Im Newsletter 47 der PRFZ gab Ben Calvin Hary erste Auskünfte zu ATLANTIS 2. Der Online-Abend am 22.03.2023 (meldet euch an!) gibt euch Gelegenheit zu eigenen Fragen, und hier ist das Interview. Have fun!
AT: Am 24. Februar 2023 erschien eine Leseprobe zu ATLANTIS 2 in »Countdown« (PR 3210), dem Abschlussband der Terrania-Trilogie von Michael Marcus Turner. Dein eigener Titel »Das neue Utopia« spielt in derselben Stadt oder in einer ganz anderen?
BCH: Terrania wird mal erwähnt. Aber der Haupt-Handlungsschauplatz unserer Miniserie wird eine andere Stadt sein.
AT: Du hast dir Perry Rhodan, Atlan und Sichu Dorksteiger als Zentralfiguren ausgesucht. Was magst du an denen?
BCH: Die Frage ist ja nicht, was ich mag, sondern was die Leser erwarten und welches Personal der Serienkosmos zwingend vorgibt. Wo PERRY RHODAN drauf steht, muss natürlich der Terraner drin vorkommen. Sichu und Atlan waren vorgegeben, weil wir eine Quasi-Fortsetzung von ATLANTIS 1 aus dem Vorjahr machen. Ich finde allerdings, dass die Ator eine starke Frauenfigur ist, die einfach nicht genug im Vordergrund stehen kann.
AT: Dazu kommen laut Ankündigung der Redaktion »andere bekannte Figuren sowie einige, die den Lesern völlig neu sein werden«. Gib uns doch ein paar Ideen dazu.
BCH: Wir haben mit Tyler und Dante diesmal zwei junge Männer, die eine wichtige Rolle in dieser Geschichte spielen werden – wichtiger, als ihnen selbst bewusst ist. Mit Koomal Dom führen wir einen zwar wohlmeinenden, aber undurchsichtigen Gegenspieler ein.
AT: Ebenfalls laut Redaktionsankündigung ist dein Atlantis »von einem faszinierenden Völkergemisch bewohnt«. Welche Art Völker findest du denn faszinierend?
BCH: Im Zusammenhang mit unserer Miniserie: Es fasziniert mich, jenen Völkern eine zweite Chance zu geben, die in den Romanen der Erstauflage zu kurz kamen oder keine hatten. Bei ATLANTIS 2 tun wir das auf eine besondere Weise, die ich hier noch nicht verraten möchte.
AT: Habt ihr die Völker und Protagonisten im Team entwickelt?
BCH: Nein, was das angeht, bin ich Einzelkämpfer. Natürlich kommt da immer auch Input von den anderen Autoren und vom Technikberater, aber die Ideen kamen größtenteils von mir.
AT: Wie geht das vor sich?
BCH: Stark vereinfacht: Ich denke eine, zwei Wochen drauf rum. Dann ist die Idee fertig und ich verschriftliche sie, in Form eines möglichst umfangreichen Datenblatts. Das geht ein, zwei Mal zwischen mir und der Redaktion hin und her, Klaus Frick macht Anmerkungen, ich überarbeite, dann wird die Endversion ans Team geschickt.
AT: Laut Redaktion wacht eine Superintelligenz »offensichtlich über die Milchstraße«. Ist das eine Art Ausgleichsprogramm zum fragmentierten ES der Erstauflage?
BCH: Ich will nicht zu viel verraten – aber an der Superintelligenzen-Front haben wir uns ein paar Überraschungen ausgedacht. Als ich das konzipierte, wusste ich von Christoph Ditterts und Wim Vandemaans Plänen allerdings noch nichts. Das ist also eher Zufall gewesen.
AT: Perry Rhodan »kann sich für den Kosmos und seine Faszination einsetzen«. Wird das eine sehr friedensbewegte Miniserie?
BCH: In den letzten circa 40 Jahren hat Rhodan das ja immer getan, finde ich. Wir knüpfen nur daran an, wie die Figur sich seit Jahrzehnten verhält und wie die Leser das auch erwarten.
AT: So wie ich die Ankündigung verstehe, befindet sich Rhodan in deinem Band 1 in der Zeit, die seiner echten Lebenszeit entspricht, aber in einer anderen Entwicklungslinie, quasi in einer Fiktion, die kontrafaktisch zur gewohnten Serienrealität steht.
BCH: Puh, das hast du jetzt komplizierter ausgedrückt, als es eigentlich ist, finde ich. ATLANTIS 2 spielt in einer alternativen Wirklichkeit. Worum es sich bei dieser Realität aber handelt? Um ein Paralleluniversum? Um eine andere Zeitlinie mit einer alternativen Historie? Das herauszufinden, soll Teil der Lesereise werden. Selbst unsere Helden werden sich da zu Beginn nicht sicher sein.
AT: In welchem Ausmaß habt ihr zum Aufbau dieser Wirklichkeit Eckdaten der Erstauflage recherchiert oder gezielt herangezogen?
BCH: Lass es mich so sagen: Es steckt sehr viel Überlegung und Denkarbeit drin, um gewisse Ereignisse zu extrapolieren, die in der Erstauflage passiert sind, bei uns aber nicht oder anders. Da wird es auf den Seiten viel zu entdecken geben und auf den Stammleser werden etliche Aha-Erlebnisse zukommen.
AT: Wie kommt es, dass sich Rhodan an die nicht-kontrafaktische Ebene erinnert?
BCH: An sein eigenes Universum? Da kommt er halt her. Ich vergesse ja auch Saarbrücken nicht, wenn ich morgen nach Berlin ziehe. Die Miniserie setzt an die letzte an, die ja bekanntlich mit einer Zeitreise endete. Offenbar sind unsere Helden nicht ganz dort herausgekommen, wo sie hinwollten.
AT: Ihr kündigt kühne Bauwerke an. Wie habt ihr die geplant, um sie überzeugend zu gestalten?
BCH: Mit der Kraft unserer Tastaturen!
AT: In den Internet-Ankündigungen wurde hervorgehoben, dass sich Perry Rhodan und Sichu Dorksteiger so richtig fehl am Platze fühlen, so in der falschen Welt. Denkst du, das trifft den Nerv der Leserschaft?
BCH: Es trifft den Nerv der Figur. Idealerweise wird der Leser sich spätestens nach Band 1 in unserer Wirklichkeit zuhause fühlen und für sie ebenso fiebern wie für das Universum der Originalserie.
AT: Ich möchte an unser geniales Interview im Conbuch der 4. PERRY RHODAN-Tage in Braunschweig anknüpfen, wo ich dich fragte, ob die queere Protagonistin eher eine werbewirksame Sache ist und du mit einer sehr umfangreichen und ernsthaften Stellungnahme geantwortet hast. Denkst du, dass Gedankenspiele wie die Utopie in ATLANTIS 2 den Leserinnen und Lesern echte Ideen geben kann, wie die Wirklichkeit verbessert werden könnte?
BCH: Ich will da offen gestanden kein sozialpädagogisches Gleichnis draus machen – mein Anspruch ist, allem Aktivismus zum Trotz, zu unterhalten. Wenn dabei noch etwas zum Nachdenken rauskommt – wunderbar! Aber das steht nicht im Mittelpunkt. In erster Linie hatten die Autoren und ich Spaß am »was wäre, wenn«-Spiel, und den versuchen wir den Fans zu vermitteln. Wie hätte das Perryversum sich entwickelt, hätten Rhodan und Co. nie existiert? Die Kernfrage ist, ob das Universum der Originalserie wirklich das beste aller möglichen ist – und ob unsere Helden wirklich überall richtig abgebogen sind.
AT: Muss man ATLANTIS 1 kennen, um ATLANTIS 2 verstehen zu können?
BCH: Es macht das Leseerlebnis etwas runder, aber nein – muss man nicht. Wer beide Serien kennt, hat natürlich mehr davon, vor allem, weil er einige Figuren wiedererkennen wird. Aber es ist auch dem Verlag und dem Vertrieb sehr wichtig, dass so eine abgeschlossene Serie für sich stehend funktioniert.
AT: Wer schreibt eigentlich mit?
BCH: Wie du weißt, darf ich das nicht verraten, bevor der Verlag es offiziell macht. Die Namen Olaf Brill und Roman Schleifer sind ja schon bekannt. Darüber hinaus erwartet die Leser und Leserinnen ein Mix aus bewährten und bekannten Namen.
AT: Im Conbuch Braunschweig haben wir über Hafermilch geredet. Welche Nahrungsmittel kommen in ATLANTIS 2 vor?
BCH: Ich meine, in Band 1 etwas über Muurt-Sorbet geschrieben zu haben. Hast du einen Menüwunsch für Band 12?
AT: Wir reden drüber.