»Das ist nicht dein Ernst, oder?«, kommentierte Gucky mit einem skeptischen Seitenblick auf das flaschenförmige Päckchen, das Reginald Bull in der Hand hielt.
»Was denn?«, entgegnete Bull säuerlich.
Der Mausbiber deutete auf den in Geschenkpapier eingeschlagenen Gegenstand. »Na, da muss ich nicht erst in deinen Gedanken schnüffeln, um zu erkennen, dass du Perry eine Flasche Wein zum Geburtstag schenken willst.«
Reginald Bull schwieg eisern.
»Na, komm schon. Ich habe doch recht oder etwa nicht?«
»Du liegst mal wieder daneben, Nasenbär!«, entgegnete Bull und ging etwas schneller.
Dem Mausbiber fiel es sichtlich schwer Schritt zu halten, aber er erhob sich einfach telekinetisch und schloss schwebend zu Bull auf.
»Du bettelst ja geradezu darum, dass ich dich mal wieder eine Runde fliegen lasse, was?«
Reginald Bull hielt inne und der Mausbiber ließ sich neben ihm zu Boden sinken.
Gucky schenkte Bull einen seiner treuherzigsten Blicke. »Verrätst du mir jetzt, was du Perry schenkst?«
»Ach, was soll’s«, winkte Bull ab. »Nicht Wein, sondern Whiskey. Jahrgang 1936.«
Gucky klatschte mit seinem platt gedrückten Biberschwanz auf den Boden. »Sechzig Jahre alter Whiskey. Nicht schlecht, nicht schlecht. So alt wie Perry wird. Da hat sich ja jemand richtig Gedanken gemacht!«
Bull legte den Kopf schief. »Mehr als ein gewisser Mausbiber, hm?«
Reginald Bull setzte sich wieder in Bewegung und der Mausbiber folgte ihm.
»Pffft. Ich habe etwas ganz Besonderes für Perry. Gute Idee übrigens, dass wir Perry vor dem großen Partyansturm schon gratulieren«, grummelte Gucky.
Bull erwiderte nichts und begann stattdessen, ein Lied zu summen.
»Echt jetzt?«, kicherte Gucky. »Übst du ein Ständchen für Perry?«
Reginald Bull blieb erneut stehen, ebenso der Mausbiber, der offenbar etwas erschöpft Luft holte. »Du bist nicht ernsthaft außer Atem geraten bei diesem kurzen Weg zu Perrys Kabine?«
»Atemlos durch den Gang der TITAN«, quäkte Gucky vor sich hin und setzte hinzu: »Na, habe ich Stummelfüße oder du, Pummelchen? Du hast längere Beine und diese TITAN ist einfach ein weitläufiges Raumschiff.«
»Kennst du das Lied überhaupt, das ich gerade gesummt habe?«, überging Reginald Bull die Entgegnung des Mausbibers.
»Ist wahrscheinlich auch so was Altes wie du und Perry. Etwas aus eurer Jugend oder so?«, mutmaßte Gucky scherzhaft und setzte sich wieder in Bewegung.
Bull folgte dem Mausbiber und begann leise zu singen. »Will you still need me, will you still feed me, when I’m sixty, yeah.«
»Ja, klingt ganz nett«, räumte der Mausbiber ein. »Und ist mindestens so alt wie du, oder?«, fügte er feixend hinzu.
»Pffft«, äffte Bull den Mausbiber nach. »Nix da. Das Lied heißt When I’m sixty, yeah, stammt aus dem Jahr 1967 und ist von einer Band namens Silver Beatles. Da waren Perry und ich …«
»Ja, ja, schon aus dem Gröbsten raus«, fiel Gucky ein. »Und knapp davor zum Mond zu fliegen, die Menschheit zu einen, Raumschiffe zu klauen und so weiter.«
Erneut schenkte Bull dem Mausbiber ein skeptischen Seitenblick. »Ach, hör schön auf und verrate mir endlich, was du Perry schenkst.«
»Nur wenn du Perry dieses Lied als Ständchen bringst.«
»Ich und Ständchen? Vergiss es, ich gröle höchstens in Raumfahrerkneipen nach so einer Flasche!« Demonstrativ hob Bull sein Geschenk.
»Und wenn du ein anderes Lied singst?«, schlug Gucky vor.
»Hm, vielleicht I’m forever blowing bubbles? Das gefällt Perry auch ganz gut, glaub ich.«
»Kenne ich nicht, sagt mir nix. Vielleicht lassen wir das mit dem Singen einfach. Das mit den Bubbles können wir auch ein andermal singen.«
Gucky und Bull waren bei Perrys Kabine angekommen. Da Bull ihren Besuch angekündigt hatte, mussten sie nur wenige Momente warten, bis Perry die beiden in seine Kabine bat. Bull summte erneut das Silver Beatles-Lied.
»Hey, danke für den Ohrwurm, Bully«, begrüßte Perry seinen ältesten Freund und nickte dem Mausbiber zu.
Gucky und Bull antworteten überschwänglich wie aus einem Mund: »Alles Gute zum sechzigsten Geburtstag, Perry!«
Das Geburtstagskind winkte lediglich ab und die drei setzten sich an einen Tisch in der Kabine. Bull überreichte Perry sein Geschenk, das dieser sogleich auspackte.
»Nicht schlecht«, sagte Perry Rhodan anerkennend. »Herzlichen Dank, Reg. Den sollten wir später gemeinsam verkosten.«
»Nix für mich«, krähte Gucky. »Aber ich habe eh was Besseres.«
»Na, jetzt bin ich aber gespannt«, grummelte Bull, während Gucky eine Lochkarte aus einer Tasche seiner Bordkombination zog.
Feierlich reichte der Mausbiber die Karte einem sichtlich erstaunten Perry Rhodan, der sich aber sofort fing. »Herzlichen Dank auch dir, Gucky. Das ist ja wirklich …«
»Was bei allen Mondraketen! Das ist ja wohl ein schlechter Scherz!«, rief Bull aus.
»Mitnichten, mein Bester«, entgegnete der Mausbiber. »Perry muss diese wunderbare Karte lediglich beim Proviantmeister der TITAN einreichen und erhält damit jederzeit Zugriff auf satte sechzig Kilogramm des wohl wunderbarsten Nahrungsmittel des Universums!«
Nun dauerte es doch einige Zeit bis Perry Rhodan reagierte: »Du hast den Proviantmeister überredet, sechzig Kilo Mohrrüben, nun ja, abzuzweigen?«
»Nicht ganz uneigennützig, nehme ich an«, warf Bull ein.
»Na ja, also falls du Hilfe bei den sechzig Kilo benötigst«, schmunzelte Gucky und deutete dabei unverblümt auf sich selbst.
»Tja, da passt das Lied ja wie die Mohrrübe zum Mausbiber, was?«, grinste Reginald Bull und sang: »Will you still need me, will you still feed me …«
Perry Rhodan stimmte mit ein: »When I’m sixty …«
Und Gucky krähte dazu: »YEAH!«