(Rezension) Leo Lukas – Der Mechanische Orden (PR 2883)

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Das Safaanusystem, in das Perry Rhodan, die Larin Pey-Ceyan und der Gestaltwandler Attilar Leccore mit der flugunfähigen tiuphorischen Yacht ODYSSEUS geschleppt werden, besteht aus unzähligen Trümmern der ehemaligen Planeten und Monde. Statt einer Sonne hält ein Schwarzes Loch es zusammen. Der Zweitmechaniker Duxalux, ein Wuurtuloxo, den sie aus den Fängen der Gyanli befreit haben, erklärt ihnen, dass es in Orpleyd zehntausende solcher Trümmersysteme gibt, deren Sonnen künstlich abgetötet wurden. Das Titelbild verspricht Technik und militärische Auseinandersetzung. Nun, das wird teilweise eingelöst.

Dieses System ist das Versteck des BARILAKK, ein sternreisendes Kloster des geheimnisumwobenen Mechanischen Ordens, dem man nachsagt, aufstrebenden Völkern beim Schritt ins All zu helfen. Das Kloster sieht schon mal interessant aus: eine dreieinhalb Kilometer durchmessende radförmige Konstruktion mit neun Speichen und einem zweiten dünneren Ring zwischen Nabe und Außenkranz ist über einen zwei Kilometer langen flexiblen Schlauches mit einem mehrere Kilometer großen Felsbrocken verbunden. Es ist ein Generationenschiff.

Die Personen des Romans verhalten sich, wie wir es von Lukas’schen Helden gewohnt sind: Sie reden, kommentieren, reflektieren und reißen ihre Wortspielwitze. Duxaluks beginnt damit, als er auf Rhodans Frage hin einräumt, dass er den ihm anvertrauten Auftrag des Ordensobersten Xirtaaluk nicht erfüllen konnte und deswegen mit wenig Freude heimkehrt.

Das sternreisende Kloster nennt sich ein »Gonobaat«. Nur Perry Rhodan darf es betreten. Während er längere Zeit auf die Audienz bei Xirtaaluk warten, stattet die redselig philosophierende Zweitmechanikerin Jurukao, auch eine Wuutloxo mit Würfelkörper und Knisterarmen, die ODYSSEUS mit einigen technischen Zaubereien aus dem Fundus des Mechanischen Ordens aus: ein »Linear-Nukleus-Meditator« ist ein Bordrechner, so leistungsfähig wie die ANANSI der RAS TSCHUBAI. Ein neues Triebwerk ermöglicht nicht ortbare Überlichtetappen im Dakkarraum. Die Energieversorgung läuft künftig durch Zapfung direkt im Kern einer Sonne. Die Yacht kann dort hineinfliegen, denn der »Schalenbildner« hilft: Eine der drei »Schalen« kann auftreffende Waffenstrahlen zurückreflektieren. Ein »Trugwerfer« sorgt für Ablenkung, indem er das virtuelle Abbild eines nicht existierenden Schiffes ins All projiziert. Die neue Außenhülle aus »Luzidit« macht das Schiff praktisch unsichtbar. Leider entfernt die Zweitmechanikerin die defekten Aktoren: die ODYSSEUS hat keinerlei Offensivbewaffnung mehr und kann nicht mehr in den Hyperstenz, jenen teilentstofflichten Zustand, in dem sie handlungsfähig, aber kaum angreifbar ist.

Die emphatische Pey-Ceyan tastet nach den Gedanken der Zweitmechanikerin und stellt überrascht fest, dass sie neuerdings die Telepathie beherrscht, solange sie sich in der Nähe der betreffenden Person befindet. Diese Fähigkeit ist ihr neu, aber sie ist sehr praktisch: Pey-Ceyan erkennt, dass Jurukao knurrig daherredet, aber nicht lügt.

Rhodans Audienz hat währenddessen begonnen. Er und Xirtaaluk belauern einander, versuchen, viel zu erfahren und wenig preiszugeben. Immerhin erfährt Rhodan von Duxaluks unerfülltem Auftrag: er sollte Neurokrill besorgen. Das sind Symbionten, die in jenem Fluid leben, in welchem die Gyanli sich regenerieren, in dem sie träumen. Der Mechanische Orden vermutet, dass der Neurokrill die Intelligenz der Gyanli steigert, sie aber auch erbarmungslos macht. Xirtaaluk hält ihn für ausgesprochen wichtig, denn er vermutet, ohne Neurokrill werde die gesamte Regierung der Gyanli, die Kohäsion, zusammenbrechen.

Bei der Diskussion über den veränderten Zeitablauf in Orpleyd kommt erstmals die Rede auf technisch höhergestellte und in der Evolution weiter vorangeschrittene Zivilisationen. Rhodan wiederum berichtet von Superintelligenzen und erklärt das Zwiebelschalenmodell. Beides war dem Wuutuloxo unbekannt und er lehnt es ab. Nach der Audienz darf sich Rhodan unter Aufsicht im Gonobaat umsehen.

Die aufgewertetete ODYSSEUS soll als Lockvogel für die Gyanli dienen. Ein Testflug zum Energietanken in eine nahen Sonne soll die Feinde aufmerksam machen. Der Plan geht auf: Die PNUUD, ein zwei Kilometer langes Kampfschiff, schluckt den Köder und soll nun geentert werden. Ab hier herrscht Kriegshandlung und der kommentierend-verschwätzte Tonfall der Erzählweise läuft dem Inhalt zuwider. Rhodan nimmt an der Aktion teil, sein Einsatzleiter ist der Wuutuloxo Trogaluk. Der geht gefährlich unbedacht vor. Nach der großen Ankündigung des Mechanischen Ordens und den Demonstrationen ihrer zauberartig überlegenen Technik dappeln die mit anderthalb Meter Kantenlänge ausgestatteten Quadratkörper nun als ganz normales Einsatzkommando durch die Gegend, das sich in Feindbegegnungen behaupten muss.

Wie sie das genau machen, wäre eingehenderer Schilderung wert gewesen. Jedenfalls, in dieser Situation sind – wenig überraschend – die Gyanli überlegen. Als Trogaluk stirbt, übernimmt Rhodan die Rolle des Anführers. Er erklärt den Wuurtuloxo, dass ihre Stärke in ihrer Technik besteht statt im normalen Kampf, und dadurch setzen sie sie endlich ein und verschaffen sich Luft. Für dieses große Aha braucht man allerdings einen Terraner, der den Impuls liefert: Oh, wir können ja unsere Stärke, die Technik, zu unserer Verteidigung einsetzen!

Wie schon bei der Flucht aus dem System der Baconbal stiften sie Chaos im Schiff. Allerdings scheint es sich plötzlich um ganz andere Leute zu handeln, denn im Vorroman war Duxalux souverän und maßlos überlegen, während die Wuurtulox hier hilflos und unüberlegt durch die Gegend stolpern. Dass Rhodan sie an ihre Fähigkeiten erinnern muss, wirkt nur noch lächerlich. Als nächstes findet die umherlaufende Gruppe einen Teich mit unter der Oberfläche treibendem Gyanli. Dieser Wasser enthält Fluid, so dass sie Neurokrill erbeuten können. Immerhin hat jedes Mitglied des Trupps kleine Röhrchen dabei, um ihn abzufüllen. Nach ihren bisher offenbarten strategischen Geschick überrascht das Vorhandensein der Ausrüstung positiv.

Nun, die ODYSSEUS sollte ein Lockvogel sein, und das funktioniert wiederum zu gut: Eine Flotte der Gyanli greift das Gonobaat an, vernichtet den mit dem Kloster verbundenen Asteroiden und setzt Truppen ab. Die BARILAKK verschwindet gerade noch, mit unbekanntem Ziel. Dieses sang- und klanglose Unterliegen enttäuscht nach der großen Ankündigung und den Demonstrationen überlegener Technik sehr.

Rhodan, und die vier überlebenden Wuutuloxo des Kommandos, darunter Duxolux, fliehen zur ODYSSEUS, in der sich Leccore, Pey-Ceyan und Jurukao aufhalten. Durch die neuen Gimmicks kann die Yacht entkommen. Darüber hinaus reicht die Technik des Mechanischen Ordens für witzige Spielereien, die Leo Lukas dann wiederum ausgiebig und anschaulich schildert: Rhodan bepaßt sich damit, den Upgrades Namen zu geben: Handspannengroße Roboter, die meist auf der Außenhülle herumturnen und diverse Arbeiten verrichten, nennt er wegen ihres Klangs Hollow Men. Dann gibt es eine futuristischen 3D-Printer, einen Omni-Generator, der jeden beliebigen Gegenstand bis zu einer gewissen Größe herstellen kann. Den nennt er Tombola. Der Aufbruch ins 60.000 Lichtjahre entfernte Lichfahnesystem erfolgt per »Leaper«-Antrieb.

Der Roman fiel mir schwer. Die technischen Neuerungen und die blutige Kriegshandlung beißen sich mit der plaudernden Erzählweise. Und dass die gerade erst als geheimnisvolle Könner eingeführten Wuurtulox sich derart umgehend als durch Ungeschicklichkeit unterlegene Schwätzer entpuppen, enttäuscht. Komponenten, die nicht zusammenpassen. Eine Erklärung wäre, dass die Wuurtuloxo als schrullige, eigenbrötlerische Wissenschaftler dargestellt werden sollten. Das allerdings wäre, wenn durchgezogen, spannend gewesen.