Michael Marcus Thurner stellte sich den Fragen von Roman Schleifer und beantwortet unter anderem, was ihm in dem Manuskript nicht zu 100 % gelungen ist und wer zu Gucky niciht »Kleiner« sagen darf.
In Band 3023 drehst du den Spieß um: Statt Atlan schilderst du seinen onyronischen Gegenspieler aus der Ich-Perspektive (und das noch ziemlich erfrischend und lebensecht). Was war deine Überlegung, den Roman so anzulegen?
Ich hab mit dem onryonischen Piraten zu schreiben begonnen. Dessen Aufgeblasenheit hat richtiggehend danach geschrieen, ihn aus der Ich-Perspektive zu schildern, also hab ich das mal versucht – und ich hab das Ergebnis der ersten ein, zwei Arbeitstage gemocht. Also blieb für Atlan bloß die »normale« Er-Perspektive. Siehe auch meinen Blogeintrag: https://mmthurner.wordpress.com/2019/07/24/einige-worte-zu-perry-rhodan-3023
In diesem Blogeintrag steht auch, dass dir manches in dem Manuskript nicht zu 100 % gelungen ist. Nenn uns ein Beispiel. Und welches Manuskript ist dir zu 100 % gelungen?
Die Schilderung Aurelias hab ich nicht sonderlich gut angelegt. Da hatte ich einen strukturellen Fehler drin, auf den mich Klaus N. Frick später aufmerksam gemacht hat. Ich war ziemlich angefressen auf mich deswegen. Und bevor Du nachfragst, was ich damit meine: Ich habe sie zu früh aus dem Rennen genommen. Ich hätte ihr Schicksal weiter hinten im Text auflösen müssen. 100prozentige Zufriedenheit kann’s wohl nie geben. Aber es gibt Texte, die ich für gelungener halte als andere. Die Kurzgeschichte »Die Leben des Blaise O’Donnell« zum Beispiel hab ich irrsinnig gemocht. Die hab ich locker-flockig in einer sehr schlechten privaten und beruflichen Phase geschrieben – und sie hat einfach geklappt. Obwohl ich da ohne viel nachzudenken drauflos geschrieben hab, ist sie in meinen Augen sehr rund geworden.
Auf der RAS TSCHUBAI sollte sich doch nur qualifiziertes Personal befinden – immerhin haben diese Leute sehenden Auges den Untergang riskiert, um den Weltenbrand aufzuhalten und haben es mit einem Zeitsprung gebüßt. Und jetzt haben einige Bordmitglieder Angst vor einem Piraten und wollen klein beigegeben?
Natürlich sind da irrsinnig kompetente Fachkräfte mit an Bord des Schiffs, die nur wenige Gefahren scheuen. Ich denke aber, daß es bei unterschiedlichen Bedrohungsszenarien unterschiedliche Reaktionen geben kann.
Gucky bezeichnet sich als »größter Mutant des bekannten Universums«. Wird er bescheiden? (Und eigentlich ist er ja kein Mutant …)
Gucky ist bescheiden, wann auch immer ER es will. Oder willst Du mit ihm darüber diskutieren? Nein, er ist kein Mutant, aber er war ja auch Mitglied des Mutantenkorps. Das ist halt alles Definitionssache.
Atlan nennt Gucky oftmals »Kleiner«. Ist das eine adäquate Anrede für den größten Mutanten des bekannten Universums?
Atlan darf das. Punkt. Bully und Perry dürfen das. Punkt. Monkey darf das nicht. Punkt. (Anmerkung: Dann freue ich mich schon, wenn du ein Manuskript mit Monkey und Gucky kriegst und diesen Dialog einbaust …)
Zitat: »Wir bleiben situationselastisch.« Ist das eine Anspielung an einen ehemaligen österreichischen Minister?
Aber ganz sicher ist es das! »Situationselastisch« war bei uns in Österreich ja auch Wort des Jahres (2013), und das muß schon anständig gewürdigt werden.
Gucky ist in deinem Band reichlich nervös. Kann ein Mehrtausendjähriger überhaupt noch nervös sein?
Da bin ich mir absolut sicher. Klar hat er schon jede gefährliche Situation x-mal durchgemacht, aber ich denke, daß er gegen körperliche Reaktionen wie einen Adrenalinschub nicht ankommt.
Atlans Extrasinn spekuliert, dass die Cairaner die Ladhonen gar nicht unter Kontrolle bringen wollen. Arbeiten sie vielleicht wirklich zusammen, damit die Cairaner eine Legitimation haben?
Das soll ich Dir jetzt beantworten? Ernsthaft? Soll ich Dir vielleicht auch gleich verraten, wie die Serie ausgeht? 🙂 (Anmerkung: Wie die Serie ausgeht, habe ich schon auf dem PR-Tag in München im Feburar auf der Bühne erfragt und erfahren …)
Köstlich fand ich Guckys Spruch. »Ich bin nicht dicklich, sondern lediglich für den Winter gerüstet.« Ist er von dir oder vom Lektor?
Ich hatte eine etwas andere Wortwahl, aber prinzipiell wollte ich diesen Text so stehen haben.
Bis jetzt haben sich alle Sorgen um Bullys ZAC gemacht. Wieso wird ausgeblendet, dass Atlan auch einen neuen ZAC in sich trägt? Schließlich weiß niemand, wie sich der THEZ-ZAC auswirken könnte. Ist das Thema bei den Autoren/Expokraten?
Klar denken wir an solche Sachen.
Du lässt übrigens nach, Roman. Ist Dir denn wirklich nicht aufgefallen, dass es in Ogygia an Bord der RAS TSCHUBAI einen Eissalon und einen Eismacher namens »Tichy« gibt? Auf Twitter hat mich ein österreichischer PERRY-FAN bereits drauf angesprochen … Zur Erklärung für Nicht-Wiener: Der »Eissalon Tichy« ist einer der bekanntesten in ganz Wien. Wer jemals seine Eismarillenknödel gegessen hat, will nie mehr wieder aus Wien wegziehen. (Anmerkung: Schleichwerbung unterstütze ich nur, wenn ich bezahlt werde.)
Michael Marcus Thurner verrät unter anderem, ob es eine Vorlage für Bulls Spiel gab und welchen Szenen er sich leichter schreibt.
Die Cairanerin Lehumun sagt zu Zunurudse, dass die Cairaner nicht viel über die offensiven und defensiven Waffensysteme der THORA wissen. In Band 3014 schildert Michelle jedoch, dass es in der THORA von Cairanischen Agenten nur so wimmelt. Da müssten die doch eigentlich mehr herausgefunden haben …
Wie wir mittlerweile wissen bzw. trefflich spekulieren können, sind die Cairaner kein homogenes Volk. Nicht jeder weiß alles.
Warum will Zurundse eigentlich nicht wissen, warum Lehumun zu dem Treffen mit Bull mitwill? Immerhin ist Lehumun eine Zivilistin …
… und sie ist eine der Gefährtinnen seines Vorgesetzten. Will er sich denn wirklich mit ihr anlegen und damit um seine Karriere bangen?
Bull lamentiert, dass er sich wünscht, er hätte mehr Zeit für Fitness. Tagtäglich wolle er trainieren und seinen Körper in Form bringen. Wie autobiografisch sind diese Sätze?
Wenn Du mich damit meinst, dann jammere ich natürlich gern darüber, viel zu viel sitzen zu müssen und zu wenig Zeit für Bewegung zu finden. (Großer Seufzer.) Was Bully betrifft, so hatte der ja immer schon Probleme mit seiner Figur.
Bull fragt den TARA-Psi ob er ausgeruht sei. Äh … der TARA-Psi ist doch ein Roboter, wieso fragt Bull ihn, ob er ausgeruht ist.
Das ist ein Scherz, Du Blitzgneißer!!!
(Hatten wir nicht bei einem anderen Interview kürzlich das Thema „Humor“? Daß ihn nicht jeder und immer verstehen würde? – Quod erat demonstrandum.)
Wieso verstößt Bully gegen das Grundprinzip der Verhandlungen, der Verhandlungs-Entscheider ist nicht der Verhandlungsführer?
Weißt Du denn, wie Verhandlungsprinzipien 3.500 Jahre in der Zukunft aussehen? Weißt Du, wie es ist, mit Aliens zu diskutieren? Hast Du diplomatische Erfahrungen, die über ein paar Jahrtausende reichen?
Gibt es ein Vorbild für das Spiel, das Bull und Zurundse spielen?
Jein. Ich hab vage Angaben von der Expokratur dazu erhalten. Ich persönlich habe leider sehr, sehr intensiv an das Duell zwischen Sean Connery und Klaus Maria Brandauer im (nichtkanonischen) James Bond-Film „Sag niemals nie“ denken müssen. Da spielen die beiden auch in einer Art Holo um das Schicksal der Welt.
Ich hab mich bemüht, möglichst weit weg von diesem Bild zu kommen.
Die Aktion von Spin und dem TARA-PSI zu den Daten der Cairaner zu kommen, erinnert mich an den Firesale in Die Hard IV. Stand der Film Pate?
Kann ich mir nicht vorstellen. Ich kann mich an diesen Film nicht erinnern.
Die Hälfte der Handlung des Romans spielt in einem Zelt – und dennoch ist es spannend. Was ist leichter? Eine »statische« Szenerie oder Weitläufigkeit?
Entscheidend ist ja nicht das Zelt, entscheidend sind die beiden Figuren. Die sind ganz und gar nicht statisch. Das war für mich der Reiz an der Sache. Hier konnte ich viel dialogisieren, ein bißl ein Psychospiel aufziehen, diesen einen Cairaner definieren und mich auch wieder mal mit Bull beschäftigen.
Ich könnte nicht sagen, ob ich mich mit Weitläufigkeit oder mit einer statische Szenerien besser zurecht finde. Es kommt immer auf das Figurenensemble an. Auf den Spannungsaufbau. Darauf, was aus einem Charakter rauszuholen ist.
Wäre Rhodan hier mit einem Cairaner im Zelt gesessen, wären die Szenen ganz anders geworden, davon bin ich überzeugt. Bulls vermeintliche Impulsivität ist wirklich ein schönes Element, mit dem ich spielen konnte.
Leo Lukas stellt sich den Fragen zu Band 3021 und verrät, warum Kostumbildner in seinem Roman feucht träumen und was Klaus N. Frick über Band 3021 nicht verraten werden sollte.
Leo, gab es schon einmal ein Expo, bei dem du dir zu Beginn gesagt hast: Das kann *ich* nicht umsetzen?
Ja, mehrfach; bei allen Exposé-Autoren, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe. Manchmal konnte ich dann den Band abgeben bzw. mit einem Kollegen tauschen; manchmal durfte ich mir das Expo sehr stark in meinem Sinne umgestalten.
Was war für dich diesmal das Interessante im Expo von Band 3021?
Dass ich mich sehr strikt daran halten musste, weil vieles später im Zyklus wieder aufgegriffen und bedeutsam wird. Ich musste also ein bisschen »mit angezogener Handbremse« schreiben. Das hat mir diesmal allerdings nicht viel ausgemacht, weil ich mit dem Expo grundsätzlich gut zurecht kam. Ich empfand es vielmehr, wie gesagt, als spezielle Herausforderung.
Uwe Anton hat in Band 3019 bei den Kapitelnamen Karl May herangezogen. Was hast du einfließen lassen?
Nichts vergleichbar Auffälliges. Also, so gut wie nichts. Genau genommen: überhaupt nichts.
(Pst, nicht weitersagen, schon gar nicht dem Chefredakteur: Der Name einer Nebenfigur verweist, österreichisch ausgesprochen, auf ein historisches Vorbild, das ebenfalls nicht selten Prügel bezog.)
Ein Kapitel heißt »Der feuchte Traum aller Kostümbildner« – was träumen die Kostümbildner Feuchtes?
Naja, die Verkleidungsfähigkeiten des neuen SERUNS – so etwas würde viele mir bekannte Theaterleute in höchste Ekstase versetzen.
Zitat: »Manchmal beneidete Perry Rhodan jüngere Leute um ihren unerschütterlichen, naiven Optimismus.« Zeichnet Perry nicht genau dieser Optimismus aus? Wieso beneidet er die anderen für etwas, das er selbst hat?
Optimistisch ist er schon noch immer, naiv aber wohl nicht mehr. Und seine Unerschütterlichkeit hat auch schon das eine oder andere Mal gewackelt …
Im Forum wird von manchen Lesern beklagt, die Handlung schreite zu langsam voran. Was sagst du zum Vorwurf, die fünf bisherigen Bände auf Ilya hätten zu wenige entscheidende Erkenntnisse gebracht?
Als ich noch »nur« lesender Fan war, ging es mir auch oft nicht schnell genug. Aber das liegt halt u.a. auch daran, dass die (Expo-) Autoren zwar in so gut wie jedem Roman wichtige, oft sogar zyklusrelevante Dinge einbauen, diese aber eben nicht als solche herausgestellt werden dürfen – weshalb sie vielen (Quer-) Lesern schlicht nicht auffallen.
Und dann gibt’s halt auch noch das dramaturgische Element. Ich mochte schon als Kind gern Musicals, doch die Tanzeinlagen habe ich immer gehasst, und geschimpft über die »blöde, sinnlose Hopserei!« Was habe ich später bei jedem Musical, bei dem ich Regie geführt habe, begeistert inszeniert und tagelang geprobt? Richtig, Tanzeinlagen. Man braucht’s einfach.
Es ist ähnlich wie mit der Blondine, der im Spukhaus eingeschärft wird, sie soll nicht allein in den Keller gehen. Als Zuschauer raufst du dir die Haare, weil die blöde Kuh sich nicht dran hält. Als Drehbuchautor schickst du sie natürlich, hämisch grinsend, bei der ersten Gelegenheit hinunter.
Derzeit wird im Galaktischen Forum das Titelbild von Band 3025 „Ich erinnere mich“ diskutiert. https://forum.perry-rhodan.net/viewtopic.php?f=88&t=11459 Raimund Peter bietet eine Alternative zu Zemina Paath.
Band 3020 von Michelle Stern endet mit einem Paukenschlag. Im Interview mit Roman Schleifer verrät sie ihre Reaktionen auf Expos und ob sich Anspielungen im Band finden.
Du schreibst den vierten Band auf Ilya, Rhodan und sein Team reisen zu Fuß, per Bahn und im Luftschiff über den Planeten und es gibt das Monster of the week in unterschiedlichen Variationen (Pflanzen, Seeungeheuer, fliegende Tiere, Erdtiere). Sofern das nicht alles Expo-Vorgaben sind. Wie stimmen sich die Autoren ab, damit es nicht zu wiederholungen kommt?
Tatsächlich war hier viel Expovorgabe und ansonsten haben wir uns E-Mails geschrieben und uns ausgetauscht. Soweit die Texte vorher schon fertig waren, konnte ich sie auch in der Rohfassung lesen, vor der Überarbeitung.
Ich hatte den Eindruck, dass dein Band dazu diente, die Handlung noch ein Heft zu verzögern, um Leos Band 3021 vorzubereiten. Vermutlich hast du für ihn ein paar Verschränkungen eingebaut. Wie intensiv hast du dich mit Leo abgestimmt?
Ich habe mit Leo einige Mails gewechselt und hatte die Rohfassung seines Anfangs vorab.
Wie geht es dir, wenn du das jeweilige Expo öffnest? Nervös? Gespannt? Angst?
Ganz verschieden. Idealerweise ruhig und gelassen. Immerhin weiß ich inzwischen, dass meine Erstreaktion nicht unbedingt ausschlaggebend ist. Manchmal sagt mir ein Expo zu, manchmal nicht – aber im Laufe des Prozesses wird es ohnehin meine eigene Geschichte. Das kann leicht oder schwer von der Hand gehen.
Was war am schwierigsten vom Expo 3020 umsetzbar?
Es stand eine Vorgabe darin, die mir so eben nicht logisch vorkam. Das Schwierigste ist, mir dann nicht selbst im Weg herumzustehen. Egal ob die Vorgabe nun logisch ist oder nicht – ich muss sie umsetzen. Wenn ich etwas schreibe, das für mich nicht logisch ist, merke ich das meinem Text an. Da quillt die Unsicherheit aus jedem Adjektiv. Deshalb schreibe ich einfach nichts mehr, was für mich nicht logisch ist. Die Exposés geben immer auch eine gewisse Freiheit Dinge eben nicht zu schreiben oder anders zu lösen. Genau das ist in dem Fall meine Aufgabe.
Hartmut hat in Osnabrück gesagt. »Ob ein Expo umsetzbar ist, merkt man erst beim Schreiben.«
Gab es schon mal ein Expo, dass du gar nicht schreiben konntest und zurückgeschickt hast?
Nein. Aber es gab Expos, die ich stark geändert habe. Wobei ich schon dankbar bin, wenn ich merke, mit diesem Exposé komme ich gut zurecht. Dann dauert der ganze Schreibprozess deutlich kürzer und ich habe mehr Zeit für andere Dinge. Das muss auch in dem Sinn nicht am Expo liegen.
Gerade schreibe ich einen halben NEO und habe Ewigkeiten gebraucht, bis ich wusste was ich schreiben will. Das Expo war logisch und gut, keine Frage. Es ging mehr darum, wie kann ich diese Geschichte spannend gestalten und was möchte ich schreiben.
Uwe hat Karl May und Formel-1 in 3019 eingebaut, ersteres offensichtlich, letzteres ziemlich versteckt. Welche Anspielungen finden wir in deinem Band?
Ich kann mich nicht erinnern in diesem Band speziell etwas eingebaut zu haben. Neulich habe ich Freunde von früher getroffen, die mich auf das Pylonenfußball angesprochen haben, das wir gemeinsam gespielt haben und das in Band 3007 »Zeuge der Jahrhunderte« vorkommt. Aber ich mache das auch nicht immer. Eben so wie es kommt. Oft spontan.
Siad vermisst die Bewunderung, die Tenga entgegengebracht wird. Was ist der Grund, dass sie bewundert werden will?
Ich hätte Siad in dem Roman gern mehr Raum gegeben, leider hat das so nicht hingehauen. Hier hätte ich gern mehr ausgearbeitet – das habe ich dann aber eben aus Platzgründen nicht.
Dass man es allgemein auch einmal mögen oder genießen kann, von anderen bewundert zu werden – braucht es da einen ganz speziellen Grund?
Tenga stand eben im Rampenlicht und Siad hätte sich das für sich auch einmal gewünscht – sich mehr in den Vordergrund zu spielen. Gleichzeitig hat sie dieses Verhalten aber abgelehnt. Was wir uns selbst verbieten, bekämpfen wir manchmal in anderen, die uns dann entsprechend unsympathisch sind – weil das eine Seite von uns ist, mit der wir nicht im Reinen sind.
Wie geschrieben, ich wäre hier gern ein wenig tiefer gegangen, doch in dem Roman hat das letztlich nicht gepasst.
Perry Rhodan taucht auf und Bull gelingt mit ihm als »Druckmittel« der Einflug ins Solsystem. Perry Rhodan ist auf Ilya und prompt verlangen die Cairaner ein Treffen mit dem Orakel. Alles Zufall?
Das ist die große Frage. Sicher nicht. Aber wie genau hängt es zusammen? Hat allein Bulls Vorstoß dafür gesorgt, dass die Cairaner eine engere Bindung oder besser Kontrolle wollten?
Im Expo stand es nicht explizit drin, wie das zusammenhängt.
Bei dir kommt der Begriff »Sternenrad« zum ersten Mal vor, den Hartmut am Osnabrücker Con unfreiwillig gespoilert hat. Erzähl uns mehr darüber.
Ha, ha! Soll heißen: Nö, sorry. Mache ich nicht. Frag Hartmut.
Expo-Autor Hartmut Kasper stellte sich den Fragen von Roman Schleifer und spricht unter anderem darüber, ob Perry Rhodan eine schwierige Figur ist und wie Monkey seine Zeit verbringt.
Hartmut, der Zyklus begann nicht mit einem Paukenschlag, sondern der Leser ist mit Perry Rhodan langsam in die neue Situation in der Milchstraße hineingeglitten. Was waren eure Beweggründe, den Zyklus langsam anzugehen?
Rhodan findet sich in einer neuen Situation, in der, wie er herausfindet, alte Sicherheiten nicht mehr gelten und nichts und niemand vertrauenswürdig sein muss – wie Atlan deutlich mahnt, eine Mahnung, die Rhodan beherzigt. Also beginnt Rhodan damit, sich selbst ein Bild zu machen, ohne die Sicherheit seiner Leute und seines Schiffes zu gefährden. Das tut er, ohne zu zögern, aber auch nicht vertrauensselig. Wenn sich neue Aspekte ergeben, korrigiert er seine Pläne. Rhodan übereilt nichts, da ja auch nichts drängt: Offenbar befindet sich die Milchstraße in einem zwar labilen, aber nicht ihre Existenz gefährdenden Gleichgewicht – so muss es ihm wenigstens nach Auswertung der vorliegenden Daten erscheinen. Also handelt er ebenso vernünftig wie zielbewusst.
Gefühlt haben viele Leser mit Band 3000 und dem Zyklus große Erwartungen an die Handlung gehabt. Kann man solchen Erwartungen überhaupt gerecht werden?
Da Leserinnen und Leser durchaus sehr verschiedene Erwartungen haben, lässt sich das pauschal nicht beantworten.
Ein Fünftel des Mythos-Zyklus ist vorbei. Nachträglich betrachtet: Was würdet ihr nun anders machen?
Selbstverständlich kann man immer einiges anders machen, ob es dann besser wäre, bleibt spekulativ, weil unerfindlich.
Es gibt ja drei Arten von Heldenentwicklungen. Der Held verändert sich zum positiven, der Held verändert sich zum negativen und dann gibt es noch jene Kategorie Heldenentwicklung, in die Perry Rhodan fällt. Der Held hat die Wahrheit bereits »gepachtet«, verändert sich also nicht, besteht durch seine innere Wahrheit jeden äußerlichen Test und verändert am Ende sein Umfeld. Wie schwierig ist aus Exposicht die Figur Perry Rhodan für die Entwicklung der Handlung?
Gar nicht schwierig. Rhodan ist eine großartige Figur, die die Handlung mal vorantreibt, die aber auch mal innehält und reflektiert. Auch Rhodan verändert sich, wie jeder von uns; schließlich ist er, was jeder von uns ist oder doch sein möchte: ein offener, auf- und unabgeschlossener Mensch.
Hartmut, du hast am Osnabrücker PR-Con gesagt, dass in jedem Roman etwas Wichtiges stehen muss – habt ihr das bislang konsequent umgesetzt?
Das will ich doch hoffen.
Bei der Umsetzung der Expos in die Romane kann es bekanntlich zu Abweichungen kommen. Wie erstaunt seid ihr, wenn ihr dann den Roman liest und der Autor hat einen anderen Zugang zum Expo gefunden, als ihr gedacht habt?
Nicht sehr erstaunt. Wir sind ja selbst Autoren und müssen bei jedem selbst Expo den wieder neuen Zugang zum Exposee finden. Dass wir die Exposees schreiben, ändert daran beklagenswerter Weise nichts. Das ist übrigens auch zu Zeiten der Kollegen Scheer, Voltz, Feldhoff und so weiter nicht anders gewesen und bei Scheer manchmal besonders eklatant, wenn sein Roman – zum Beispiel der 50er – die Hauptfigur (in diesem Fall Atlan) ganz anders entwickelt, als er selbst sie im Expo angelegt hat. (Anmerkung: Wie K.H. Scheer das Expo zu Band 50 angelegt hat, kann man unter anderem im Audiofile von Con in Osnabrück nachhören. https://soundcloud.com/user-10236976-685170665/osnabruck-2019-hartmut-klaus)
Und welcher Roman hat euch am meisten überrascht?
Michaels pralinenkundiger Tenga-Roman.
Manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Handlung (Perry sucht auf der Station Bully in drei Heften, Perry wandert fünf Hefte lang über Ilya) in die Länge gezogen wurde. Was waren eure Überlegungen für diese Art der Aufteilung?
Gute Geschichten brauchen ihre angemessene Zeit, und wir schreiben Geschichten für Leser, die gute Geschichten lesen wollen. Ich bin davon überzeugt, dass gute Geschichten gründlich erzählt werden müssen. Für »Reader´s Digest“-Best-of-and-as short as-possible-Ansätze« habe ich nie Verständnis gehabt. Man geht doch auch nicht im Gebirge wandern, um Abkürzungen zu finden.
Die Ladhonen sind in den Bänden 3001-3003 ausführlich beschrieben worden, nun sind sie in den Hintergrund getreten. Jetzt habe ich von Band 2700 und dem Techno-Madhi gelernt, dass manche Figuren erst später so richtig relevant werden. Gehören die Ladhonen zu der Macht des Bösen, dem Perry noch gegenüberstehen wird? (Dass sie nur Piraten sind, kann ich gar nicht glauben, da ihr ihnen immerhin drei Romane gewidmet habt.)
Die Ladhonen werden so ausführlich beschrieben, weil sie von Bedeutung sind. Im Hintergrund sehe ich sie nicht.
Das Zain-Konstrukt ist so etwas wie die mysteriöse Figur, von der die anderen immer nur erzählen, d.h. ihr betreibt bislang Foreshadowing. Was kommt da auf Rhodan zu?
Einiges. Und zwar aus vielen Richtungen.
Die Cairaner sammeln Lebensenergie, auch in den ausweglosen Straßen. Wie viele davon gibt es? Und wie vertragen sich diese Straßen mit ihrem Friedensmotto?
»Die« Cairaner gibt es ebenso wenig wie »die« Akonen oder »die« Menschen. Sie sind eine reiche, komplexe Kultur. In den Augen der Cairaner, die die Straßen betrieben, vertragen sich diese Institutionen offenbar bestens mit ihrem Friedensmotto. Übrigens sollen selbst auf unserem beengten Planeten mit seinen wenigen Milliarden Einwohnern Staaten existieren, die sich durchaus als landfriedensorientiert und zivilisiert betrachten, und doch die Todesstrafe praktizieren. Und es sollen selbst bei uns in Europa hin und wieder Menschen geben, die Todesstrafe und Folter unter bestimmten Bedingungen für akzeptabel halten und befürworten. Ich erinnere mal daran, dass die Todesstrafe in Hessen im Jahr 2018 aus der Landesverfassung gestrichen worden ist. So lange her ist das nicht. In diesem Fall würde ich deswegen differenzieren, übrigens von einer durchaus fremdartigen Kultur auch nicht erwarten, dass sie sich in ihren Vorstellungen von Frieden und Recht nach den europäischen Standards des frühen 21. Jahrhundert richtet. Schärfer formuliert: ich fände eine solche Identität der cairanischen Vorstellungen mit den hierzulande gegenwärtigen befremdlich und unglaubwürdig.
Bislang kennen wir als »Gegner« nur die Cairaner. Nach den bisherigen Informationen muss es mindestens noch eine weitere Macht geben, nämlich jene, die die Erde und Luna versetzt hat. Wann tritt diese Macht auf?
Zu gegebener Zeit. Wenn es sie denn gibt.
Und war Saessbekker schon ein Vorbote dieser Macht?
No spoiler, please.
KNF hat angedeutet, dass Rhodan in eine ferne Galaxis aufbricht – ist es das Geviert der Cairaner oder der Ort, an dem Terra versetzt wurde?
Warum ein »oder«?
Seit mehreren Bänden trägt Perry unfreiwillig ein Organoid in sich. Wieso hat er es noch nicht entfernen lassen?
Wo steht, dass er es sich nicht hat entfernen lassen?
In Band 3014 wimmelt es in der THORA vor Personen, die ein Organoid tragen und somit die THORA unterwandert haben. Was sagt das über die Sicherheit in Bulls Raumschiff aus?
Es sagt aus, dass es, wie überall in diesem Universum, keine absolute Sicherheit gibt. Es sei denn in Märchen, wo man am Ende eine unerschütterliche Idylle erreicht hat. Wo aber Sicherheitsgaranten und Sicherheitsgefährder dieselbe hohe Kompetenz zeigen, werden mal die einen, mal die anderen die Oberhand haben. Man stelle sich außerdem vor, die Arkoniden und ihr Robotregent, die Topsider, die Posbis, die Meister der Insel, der cappinsche Sonnensatellit und so immer weiter wäre von unüberwindbaren Sicherheitssystemen geschützt gewesen – Rhodan hätte dann keine Chance gehabt: Ende der Geschichte irgendwo deutlich vor Heftroman 50. Und nur die Terraner in den Zustand paradiesischer Unangreifbarkeit zu setzen, wäre ersten unrealistisch (man rufe sich mal in Erinnerung, wie viele vermeintlich absolut sichere Systeme jeden Tag in unserer Realität versagen), und zweitens wäre es erzählerisch unfair.
Auch an euch die Frage, die ich schon Uwe Anton zu Band 3013 gestellt habe. Rhodans Ansprache an Bord der THORA verrät den Verlauf des Zyklus … können wir uns jetzt eigentlich die Hefte sparen, denn eines Tages werdet ihr die Erde wiedersehen und dann auch ins Solsystem zurücktransferieren. Wie halten die Autoren im Zyklus die Spannung aufrecht, obwohl jedem Leser das Ende klar ist?
So gesehen, könnte man sich (fast) jeden Krimi sparen: Der Täter wird gefasst. Schließlich könnte man sich sogar das ganze Leben sparen: Der Held der eigenen Geschichte stirbt. Aber wer wollte das und warum sollte er es tun, warum sparsam sein? Leben und Literatur stehen nicht unter Sparzwang und sie verfolgen solche Sparkonzepte nicht. Bleiben wir verschwenderisch und gespannt auf das Was, Wann, Warum, Wer, Wie, Wozu, mit welchen Mitteln!
Daran gleich anknüpfend zitiere ich Christoph aus dem Interview zu seinem Band 3004 zitieren: »Die Ausgangssituation von PR 3000 vermischt diese Motive (Anmerkung: Mahlstrom und Cantaro-Zyklus): Fügt schon in der Ausgangssituation Neues dazu … und dann ist alles völlig anders als damals. Finde ich schon — echt alles.« Provokante Frage: Perry findet die Erde, will sie mit Ilya tauschen und die Erdbevölkerung wehrt sich dagegen?
Schaun wir mal.
Ich gehe davon aus, dass die Erde sich irgendwann wieder im Solsystem befindet – würde Perry die Ayees dafür opfern?
Ich gehe davon aus, dass Rhodan keine Person ist, die andere Lebewesen für die eigenen Ziele opfert.
Wo ist eigentlich Monkey? Und wie verbringt er so seine Zeit?
Monkey spielt eine zentrale Rolle im Zyklus. Expos liegen längst vor; Romane folgen.
Und zum Abschluss. Die Interviewserie ist in dieser Form ja neu im Perryversum. Gab es für euch beim Lesen der Autorenantworten schon Aha-Erlebnisse? Und falls ja, welche?
Ich fand alle diese Interviews bisher spannend, die Fragen wie die Antworten aufschlussreich. Ich möchte keine davon hervorheben und dadurch die anderen herabsetzen. Mir gefällt dieses Format sehr, danke Dir.
Hartmut, ich danke dir für deine Zeit und freue mich schon auf die nächsten Hefte.
In Band 3017 gelangt Perry Rhodan endlich ins Solsystem. Susan Schwartz erzählt im Interview, wieso die Cairaner die THORA samt Bull mit ihrer Flotte nicht einfach festsetzen und wieso Perry Rhodan ein Chaosbringer ist.
Uschi, seit Band 3015 wissen wir, dass die Zweifel an der Existenz von Terra durch eine Strahlung entsteht, die aus dem Solsystem kommt. Wieso wirkt diese sechsdimensionale Strahlung nicht auf die Besatzung der RAS TSCHUBAI?
Wahrscheinlich wirkt sie, aber nicht sofort. Das wird nicht wie bei einem Lichtschalter funktionieren, der angeschaltet wird und dann ist es sofort hell. Es wird ein schleichender Vorgang sein. Das ist kein Thema meines Romans gewesen, deswegen kann ich dazu nicht mehr sagen.
Und wieso hat die THORA diese Strahlung im Solsystem nicht angemessen?
Hat sie vielleicht sogar, aber auch das war nicht Thema meines Romans.
Die Cairaner machen Jagd auf Unsterbliche, vermutlich auch wegen ihrer Vitalenergie. Wieso rotten sich die Cairaner nicht zusammen, als sie die THORA vor dem Solsystem orten und nehmen Bull gefangen? Genügend Raumschiffe wären vor Ort.
Das schon, aber wenn sie einen offenen Konflikt mit der LFG wollten, hätten sie den schon lange, bzw. ab Zeitpunkt der Invasion, haben können. Bei früheren Gelegenheiten haben sie ja auch nichts gegen Bull unternommen. Es macht zu diesem Zeitpunkt keinen guten Eindruck auf das gesamte »Friedensgefüge« der Galaxis, auch außerhalb des LFG-Bereichs, wenn das Flaggschiff der LFG aufgebracht und der Resident verhaftet wird. Weswegen denn? Womit wollen die Cairaner sich vor der Öffentlichkeit rechtfertigen? Natürlich »müssen« sie das nicht, aber sie müssen mit Unzufriedenheit, Fragen, Widerstand rechnen. Sobald das beginnt, beginnt auch der Kontrollverlust. Vermutlich haben sie mit Bull etwas ganz anderes vor, erkennen ihn als Staatschef an und wollen auf politische Weise mit ihm verhandeln und ihn ruhigstellen.
Bull hatte 400 Jahre Zeit von den Cairanern den Einflug ins Solsystem zu fordern. Wieso braucht er dazu ausgerechnet die »Drohung«, dass Rhodan ihm seinen Job abspenstig machen möchte? Ist ihm in den letzten 400 Jahren nichts gescheites eingefallen?
Offenbar nichts, mit dem er Erfolg hatte. Aber die Drohung mit Perry ist ja nicht aus der Luft gegriffen, sondern sehr akut. Er hat ein mächtiges Schiff und Bull hat deutlich gemacht, dass Perry als alter Staatsmann in der Lage ist, die Massen zu begeistern und auf seine Seite zu ziehen – ob nun die Vergangenheit ausgelöscht ist oder nicht. Er kann Zwietracht und Zweifel säen und das Gleichgewicht empfindlich stören. Der cairanische Frieden ist durch Perry eindeutig in Gefahr. Diese Argumente ziehen sehr wohl – wohingegen in den vorherigen 400 Jahren Bull nur auf sich als Drohung verweisen konnte, und seine unsterblichen Gefährten. Da ihm aber nicht am Krieg gelegen war, wie auch den anderen Unsterblichen, herrscht ein Patt, sodass er auf den Goodwill der Cairaner angewiesen war, die ohne nachvollziehbare Gründe den Teufel getan haben, seinen Wunsch zu erfüllen. Durch Perrys Rückkehr haben sich die Verhältnisse aber extrem verschoben und Bulls Seite hat eindeutig an Gewicht gewonnen.
Im Prinzip wirft Bully seinem Kumpel Perry vor, dass er mit seinem Auftauchen und seinen zukünftigen Handlungen einen Trümmerhaufen hinterlassen kann. Perry, der Chaosbringer?
Ja klar. Das ist doch eine superspannende Konstellation: Perry kommt nach Hause und will weitermachen wie bisher, und selbst sein bester Freund sagt zu ihm, dass die Dinge inzwischen anders laufen. Das ist ein Riesenkonflikt, der letztendlich sogar diese Freundschaft zerstören könnte. Vielleicht nicht auf Dauer, aber für eine Weile. Denn Perry kann und wird das nicht einsehen und alles unternehmen, dass wieder alles wie früher wird – ohne die Friedensdiktatur einer außergalaktischen Spezies. Perry wird zudem niemals akzeptieren, dass die Erde nicht mehr da ist und per Fremdbeeinflussung als Mythos dargestellt wird. Er wird die Lüge aufdecken und er wird Terra zurückholen. Das kann nicht auf sanftem und friedlichem Wege geschehen, da er dazu die Cairaner in ihre Schranken weisen muss. Das haben sie bereits erkannt und ihn zur persona non grata, wenn nicht zum Feind, deklariert. Chaos wird die Folge sein.
Bull wirkt entschlossen, seine Bemühungen auch gegen Perrys Ansichten durchzuboxen – nötigenfalls auch mit dem Bruch der Freundschaft?
So wie ich ihn kenne, ja. Er wird die Interessen der LFG, wenn nicht der Galaxis, über die Freundschaft stellen. Genau wie Perry auch geht ihm der Frieden und die Freiheit über alles, aber er hat durch die 500 Jahre eine andere Perspektive als sein Freund.
Gibt uns einen Appetithappen auf Band 3018 »Welt der fünfAugen«.
Die KYNAYASH hatte keinerlei Chance auszuweichen. Die Gondel des verunglückten Luftschiffes donnerte mit voller Wucht in sie hinein, und diesmal barst die Glaskuppel, wurde in tausende Teile zersprengt, während unterschiedlich große Metallteile durch das Deck flogen und in die Kommandobrücke einschlugen.
Hartmut als auch Monti haben gesagt, der Zyklus könnte anders ausgehen, als die Leser es vermuten oder erwarten. Wird die Erde vielleicht gar nicht gefunden?
Wer weiß? Ich jedenfalls nicht. Ich halte alles für möglich.
Du beschreibst die Fauna und Flora der Erde ausführlich – im Laufe deiner 27 Jahre, die du für PR schreibst, welches wissenschaftliche Thema hat dich in den Heften am meisten fasziniert?
Stets das Leben von Fremdvölkern auf Fremdwelten. Ganz ausführlich durfte ich die Aarus beschreiben (ich weiß, ich überstrapaziere das, aber auch die Herreach waren nicht so ausführlich), das war toll.
Nachdem in den Heften 3013-3015 Perry Rhodan seinen ältesten Kumpel Reginald Bull wieder vertraut hat, säst du zu Beginn erneut Zweifel. Übertreibt ihr da nicht etwas?
Nun, ich denke, diese Zweifel sind durchaus berechtigt. Ich mag dieses Spiel mit den Unsicherheiten.
Bully gesteht, dass er auf Perry wütend war, weil er sich vor 500 Jahren im Stich gelassen fühlte. Äh … Perry ist ja ausgezogen, um den Weltenbrand zu beenden und Bully musste doch annehmen, dass Perry samt der Besatzung der RAS TSCHUBAI bei dieser Rettungsmission gestorben ist. Wie kann er da denken, dass Perry ihn im Stich gelassen hat?
Antwort 1: Man kann sich sehr wohl im Stich gelassen fühlen, bloß, weil jemand nicht da ist. Das mag ungerecht sein und ein rein subjektives Gefühl – aber so ist es nun mal.
Antwort 2: Was weiß Bully denn eigentlich noch? Sind seine Erinnerungen real? Weißt Du nach 30 Jahren, aus welchem Grund Du Dich dazumals mit Deiner großen Liebe zerstritten hattest, kannst Du diesen Erinnerungen denn auch trauen? In der heutigen Medienlandschaft wird mehr denn je bewiesen, was die Realität wert ist: nämlich gar nix. Objektive Informationen werden von Spin-Doktoren so umgedeutet, wie sie gerade gebraucht werden. Wir befinden uns im Perryversum in einer Zeit, in der Daten sowie Nachrichten galaxisweit und nachhaltig zerstört wurden. Was sind da die Erinnerungen eines Menschen denn noch wert?
In 3014 erfahren wir, dass Perry schnarcht, in 3016 beschwert sich Bully, dass Perry wie immer unpünktlich ist. Wird das der Zyklus der großen Enthüllungen?
Grad diese kleinen Dinge machen eine Persönlichkeit interessant. Ein idealisierter Rhodan, völlig frei von Makel, der wäre schrecklich langweilig.
Ich war erstaunt, dass Bully Schnupfen hat. Schnupfenviren müssten für seinen ZAC doch kein Problem sein?
Da hast du offenbar was falsch verstanden. Bully ist wegen des Wiedersehens von Perry, Tolot und ihm gerührt und hat feuchte Augen sowie eine rinnende Nase. Um das in seiner brummeligen Art nicht zugeben zu müssen, redet er sich auf einen Schnupfen aus. Jeder der drei Beteiligten weiß natürlich, dass eine Erkrankung unmöglich ist.
In seiner Parlamentsrede verspricht Perry, dass alle Terraner eines Tages wieder auf ihren Heimatplaneten zurückkehren werden. Bis auf die Unsterblichen ist keiner der Lebenden auf Terra geboren. Zusätzlich gibt es diese sechsdimensionale Strahlung, die mehr oder weniger verhindert, dass man an Terra überhaupt denkt. Wie groß ist das Interesse dieser »Terraner« auf einen ihnen fremden Planeten »zurückzukehren«?
Ich denke mir, dass dieses Interesse von allen Entscheidungsträgern auf Rudyn hochgehalten wird. Ich möchte nicht von Hurra-Patriotismus sprechen, aber die Erinnerung auf die Ur-Heimat wird sicherlich hochgehalten werden.
Michael Marcus Thurner am Austria Con 2016 Copyright. Martin Steiner
Zitat Icho Tolot. »Manche von uns sind der Meinung, dass es ein Segen für die Milchstraße wäre, wenn wir ausstürben.« Seit du damals Ronald Tekener ermordest hast, bin ich bei deinen Romanen immer vorsichtig, ob auch alle meine Lieblingsfiguren überleben. Das ist jetzt nicht euer ernst, dass ihr vielleicht die Haluter austilgt.
Es gibt bekannterweise die fünf Säulenheiligen in der Serie: Perry Rhodan, Reginald Bull, Gucky, Icho Tolot, Atlan. Denen darf nix geschehen. Sagt die Redaktion. Ich bin anderer Meinung.
Zitat Perry Rhodan. »Wo immer ich hinkomme, sterben Wesen.« Ich finde das Wort »Wesen« sehr unpersönlich. Braucht er bei all den Toten diesen Abstand, um nicht in Schuldgefühlen zu ertränken?
Nein, das ist eines dieser typischen PERRY-Probleme beim Schreiben. Das mit den Begrifflichkeiten ist manchmal recht kompliziert. Sag ich »Terraner« oder »Menschen«, ist es falsch bzw. einschränkend. Sag ich »Geschöpfe«, klingt es total abgehoben. Ich bin mit »Wesen« auch nicht zufrieden, aber es trifft den Kern der Sache wohl noch am besten.
Thosen Musay, der tragische Held der Story ist auf der Suche nach der Ahnenhaube, einer Art Wikipedia auf Familienbasis. Wäre das etwas für dich? Würdest du gern wissen, was deine Vorfahren gedacht haben?
Es wäre natürlich interessant. Ich beschäftige mich grad ein bißl mit Genealogie. Da kommt eine Sammlung von alten Informationen zusammen (die vermutlich nicht ganz korrekt ist). Sie zeichnet ein bestimmtes Bild von der Vergangenheit, sagt aber nix über die Menschen selbst aus, die früher gelebt haben.
Eben dieser Musay ist sich während des ganzen Romans unsicher, was Realität ist und was nicht. Wenn man sich auf der Welt so umsieht, geht es dir da manchmal auch so?
Ich hab es weiter oben eh schon gesagt: Es ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit und wird uns in Zukunft in noch viel tiefgreifender Form beschäftigen, als es heute schon der Fall ist. Die Manipulationen von Nachrichten sind erschreckend weitreichend und sorgen für Unsicherheiten in bisher ungekanntem Ausmaß. Unsichere Menschen sind offen für alle möglichen »alternative facts«. Weil die Wahrheit manchmal einfach nur langweilig ist und wir lieber eine gute, spannende Geschichte schätzen, die uns von Verschwörungstheoretikern, Predigern, Politikern etc. frei Haus geliefert wird.
Am Ende taucht ein neuer Bösewicht auf, den ich noch nicht zuordnen kann. Wann erfahren wir mehr von ihm? Und gehört er zu einer neuen, dem Leser bislang noch unbekannten Macht?
Du meinst Saessbekker? – Nun, lass Dich überrraschen.
In Band 3004 stammte ein witziger Dialog vom Lektor. Was hat der Lektor diesmal hinein lektoriert?
Ich lese mir die lektorierten Romane nur dann durch, wenn die Zeit dazu da ist. In letzter Zeit war das eher selten der Fall. Ich weiß es also nicht.
In deinem Blog hast du Hintergrundgedanken zum Roman, unter anderem auch zum Titelbild von Dirk Schulz, das du als große Kunst bezeichnet hast. Wann wäre für dich einer deiner Romane große Kunst?
Darüber zerbreche ich mir wirklich nicht den Kopf. Ich kann die Werke anderer Künstler beurteilen und sagen, was mir gefällt und was mich besonders anspricht. Aber das, was ich selbst schreib, das sollen andere Leute beurteilen und einschätzen
Leo Lukas bringt mit seinem Roman »Raptus Terrae« Licht ins Dunkel zum Raub der Erde und des Mondes. Im Interview mit Roman Schleifer verrät er unter anderem, ob er wie Bull seine Tochter samt Frau hätte ziehen lassen und welche Schwierigkeiten er bei der Umsetzung des Expos meistern musste.
Leo, mit Band 3015 schreibst du den ersten Schlüsselroman des Zyklus. Was war das schwierigste bei der Umsetzung des Expos?
Das Schwierigste, und zugleich meine »Spezial-Herausforderung« bei diesem Band, waren die vielen Erzählebenen. Einmal erzählt Bull, dass ihm Ganud erzählt hat, dass ihm Shinae erzählt hat, dass ihr Ezenzer erzählt hat … Ich glaube, du weißt, was ich meine. All die Infos so zu verteilen, dass das nicht langweilig oder vollkommen unübersichtlich wird, hat mich ganz schön viel Planung gekostet.
Hättest du gern einen Doppelroman daraus gemacht, um die Zeit rund um den Raptus dramaturgischer zu schildern?
Ja und nein. Ja, weil ich dann mehr hätte »zeigen« können. Nein, weil ich mich dazu noch wesentlich mehr und intensiver mit den Exposé-Autoren hätte austauschen müssen, als das ohnehin passiert ist. Ich hätte noch unzählige weitere Details abchecken müssen, um auszuschließen, dass ich durch meine Ausschmückungen unabsichtlich etwas postuliere, das im Widerspruch zur Gesamtplanung steht.
Im Forum wird mehrfach der alte Grundsatz »show, don’t tell« eingemahnt …
Durchaus zu Recht, einerseits. Andererseits ist auch diese Regel dazu da, gebrochen zu werden … Ich halte dagegen, dass ich das Gespräch der beiden uralten Freunde in den Mittelpunkt stellen wollte, und mir außerdem wichtig war, Bullys subjektive Sicht hervorzuheben. Das wäre auch mit Rückblende-Kapiteln in »Ich-Form« gegangen; aber die ist für mich so stark mit Atlan verknüpft, dass ich Sorge hatte, zu sehr in dessen Erzählstil zu verfallen.
Zitat. »Du wirst staunen, was alles möglich war.« Wieso kommt mir als Östereicher dieser Satz so bekannt vor …?
Ich habe nicht die geringste Ahnung.
Hulio kämpft mit seiner Abschlussarbeit »Quintadim-Topologie nach Nemo Partijan«, ihm schwirrt regelrecht der Kopf. Ich bin verwundert, gibt es doch Hypnoschulungen.
Ich verstehe das so, dass man zwar die Fakten, Formeln etc. quasi im Schlaf eingepflanzt bekommt. Verstehen lernen muss man das Ganze aber trotzdem weitgehend selber, schon gar bei einer so schwierigen Thematik.
Hulios Mutter deutet an, dass sein biologischer Vater ein Hohes Tier war. Wird das noch aufgeklärt?
(singt:) „Eventuell, e-ven-tu-ell …“
Vor dem Raptus tauchte ein DREYER-Sonde aus der Zukunft auf. Könnten Terra und Luna nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit versetzt worden sein?
Siehe vorige Antwort.
Reginald Bull hat sich für Terra und gegen seine Tochter entschieden. Ja, er weiß sie in Sicherheit, hätte sie aber sicher auch gern weiter im Leben begleitet. Du bist selbst Vater dreier Kinder – wie hättest du dich an seiner Stelle entschieden?
Ich bin sehr froh, nicht vor eine derartige Entscheidung gestellt zu werden. Aber an seiner Stelle hätte ich, glaube ich, letztendlich ebenfalls so gehandelt wie Bull.
Uwe Anton schreibt mit Band 3013 seinen zweiten Roman für den Zyklus. Im Interview verrät er Roman Schleifer unter anderem, wie die Autoren die Spannung im Zyklus halten wollen und ob Icho Tolot noch ein Haluter ist.
»Ich hatte mich nicht unter Kontrolle und zitterte heftig.«
Band 3013 beginnt mit dieser Reaktion von Perry Rhodan, als er endlich Reginald Bull gegenübersteht. In den vergangenen Heften hat Perry regelrecht Panik geschoben, dass Bully sich in den fünfhundert Jahren negativ verändert hat. Wieso traut er seinem ältesten Gefährten so etwas überhaupt zu? Und wieso hat er das Gefühl am Ende des Heftes immer noch?
Reginald Bull hat bekanntlich einen Zellaktivator chaotarchischer Herstellung, und niemand weiß, was diese kleinen Dinger mit ihrem Träger so anstellen. Fünfhundert Jahre sind eine lange Zeit, um etwas anzustellen. Allerdings interpretierst du hier falsch. Nach fünfhundert Jahren verliert Perry ganz einfach vor Freude/Spannung/Erwartung ein wenig die Kontrolle, als er seinem ältesten Freund gegenübersteht. Du hast diese Erfahrung doch bestimmt auch schon mal bei einer Begegnung nach fünfhundert Jahren gemacht, Roman!
Nach elf Romanen mit Einzelabenteuern und einem Band mit einer Lebensgeschichte werden viele Leser deinen Band 3013 als ersten Schlüsselroman werten. Endlich erfährt man etwas über die Vergangenheit. Was war für dich bei der Vorbereitung neben dem Treffen zwischen Bully und Perry der zentrale Punkt im Expo?
Die Aufhellung der Vergangenheit in homöopathischen Dosen.
Cecelia Mulholland, die Mutter von Buatier Mulholland, dem Chef der Station Gongolis, hat bei dir einen Kurzaufritt. So wie Rhodan rätsle ich noch immer nach dem Beweggrund und der Beziehung … Klär mich auf!
Also, Roman, es gibt Blumen und Bienen. Und die Bienen fliegen zu den Blumen und … Ach, das meinst du wohl anders. Na schön: Das hättest du wohl gern. Das bleibt natürlich späteren Bänden vorbehalten.
Terra wurde vor 400 Jahren geraubt … viele sprechen von einem Mythos, selbst die Terraner. Wieso nennen sich die Menschen Terraner, wenn es gar kein Terra mehr gibt, sie selbst nicht daran glauben und seit Jahrhunderten woanders geboren werden?
Weil die Macht der Gewohnheit genauso stark ist wie jene Macht, die in einem anderen Universum in dem jungen Luke Skywalker wohnt.
Icho Tolot ist nun offizieller Bürger der LFG, sonst hätte er nicht als Bewacher fungieren können. Sind die Menschen im 5. Jahrtausend immer noch so kleinkariert bürokratisch? Und sehen die halutischen Gesetze eine Doppelstaatsbürgerschaft vor?
Manche Dinge ändern sich nie. Etwa die Bürokratie, die sich selbst erhalten muss, oder das gute Wiener Schnitzel. Was den zweiten Teil der Frage betrifft, werde ich mich bei der nächsten Autorenkonferenz bei Prof. Dr. Sankt Spekulatius erkundigen, unserem Experten für alle Fragen der Gesetzgebung der Haluter und Asporcos, den wir bei Bedarf immer aus Hallstatt-Dachstein im Salzkammergut einfliegen lassen.
Vetris Molaud, die Akonen und ein paar andere Völker arbeiten zusammen. Der äußere Feind, die Cairaner hat also die Milchstraße mal wieder geeint. Brauchen die Milchstraßenbewohner den äußeren Feind wirklich immer für »inneren Frieden«?
Das war schon in einem kleinen gallischen Dorf so, in dem z.B. Fischhändler Verleihnix und Schmied Automatix ihre Zwistigkeiten über die Frische der anrüchigen Ware des Fischhändlers sofort vergessen, wenn die Römer anrücken.
Durch die Anspielung im Roman auf das Dorf Scheernsting sehe ich, dass du den Eschbach gelesen hast. Wie fandest du ihn?
Nach kurzem Suchen auf der Seite eines weltweit tätigen Internet-Händlers. Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Die Lektüre lohnt sich wirklich.
Was mich irritiert: Rhodan trägt seit Band 3011 von Dancer und Schlafner ein Nanoimplantat im Körper – müsste er das nicht schleunigst loswerden wollen? Wieso wird das nicht erwähnt?
Weil Rhodan in Band 3013 einfach zu viel um die Ohren hat, um auch nur einmal an dieses Ding zu denken.
Du erwähnst Palatschinken, und dass es ein Restaurant geben sollte, in dem nur Palatschinken serviert werden, in Hunderten von Variationen, mit verschiedenen Marmeladen oder einfach nur braunem Zucker. Ich sehe schon, ein Wienbesuch ist fällig. Wann darf ich dich in Wien zur Palatschinkenkuchl entführen?
Wenn es nach mir ginge, sobald du von deiner Reise aus Ägypten zurück bist. Dem Foto nach, das du mir geschickt hast, wandelst du offenbar erfolgreich auf den Spuren der Loower auf ihrer Suche nach Laires Auge …
Aber leider muss ich dann sowohl nach Osnabrück als auch einen RHODAN-Doppelband schreiben. Das besagte Restaurant hat mich natürlich zu dieser Erwähnung inspiriert.
Rhodans Ansprache an Bord der THORA verrät den Verlauf des Zyklus … könnenwir uns jetzt eigentlich die Hefte sparen, denn eines Tages werdet ihr die Erde wiedersehen und dann auch ins Solsystem zurücktransferieren. Wie halten die Autoren im Zyklus die Spannung aufrecht, obwohl jedem Leser das Ende klar ist?
Das ist das Geheimnis unseres Erfolges, das wir natürlich niemandem verraten. Nicht einmal im Palatschinkenkuchl nach dem Genuss drei verschiedener Palatschinken-Variationen!
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