(Rezension) Uwe Anton – Die Staubtaucher (PR 2879)

Das Titelblatt zeigt das Wesentliche: Die Annäherung an ein im Staubgürtel entdecktes, riesiges Objekt – das Aggregat – und seine Erkundung, bei der Mausbiber Gucky, Perry Rhodans Enkelin Farye, die Chronotheoretikerin – Zeitwissenschaftlerin – Aichatou Zakara und die Jugendlichen Lua Virtanen und Vogel Ziellos viele Bewohner der Galaxis Orpleyd kennenlernen, die sich vor den Gyanli an einem selbst gebauten Zufluchtsort verbergen.

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Wir erinnern uns: Gucky hat drei der neu entdeckten, kugelförmigen Fremdwesen aus dem explodierenden Pfeilschiff herausteleportiert. Mit Bordmitteln kann man die Giftgasatmer schnell vor dem Erstickungstod bewahren. Anfangs vertrauen sie ihren Rettern nicht, verhalten sich sehr reserviert und sagen erst mal nur, dass sie zum Volk der Hogarthi gehören.

Die RAS TSCHUBAI hält sich weiterhin im Hintergrund, denn ihre Anwesenheit in Orpleyd soll geheim bleiben. Die SAMY GOLDSTEIN wird entsandt, um die HARVEY mit Gucky und Hogarthi einzuschleusen. Im Staubgürtel ist Gucky telepathisch taub: Gesammelten Daten zufolge befinden sich in diesem unübersichtlichen Gebiet Tiauxin-Partikel, welche nicht nur die Navigation fast unmöglich machen, sondern auch Guckys Telepathie stören. So muss er alle Informationen auf dem Gesprächs- und Beobachtungswege sammeln, was dem Roman gut tut.

Zur allgemeinen Befremdung kennen die Hogarthi die Tiuphoren als Freunde und Verbündete. Die kugeligen Einheimischen werden hellhörig, als Lua Virtanen behauptet, sie könne im Staubgürtel navigieren. Sie verlangen den Beweis. Unter Luas Anleitung kann das Schiff einige Lichtjahre weit in den Staubgürtel eindringen und ihn auch wieder verlassen.

Nun werden die Hogarthi offener, denn wären die Fremden Agenten der Gyanli, hätten die Unterdrücker jemanden wie sie, so hätten sie das Aggregat längst angegriffen. Sie wollen sie also  hinführen.

Das Aggregat ist das Hauptquartier der Staubtaucher und der Zufluchtsort all jener, die vor den Gyanli fliehen. Eine bunte Multikulti-Gesellschaft hat sich im riesigen, quasi organisch gewachsenen Gebilde aus unzähligen, ineinander verbauten Raumschiffen gebildet. Es ist eine in etwa kreuzförmige Konstruktion mit einem 25 Kilometer durchmessenden Zentrumskern und 21 bis 43 Kilometer langen Seitenarmen, bis zu 14 Kilometer dick.

Gucky, Lua, Vogel Ziellos, Farye Sepheroa und Aichatou Zakara gehen an Bord der Space-Jet HARVEY. Die Hogarthi rufen eins ihrer Pfeilschiffe herbei und der Navigator To’a-Anum-Che kommt an Bord. Er ist eine Pflanze, sieht aus wie eine Bonsaitanne mit ockergelben Nadeln und lebt in Symbiose mit einem ameisenähnlichen Partner, der für ihn spricht: Er wurzelt in einer Mulde in dessen Hinterleib. Die Topografie des Umfelds ist in seinem Zellgedächtnis gespeichert.

Der Träger der Pflanze spricht für ihn und deutet seine ganz individuelle Form der Symbiose an an »Es genügt, wenn ihr To’a Anum-Che mit Namen ansprechen könnt […] Es bereitet mir großes Vergnügen, namenlos zu bleiben« (S.17). Ähnlich eigenwillig sind der Pilot, dessen vieräugiges, knochiges Gesicht unter der Kapuze »wie der Totenschädel eines Krokodils« (S.23) wirkt, ein anderthalb Meter großer Vogelähnlicher mit Rüsselschnabel und ein großer, aufrecht auf vier Beinen gehender Wurm, acht gelben Armtentakeln, violettem Rückenpanzer und etwa zwanzig gefährlich aussehenden Zähnen im kreisrunden Mund. Tiuphoren leben friedlich unter ihnen.

Koordinator der Station und Oberhaupt einer galaxisweiten Widerstandsorganisation ist der Aysser Pedcos, ein aus lebenden Bestandteilen wie Gehirn, Sinnes- und Verdauungsorganen und einem Robotkörper zusammengesetztes Hybridwesen. Jedes von ihnen sieht bisschen anders aus.

Im Gespräch mit Gucky gibt Pedcos wenig Wichtiges preis, erzählt aber, dass die Gyanli, amphibische Humanoide, auf eine Substanz namens Fluid angewiesen sind und einen Kollekttraum träumen. Die beiden belauern einander und berichten Einzelheiten, die den Leser informieren. Zugleich wird man darauf aufmerksam gemacht, was es noch alles zu erfahren gibt, weil Gucky darüber nachdenkt. So ist ironischerweise der Leser bei Guckys Gedanken dabei, während der Mausbiber keine lesen kann.

Wissenschaftler bestätigen Gucky, dass die Zeit in Orpleyd tatsächlich ruht, dass seit der »Erlösung« der Tiuphoren von der planetengebundenen Existenz innerhalb der Galaxis erst zweitausend Jahre vergangen sind und draußen 20 Millionen Jahre. Gerade jetzt läuft die Zeit jedoch synchron, was wohl es etwas mit dem geheimnisvollen »Operandum« zu tun hat, einem Großprojekt der Gyanli. In der RAS TSCHUBAI vergeht also genauso viel Zeit wie bei ihnen.

Währenddessen führt der Navigator To’a-Anum-Che Lua und Vogel im Aggregat herum. Einer der von Gucky geretteten Hogarthi erzählt ihnen eine aufregende Neuigkeit: Er hat erfahren, dass es Menschen im Aggregat gibt! Die Jugendlichen vermissen ihren verschwundenen Mentor Atlan und ihr Heimatschiff ATLANC so sehr, dass ihr Wunschdenken mit ihnen durchgeht und sie sich blindlings und ohne Absicherung in den entsprechenden Sektor begeben.

Doch dort warten Gyanli auf sie und schießen sie mit Traktatoren nieder. Längst haben die Aggressoren das Aggregat infiltriert, das geheime Nachrichtensystem gehackt und die verlockende Nachricht lanciert, um der Gruppe habhaft zu werden. Es geht ihnen allerdings vor allem um die in To’a-Anum-Ches DNS verankerten Informationen über die Navigation im Staubgürtel.

To’a-Anum-Che wehrt sich, indem er giftige Körpernadeln wie Projektile abschießt. Zwei Gyanli sterben. Die anderen beiden bekommen, was sie wollen. Damit hat der To’a-Anum seinen Zweck erfüllt. Die Gyanli töten ihn. Auch Lua und Vogel brauchen sie nicht mehr …

Gucky ahnt mangels Telepathie nichts von der Gefahr. Er will wissen, warum Pedcos derart um den heißen Brei herumredet. Daraufhin führen die Gastgeber Gucky, Farye und Aichatou in ein besonders gesichertes Labor mit gefangenen Gyanli. Arbeitet man an der Ausrottung der Invasoren – eines ganzen Volkes?

Der Roman kommt beim Hören besonders gut zur Geltung. Ohne je schwer zu werden, ist er gedrängt voll mit vielfältigen malerischen Beschreibungen, feinen Gefühlen, subtilen Reaktionen und ironischen Gesprächssituationen. Wir lernen ganz nebenbei Bevölkerung und Konflikte einer neuen Galaxis kennen. Es lehnt sich, ihn mehrfach zu lesen oder zu hören, um alles angemessen würdigen zu können. Die Guten sind eine kunterbunte multikulturelle Gesellschaft völlig verschiedener Individuen – auch dies eine Botschaft, die dem Wesenskern der Serie entspricht.