nachfolgeband so nebenbei abgehandelt. Und mir hat dieses Erlebnis das Selbstvertrauen gegeben, dass ein Autor sich möglichst stark in die Bände einbringen sollte, die er selbst schreibt. So macht es einfach viel mehr Spaß!

Wofür bist du am dankbarsten?

Für das Vertrauen, das die Redaktion in mich gesteckt hat.

Auf welchen Roman bist du stolz?

Auf all die, in die ich sehr viel selbst einbringen konnte. „Die Höllenfahrt der SOL“ wäre zu nennen, und einige andere. „Der Raumschiffsfriedhof“ gehört dazu.

Welchen Roman trifft den Kern von Olaf Brill, dem Menschen am besten?

„Der Raumschiffsfriedhof“. Wobei ja das Faszinierende ist, dass sich die eigene Persönlichkeit nicht in einer bestimmten Figur spiegelt, sondern in allen. Ich bin hoffentlich manchmal so tatkräftig wie Perry, kühl-logisch und dennoch liebevoll wie Sichu, staunend, pfiffig und gelegentlich albern wie Caysey – und manchmal auch spröde wie der junge Admiral Atlan am Ende.

Hättest du selbst Lust, eine PR-Miniserie zu konzipieren?

Nachdem ich die Arbeit der Expokraten bei sechs Miniserien beobachen konnte, weiß ich, was für ein höllischer, nervenzerfetzender Job das ist. Ich fürchte, ich bräuchte dafür doppelt so viel Zeit wie ein Ben Hary oder ein Kai Hirdt. Die Jungs haben einfach das richtige Tempo drauf, die Arbeit auch in der zur Verfügung stehenden Zeit erledigt zu bekommen.
Ich habe aber große Lust, eigene Romane zu konzipieren, siehe oben. Schade, dass es die PERRY RHODAN-Taschenbücher nicht mehr gibt, wo sich Autoren mal so richtig austoben konnten. Aber vielleicht könnten wir mal eine kleine Taschenbuch-Trilogie machen oder so etwas?

Zurück zu PR-Atlantis: Was war dein erster Gedanke, nachdem du Bens Gesamtkonzept gelesen hast?

„So macht man das! Der Junge weiß genau, was er tut.“

Du kennst jetzt ein paar Miniserien-Expokraten – wo liegen Bens Stärken?

Ben hat sich auf diese Mammutaufgabe gestürzt wie ein Wirbelwind. Ich habe noch nie erlebt, dass zu so einem frühen Zeitpunkt in der Miniserien-Planung ein so detailliert ausgearbeitetes Konzept stand. Ben hat einen exzellenten Instinkt fürs Storytelling und schafft es, sowohl über den Bogen der ganzen Serie als auch in den einzelnen Exposés die Vorlagen für uns Autoren so zu gestalten, dass wir richtig gute Geschichten daraus machen können.
Das allein würde schon reichen, um Ben zu einem sehr guten Expokraten zu machen. Aber er ist auch ein Meister in vielen anderen Aufgaben, die noch so nebenbei anstehen. Unter anderem ist er ja der „Papa“ eines Teams, das er irgendwie bei Laune halten muss: Da sein, wenn es Probleme gibt. Trösten. Schimpfen. Geradebiegen. Was halt grad so ansteht. Es war überhaupt nicht selbstverständlich, aber: Auch diese Rolle hat Ben vorbildlich bewältigt.

Wie habt ihr euch im Hintergrund organsiert?

Die Autoren sind wie eine Fußballmannschaft: ein eingeschworenes Team, das gemeinsam auf das Ziel hinarbeitet, ein möglichst gutes Spiel zu liefern – und es natürlich zu gewinnen. Wir haben einen Trainer, Spezialisten für bestimmte Aufgaben, und sogar Ersatzspieler, die von Anfang an in die Vorbereitung eingebunden sind und zum Einsatz kommen, wenn sie gebraucht werden. Wir alle chatten sehr viel miteinander, einzeln, in der gesamten Gruppe oder in Teilgruppen, sei es für Absprachen, um Hilfe bei Handlungsdetails zu bekommen oder um einfach zu lästern oder zu jammern, uns wechselseitig zu loben und zu neuen Höchstleistungen anzusporen. So etwas schweißt zusammen, und deswegen sind wir ein Team, das ein Spiel auch mal 12:0 gewinnen kann.

Es gibt ja die Schreibphase und die Überarbeitungsphase – wie war das bei dem Projekt? Wie viele Tage hat jede Phase gedauert?

Die Frage habe ich im Nachbarinterview mit Chris Wähner vom Warp-Cast ausführlich beantwortet. Hört da doch mal rein!
https://warpcast.podigee.io/

(Anm: Unter anderem zitiert Olaf aus dem Expo von PERRY RHODAN Band 8)

Geschrieben wurde der Band ja vor Monaten – liest du ihn dir nach der Veröffentlichung noch mal durch?

Nein. Da werde ich nur sauer, wenn ich Fehler finde, die wir übersehen haben. Und du findest immer zwangsläufig so einen Fehler, sobald du nur das Heft aufschlägst.
Vor ein paar Jahren habe ich mir noch angehört, wie die Hörbuchsprecher meine Romane so vorlesen – und war erstaunt, wie gut die das machen! Manchmal gibt es ja so Sätze, die hat der Autor kurz vor Mitternacht am Tag vor dem Abgabetermin geschrieben, als er schon keine Lust mehr hatte. Oder es war einfach insgesamt nicht genug Zeit zum Überarbeiten da. Dann könnte es vielleicht ein ganz klein wenig sein, dass mein Text nicht immer so ganz optimal ist. Aber die Sprecher bringen das immer so rüber, als wäre es der beste Text der Welt!
Heute habe ich dazu gar keine Zeit mehr, und wenn ich mal zur Entspannung ein Hörbuch anschalte, dann möchte ich da andere Texte hören als die, die ich selber geschrieben habe. Was ich aber gelegentlich mache: Wenn ich spitzkriege, dass eine Person, von der ich es nicht erwartet hätte, einen meiner Romane liest – zum Beispiel habe ich herausgefunden, dass tatsächlich meine Mutter meinen ersten PERRY RHODAN-Roman gelesen hat! –, dann lese ich manchmal eine Passage und stelle mir vor, wie sie auf diese Person wirkt.

Wenn du dir Ben’s Expo nachträglich ansiehst und mit dem Manuskript vergleichst … wie stark haben sich die Figuren verselbständigt und haben dich gezwungen vom Expo abzuweichen?

Erstaunlicherweise war das ein Exposé, in dem die Handlung sehr genau vorgeschrieben war. Man könnte also sagen, da steckt sehr viel von Ben Calvin Hary im Roman. Gleichzeitig glaube ich aber, dass „Der Raumschiffsfriedhof“ einer der Romane ist, in den ich mich sehr stark einbringen konnte. Denn beim Schreiben geht es ja nicht nur darum, das Skelett des Exposés mit ein bisschen Fleisch anzufüllen. Nein, es muss auch das Herz rein: Die Figuren müssen leben, die Handlung muss sich folgerichtig anfühlen. Die drei Unither zum Beispiel waren im Exposé einfach nur drei Typen, die andere Ziele haben als die Hauptfiguren und daher die Handlung mit Konflikt anfüllen. Ihre drei unterschiedlichen Charaktere stammten vollständig von mir.

Wie viel konntest du dich bei deinem Band einbringen?

Ben Hary hat mir den Gefallen getan, ein Exposé zu schreiben, das meinen Vorlieben und Stärken entsprach. Da konnte ich mich also so richtig austoben! Ich wusste sofort, dass „Der Raumschiffsfriedhof“ ein Roman wird, bei dem die „Atmosphäre“ besonders wichtig ist. Dieses Gefühl, im lebensfeindlichen Weltraum Schrottraumschiffe zu erkunden, das Rätselhafte, Geheimnisvolle und Gefährliche dieser Welt, die unheimlichen Schatten und der Abgrund des Weltraums … ich liebe das!
Auch bei den Figuren durfte ich mich so richtig austoben. Die haben mir alle Spaß gemacht, und jede ist klar von jeder anderen unterschieden. Besonderen Wert habe ich darauf gelegt, dass Perry Rhodan jemand ist, der die Handlung jederzeit vorantreibt … auch wenn er nur redet, und selbst dann, wenn er (mal wieder) in Gefangenschaft gerät. Ich hoffe, das ist mir ganz gut gelungen.

Du bist auch STELLARIS-Redakteur und liest und beurteilst zwangsläufig viele Storys. Wie hilft dir das bei deinen Manuskripten?

Sehr viel! Durch STELLARIS arbeite ich mit sehr vielen Autoren zusammen. Gemeinsam feilen wir an ihren Storys, sodass sie bis zur Drucklegung so gut sind, wie wir sie überhaupt irgendwie hinkriegen können. Dabei lerne ich sehr viel, das ich für meine eigenen Texte einsetzen kann.

Die Reaktionen auf die Miniserie sind durchwegs positiv, auch die Atlanterin Caysey kommt gut an. Wie findet der Autor Olaf Brill die Figur? Ist sie einfach oder schwer zu handhaben?

Caysey ist großartig! Sie hat mir sofort gefallen, als ich Ben Harys Atlantis-Band 1 gelesen habe, und ich habe versucht, sie in Bens Sinn zu schildern. Ich bin mit ihr sehr gut zurechtgekommen. Da gibt es zum Beispiel eine Szene, wo Caysey einem Roboter gegen’s Bein tritt. Ich wusste sofort, dass Caysey so handelt, als ich das geschrieben habe. Es fühlte sich echt an.

Stammt die Idee fürs Titelbild von dir?

Ich hab dir mal die E-Mail an Klaus Frick rausgesucht, die ich dazu geschrieben habe. Der komplette Text zum Titelbild lautete: „Als Titelbild wünsche ich mir natürlich eine Szene mit Raumschiffwracks.“
Ich bin immer dafür, dass das Titelbild zeigt, was der Titel aussagt. Und wenn ein Roman „Der Raumschiffsfriedhof“ heißt … na, da muss man natürlich einen Raumschiffsfriedhof zeigen, oder?

Am Ende deines Bandes treffen wir auf Atlan. Hätte es dich gereizt, mehr mit ihm zu arbeiten?

Jaaaaaaa! Ich hatte das Glück, dass ich in all meinen Miniserien-Romanen legendäre Figuren der PERRY RHODAN-Serie schildern durfte: Gucky, Roi Danton, Perry Rhodan himself. Aber Atlan hatte ich noch nie, und Atlan will einfach jeder Autor schreiben, oder? Jetzt kommt er bei mir in einer einzigen kleinen Szene vor: der Schlussszene und dem Höhepunkt des Romans mit dramatischer Wendung. Als Ben Hary mir davon erzählte, dass er mir diese Szene ins Exposé schreiben würde, habe ich gejubelt, und ich hab sie natürlich sehr gerne geschrieben. Jetzt will ich mehr Atlan! Wir feiern doch dieses Jahr „60 Jahre Atlan“, oder? (Atlan taucht zum ersten Mal in PERRY RHODAN-Band 50 „Der Einsame der Zeit“ aus dem Jahr 1962 auf.) Vielleicht kommt da ja noch was.

Das erste Etappenziel der Miniserie ist erreicht: Perry trifft auf Atlan. Was kannst du uns über die weitere Handlung erzählen?

Atlantis wird untergehen. Aber ob das in dieser Miniserie überhaupt noch eine Rolle spielen wird, das verrate ich nicht. Klar ist, dass wir viele der kleinen und großen Handlungsbögen tatsächlich zu einem klaren Ende führen werden: Was ist das Talagon? Was wird mit Cayseys Sohn? Werden Perry und Sichu wieder in ihre angestammte Zeit zurückkehren? Ich glaube, dass der Leser auf all diese Fragen zu Recht eine zufriedenstellende Auflösung erwarten darf. Wie wir das im Detail machen, und wann wir im Laufe der Miniserie die Antworten liefern, das müssen die Leser beim Lesen der Romane herausfinden.

Olaf, danke für deine Zeit.

Roman, danke für deine Fragen.

Hier geht’s zum ebook, zur Lese- und zur Hörprobe:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783845351643/atlantis-4-der-raumschiffsfriedhof-von-olaf-brill-e-book-epub

Hier zum Heft:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9999900007701/atlantis-4-der-raumschiffsfriedhof-von-olaf-brill-heft

Hier zur PR-Atlantis-Info in der Perrypedia:
https://www.perrypedia.de/wiki/Atlantis_(Serie)

Weitere Infos zu Olaf Brill:
https://perry-rhodan.net/infothek/team/aktive-autoren/olaf-brill
https://www.perrypedia.de/wiki/Olaf_Brill

Interview mit Lucy Guth zu Band 2 der PR-Miniserie Atlantis

Lucy Guth verrät im Interview mit Roman Schleifer, ob es bei den Arkoniden auch eine Me Too-Initiative gab und wie sie die Zusammenarbeit mit dem Expokraten Ben Calvin Hary empfunden hat.

Tanja, nach deinem Betrag zu PR-Miniserie WEGA bist du nun auch bei PR-Atlantis dabei. Dürfen wir dich als Stammautorin der Mini-Serien begrüßen?

Das habe ja nicht ich zu entscheiden 🙂
Atlantis hat mir aber genau wie WEGA sehr viel Spaß gemacht, wahrscheinlich noch mehr, weil ich die Atlantis-Thematik schon immer sehr mochte. Also wenn es thematisch und vor allem zeitlich passt und vor allem, wenn ich gefragt werde, bin ich gerne wieder dabei.

Mit Ben kennst du nun fünf Exposè-Autoren – wo liegen seine Stärken?

Vielleicht auch, weil wir uns gut kennen, gab es von Anfang an einen regen und intensiven Austausch, schon während das Expo entstanden ist. Er geht auf Wünsche und Stärken ein und sucht den Dialog mit den Autoren, das ist super.

Womit ich jetzt nicht sagen will, dass das andere Expokraten nicht auch gut machen, aber das ist bei Ben eben auffällig.

Ich habe vernommen, dass Ben je nach Wünschen mehr oder weniger Freiraum gibt. Wolltest du mehr oder weniger Freiraum bei Band 2?
Und was war jeweils der Grund?

Ben hat gefragt »wie ich es gerne hätte«, und ich habe um eine Art Mittelding gebeten. Ich mag es, eigene Ideen einzubringen, und schweife da manchmal etwas aus. (hüstel).
Andererseits mag ich an anderer Stelle klare Vorgaben haben, gerade in Szenen, die für die weitere Handlung wichtig sind. Deswegen finde ich es gut, wenn in einem Expo steht: »Hier darfst du dich austoben« oder »Das sollte möglichst so und so laufen.«

Dürfen wir mit noch einem Band von dir rechnen?

Das wissen nur die Redaktion, der Expokrat und die Götter von Atlantis.

Vorlaufzeit und RHODAN ist immer ein spezielles Thema, auch, weil du zusätzlich PR-NEO schreibst. Wie war der Zeitrahmen bei Atlantis?

Ursprünglich war der gut – bis mir gewisse Neo-Expokraten mit einem Roman dazwischen gegrätscht sind 🙂
Aber zum Glück ist die Redaktion in beiden Fällen sehr flexibel. Und so musste ich auch nur ein paar Nachtschichten dranhängen …

Deine Mutter liest ja ebenfalls RHODAN … wenn sie die Story von PR-Atlantis kennen würde, was würde sie dazu sagen?

Dazu habe ich Christian Wähner in seinem Interview für Warp-Core geantwortet – hört doch mal ‚rein!

Hier findet ihr jeweils zum Erscheinungstag ebenfalls ein Interview mit den Atlantis-Autoren.  https://warpcast.podigee.io/

Du übernimmst mit Band 2 das Staffelholz von Ben. Band 2 ist ja immer eine Herausforderung. Die Leser erwarten, dass das Tempo und der Erzählstil von Band 1 zumindest beibehalten wird. Wie bist du damit umgegangen?

Echt? Das war mir gar nicht so bewusst. Und wir haben ja auch eine Weile nebeneinander hergeschrieben, so dass ich gar nichts über Bens Tempo und Erzählstil wusste, ich kannte ja nur das Expo. Ich habe also einfach so geschrieben, wie ich es für meinen Roman für die Handlung angemessen hielt, ganz ohne den Gedanken an Erwartungsdruck oder ähnliches.

Mit dem Wissenschaftler Quartam da Quertamagin betritt eine … nennen wir sie orginelle Figur die Bühne. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, du kennst solche Leute.

Kennen wir die nicht alle? 🙂
Falls du wissen willst, ob es eine reale Vorlage gab: Nein, ich habe nicht meinen Onkel Hugo in diesem Roman verwurstet. Wenn ich mir Figuren ausdenke, dann nehmen sie nach und nach Gestalt an, entwickeln ihre Marotten und machen manchmal nicht mal mehr das, was ich von ihnen will. Das ist echt fies, die dann wieder in die Spur zu bekommen.

Bei Quartam war es nicht ganz so extrem; die grobe Figur dieses exzentrischen Wissenschaftlers, der am Unvermögen der Welt verzweifelt, ist tatsächlich schon nach wenigen Sätzen für mich greifbar geworden. Dass er seinen Assistenten Flox selbst konstruiert hat und somit auch ein Bastler ist, so eine Art Universalgenie à la DaVinci, habe ich erst so nach und nach herausbekommen. Der erzählt mir schließlich auch nicht alles, der Quartam! Ich könnte ja vom Geheimdienst sein …

Rowena als einzige Bösewichtin (äh, wie ist das richtig gegenderte Wort) bezirzt den Gouverneur, sprich die Waffen einer Frau wirken auch bei Arkoniden. Was denkst du? Hat es im arkonidischen Reich auch eine Me Too-Debatte gegeben?

Ich hoffe zumindest, dass es im arkonidische keine Genderdebatte gibt …
Warum sollten denn die Waffen einer Frau bei Arkoniden nicht wirken? Die sind doch auch nur Männer.
Spaß beiseite, ich will die Me Too Bewegung nicht ins Lächerliche ziehen, denn sie war und ist wichtig, bis zu einem gewissen Grad, an dem es ins Hysterische kippt. Es kommt immer auf die Situation an: Wenn mir jemand im Bademantel die Tür öffnen würde, würde ich ihn heute auslachen und weggehen. Ob ich das als junges Mädchen auch gemacht hätte? Kann ich nicht sagen.
Mich hat mal ein Typ auf offener Straße begrapscht – da war ich etwa 25 – da konnte ich nichts anderes machen, als abhauen. Heute würde ich dem gehörig eine pfeffern, bevor ich ihn stehen lasse. Da liegen eben einige Jahre Erfahrung dazwischen. Eine Intention der Me Too-Deabtte ist sicher, solche hilflosen Opfer zu schützen. Wenn allerdings gestandene Frauen den Hashtag für sich beanspruchen, weil ihnen ein Bauarbeiter hinterhergepfiffen hat, finde ich persönlich das überzogen. Aber ich stecke nicht in ihren Schuhen, also was weiß ich schon über ihre Beweggründe?
Das Problem ist auch, dass sich angesichts dieser und anderer Themen Frauen anmaßen, anderen Frauen vorschreiben zu wollen, wie sie sich zu fühlen und zu benehmen haben. Es gibt nun mal Frauen, die damit zufrieden sind, klassische Rollenmodelle auszufüllen, und dann darf frau sie dafür weder verurteilen, noch auf sie herabschauen. Genau das bedeutet nämlich Emanzipation, dass eine Frau ihr Leben genauso gestalten darf, wie sie es aus freien Stücken will. Das kapieren viele nicht.
Wenn also eine Rowena für sich entscheidet, ihre weiblichen Reize einzusetzen, um damit ans Ziel zu kommen, dann tut sie das nicht, weil sie ein hilfloses Weibchen ist – sondern weil sie eine Taktikerin ist, die ihr Vorgehen genau plant.

In deinem Band schlagen sich Perry, Sichu und die schwangere Atlanterin Caysey durch den Kontinent Atlantis. Hätte dich eine Szene gereizt, in der Rhodan und Sichu Geburtshelfer spielen müssen?

Vielleicht kommt diese Szene ja noch, wer weiß?
Aber ernsthaft: Wer will denn so was lesen?

Caysey trifft die Entscheidung, dass sie auf eine Heilung verzichtet, um Perry und Sichu vor der Exekution zu retten. Wärst du auch so selbstlos?

Ich gebe gern zu, dass ich ein egoistischer Mensch bin, also denke ich, dass ich das gemütliche Krankenhaus einer kopflosen Flucht vorgezogen hätte 🙂
Aber ich denke, man weiß nie, wie man in Extremsituationen reagiert. Caysey ist so ein loyaler Typ, sie entscheidet sich für ihre Freunde. Man könnte ihr mangelnden Mutterinstinkt vorwerfen, schließlich bringt sie durch diese Entscheidung ihr Ungeborenes in Gefahr. Ihr Verhalten ist meiner Meinung nach aber nicht unrealistisch, denn es ist ihr erstes Kind. Solange man mit dem ersten Kind schwanger ist, ist der Gedanke, dass da tatsächlich irgendwann ein richtiges, echtes Kind herauskommt, sehr abstrakt. Wenn man das erste Mal erlebt hat, dass man plötzlich einen lebendigen kleinen Menschen im Arm hält, der völlig auf dich angewiesen ist, betrachtet man das bei einer weiteren Schwangerschaft viel vorsichtiger – also, das ist zumindest meine Erfahrung. Insofern wäre ich in Cayseys Situation aber mit meiner Erfahrung als Zweifach-Mama sicherlich nicht so selbstlos gewesen. Tja, dann wäre die Miniserien nach zwei Teilen schon vorbei gewesen.

Das Talagon wandert von Rhodan ungewollt zurück zu Rowena. Liege ich richtig, dass es im Laufe der Handlung noch öfter den Besitzer wechseln wird?

Da gibt’s nur eins: weiterlesen!

Tanja, danke für deine Zeit.

Hier gehts zum ebook, zur Lese- und Hörprobe
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783845351629/atlantis-2-festung-arkonis-von-lucy-guth-e-book-epub

Hier zum Heft
https://perry-rhodan.net/shop/item/9999900007688/atlantis-2-festung-arkonis-von-lucy-guth-heft

Mehr von der Lucy Guth
https://perry-rhodan.net/infothek/team/aktive-autoren/lucy-guth

Autorinnen auf der SOL

Schwerpunkt der Ausgabe 105  sind die Autorinnen bei PERRY RHODAN. Erfreulicherweise sind heute viel mehr Frauen an der Serie beteiligt, als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren. In der PERRY RHODAN-Redaktion in Rastatt sitzen im Übrigen fast nur noch Frauen. Daran sieht man, das sich wirklich etwas getan hat in Sachen Gleichberechtigung.

Wir stellen alle Autorinnen vor, die für die Serie geschrieben haben. Mit der einen oder anderen Autorin haben wir kurze Interviews geführt, so unter anderem mit Tanja Kinkel und Kathrin Lange. NEO-Autorin Tanja Bruske-Guth alias Lucy Guth haben wir intensiver auf den Zahn gefühlt, und Reiner Krauss sprach mit Marlene von Hagen. Auch über die Vorreiterinnen Marianne Sydow und Susan Schwartz wird es Artikel geben.

Im weiteren führt Alexandra Trinley ihre Reihe über die sechzig Geburtstage von PERRY RHODAN fort. Markus Regler entführt die Leser und Leserinnen nach Galacto City, begleitet mit tollen Illustrationen von Günter Puschmann. Für alle jene, die nicht dabei sein konnten, gibt einen Rückblick auf den Onlineabend in der Jubiläumswoche und vieles mehr. Die Kurzgeschichte stammt dieses Mal von Götz Roderer.

Die Romane 3131 bis 3142 der PERRY RHODAN-Erstauflage werden wie gewohnt von Matthias Hettler besprochen. Ich erzähle etwas über die Staffel »Arkons dunkle Zeit« von PERRY RHODAN NEO.

Von Dieter Bohn stammt das Titelbild. Es zeigt das Bildnis »Jülziish-Mädchen mit Perlenohrlamellengehänge« von Jyn Vyrmuir von Tlylft. Dieter hat Bilder von den alten Meistern der Eastside »gesammelt« und wird sie auf dem ColoniaCon im Mai ausstellen und verkaufen. Als Vorgeschmack gibt es in der SOL schon mal einen Überblick über die berühmten Werke der verschiedenen Jülziish-Künstler.

Im Gespräch mit Arno Endler über »Leuchtfeuer auf Graborflack«, WEGA, Band 9

Cover Band 9 PERRY RHODAN-Miniserie WegaArno Endler
PERRY RHODAN
WEGA, Band 9
Leuchtfeuer auf Graborflack

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 8. Juli 2021, 64 Seiten, € 2,50, Titelbild: Dirk Schulz

 

Alexandra Trinley: Arno, ich muss mich für die Verzögerung entschuldigen. Die Interviewreihe zur PERRY RHODAN-Miniserie WEGA hat ein paar Monate pausiert, weil das Tributprojekt der PRFZ eine Menge Ressourcen verschlungen hat.
Dafür kommt dieses Interview passend zu den jetzt erhältlichen Hörbuch-CDs von WEGA, hat auch was. Du hast Band 9 verfasst, der Titel lautet »Leuchtfeuer auf Graborflack«.
Meine erste Frage gilt dir: Du bist vor allem ein Autor von PERRY RHODAN NEO, ich kenne dich nur dem Namen nach. Magst du mir ein paar biographische Auskünfte geben?
Arno Endler: Aber sicher. Arno Endler ist kein Pseudonym, sondern auch der Name, der in meinem Personalausweis notiert ist. Ich wurde 1965 im Rheinland geboren und bin meiner Heimat nahezu treu geblieben, indem ich rund 50 Kilometer entfernt in den Hunsrück gezogen bin. Im Gespräch mit Arno Endler über »Leuchtfeuer auf Graborflack«, WEGA, Band 9 weiterlesen

Interview mit Andreas Brandhorst zu „Mars Discovery“

Spiegel-Bestseller-Autor Andreas Brandhorst spricht mit Roman Schleifer über seine Bücher »Mars Discovery« und »Sleepless« . Unter anderem verrät Andreas, wie sich Stories für ihn entfalten und welche Gedanken er hätte, stünde er so wie die Helden von »Mars Discovery« an seinem eigenen Grab.

 

Mit »Mars Discovery« setzt du die Streiflichter fort, die in deinem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« begannen und in »Die Eskalation« fortgeführt wurden. In diesen Streiflichtern geht es um die erste bemannte Marsmission.
War von Anfang an ein eigenes Buch geplant?

Nein, das war nicht von Anfang an geplant. Die Idee kam mir beim Schreiben der Streiflichter, als die Figuren immer mehr Tiefe bekamen und mit ihnen auch ihre eigene, besondere Geschichte. Außerdem bekam ich nach »Das Erwachen« zahlreiche Anfragen von Lesern, die fragten, wie es denn mit der Mars Discovery weiterginge.

Wie haben sich diese Streiflichter letztendlich dann zu einem eigenständigen Buch entwickelt?

Konkret wurde das Projekt während der Arbeit an »Die Eskalation«. Als ich in diesem Roman die Streiflichter um die Mars Discovery fortsetzte, reifte die Idee heran, einen eigenständigen Roman daraus zu machen. Da begann bereits die Planung.

In gewisser Weise ist »Mars Discovery« Teil 3 mit der Geschichte über die Maschinenintelligenz Smiley oder Goliath (siehe Interviews
https://www.proc.org/interview-mit-bestseller-autor-andreas-brandhorst-gefuehrt-von-roman-schleifer
und
https://www.proc.org/interview-mit-andreas-brandhorst-zu-seinem-roman-die-eskalation).
Haben wir eine Chance auf Teil 4?

Eigentlich gibt es Teil 4 bereits, erschienen vor den anderen Romanen: »Das Schiff«. Aber abgesehen davon wird es keine Fortsetzung geben, die Geschichte ist erzählt.

Genau genommen ist das Buch zweigeteilt. Einmal die Erlebnisse auf dem Mars der – im weitesten Sinne Gegenwart – und danach bietest du uns die epochale Science Fiction, die wir von anderen Büchern gewohnt sind. Welche der beiden Genres macht dir mehr Spaß?

Ich mag es, wenn sich eine Geschichte immer mehr öffnet, wenn sie klein beginnt und immer größer und größer wird. Das war beim Schreiben von »Mars Discovery« ein besonderer Reiz für mich. Sowohl die »kleinen« Szenen auf Erde und Mars haben mich fasziniert als auch die »großen« in den Weiten des Kosmos. Es ist dabei nicht leicht, ein Gefühl für die richtige Perspektive zu behalten.

Eleonora Delle Grazie ist wie alle deine Helden eine tragische Figur. Als Kind verliert sie ausgerechnet bei einem Unfall in der Raumfahrt ihre Eltern, wird schließlich mit viel Durchhaltevermögen Kommandantin der bemannten Marsmission, um danach die Jahrtausende zu durchwandern. Können gute Figuren für gute Storys nur tragisch sein?

Sind Heldinnen und Helden nicht immer zumindest ein wenig tragisch? Eleonora ist vor allem eine Person, die ihrer Verantwortung gerecht wird. Sie verwirklicht ihren Traum, die Erde zu verlassen und zum Mars zu fliegen, ohne zunächst zu ahnen, dass der Rote Planet nur die erste Etappe einer langen, langen Reise durch Raum und Zeit wird. Sie ist ein Mensch, der nicht nur an sich selbst denkt, an die eigenen Wünsche, sondern sich seiner Verantwortung stellt. Das ist keine Tragik, sondern Größe. Eleonora wächst im Lauf der Handlung über sich hinaus und zeigt die besten Seiten ihres Menschseins sogar dann, als sie sich immer mehr von ihrem eigentlichen menschlichen Ursprung entfernt.

Bei der Marsmission gibt es eine internationale Zusammenarbeit, dennoch kocht irgendwie jeder sein Süppchen. Sind wir Menschen so? Haben wir keine Chance, uns wirklich zu vertrauen?

Die Crew ist zu Anfang durchaus eine verschworene Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel. Doch dann geschehen Dinge, die alles verändern, auch die Crewmitglieder. Die Unterschiede und Konflikte gehen nicht auf die verschiedenen Nationalitäten zurück, sondern auf charakterliche Eigenheiten. Jeder Mensch ist anders. Jeder reagiert anders, wenn es zu kritischen Situationen kommt.

Im zweiten Teil des Buches erfahren wir von einem Krieg, der das ganze Universum durchzogen hat. Auch dieses Motiv zieht sich durch viele deiner Bücher. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welchen neuen, faszinierenden Hintergründen du dieses Kriegsmotiv versiehst. Was denkst du? Hast du alle Varianten durch?

Ich würde nicht von »Krieg« sprechen, sondern von »Konflikt«, und darum geht es praktisch in jedem Roman, ob Science Fiction oder nicht: um Konflikte auf persönlicher, nationaler oder globaler Ebene. Ich liebe die großen Bilder auf der riesigen Bühne des Universums, und deshalb sind die Konflikte, um die es in meinen Science-Fiction-Romanen geht, manchmal kosmischer Natur. Und nein, ich habe noch längst nicht alle Varianten durch. In einem unendlichen Universum gibt es unendlich viele Möglichkeiten … 🙂

Du nutzt bei »Mars Discovery« die Chance, offene Fäden aus einem anderen Buch zu verknüpfen und diese Geschichte zumindest teilabzuschließen. (Ich nenne das Buch bewusst nicht, um einen Spoiler zu vermeiden). Wie wichtig ist dir, dass die Bücher so richtig abgeschlossen sind?

Ich habe den Roman in der Antwort auf eine andere Frage (siehe oben) genannt und glaube nicht, dass ich dabei zu viel über Inhalt und Verzweigungen der Geschichte verraten habe. 🙂 Wie dem auch sei, die Handlung der einzelnen Romane sollte natürlich abgeschlossen sein, wenn es sich nicht explizit um eine Fortsetzungsgeschichte handelt. Aber das bedeutet nicht, dass keine Brücken und Verbindungen zu anderen Romanen existieren dürfen. Ich mag so etwas, die »Verknüpfung von Universen«: Manchmal schreibe ich in einem Roman ganz bewusst etwas, das keine zentrale Rolle in der aktuellen Handlung spielt, von dem ich jedoch weiß, dass ich darauf in einem ganz anderen Roman zurückgreifen werde.

Wenn ich so nachdenke, könntest du bei vielen Büchern weiterschreiben, um den erweiterten Erzählstrang oder das Setting zu beenden. An welchem Erzählstrang deiner bisherigen Bücher willst du auf jeden Fall weiterschreiben?

»Auf jeden Fall« an keinem. Es sind immer Möglichkeiten, Türen, die ich öffnen könnte, um herauszufinden, was sich dahinter befindet. Manchmal sind mir die Figuren eines Romans auch so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich nach dem letzten geschriebenen Satz frage: Wie könnte es mit ihnen weitergehen? So ist es mir bei Rieker und Black Lily in »Sleepless« ergangen.

Da hake ich doch glatt nach, nachdem ich »Sleepless« fertig gelesen habe…
Welche Fähigkeit aus deinem Privatleben hat dir geholfen, »Mars Discovery« zu schreiben?

Durchhaltevermögen und Disziplin. Gerade die zweite Hälfte von »Mars Discovery« war alles andere als einfach zu schreiben, und zur gleichen Zeit steckte ich in den Vorbereitungen für »Sleepless«, die Texte für die E-Books und Hörbücher. Das war eine besondere Herausforderung.

Eleonora steht an ihrem eigenen Grab … wie würde es dir in so einer Situation gehen? Welche Gedanken hättest du in dieser Situation?

Ich schätze, ich hätte allen Grund, über mein Leben nachzudenken und mich zu fragen, ob ich immer und überall den richtigen Weg eingeschlagen habe.

Am Ende des Buches stößt Eleonora auf eine unendliche Schlacht. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Sie passt ins kosmische Bild. Ich denke beim Schreiben oft in solchen Bildern und sehe die Handlung wie Szenen eines Films.

Seit Ende Juli 2021 ist dein Buch »Sleepless« im Laden und in den ebook-Stores. Hierzu hast du mir  bereits ein paar Fragen beantwortet.
https://www.proc.org/interview-mit-andreas-brandhorst-zu-seinem-roman-die-eskalation
Mittlerweile bin ich bei einem Drittel des Buches angelangt und nutze die Gelegenheit für weitere Fragen:
Ich verstehe, wieso du gern eine Black Lily in deinem Leben gehabt hättest … wobei … was nicht ist, kann ja noch werden…

Ich hätte mich sehr, sehr gefreut, wenn das früher der Fall gewesen wäre. Inzwischen ist es ein bisschen spät dafür. Ich bin 65.

Ein Jahr noch, dann fängt das Leben doch erst an …

Bin gespannt, ob es tatsächlich so ist. Es dauert ja nicht mehr lange, ich kann bald berichten 🙂

»Sleepless« besteht aus einer Vergangenheitsebene und einer Gegenwartsebene. Werden beide zusammenlaufen?

Tun sie, ja. Zum Schluss ergibt alles ein großes Bild.

Kommissar Alexander Rieker ist ein Mann, der seine eigenen Prinzipien höher bewertet als das Gesetz. Wie handhabst du das?

Man muss sich selbst treu bleiben, das ist einer der wichtigsten Grundsätze im Leben. Man sollte immer so handeln, dass man später nicht bereut, so gehandelt zu haben. Rieker macht genau das. Er ist durch und durch integer.

Noch etwas Skuriles zum Abschluß: »Sleepless« war wenige Tage nach dem Erscheinen bereits die Nr. 17 in Männerratgebern auf Amazon …. äh … wie erklärst du dir diese Platzierung?

Ich nehme an, Amazons KI hat ihre besonderen Gründe für diese Bewertung. 🙂

Andreas, danke für deine Zeit.

Offizielle Homepage von Andreas  Brandhorst:
http://www.andreasbrandhorst.de

Offizielle Verlags-Homepage zu Mars Discovery:
https://www.piper.de/buecher/mars-discovery-isbn-978-3-492-70513-4

Offizielle Verlags-Homepage zu Sleepless:
https://www.piper.de/buecher/sleepless-isbn-978-3-492-06230-5

 

 

Im Gespräch mit Katharina V. Haderer über »Oase der Mutanten«, WEGA, Band 7

Cover Band 7 PERRY RHODAN-Miniserie WegaKatharina Viktoria Haderer
PERRY RHODAN
WEGA, Band 7
Oase der Mutanten

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 10. Juni 2021, 64 Seiten, € 2,50, Titelbild: Dirk Schulz

 

Alexandra Trinley: Katharina, dies ist dein erster PERRY RHODAN-Roman. Wie fühlst du dich damit?
Katharina V. Haderer: Es war eine neue und spannende Erfahrung, in ein Serienkonzept mit derart langer Geschichte einzutauchen. Im Gespräch mit Katharina V. Haderer über »Oase der Mutanten«, WEGA, Band 7 weiterlesen

Im Gespräch mit Roman Schleifer über »Hort der Transformation«, WEGA, Band 8

Cover Band 8 PERRY RHODAN-Miniserie WegaRoman Schleifer
PERRY RHODAN
WEGA, Band 8
Hort der Transformation

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 24. Juni 2021, 64 Seiten, € 2,50, Titelbild: Dirk Schulz

 

Alexandra Trinley: WEGA 8 beginnt wie ein Einzelroman, ziemlich traditionell: Ein Weinhändler wacht in seinem Haus auf, weil er etwas wahrgenommen hat. Wie wichtig findest du so einen ruhigen Einstieg?
Roman Schleifer: Äh … ruhiger Einstieg? Der Weinhändler wird vom Einbruchsalarm aus dem Schlaf gerissen, schnappt sich einen Kombistrahler und läuft in den Keller, in dem ihn zwei vermeintliche Einbrecher immer noch bestehlen wollen. Falls das für dich wirklich ein ruhiger Einstieg ist, … äh … was ist dann für dich ein rasanter Einstieg? Im Gespräch mit Roman Schleifer über »Hort der Transformation«, WEGA, Band 8 weiterlesen

Interview mit Andreas Eschbach zu „Eines Menschen Flügel“

Roman Schleifer plauderte mit Spiegel-Bestseller Autor Andreas Eschbach über seine akutellen Roman „Eines Menschen Flügel“ und über sein im Oktober erscheinendes Buch „Gliss“. Andres erzählt unter anderem, wie er sich bei einer Idee motiviert, an der er zwanzig Jahre lang schreibt und wie viel Spaß er beim  RHODAN Buch wirklich gehabt hat. Und was sein berührendster RHODAN-Moment war, aber auch, worüber er sich bei RHODAN geärgert hat.

Andreas, »Eines Menschen Flügel« ist mit seinen über 1200 Seiten ein ziemlich dicker Wälzer. Wie lange hast du daran geschrieben?

In gewisser Weise zwanzig Jahre. Natürlich nicht am Stück, aber immer mal wieder. Bis ich mir schließlich gesagt habe, »so, jetzt machst du einen Knopf dran und schreibst es vollends zu Ende.«

Wie motivierst du dich über so einen Zeitraum?

Ich musste mich da nicht groß motivieren, das war eine Idee, die mir einfach keine Ruhe gelassen hat. Wann immer mir die Unterlagen dazu in die Hand gefallen sind – ich hatte ein großes, dickes Notizbuch mit Ringbindung, in dem ich nach und nach alles entwickelt habe –, hat mich die Lust gepackt, daran weiterzubasteln. Und wenn Gelegenheit dafür war, hab ich das auch gemacht.

In einem Interview hat du über »eines Menschen Flügel« gesagt: »Am Anfang war dieser Traum von einem jungen Mann, der unbedingt die Sterne sehen will, und sei es nur ein einziges Mal – und diesem Traum bin ich dann behutsam gefolgt, gespannt darauf, wohin er mich führen würde.«
Folgst du diesem Traum in einem Exposé oder erst beim Schreiben?

Da gibt es keine einheitliche Regel. Manche Geschichten brauchen es, dass man sie erst mal von Anfang bis Ende durchdenkt, andere brauchen es, dass man genau das nicht tut, sondern mit dem Strom geht und sich überraschen lässt. Diese Geschichte war eine aus der letzteren Kategorie.

Das erste Kapitel des Buches (exklusive dem Schluss) ist im Jahr 2000 auf Französisch im Begleitband des UTOPIA-Festivals in Nantes erschienen. Und sie hat dich nie mehr losgelassen. Worin lag für dich die Faszination der Storyidee?

Na, hör mal – Menschen mit Flügeln, die richtig fliegen können? Wem man erst erklären muss, was daran faszinierend ist, der … also, für den ist das Buch wahrscheinlich ohnehin nichts.

In einem Interview hat du gesagt: »Ich weiß nicht, wann eine Story so viel Spaß gemacht hat …« Äh … Sag bloß, der RHODAN hat dir nicht Spaß gemacht …

Doch, doch. Der folgt schon auf Platz 2.

Und nun ernsthaft. Wo lag der Spaß bei der Story?

Der Vergleich mit Perry Rhodan ist vielleicht gar nicht so deplatziert, denn ich glaube, das hat mit der »Fülle« zu tun, mit der eine Welt ausgestattet ist. Bei Perry Rhodan bewegen wir uns in einem literarischen Universum, das im Lauf von sechzig Jahren von Dutzenden von Autoren detailreich ausgestaltet worden ist – und bei »Eines Menschen Flügel« konnte ich mich in einer Welt bewegen, die immerhin über zwanzig Jahre hinweg in meiner Vorstellung herangewachsen ist.

Du schreibst jedes Kapitel aus der Perspektive einer anderen Figur – wie ist es dazu gekommen?

Daran habe ich lange herumüberlegt. Üblich wäre ja gewesen, sich vier, fünf Hauptfiguren auszusuchen und die Geschichte abwechselnd aus deren Perspektiven zu erzählen. Aber irgendwie war mir das zu üblich … und schließlich habe ich beschlossen, es anders zu machen. Weil eigentlich diese Welt die Hauptfigur ist, die Welt der geflügelten Menschen, und ich es mir reizvoller vorstellte, sie aus möglichst vielen Perspektiven zu erleben; durchaus auch mal dasselbe Ereignis aus ganz verschiedenen Sichten.

Das hat am Schluss einen etwas »bremsenden« Effekt, weil es die Action immer wieder durchbricht, um sozusagen den Film zurückzuspulen und sich der Gegenwart neu zu nähern … was aber irgendwie auch wieder passt, weil man die Welt ja gar nicht verlassen will. Also, ich jedenfalls wollte das nicht. Kein Wunder also, dass das Buch ein bisschen dicker als üblich wurde.

Im Kern des Buches geht es darum, dass Oris den Ruf seines Vaters wieder herstellen will. Auf dem Weg dorthin deckt er die Geheimnisse seines Volkes auf. Und im Nachspann – viele Jahre später – schenkst du uns auch noch Ironie.
Das ist eine Mischung, die lang im Gedächtnis bleibt. Ist das die Formel für einen Bestseller? Die Hauptfigur hat ein nachvollziehbares Motiv und der Schluss ist ironisch?

Nein, so einfach ist es nicht. Die Formel für einen Bestseller ist, einen Roman zu schreiben, der seine Leser so begeistert, dass sie anderen in den Ohren liegen, ihn auch zu lesen! Wenn man jetzt noch eine Formel wüsste, wie man einen Roman so schreibt, dass er das auslöst …

Im Nachspann schilderst du die Entwicklung viele Jahre nach dem Ende der Hauptstory. Der eine Teil ist richtig traurig … wie gehts dir bei solchen Schlüssen?

Wäre es ein Film, müsste man einen ganz traurigen Blues als Hintergrundmusik einspielen.

Ich darf aus der Rezension von Frau Blum zitieren:
»Wo ein simpler Satz genügen würde, da liefert Andreas Eschbach Poesie. „Das Meer, das ruhig und sattgrün dalag“, reicht nicht. Er zaubert daraus ein „von einer Farbe wie wogendes Moos, gesprenkelt mit hell schimmernden Fetzen kühlen Dunstes, der den Horizont weiß gegen den Himmel verschwimmen ließ.“«
Schüttelst du das aus dem Ärmel oder brütest du eine halbe Stunde über solchen Beschreibungen?

Nein, wenn man eine halbe Stunde dran basteln muss, wird es nix mehr. Das fällt einem entweder gleich ein, oder eben nicht.

Ein Geheimnis ist ungeklärt – was ist der Margor?

Ganz ungeklärt ist das nicht; am Schluss des Buches gibt es zumindest eine kurze Erklärung. Ob die freilich stimmt, ist eine andere Frage.

Die Ideen der meisten deiner Bücher gehen auf Ideen zurück, die du vor Jahrzehnten hattest. Was ist der Grund, dass du sie so lang reifen lässt?

Na, weil sie vorher eben noch unreif sind! Vielversprechend, aber noch nicht so, dass man losschreiben könnte.

Es ist ja mit »der« Idee nicht getan. Um einen Roman schreiben zu können, braucht man ganz viele Ideen zu der ursprünglichen Idee, Hunderte davon. Und bis die sich alle eingefunden haben, das dauert manchmal eben.

Du hast mal gesagt, dass sich der Plot von selbst ergibt, indem du der Geschichte folgst. Wie muss ich mir das vorstellen? Schließt du die Augen, siehst einen Film und schreibst einfach auf, was passiert?

So ähnlich, nur ohne geschlossene Augen. Kann man schwer erklären; es hat etwas von »sich in zwei Universen gleichzeitig befinden«.

Greifst du nachträglich in den Plot ein? Sprich schreibst du bei der Überarbeitung schon mal um?

Ja, kommt vor. Aber ungern. Ich stecke lieber so viel Sorgfalt in die Vorbereitung, dass ich es gleich im ersten Anlauf hinkriege, wie es sein will, und mich bei der Überarbeitung nur noch auf Sprachliches konzentrieren muss.

 

Dein nächstes Buch »Gliss« ist ein Jugendbuch, oder wie es auf Amazon heißt: »All Age Science Fiction«. Welchen Unterschied zwischen Erwachsenenliteratur und Jugendbuch gilt es für dich als Autor zu beachten?

Im Jugendbuch sind die Helden jünger, meistens sechzehn, und es gibt ein bisschen weniger Gewalt und ein bisschen weniger Sex. Und ein paar Themen gehen eher nicht, weil jugendliche Leser sie zu wenig aus eigener Erfahrung nachvollziehen könnten. Wie es ist, nach zehn Jahren Ehe geschieden zu werden zum Beispiel wäre so ein unpassendes Thema.

Oder, kurz gesagt: Erwachsenenbücher schreibt man für sich selber, Jugendbücher schreibt man für denjenigen, der man mit vierzehn, fünfzehn, sechzehn war.

Der Klappentext von Gliss klingt schon mal interessant:
In ferner Zukunft siedeln Menschen auf einem fernen Planeten, der fast vollständig von einem rätselhaften Material bedeckt ist, auf dem es keine Reibung gibt und auf dem nichts haftet, dem sogenannten Gliss. Wer auf das Gliss gerät und davontreibt, ist verloren. Nur auf der Insel Hope ist es möglich, zu siedeln, Häuser zu errichten und dem fremden Boden Nahrung abzuringen. Da draußen dagegen, in der »Weite«, ist nichts mehr, nur das Gliss.
Zumindest haben Ajit, sein Freund Phil und Majala, in die Ajit heimlich verliebt ist, das so gelernt. Doch dann wird Ajit eines Tages Zeuge, wie ein unbekannter Toter aus der Weite angetrieben kommt – und auf einmal kommt alles in Bewegung, und es gibt kein Halten mehr …
Verrate uns doch ein bisschen mehr …

Es ist ein waschechter Science-Fiction-Roman: Irgendwann jenseits des Jahres, sagen wir, 2400 ist ein Siedlerraumschiff zu einem nahegelegenen Exoplaneten aufgebrochen, und der Roman spielt ein paar Generationen nach der Ankunft. Der Planet ist sehr anders als die Erde – er umkreist seine Sonne, einen roten Zwerg, alle 9,9 Tage und wendet ihr immer dieselbe Seite zu, d.h. man kann überhaupt nur in der Zwielichtzone leben, weil es anderswo entweder zu heiß oder zu kalt ist, es wird nachts nur selten dunkel, und vor allem ist eben der größte Teil des Planeten von einem geheimnisvollen Material bedeckt, dem Gliss, auf dem es keine Reibung gibt: Man kann egal was darauf setzen und ihm einen Schubs geben, dann rutscht es weiter und weiter, so lange, bis es auf ein Hindernis trifft.

Tja, und eines Tages ist Ajit eben Zeuge, wie ein Toter angerutscht kommt, aus einer Richtung, in der angeblich nichts mehr ist. Klar, dass damit das Abenteuer beginnt …

Sehe ich das richtig, dass wir eine Liebesgeschichte serviert bekommen und eine Reise in die Hintergründe einer Zivilisation?

Die Liebesgeschichte ist eher ein Unterton dabei. Im Wesentlichen ist es eine Abenteuergeschichte nach dem Motto »to boldly go where no man has gone before«.

Du hast bei PR ja den seitengewaltigsten Roman der Seriengeschichte geschrieben. Wie stolz bist du darauf, dich derart in die RHODAN-Historie eingetragen zu haben?

Extrem stolz.

RHODAN wird im September 60 Jahre alt und die Redaktion feiert das mit einem Online Jubiläumsabend. Was war dein berührendster RHODAN-Moment?

Oh, da gibt es viele, aber was mir immer wieder einfällt, ist diese Episode um Alaska Saedealere, Callibso und den Zeitbrunnen: Das war ganz großes Kino! Und ich damals wohl auch genau im richtigen Alter dafür …

Worüber ärgerst du dich heute noch in Bezug auf RHODAN?

Die Abschaffung des Siezens in Band 1000, weil es im Deutschen einfach schräg klingt, wenn sich alle duzen. Und die Entvölkerung der Erde im Aphilie-Zyklus, weil es so viel Historie abgeschnitten hat, an die man hätte anknüpfen können.

Was hättest du ganz anders konzipiert?

So manches, aber vor allem wäre Perry Rhodan bei mir nicht tausend Jahre lang Großadministrator geblieben. Ich hätte ihm eine deutlich wechselvollere politische Laufbahn verschafft – mit Abwahlen, vielleicht mal Exil und Verfolgung, dann wieder glanzvolle Wiederwahl und so weiter. Da hat man viel erzählerisches Potenzial verschenkt. Wobei ich zugestehe, dass es anders dem damaligen Publikum wahrscheinlich zu kompliziert gewesen wäre.

Das Solare Imperium irgendwann wieder abgeschafft hätte ich allerdings auch.

Nach dem dicken RHODAN-Wälzer wäre doch auch ein Exposé für eine Miniserie denkbar. Wäre das etwas für dich?

Eher nicht.

Dennoch mal theoretisch: In welcher Zeit würdest du die Handlung der Miniserie ansiedeln? Welche Epoche würde dich reizen?

Wenn, dann würde sie in den tausend Jahren vor Band 400 spielen. In der Ehe zwischen Perry Rhodan und Mory Rhodan-Abro würde es gerade mächtig krieseln, weil sich nach vier-, fünfhundert Jahren einfach eine gewisse Langeweile eingestellt hat. Ohne dass die Öffentlichkeit davon erfahren soll – da die beiden ja für die Verbindung Terra-Plophos stehen, wäre es politisch heikel, wenn das bekannt würde –, gehen die beiden schließlich heimlich zu einem berühmten Ehetherapeuten … doch das stellt sich als Falle heraus; die beiden werden entführt und geraten in ein Abenteuer, in dessen Verlauf sie schließlich wieder zueinander finden.

So ungefähr würde das. Sag selbst: Wer würde das lesen wollen?

Du musst darauf nichts sagen.

(Anmerkung Roman: Also ich würde das sehr wohl lesen!)

Du liest die Erstauflage. Der Chaotarchen-Zyklus ist nunmehr 27 Hefte alt – welche Idee hat dich am meisten begeistert?

Dass es die LEUCHTKRAFT war, die den Chaoporter gerammt und damit gestoppt hat. Yeah, dachte ich, als ich das las.

Wann dürfen wir wieder etwas von dir im RHODAN-Universum lesen?

Also, zum 60jährigen Jubiläum soll es ja was Spezielles geben, zu dem ich einen kurzen Roman beigesteuert habe, da weiß ich aber nicht, was ich darüber schon verraten darf. Und dann hat man mir ja angedroht, dass ich Heft 3199 schreiben müsse; mal sehen, ob es in dieser Hinsicht wirklich zum Äußersten kommt.

Andreas, danke für deine Zeit.

Offizielle Homepage von Andreas Eschbach:
http://www.andreaseschbach.de/

Hie gehts zur offiziellen Seite von „Eines Menschen Flügel“:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/science-fiction-romane/eines-menschen-fluegel/id_8494329

Hier zu „Gliss“:
https://www.arena-verlag.de/artikel/gliss-todliche-weite-978-3-401-80967-0

Im Gespräch mit Dietmar Schmidt über »Hinter den Truhen«, WEGA, Band 6

Cover Band 6 PERRY RHODAN-Miniserie WegaDietmar Schmidt
PERRY RHODAN
WEGA, Band 6
Hinter den Truhen

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 27. Mai 2021, 64 Seiten, € 2,50, Titelbild: Dirk Schulz

 

Alexandra Trinley: Dietmar, wer ist die Vogelschildkröte auf dem Titelbild?
Dietmar Schmidt: Bei dem außerirdischen Lebewesen handelt es sich um einen Garstag. Garstag leben in der »Lanzette«, einem gigantischen Bohrwurm. Sie sind von der Superintelligenz ES beauftragt, nach einem geheimnisvollen Gegenstand zu suchen, der ES einst »entzogen« wurde und von dem man nur den Namen kennt: der Kradiac. Bei dem Wesen könnte es sich um Karyptichon handeln, den Ersten Bewahrer der Garstag. Im Gespräch mit Dietmar Schmidt über »Hinter den Truhen«, WEGA, Band 6 weiterlesen