Im zweiten Teil des Doppelromans der beiden Wiener Autoren Leo Lukas und Michael Marcus Thurner kehrt Perry Rhodan zum Advokaten zurück, der ihn in die Vergangenheit der Tiuphoren weiterschickt, indem er durch gegenstandsloses Nichts treibt und die Beherrschung einer Welt ausprobiert, in der seine Gedanken wahr werden: die klassische Beschreibung körperloser Existenz nach dem Tode.
So erschafft Rhodan in seinen Gedanken eine Welt, die er sich als ideale Umgebung für das Planzenwesen vorstellt, und es erscheint – froh, denn er könnte sich die auch erschaffen, legt jedoch Wert auf die Vorstellungswelten anderer, weil er die Begegnung liebt. Rhodan lässt sich noch einmal in die Tiefen von Torus V versetzen, einen apokalyptisch schmierigen Müllplaneten, den die von ihm begleitete Gruppe durchwandert:
»Rechts von ihnen donnerte eine Mülllawine ins Tal. Festes Material rutschte auf schlickigem Untergrund in die Tiefe. Wasser spritzte hoch, meterhohe Metallträger wurden wie Spielzeug umhergewirbelt. Fauliger Untergrund kam zum Vorschein, aus Rissen blubberten Gärgase. Unter gewaltigem Donner entstand eine breite Schneise« (PR 2877, S.21).
Perry Rhodan könnte in seinen inzwischen vollständig wiederhergestellten Körper zurückkehren, lebendig werden, will aber noch ein bisschen im »Anderswo« des Totenreichs bleiben und herausfinden, wie die einst vollständig normal lebenden Tiuphoren zu den gnadenlosen Völkermördern geworden sind, die Galaxie um Galaxie verwüsten. Sowohl der Advokat als auch Attilar Leccore, der ihn immer wieder zum Treffpunkt ruft, weisen ihn auf die Gefahr hin, sich für immer in der Schattenexistenz des Catiuphats zu verlieren. Die Warnungen schlägt er in den Wind.
Zugleich befürwortet er den Fluchtplan, dessen Vorbereitungen er Leccore überlässt: Ein Beiboot der CIPPACOTNAL zu organisieren. Die Larin Pey-Ceyan konzentriert sich auf den Orakelpagen Cuttra Yass, dem wichtiger wird, sie zu massieren und zu umsorgen als auf Leccore zu achten, der als Gestaltwandler Körper und Identität seines Vorgesetzten, des Schiffsorakels Paqar Taxmapu, angenommen hat.
Deshalb kann Leccore unbeobachtet Kontakt mit einer Schicht der Tiuphoren aufnehmen, die selten ans Tageslicht kommt: die Ccoshars. Das sind die von den Eltern absichtlich geschlechtslos geborene Zwitter, die es nicht zum Orakel-Pagen gebracht haben. In der tiuphorischen Gesellschaft werden sie belächelt und als Versager betrachtet. Dabei betätigen viele sich als Künstler, andere sind mit der Perfektionierung der Kampf-Choreografie ihrer Caradoccs befasst. Ungefähr 1000 Ccoshars leben in einem eigenen Bereich jedes Sterngewerks, das ist die Bezeichnung für die tiuphorischen Generationenschiffe. Leccore/Taxmapu behauptet, er wolle die Lebensbedingungen der Ccoshars verbessern und ihnen mehr Anerkennung verschaffen – und zwar auf allen Sterngewerken, wozu er natürlich ein eigenes Raumschiff benötigt.
Der Sprecher der Ccoshars ist Sandar Vogg, der subkulturell genug auftritt: »Glitzernde Kettchen hingen aus seinen Nasenschlitzen, über alle freien Stellen seines Körpers huschten Schriftzeichen. Der Mann hatte sich Implantate unter die Haut setzen lassen, die einen steten Nachrichtenstrom auf seinen Leib projizierten« (PR 2877, S.14). Leccore hält den Benachteiligten eine flammende Rede, die sind begeistert genug … Es gelingt ihm tatsächlich, Maxal Xommot zu beschwatzen. Die Ccoshars bekommen eine schwach bewaffnete, bumerangförmige Jacht mit 220 Metern Länge und sind begeistert. Denn sie wollen Ansehen und ihrem Volk helfen …
Rhodans Ausflug in die Vergangenheit geht weiter: Er kämpft sich durch den Müll, kümmerst sich um das kleine Tiuphorenmädchen Astirra und trifft in die Kavernen direkt unterhalb des Gyanli-Habitats Gothud Pfaunyc Tomcca und Catccor Turrox, von sich die Tiuphoren Erlösung erhoffen.
Der Schlüssel dazu liegt in einer besonderen Eigenschaft der Tiucui-Hyperkristalle, die von den Tiuphoren in den Kavernen abgebaut werden und um derentwillen die Gyanli wohl derart interessiert an ihrem Planeten sind. Die Kristalle ragen in einen höherdimensionalen Raum und bilden dort eine Zuflucht für Bewusstseinsinhalte – aber nur, wenn sie besonders begabt sind. So wie die kleine Astirra und ihre Mutter.
Man erfährt von einem geheimnisvollen Operandum. Zwischen ihm und der Zerstörungswut der Gyanli gibt es wohl einen Zusammenhang. Die Tiuphoren wollen ein Verfahren entwickeln, durch das auch Minderbegabten ins Phat kommen. Dort sind sie vor den Gyanli sicher. Doch die erforderliche Modifikation hat eine verhängnisvolle Begleiterscheinung: Die Behandelten werden ebenso rücksichtslos und grausam wie die Gyanli.
Man will die Verbindung zu Tiu lösen. Auf einer Werft außerhalb des Lichfahne-Systems wird bereits ein Sterngewerk gebaut, das eine mit tiuphorischen Bewusstseinsinhalten gefüllte Tiucui-Folie – ein Sextadim-Banner – in die Freiheit tragen soll. Dieser Zufluchtsort soll allen Geknechteten offenstehen. Doch wer es baut, das weiß keiner …
Rhodan weiß nun, wie die Tiuphoren gezwungenermaßen zu dem wurden, was sie am meisten verabscheuen. Das Pflanzenwesen, den Advokat, erkennt er als das Bewusstsein des Sammlers Zimu Miacylloc, der die Gruppe durch die Müllwelt führte.
Rhodans Zeit im Catiuphat ist um, er wird in seinen Körper zurücktransferiert. Leccore schlägt Yass nieder und macht Vocc unschädlich, der doch Lunte roch und die drei Flüchtlinge mit schussbereiter Waffe im Beiboot erwartet. Die Flüchtenden bedauern, ihn, ihn außer Gefecht setzen zu müssen, weil sie den aufgeweckten, unabhängigen jungen Mann sehr schätzen. Um Yass und die Ccoshars zu schützen, hinterlässt Leccore einen Datenkristall mit Informationen, die ihn selbst belasten
Denn geht die Reise los: Rhodan tauft das Beiboot ODYSSEUS. Mit einem Alarmstart schaffen sie den Durchbruch in Richtung Orpleyd absetzen kann. Doch wie kommen sie zur 139 Millionen Lichtjahre entfernten Milchstraße zurück? Dies wäre nur über die Transportverbindung der Tiuphorenflotte, die Sextadim-Halbspurtrasse, möglich; die wurde extra aufgebaut und wird sich in einem Jahr auflösen. Rhodan will Verbündete finden und zum Planeten Tiu fliegen, um nach dem Pavvat suchen.
Der Roman lebt von der Körperlosigkeit, die einerseits die Handlung befördert, andererseits als Handlungsrahmen für die Ereignisse der fernen Vergangenheit bildet und auch geschickt für Übergänge eingesetzt wird: Als Rhodans körperloses Bewusstsein begreift, dass ein Reiseabschnitt vor ihm liegt, fühlt er sich von etwas ergriffen und durch die Zeit geschoben, so dass die Hanndlung dort – dann? – nahtlos weitergeht. Diese Erzählhaltung belebt die vom Wandern geprägten Passagen, welche ansonsten trotz kindlicher Patschhändchen, gärendem Müll und aggressiver Gyanlis eintönig werden könnten.
Personal wie Hauptperson wirken subversiv und sind mit dem Erschließen ihrer Welt und der Jagd beschäftigt. Gute Voraussetzungen, um die sich verschiebende, zeitlich durchlöcherte Zauberwelt von Totenreich und Vergangenheit anschaulich und abwechslungsreich zu schildern und in der Seriengegenwart anzubinden. Der Name des Beiboots, ODYSSEUS, ist verheißungsvoll genug, um der Schlusspassage den Anschein eines überaus wichtigen Schrittes zu verleihen: Er kündigt eine von Göttern gelenkte Irrfahrt an.