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Interview mit Andreas Brandhorst zu „Mars Discovery“

Spiegel-Bestseller-Autor Andreas Brandhorst spricht mit Roman Schleifer über seine Bücher »Mars Discovery« und »Sleepless« . Unter anderem verrät Andreas, wie sich Stories für ihn entfalten und welche Gedanken er hätte, stünde er so wie die Helden von »Mars Discovery« an seinem eigenen Grab.

 

Mit »Mars Discovery« setzt du die Streiflichter fort, die in deinem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« begannen und in »Die Eskalation« fortgeführt wurden. In diesen Streiflichtern geht es um die erste bemannte Marsmission.
War von Anfang an ein eigenes Buch geplant?

Nein, das war nicht von Anfang an geplant. Die Idee kam mir beim Schreiben der Streiflichter, als die Figuren immer mehr Tiefe bekamen und mit ihnen auch ihre eigene, besondere Geschichte. Außerdem bekam ich nach »Das Erwachen« zahlreiche Anfragen von Lesern, die fragten, wie es denn mit der Mars Discovery weiterginge.

Wie haben sich diese Streiflichter letztendlich dann zu einem eigenständigen Buch entwickelt?

Konkret wurde das Projekt während der Arbeit an »Die Eskalation«. Als ich in diesem Roman die Streiflichter um die Mars Discovery fortsetzte, reifte die Idee heran, einen eigenständigen Roman daraus zu machen. Da begann bereits die Planung.

In gewisser Weise ist »Mars Discovery« Teil 3 mit der Geschichte über die Maschinenintelligenz Smiley oder Goliath (siehe Interviews
https://www.proc.org/interview-mit-bestseller-autor-andreas-brandhorst-gefuehrt-von-roman-schleifer
und
https://www.proc.org/interview-mit-andreas-brandhorst-zu-seinem-roman-die-eskalation).
Haben wir eine Chance auf Teil 4?

Eigentlich gibt es Teil 4 bereits, erschienen vor den anderen Romanen: »Das Schiff«. Aber abgesehen davon wird es keine Fortsetzung geben, die Geschichte ist erzählt.

Genau genommen ist das Buch zweigeteilt. Einmal die Erlebnisse auf dem Mars der – im weitesten Sinne Gegenwart – und danach bietest du uns die epochale Science Fiction, die wir von anderen Büchern gewohnt sind. Welche der beiden Genres macht dir mehr Spaß?

Ich mag es, wenn sich eine Geschichte immer mehr öffnet, wenn sie klein beginnt und immer größer und größer wird. Das war beim Schreiben von »Mars Discovery« ein besonderer Reiz für mich. Sowohl die »kleinen« Szenen auf Erde und Mars haben mich fasziniert als auch die »großen« in den Weiten des Kosmos. Es ist dabei nicht leicht, ein Gefühl für die richtige Perspektive zu behalten.

Eleonora Delle Grazie ist wie alle deine Helden eine tragische Figur. Als Kind verliert sie ausgerechnet bei einem Unfall in der Raumfahrt ihre Eltern, wird schließlich mit viel Durchhaltevermögen Kommandantin der bemannten Marsmission, um danach die Jahrtausende zu durchwandern. Können gute Figuren für gute Storys nur tragisch sein?

Sind Heldinnen und Helden nicht immer zumindest ein wenig tragisch? Eleonora ist vor allem eine Person, die ihrer Verantwortung gerecht wird. Sie verwirklicht ihren Traum, die Erde zu verlassen und zum Mars zu fliegen, ohne zunächst zu ahnen, dass der Rote Planet nur die erste Etappe einer langen, langen Reise durch Raum und Zeit wird. Sie ist ein Mensch, der nicht nur an sich selbst denkt, an die eigenen Wünsche, sondern sich seiner Verantwortung stellt. Das ist keine Tragik, sondern Größe. Eleonora wächst im Lauf der Handlung über sich hinaus und zeigt die besten Seiten ihres Menschseins sogar dann, als sie sich immer mehr von ihrem eigentlichen menschlichen Ursprung entfernt.

Bei der Marsmission gibt es eine internationale Zusammenarbeit, dennoch kocht irgendwie jeder sein Süppchen. Sind wir Menschen so? Haben wir keine Chance, uns wirklich zu vertrauen?

Die Crew ist zu Anfang durchaus eine verschworene Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel. Doch dann geschehen Dinge, die alles verändern, auch die Crewmitglieder. Die Unterschiede und Konflikte gehen nicht auf die verschiedenen Nationalitäten zurück, sondern auf charakterliche Eigenheiten. Jeder Mensch ist anders. Jeder reagiert anders, wenn es zu kritischen Situationen kommt.

Im zweiten Teil des Buches erfahren wir von einem Krieg, der das ganze Universum durchzogen hat. Auch dieses Motiv zieht sich durch viele deiner Bücher. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welchen neuen, faszinierenden Hintergründen du dieses Kriegsmotiv versiehst. Was denkst du? Hast du alle Varianten durch?

Ich würde nicht von »Krieg« sprechen, sondern von »Konflikt«, und darum geht es praktisch in jedem Roman, ob Science Fiction oder nicht: um Konflikte auf persönlicher, nationaler oder globaler Ebene. Ich liebe die großen Bilder auf der riesigen Bühne des Universums, und deshalb sind die Konflikte, um die es in meinen Science-Fiction-Romanen geht, manchmal kosmischer Natur. Und nein, ich habe noch längst nicht alle Varianten durch. In einem unendlichen Universum gibt es unendlich viele Möglichkeiten … 🙂

Du nutzt bei »Mars Discovery« die Chance, offene Fäden aus einem anderen Buch zu verknüpfen und diese Geschichte zumindest teilabzuschließen. (Ich nenne das Buch bewusst nicht, um einen Spoiler zu vermeiden). Wie wichtig ist dir, dass die Bücher so richtig abgeschlossen sind?

Ich habe den Roman in der Antwort auf eine andere Frage (siehe oben) genannt und glaube nicht, dass ich dabei zu viel über Inhalt und Verzweigungen der Geschichte verraten habe. 🙂 Wie dem auch sei, die Handlung der einzelnen Romane sollte natürlich abgeschlossen sein, wenn es sich nicht explizit um eine Fortsetzungsgeschichte handelt. Aber das bedeutet nicht, dass keine Brücken und Verbindungen zu anderen Romanen existieren dürfen. Ich mag so etwas, die »Verknüpfung von Universen«: Manchmal schreibe ich in einem Roman ganz bewusst etwas, das keine zentrale Rolle in der aktuellen Handlung spielt, von dem ich jedoch weiß, dass ich darauf in einem ganz anderen Roman zurückgreifen werde.

Wenn ich so nachdenke, könntest du bei vielen Büchern weiterschreiben, um den erweiterten Erzählstrang oder das Setting zu beenden. An welchem Erzählstrang deiner bisherigen Bücher willst du auf jeden Fall weiterschreiben?

»Auf jeden Fall« an keinem. Es sind immer Möglichkeiten, Türen, die ich öffnen könnte, um herauszufinden, was sich dahinter befindet. Manchmal sind mir die Figuren eines Romans auch so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich nach dem letzten geschriebenen Satz frage: Wie könnte es mit ihnen weitergehen? So ist es mir bei Rieker und Black Lily in »Sleepless« ergangen.

Da hake ich doch glatt nach, nachdem ich »Sleepless« fertig gelesen habe…
Welche Fähigkeit aus deinem Privatleben hat dir geholfen, »Mars Discovery« zu schreiben?

Durchhaltevermögen und Disziplin. Gerade die zweite Hälfte von »Mars Discovery« war alles andere als einfach zu schreiben, und zur gleichen Zeit steckte ich in den Vorbereitungen für »Sleepless«, die Texte für die E-Books und Hörbücher. Das war eine besondere Herausforderung.

Eleonora steht an ihrem eigenen Grab … wie würde es dir in so einer Situation gehen? Welche Gedanken hättest du in dieser Situation?

Ich schätze, ich hätte allen Grund, über mein Leben nachzudenken und mich zu fragen, ob ich immer und überall den richtigen Weg eingeschlagen habe.

Am Ende des Buches stößt Eleonora auf eine unendliche Schlacht. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Sie passt ins kosmische Bild. Ich denke beim Schreiben oft in solchen Bildern und sehe die Handlung wie Szenen eines Films.

Seit Ende Juli 2021 ist dein Buch »Sleepless« im Laden und in den ebook-Stores. Hierzu hast du mir  bereits ein paar Fragen beantwortet.
https://www.proc.org/interview-mit-andreas-brandhorst-zu-seinem-roman-die-eskalation
Mittlerweile bin ich bei einem Drittel des Buches angelangt und nutze die Gelegenheit für weitere Fragen:
Ich verstehe, wieso du gern eine Black Lily in deinem Leben gehabt hättest … wobei … was nicht ist, kann ja noch werden…

Ich hätte mich sehr, sehr gefreut, wenn das früher der Fall gewesen wäre. Inzwischen ist es ein bisschen spät dafür. Ich bin 65.

Ein Jahr noch, dann fängt das Leben doch erst an …

Bin gespannt, ob es tatsächlich so ist. Es dauert ja nicht mehr lange, ich kann bald berichten 🙂

»Sleepless« besteht aus einer Vergangenheitsebene und einer Gegenwartsebene. Werden beide zusammenlaufen?

Tun sie, ja. Zum Schluss ergibt alles ein großes Bild.

Kommissar Alexander Rieker ist ein Mann, der seine eigenen Prinzipien höher bewertet als das Gesetz. Wie handhabst du das?

Man muss sich selbst treu bleiben, das ist einer der wichtigsten Grundsätze im Leben. Man sollte immer so handeln, dass man später nicht bereut, so gehandelt zu haben. Rieker macht genau das. Er ist durch und durch integer.

Noch etwas Skuriles zum Abschluß: »Sleepless« war wenige Tage nach dem Erscheinen bereits die Nr. 17 in Männerratgebern auf Amazon …. äh … wie erklärst du dir diese Platzierung?

Ich nehme an, Amazons KI hat ihre besonderen Gründe für diese Bewertung. 🙂

Andreas, danke für deine Zeit.

Offizielle Homepage von Andreas  Brandhorst:
http://www.andreasbrandhorst.de

Offizielle Verlags-Homepage zu Mars Discovery:
https://www.piper.de/buecher/mars-discovery-isbn-978-3-492-70513-4

Offizielle Verlags-Homepage zu Sleepless:
https://www.piper.de/buecher/sleepless-isbn-978-3-492-06230-5

 

 

PERRY RHODAN in Speyer

Cosplay-Wochenende in Speyer (25. und 26.09.2021)

Das Programm des Cosplay-Wochenendes in Speyer ist jetzt online. PERRY RHODAN wird würdig vertreten sein: Robert Vogel hält einen Vortrag zu „60 Jahre PERRY RHODAN« und der PERRY RHODAN-Stammtisch Mannheim ist ebenfalls mit einer kleinen Ausstellung in der Raumfahrthalle beteiligt.

Gucky ist auch dabei. 😉
Man trifft sich in ein paar Wochen im Technik Museum Speyer!

Interview mit Andreas Eschbach zu „Eines Menschen Flügel“

Roman Schleifer plauderte mit Spiegel-Bestseller Autor Andreas Eschbach über seine akutellen Roman „Eines Menschen Flügel“ und über sein im Oktober erscheinendes Buch „Gliss“. Andres erzählt unter anderem, wie er sich bei einer Idee motiviert, an der er zwanzig Jahre lang schreibt und wie viel Spaß er beim  RHODAN Buch wirklich gehabt hat. Und was sein berührendster RHODAN-Moment war, aber auch, worüber er sich bei RHODAN geärgert hat.

Andreas, »Eines Menschen Flügel« ist mit seinen über 1200 Seiten ein ziemlich dicker Wälzer. Wie lange hast du daran geschrieben?

In gewisser Weise zwanzig Jahre. Natürlich nicht am Stück, aber immer mal wieder. Bis ich mir schließlich gesagt habe, »so, jetzt machst du einen Knopf dran und schreibst es vollends zu Ende.«

Wie motivierst du dich über so einen Zeitraum?

Ich musste mich da nicht groß motivieren, das war eine Idee, die mir einfach keine Ruhe gelassen hat. Wann immer mir die Unterlagen dazu in die Hand gefallen sind – ich hatte ein großes, dickes Notizbuch mit Ringbindung, in dem ich nach und nach alles entwickelt habe –, hat mich die Lust gepackt, daran weiterzubasteln. Und wenn Gelegenheit dafür war, hab ich das auch gemacht.

In einem Interview hat du über »eines Menschen Flügel« gesagt: »Am Anfang war dieser Traum von einem jungen Mann, der unbedingt die Sterne sehen will, und sei es nur ein einziges Mal – und diesem Traum bin ich dann behutsam gefolgt, gespannt darauf, wohin er mich führen würde.«
Folgst du diesem Traum in einem Exposé oder erst beim Schreiben?

Da gibt es keine einheitliche Regel. Manche Geschichten brauchen es, dass man sie erst mal von Anfang bis Ende durchdenkt, andere brauchen es, dass man genau das nicht tut, sondern mit dem Strom geht und sich überraschen lässt. Diese Geschichte war eine aus der letzteren Kategorie.

Das erste Kapitel des Buches (exklusive dem Schluss) ist im Jahr 2000 auf Französisch im Begleitband des UTOPIA-Festivals in Nantes erschienen. Und sie hat dich nie mehr losgelassen. Worin lag für dich die Faszination der Storyidee?

Na, hör mal – Menschen mit Flügeln, die richtig fliegen können? Wem man erst erklären muss, was daran faszinierend ist, der … also, für den ist das Buch wahrscheinlich ohnehin nichts.

In einem Interview hat du gesagt: »Ich weiß nicht, wann eine Story so viel Spaß gemacht hat …« Äh … Sag bloß, der RHODAN hat dir nicht Spaß gemacht …

Doch, doch. Der folgt schon auf Platz 2.

Und nun ernsthaft. Wo lag der Spaß bei der Story?

Der Vergleich mit Perry Rhodan ist vielleicht gar nicht so deplatziert, denn ich glaube, das hat mit der »Fülle« zu tun, mit der eine Welt ausgestattet ist. Bei Perry Rhodan bewegen wir uns in einem literarischen Universum, das im Lauf von sechzig Jahren von Dutzenden von Autoren detailreich ausgestaltet worden ist – und bei »Eines Menschen Flügel« konnte ich mich in einer Welt bewegen, die immerhin über zwanzig Jahre hinweg in meiner Vorstellung herangewachsen ist.

Du schreibst jedes Kapitel aus der Perspektive einer anderen Figur – wie ist es dazu gekommen?

Daran habe ich lange herumüberlegt. Üblich wäre ja gewesen, sich vier, fünf Hauptfiguren auszusuchen und die Geschichte abwechselnd aus deren Perspektiven zu erzählen. Aber irgendwie war mir das zu üblich … und schließlich habe ich beschlossen, es anders zu machen. Weil eigentlich diese Welt die Hauptfigur ist, die Welt der geflügelten Menschen, und ich es mir reizvoller vorstellte, sie aus möglichst vielen Perspektiven zu erleben; durchaus auch mal dasselbe Ereignis aus ganz verschiedenen Sichten.

Das hat am Schluss einen etwas »bremsenden« Effekt, weil es die Action immer wieder durchbricht, um sozusagen den Film zurückzuspulen und sich der Gegenwart neu zu nähern … was aber irgendwie auch wieder passt, weil man die Welt ja gar nicht verlassen will. Also, ich jedenfalls wollte das nicht. Kein Wunder also, dass das Buch ein bisschen dicker als üblich wurde.

Im Kern des Buches geht es darum, dass Oris den Ruf seines Vaters wieder herstellen will. Auf dem Weg dorthin deckt er die Geheimnisse seines Volkes auf. Und im Nachspann – viele Jahre später – schenkst du uns auch noch Ironie.
Das ist eine Mischung, die lang im Gedächtnis bleibt. Ist das die Formel für einen Bestseller? Die Hauptfigur hat ein nachvollziehbares Motiv und der Schluss ist ironisch?

Nein, so einfach ist es nicht. Die Formel für einen Bestseller ist, einen Roman zu schreiben, der seine Leser so begeistert, dass sie anderen in den Ohren liegen, ihn auch zu lesen! Wenn man jetzt noch eine Formel wüsste, wie man einen Roman so schreibt, dass er das auslöst …

Im Nachspann schilderst du die Entwicklung viele Jahre nach dem Ende der Hauptstory. Der eine Teil ist richtig traurig … wie gehts dir bei solchen Schlüssen?

Wäre es ein Film, müsste man einen ganz traurigen Blues als Hintergrundmusik einspielen.

Ich darf aus der Rezension von Frau Blum zitieren:
»Wo ein simpler Satz genügen würde, da liefert Andreas Eschbach Poesie. „Das Meer, das ruhig und sattgrün dalag“, reicht nicht. Er zaubert daraus ein „von einer Farbe wie wogendes Moos, gesprenkelt mit hell schimmernden Fetzen kühlen Dunstes, der den Horizont weiß gegen den Himmel verschwimmen ließ.“«
Schüttelst du das aus dem Ärmel oder brütest du eine halbe Stunde über solchen Beschreibungen?

Nein, wenn man eine halbe Stunde dran basteln muss, wird es nix mehr. Das fällt einem entweder gleich ein, oder eben nicht.

Ein Geheimnis ist ungeklärt – was ist der Margor?

Ganz ungeklärt ist das nicht; am Schluss des Buches gibt es zumindest eine kurze Erklärung. Ob die freilich stimmt, ist eine andere Frage.

Die Ideen der meisten deiner Bücher gehen auf Ideen zurück, die du vor Jahrzehnten hattest. Was ist der Grund, dass du sie so lang reifen lässt?

Na, weil sie vorher eben noch unreif sind! Vielversprechend, aber noch nicht so, dass man losschreiben könnte.

Es ist ja mit »der« Idee nicht getan. Um einen Roman schreiben zu können, braucht man ganz viele Ideen zu der ursprünglichen Idee, Hunderte davon. Und bis die sich alle eingefunden haben, das dauert manchmal eben.

Du hast mal gesagt, dass sich der Plot von selbst ergibt, indem du der Geschichte folgst. Wie muss ich mir das vorstellen? Schließt du die Augen, siehst einen Film und schreibst einfach auf, was passiert?

So ähnlich, nur ohne geschlossene Augen. Kann man schwer erklären; es hat etwas von »sich in zwei Universen gleichzeitig befinden«.

Greifst du nachträglich in den Plot ein? Sprich schreibst du bei der Überarbeitung schon mal um?

Ja, kommt vor. Aber ungern. Ich stecke lieber so viel Sorgfalt in die Vorbereitung, dass ich es gleich im ersten Anlauf hinkriege, wie es sein will, und mich bei der Überarbeitung nur noch auf Sprachliches konzentrieren muss.

 

Dein nächstes Buch »Gliss« ist ein Jugendbuch, oder wie es auf Amazon heißt: »All Age Science Fiction«. Welchen Unterschied zwischen Erwachsenenliteratur und Jugendbuch gilt es für dich als Autor zu beachten?

Im Jugendbuch sind die Helden jünger, meistens sechzehn, und es gibt ein bisschen weniger Gewalt und ein bisschen weniger Sex. Und ein paar Themen gehen eher nicht, weil jugendliche Leser sie zu wenig aus eigener Erfahrung nachvollziehen könnten. Wie es ist, nach zehn Jahren Ehe geschieden zu werden zum Beispiel wäre so ein unpassendes Thema.

Oder, kurz gesagt: Erwachsenenbücher schreibt man für sich selber, Jugendbücher schreibt man für denjenigen, der man mit vierzehn, fünfzehn, sechzehn war.

Der Klappentext von Gliss klingt schon mal interessant:
In ferner Zukunft siedeln Menschen auf einem fernen Planeten, der fast vollständig von einem rätselhaften Material bedeckt ist, auf dem es keine Reibung gibt und auf dem nichts haftet, dem sogenannten Gliss. Wer auf das Gliss gerät und davontreibt, ist verloren. Nur auf der Insel Hope ist es möglich, zu siedeln, Häuser zu errichten und dem fremden Boden Nahrung abzuringen. Da draußen dagegen, in der »Weite«, ist nichts mehr, nur das Gliss.
Zumindest haben Ajit, sein Freund Phil und Majala, in die Ajit heimlich verliebt ist, das so gelernt. Doch dann wird Ajit eines Tages Zeuge, wie ein unbekannter Toter aus der Weite angetrieben kommt – und auf einmal kommt alles in Bewegung, und es gibt kein Halten mehr …
Verrate uns doch ein bisschen mehr …

Es ist ein waschechter Science-Fiction-Roman: Irgendwann jenseits des Jahres, sagen wir, 2400 ist ein Siedlerraumschiff zu einem nahegelegenen Exoplaneten aufgebrochen, und der Roman spielt ein paar Generationen nach der Ankunft. Der Planet ist sehr anders als die Erde – er umkreist seine Sonne, einen roten Zwerg, alle 9,9 Tage und wendet ihr immer dieselbe Seite zu, d.h. man kann überhaupt nur in der Zwielichtzone leben, weil es anderswo entweder zu heiß oder zu kalt ist, es wird nachts nur selten dunkel, und vor allem ist eben der größte Teil des Planeten von einem geheimnisvollen Material bedeckt, dem Gliss, auf dem es keine Reibung gibt: Man kann egal was darauf setzen und ihm einen Schubs geben, dann rutscht es weiter und weiter, so lange, bis es auf ein Hindernis trifft.

Tja, und eines Tages ist Ajit eben Zeuge, wie ein Toter angerutscht kommt, aus einer Richtung, in der angeblich nichts mehr ist. Klar, dass damit das Abenteuer beginnt …

Sehe ich das richtig, dass wir eine Liebesgeschichte serviert bekommen und eine Reise in die Hintergründe einer Zivilisation?

Die Liebesgeschichte ist eher ein Unterton dabei. Im Wesentlichen ist es eine Abenteuergeschichte nach dem Motto »to boldly go where no man has gone before«.

Du hast bei PR ja den seitengewaltigsten Roman der Seriengeschichte geschrieben. Wie stolz bist du darauf, dich derart in die RHODAN-Historie eingetragen zu haben?

Extrem stolz.

RHODAN wird im September 60 Jahre alt und die Redaktion feiert das mit einem Online Jubiläumsabend. Was war dein berührendster RHODAN-Moment?

Oh, da gibt es viele, aber was mir immer wieder einfällt, ist diese Episode um Alaska Saedealere, Callibso und den Zeitbrunnen: Das war ganz großes Kino! Und ich damals wohl auch genau im richtigen Alter dafür …

Worüber ärgerst du dich heute noch in Bezug auf RHODAN?

Die Abschaffung des Siezens in Band 1000, weil es im Deutschen einfach schräg klingt, wenn sich alle duzen. Und die Entvölkerung der Erde im Aphilie-Zyklus, weil es so viel Historie abgeschnitten hat, an die man hätte anknüpfen können.

Was hättest du ganz anders konzipiert?

So manches, aber vor allem wäre Perry Rhodan bei mir nicht tausend Jahre lang Großadministrator geblieben. Ich hätte ihm eine deutlich wechselvollere politische Laufbahn verschafft – mit Abwahlen, vielleicht mal Exil und Verfolgung, dann wieder glanzvolle Wiederwahl und so weiter. Da hat man viel erzählerisches Potenzial verschenkt. Wobei ich zugestehe, dass es anders dem damaligen Publikum wahrscheinlich zu kompliziert gewesen wäre.

Das Solare Imperium irgendwann wieder abgeschafft hätte ich allerdings auch.

Nach dem dicken RHODAN-Wälzer wäre doch auch ein Exposé für eine Miniserie denkbar. Wäre das etwas für dich?

Eher nicht.

Dennoch mal theoretisch: In welcher Zeit würdest du die Handlung der Miniserie ansiedeln? Welche Epoche würde dich reizen?

Wenn, dann würde sie in den tausend Jahren vor Band 400 spielen. In der Ehe zwischen Perry Rhodan und Mory Rhodan-Abro würde es gerade mächtig krieseln, weil sich nach vier-, fünfhundert Jahren einfach eine gewisse Langeweile eingestellt hat. Ohne dass die Öffentlichkeit davon erfahren soll – da die beiden ja für die Verbindung Terra-Plophos stehen, wäre es politisch heikel, wenn das bekannt würde –, gehen die beiden schließlich heimlich zu einem berühmten Ehetherapeuten … doch das stellt sich als Falle heraus; die beiden werden entführt und geraten in ein Abenteuer, in dessen Verlauf sie schließlich wieder zueinander finden.

So ungefähr würde das. Sag selbst: Wer würde das lesen wollen?

Du musst darauf nichts sagen.

(Anmerkung Roman: Also ich würde das sehr wohl lesen!)

Du liest die Erstauflage. Der Chaotarchen-Zyklus ist nunmehr 27 Hefte alt – welche Idee hat dich am meisten begeistert?

Dass es die LEUCHTKRAFT war, die den Chaoporter gerammt und damit gestoppt hat. Yeah, dachte ich, als ich das las.

Wann dürfen wir wieder etwas von dir im RHODAN-Universum lesen?

Also, zum 60jährigen Jubiläum soll es ja was Spezielles geben, zu dem ich einen kurzen Roman beigesteuert habe, da weiß ich aber nicht, was ich darüber schon verraten darf. Und dann hat man mir ja angedroht, dass ich Heft 3199 schreiben müsse; mal sehen, ob es in dieser Hinsicht wirklich zum Äußersten kommt.

Andreas, danke für deine Zeit.

Offizielle Homepage von Andreas Eschbach:
http://www.andreaseschbach.de/

Hie gehts zur offiziellen Seite von „Eines Menschen Flügel“:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/science-fiction-romane/eines-menschen-fluegel/id_8494329

Hier zu „Gliss“:
https://www.arena-verlag.de/artikel/gliss-todliche-weite-978-3-401-80967-0

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem Roman „Die Eskalation“

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem Buch »Die Eskalation«, dem Nachfolger des Spiegel-Bestsellers »Das Erwachen« und zu seinem Ende Juli 2021 erschienen Buch »Sleepless«. Er plaudert mit Roman Schleifer darüber, wie die Menschheit mit Freiheitsentzug umgehen würde und was wir tun würden, falls wir nicht mehr arbeiten müssten.

»Die Erde gehört nicht mehr den Menschen.«
So beginnt dein Buch »Die Eskalation«, in dem du die Geschichte um die erwachte Maschinenintelligenz aus dem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« fortführst. Smiley oder Goliath (je nach Wertung für die Maschinenintelligenz) hat die Nationalstaaten aufgelöst, lokale Verwaltungsgeräte übernehmen die Verteilung von Lebensmittel und all die anderen lebensnotwendigen Dinge. Die Maschinenintelligenz nutzt den Großteil der industriellen, technologischen und wissenschaftlichen Ressourcen für sich selbst. Das klingt ja erstmal wie ein angenehmes Leben. Niemand hungert, niemand muss mehr den schnöden Mammon nachhecheln, es gibt keine Kriege und auch Kriminalität zahlt sich nicht mehr aus. Wie kann man – so wie die Widerstandsbewegung mit Namen Camelot – etwas dagegen haben?

Eine kleine Minderheit hat etwas dagegen, Angehörige der früheren Eliten, Menschen, die Macht, Reichtum und alle damit einhergehenden Privilegien genossen. Sie wollen nicht mit der breiten Masse gleichgestellt sein und suchen nach Wegen, die alten Hierarchien wiederherzustellen, mit ihnen an der Spitze. Um ihre Ziele zu erreichen, nutzen sie die bei Mächtigen sehr beliebten Werkzeuge der Demagogie und Lüge. Aber sie haben es schwerer als früher, denn der Mensch ist nicht mehr die dominierende intelligente Spezies des Planeten Erde.

Camelots Ziel ist die Ausschaltung der Maschinenintelligenz, um danach eine Welt ohne Computer zu errichten, sprich die Menschen sozusagen zurück ans Ende des 19. Jahrhunderts zu führen. Wie lange würde dieser Rückschritt wohl halten? Ist der Zwang des schneller, weiter, höher nicht stärker als die Angst vor einer weiteren Maschinenintelligenz?

Das kommt darauf an, wie überzeugend die Verschwörer lügen können und wie rigoros sie gegen alle vorgehen, die Technik als ein Mittel verstehen, sich das tägliche Leben zu erleichtern. Man nehme nur die Taliban in Afghanistan und bestimmte christliche Fundamentalisten in den USA. Sie alle träumen von einer einfachen, überschaubaren, sprich primitiven Welt, in der niemand ihre Macht infrage stellen kann, weil niemand die (technischen) Mittel hat, sie infrage zu stellen. Camelot beklagt unter anderem den Verlust der Freiheit.

Freiheit ist für uns Menschen – zumindest für jene, die wirtschaftlich abgesichert sind – ein hohes Gut. Andererseits gab es in der Geschichte der Menschheit immer wieder Einzelpersonen als Anführer, die von der Masse angehimmelt wurden. Das spiegelt sich auch in deinem Buch wieder. Es gibt eine Gruppe, die die Maschinenintelligenz geradezu religiös verehrt. Sind wir in dieser Hinsicht nicht mehr zu retten?

Freiheit ist kein absoluter, sondern ein relativer Begriff. Man sollte sich immer fragen: Freiheit für wen und wozu? Die Freiheit der Mächtigen und der Eliten ist eine andere als die der Unterdrückten und einfachen Leute. Zu bedenken ist auch: Der Begriff Freiheit steht in Zusammenhang mit dem der Selbstverwirklichung. Es gibt Menschen, die sich nicht unfrei fühlen, wenn sie alle wichtigen Entscheidungen jemand anders überlassen. Das ist der fruchtbare Boden für Diktatoren aller Art, und auch für Religion. Indem wir ermöglichen, dass sich Künstliche Intelligenz zu echter Maschinenintelligenz entwickelt, erschaffen die Menschen ihren eigenen Gott. Manche werden ihn tatsächlich verehren und nur zu gern bereit sein, ihm alle wichtigen Entscheidungen zu überlassen, weil es weniger Verantwortung für sie selbst bedeutet, sozusagen »Freiheit von Verantwortung«. Übrigens: In den USA gibt es erste Kirchen, die Künstliche Intelligenz als Gott verehren.

In deiner Fortsetzung treffen wir auf neue Figuren, lesen aber auch von bekannten Figuren, wie Viktoria Jorun Dahl, die eine Art Bindeglied zur Maschinenintelligenz auf Seiten der Menschen geworden ist. Wie verbunden fühlst du dich mit deinen Figuren?

Ich fühle mich sehr verbunden mit ihnen. Sie sind ein Teil von mir, ich lebe mit ihnen, wenn ich schreibe und abseits des Schreibens über sie und ihren Werdegang nachdenke. Manchmal fühlt sich diese Verbundenheit wie echte Freundschaft an. Es kommt vor, dass eine sehr intensive Beziehung entsteht, wie zum Beispiel bei »Sleepless«, bei Rieker und Black Lily. Gelegentlich dachte ich beim Schreiben: Ich hätte gern eine Black Lily (oder eine Dakota wie in »Das Bitcoin-Komplott«, Fischer, Februar 2022) in meinem Leben gehabt, aber leider ist es nicht dazu gekommen.

Zitat: »Auch hier haben die meisten Leute aufgehört zu arbeiten. Sie laufen umher und wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen.« Ist es wirklich so hoffnungslos?

Nein, ist es nicht. Es kommt darauf an, wer das sagt und in welchem Kontext. Die meisten Menschen wären sehr zufrieden damit, nicht mehr arbeiten zu müssen und ihr Leben den Dingen widmen zu können, die sie interessieren. #

Du stellst die Frage, wie viele Menschen zurück in die Welt wollen, in der wirtschaftliche Zwänge, Hunger, Kriminalität und Krieg Teil des Lebens sind. Was denkst du, wie würden sich die Deutschen entscheiden, wären sie vor die Wahl gestellt?

Da die Deutschen viel von Ordnung und Regeln und dergleichen halten, würden sie sich vielleicht für ein Leben unter der »großen Führung« der Maschinenintelligenz entscheiden, wenn sie frei wählen könnten.
Scherz beiseite: Ich glaube, die meisten Menschen, ob deutsch oder nicht, würden es ablehnen, die Umstände ihres Lebens von einer Maschine bestimmen zu lassen. Selbst wenn das Vorteile brächte und Hunger, Armut und Kriege besiegen würde. Und genau dieser eigentlich irrationale Aspekt des Menschen könnte die Maschinenintelligenz veranlassen, uns zu unserem Glück zu zwingen.

Arrangieren wir uns nicht immer mit dem Status Quo? Sind wir Menschen nicht immer auf die eine oder andere Weise Opportunisten?

Ich habe eben von freier Entscheidung gesprochen, was bedeutet, dass es eine Wahl gibt. Aber vermutlich wird der Übergang schleichend erfolgen, ohne dass es uns zunächst bewusst wird. Schon jetzt berühren Algorithmen in der einen oder anderen Form viele Aspekte unseres Lebens, und das wird in naher Zukunft noch in einem viel größeren Ausmaß der Fall sein. Viele Menschen werden sich damit arrangieren, wie wir in China beobachten können. Und wer in einem solchen System aufwächst, hält es ohnehin für völlig normal.

Du nennst die Maschinenintelligenz den großen Gleichmacher, weil es ohne Geld keine Klassenunterschiede mehr gibt. Sind wir aus deiner Sicht wirklich so materialistisch?

Ja, das sind wir tatsächlich. Wir leben in einer kapitalistisch geprägten Welt, in der Geld und Besitztümer wichtiger sind als alles andere. Das Materielle wird zur Norm erhoben, zum Maßstab aller Dinge, und das Geistige existiert vor allem in der Rolle als Werkzeug dazu. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber sie sind leider in der Minderzahl. In dieser Hinsicht sollte sich schleunigst etwas ändern, denn wir sind dabei, die Menschheit mit unserer rein materiellen, opportunistischen Orientierung in den »großen Filter« zu steuern, der bei Überlegungen in Hinsicht auf außerirdische Intelligenz eine wichtige Rolle spielt. Nach diesen Theorien gibt es »Filter«, Hürden, die eine Zivilisation überwinden muss, um sich weiterzuentwickeln. Scheitert sie an den Hürden, wird sie »ausgefiltert«, sie stirbt aus, ohne jemals auf der galaktischen Bühne zu erscheinen. Wir riskieren ein solches Schicksal gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Klimakrise ist nur ein Aspekt davon. Maschinenintelligenz hilft uns vielleicht, über uns selbst hinauszuwachsen und die Problem, die einen »großen Filter« bilden könnten, zu lösen.

Du stellst die These auf, dass die Menschheit stagniert, weil die Leute kein Motivation mehr haben, etwas zu erfinden, eben mangels Bezahlung. Es gab in der Geschichte der Menschheit immer wieder kurze Phasen, in denen lokal Geld mit Ablaufdatum eingeführt wurde. Da florierten die Künste. Damit wäre das doch die Gelegenheit für die Menschen in deinem Buch, endlich das zu tun, was sie schon immer tun wollten.

Nein, nicht ich stelle diese These auf, sondern eine meiner Figuren. 🙂 Und sie ist falsch. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen mit mehr Zeit (und auch mit größerer finanzieller Unabhängigkeit) zufriedener und kreativer wären. Dafür gibt es Beispiele zum Beispiel bei Experimenten mit einem bedingungslosen Grundeinkommen.

In deinem Buch geht der Plan einer ethnischen Säuberung durch einen unfruchtbar machendes Virus fehl und betrifft plötzlich die ganze Menschheit. Diese Idee wird alle Corona-Weltverschwörer nicken lassen. Ist es vorstellbar, dass es auf dem Planeten tatsächlich eine Gruppe gibt, die durch ein Virus bestimmte Menschen ermorden wollen?

Mit den so genannten Querdenkern, die eigentlich Querulanten sind, und irgendwelchen Corona-Weltverschwörern habe ich natürlich nichts am Hut. Aber seit vielen Jahren werden Viren als (biologische) Waffen entwickelt, ich denke, es wäre der Traum aller neuen und alten Nazis: Man nehme ein geeignetes Virus und rotte damit alle »Untermenschen« aus, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen.

Die Identität von Isaac, dem großen Gegenspieler der Maschinenintelligenz, bleibt bis zum Schluss verborgen. Ich will jetzt nicht spoilern, aber war das für dich die nächstliegende Entwicklung der Figur?

Ja, die Entwicklung passt zu der Figur, und gleichzeitig dürfte es für manchen Leser eine Überraschung sein. Eine gute Mischung, finde ich.

Im Laufe der Story zeichnest du ein düsteres Bild der Menschheit. Bewaffnete Horden kontrollieren einzelne Städte. Wird sich am Ende immer das Böse durchsetzen?

Wenn wir ihm Gelegenheit dazu bieten – ja. Ob sich das Böse durchsetzt, hängt nicht davon ab, wie die Würfel fallen. Es kommt dabei auf jeden Einzelnen von uns an. Und es heißt nicht umsonst: Wehret den Anfängen! Wenn wir nicht einfach nur zusehen, sondern Stellung beziehen, wenn wir »klare Kante« zeigen, wie wir in Norddeutschland sagen, stößt das Böse gegen eine Mauer, die es nicht durchbrechen kann.

Mit »Sleepless« ist Ende Juli 2021 dein neues Buch erschienen. Der Klappentext liest sich vielversprechend:

Ein neues Medikament kommt auf den Markt: Sleepless. Es bietet Menschen die Möglichkeit, auf Schlaf zu verzichten, ohne müde zu werden. Der Hersteller, ein pharmazeutisches und biotechnologisches Start-up in Hamburg namens Harmony, möchte viel Geld damit verdienen. Doch wie verändert sich das Leben der Menschen durch den Konsum? Wie verändert sich unsere Gesellschaft, wenn die Menschen 24 Stunden am Tag aktiv bleiben? Schon bald stellt sich heraus, dass die Schlaflosigkeit, die den Menschen mehr bewusste Lebenszeit gibt, nicht ohne Folgen bleibt …

Erzähl uns etwas zum Hintergrund der Story.

Ich dachte mir: Wäre es nicht toll, nicht mehr schlafen zu müssen? Dieser Gedanke bildet die Basis der Geschichte, gewissermaßen den fruchtbaren Boden, aus dem alles andere sprießt. Nicht mehr zu schlafen, immer wach zu sein, ohne müde zu werden, ohne irgendwann schlappzumachen … Ist das nicht eine verlockende Vorstellung? Jeder von uns bekäme sieben bis acht Stunden zusätzliche aktive, bewusste Lebenszeit. Unser Leben wäre ein ganzes Stück länger und vielfältiger. Wir hätten viel mehr Zeit für all die Dinge, die uns interessieren. Was würde so etwas für unsere Gesellschaft bedeuten, für das Leben in den Städten, für Industrie und Kultur? Und was, wenn wir für das Mehr an Leben und Aktivität einen hohen Preis bezahlen müssten?

Was müssen wir über den Held/die Heldin wissen?

Vielleicht könnte man Alexander Rieker und Black Lily als »Held« und »Heldin« des Romans bezeichnen, auch wenn es noch andere sehr interessante Figuren gibt. Nur so viel zu ihnen: Beide sind mir beim Schreiben so sehr ans Herz gewachsen, dass selbst ich mich als Autor gefragt habe, wie es wohl nach dem Schluss mit ihnen weitergehen könnte. Und noch dies: Ich hätte gern eine Black Lily in meinem Leben gehabt, aber dazu ist es leider nicht gekommen.

Würdest du zu so einem Medikament greifen, um mehr Zeit zu haben, mehr Projekte umzusetzen?

Ich bin aus Prinzip gegen »Gehirndoping« in irgendeiner Form und sowieso gegen Drogen aller Art. So trinke und rauche ich zum Beispiel nicht. Aber wenn es tatsächlich ein Mittel gäbe, das uns das eine Drittel unseres Lebens, das wir dem Schlaf widmen, als aktive Lebenszeit schenken würde … Ja, ich denke, dann wäre ich nur zu gern bereit, das Angebot anzunehmen.

Andreas, danke für deine Zeit.

Hier gehts  zur offizellen Verlagsseite:

Die Eskalation: https://www.piper.de/buecher/die-eskalation-isbn-978-3-492-06185-8

Sleepless: https://www.piper.de/buecher/sleepless-isbn-978-3-492-06230-5

Interview mit Andreas Brandhorst zu seinem Buch »Die Eskalation«, dem Nachfolger des Spiegel-Bestsellers »Das Erwachen« und zu seinem Ende Juli 2021 erschienen Buch »Sleepless«. Er plaudert mit Roman Schleifer darüber, wie die Menschheit mit Freiheitsentzug umgehen würde und was wir tun würden, falls wir nicht mehr arbeiten müssten.

»Die Erde gehört nicht mehr den Menschen.«
So beginnt dein Buch »Die Eskalation«, in dem du die Geschichte um die erwachte Maschinenintelligenz aus dem Spiegel-Bestseller »Das Erwachen« fortführst. Smiley oder Goliath (je nach Wertung für die Maschinenintelligenz) hat die Nationalstaaten aufgelöst, lokale Verwaltungsgeräte übernehmen die Verteilung von Lebensmittel und all die anderen lebensnotwendigen Dinge. Die Maschinenintelligenz nutzt den Großteil der industriellen, technologischen und wissenschaftlichen Ressourcen für sich selbst. Das klingt ja erstmal wie ein angenehmes Leben. Niemand hungert, niemand muss mehr den schnöden Mammon nachhecheln, es gibt keine Kriege und auch Kriminalität zahlt sich nicht mehr aus. Wie kann man – so wie die Widerstandsbewegung mit Namen Camelot – etwas dagegen haben?

Eine kleine Minderheit hat etwas dagegen, Angehörige der früheren Eliten, Menschen, die Macht, Reichtum und alle damit einhergehenden Privilegien genossen. Sie wollen nicht mit der breiten Masse gleichgestellt sein und suchen nach Wegen, die alten Hierarchien wiederherzustellen, mit ihnen an der Spitze. Um ihre Ziele zu erreichen, nutzen sie die bei Mächtigen sehr beliebten Werkzeuge der Demagogie und Lüge. Aber sie haben es schwerer als früher, denn der Mensch ist nicht mehr die dominierende intelligente Spezies des Planeten Erde.

Camelots Ziel ist die Ausschaltung der Maschinenintelligenz, um danach eine Welt ohne Computer zu errichten, sprich die Menschen sozusagen zurück ans Ende des 19. Jahrhunderts zu führen. Wie lange würde dieser Rückschritt wohl halten? Ist der Zwang des schneller, weiter, höher nicht stärker als die Angst vor einer weiteren Maschinenintelligenz?

Das kommt darauf an, wie überzeugend die Verschwörer lügen können und wie rigoros sie gegen alle vorgehen, die Technik als ein Mittel verstehen, sich das tägliche Leben zu erleichtern. Man nehme nur die Taliban in Afghanistan und bestimmte christliche Fundamentalisten in den USA. Sie alle träumen von einer einfachen, überschaubaren, sprich primitiven Welt, in der niemand ihre Macht infrage stellen kann, weil niemand die (technischen) Mittel hat, sie infrage zu stellen. Camelot beklagt unter anderem den Verlust der Freiheit.

Freiheit ist für uns Menschen – zumindest für jene, die wirtschaftlich abgesichert sind – ein hohes Gut. Andererseits gab es in der Geschichte der Menschheit immer wieder Einzelpersonen als Anführer, die von der Masse angehimmelt wurden. Das spiegelt sich auch in deinem Buch wieder. Es gibt eine Gruppe, die die Maschinenintelligenz geradezu religiös verehrt. Sind wir in dieser Hinsicht nicht mehr zu retten?

Freiheit ist kein absoluter, sondern ein relativer Begriff. Man sollte sich immer fragen: Freiheit für wen und wozu? Die Freiheit der Mächtigen und der Eliten ist eine andere als die der Unterdrückten und einfachen Leute. Zu bedenken ist auch: Der Begriff Freiheit steht in Zusammenhang mit dem der Selbstverwirklichung. Es gibt Menschen, die sich nicht unfrei fühlen, wenn sie alle wichtigen Entscheidungen jemand anders überlassen. Das ist der fruchtbare Boden für Diktatoren aller Art, und auch für Religion. Indem wir ermöglichen, dass sich Künstliche Intelligenz zu echter Maschinenintelligenz entwickelt, erschaffen die Menschen ihren eigenen Gott. Manche werden ihn tatsächlich verehren und nur zu gern bereit sein, ihm alle wichtigen Entscheidungen zu überlassen, weil es weniger Verantwortung für sie selbst bedeutet, sozusagen »Freiheit von Verantwortung«. Übrigens: In den USA gibt es erste Kirchen, die Künstliche Intelligenz als Gott verehren.

In deiner Fortsetzung treffen wir auf neue Figuren, lesen aber auch von bekannten Figuren, wie Viktoria Jorun Dahl, die eine Art Bindeglied zur Maschinenintelligenz auf Seiten der Menschen geworden ist. Wie verbunden fühlst du dich mit deinen Figuren?

Ich fühle mich sehr verbunden mit ihnen. Sie sind ein Teil von mir, ich lebe mit ihnen, wenn ich schreibe und abseits des Schreibens über sie und ihren Werdegang nachdenke. Manchmal fühlt sich diese Verbundenheit wie echte Freundschaft an. Es kommt vor, dass eine sehr intensive Beziehung entsteht, wie zum Beispiel bei »Sleepless«, bei Rieker und Black Lily. Gelegentlich dachte ich beim Schreiben: Ich hätte gern eine Black Lily (oder eine Dakota wie in »Das Bitcoin-Komplott«, Fischer, Februar 2022) in meinem Leben gehabt, aber leider ist es nicht dazu gekommen.

Zitat: »Auch hier haben die meisten Leute aufgehört zu arbeiten. Sie laufen umher und wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen.« Ist es wirklich so hoffnungslos?

Nein, ist es nicht. Es kommt darauf an, wer das sagt und in welchem Kontext. Die meisten Menschen wären sehr zufrieden damit, nicht mehr arbeiten zu müssen und ihr Leben den Dingen widmen zu können, die sie interessieren. #

Du stellst die Frage, wie viele Menschen zurück in die Welt wollen, in der wirtschaftliche Zwänge, Hunger, Kriminalität und Krieg Teil des Lebens sind. Was denkst du, wie würden sich die Deutschen entscheiden, wären sie vor die Wahl gestellt?

Da die Deutschen viel von Ordnung und Regeln und dergleichen halten, würden sie sich vielleicht für ein Leben unter der »großen Führung« der Maschinenintelligenz entscheiden, wenn sie frei wählen könnten.
Scherz beiseite: Ich glaube, die meisten Menschen, ob deutsch oder nicht, würden es ablehnen, die Umstände ihres Lebens von einer Maschine bestimmen zu lassen. Selbst wenn das Vorteile brächte und Hunger, Armut und Kriege besiegen würde. Und genau dieser eigentlich irrationale Aspekt des Menschen könnte die Maschinenintelligenz veranlassen, uns zu unserem Glück zu zwingen.

Arrangieren wir uns nicht immer mit dem Status Quo? Sind wir Menschen nicht immer auf die eine oder andere Weise Opportunisten?

Ich habe eben von freier Entscheidung gesprochen, was bedeutet, dass es eine Wahl gibt. Aber vermutlich wird der Übergang schleichend erfolgen, ohne dass es uns zunächst bewusst wird. Schon jetzt berühren Algorithmen in der einen oder anderen Form viele Aspekte unseres Lebens, und das wird in naher Zukunft noch in einem viel größeren Ausmaß der Fall sein. Viele Menschen werden sich damit arrangieren, wie wir in China beobachten können. Und wer in einem solchen System aufwächst, hält es ohnehin für völlig normal.

Du nennst die Maschinenintelligenz den großen Gleichmacher, weil es ohne Geld keine Klassenunterschiede mehr gibt. Sind wir aus deiner Sicht wirklich so materialistisch?

Ja, das sind wir tatsächlich. Wir leben in einer kapitalistisch geprägten Welt, in der Geld und Besitztümer wichtiger sind als alles andere. Das Materielle wird zur Norm erhoben, zum Maßstab aller Dinge, und das Geistige existiert vor allem in der Rolle als Werkzeug dazu. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber sie sind leider in der Minderzahl. In dieser Hinsicht sollte sich schleunigst etwas ändern, denn wir sind dabei, die Menschheit mit unserer rein materiellen, opportunistischen Orientierung in den »großen Filter« zu steuern, der bei Überlegungen in Hinsicht auf außerirdische Intelligenz eine wichtige Rolle spielt. Nach diesen Theorien gibt es »Filter«, Hürden, die eine Zivilisation überwinden muss, um sich weiterzuentwickeln. Scheitert sie an den Hürden, wird sie »ausgefiltert«, sie stirbt aus, ohne jemals auf der galaktischen Bühne zu erscheinen. Wir riskieren ein solches Schicksal gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Klimakrise ist nur ein Aspekt davon. Maschinenintelligenz hilft uns vielleicht, über uns selbst hinauszuwachsen und die Problem, die einen »großen Filter« bilden könnten, zu lösen.

Du stellst die These auf, dass die Menschheit stagniert, weil die Leute kein Motivation mehr haben, etwas zu erfinden, eben mangels Bezahlung. Es gab in der Geschichte der Menschheit immer wieder kurze Phasen, in denen lokal Geld mit Ablaufdatum eingeführt wurde. Da florierten die Künste. Damit wäre das doch die Gelegenheit für die Menschen in deinem Buch, endlich das zu tun, was sie schon immer tun wollten.

Nein, nicht ich stelle diese These auf, sondern eine meiner Figuren. 🙂 Und sie ist falsch. Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen mit mehr Zeit (und auch mit größerer finanzieller Unabhängigkeit) zufriedener und kreativer wären. Dafür gibt es Beispiele zum Beispiel bei Experimenten mit einem bedingungslosen Grundeinkommen.

In deinem Buch geht der Plan einer ethnischen Säuberung durch einen unfruchtbar machendes Virus fehl und betrifft plötzlich die ganze Menschheit. Diese Idee wird alle Corona-Weltverschwörer nicken lassen. Ist es vorstellbar, dass es auf dem Planeten tatsächlich eine Gruppe gibt, die durch ein Virus bestimmte Menschen ermorden wollen?

Mit den so genannten Querdenkern, die eigentlich Querulanten sind, und irgendwelchen Corona-Weltverschwörern habe ich natürlich nichts am Hut. Aber seit vielen Jahren werden Viren als (biologische) Waffen entwickelt, ich denke, es wäre der Traum aller neuen und alten Nazis: Man nehme ein geeignetes Virus und rotte damit alle »Untermenschen« aus, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen.

Die Identität von Isaac, dem großen Gegenspieler der Maschinenintelligenz, bleibt bis zum Schluss verborgen. Ich will jetzt nicht spoilern, aber war das für dich die nächstliegende Entwicklung der Figur?

Ja, die Entwicklung passt zu der Figur, und gleichzeitig dürfte es für manchen Leser eine Überraschung sein. Eine gute Mischung, finde ich.

Im Laufe der Story zeichnest du ein düsteres Bild der Menschheit. Bewaffnete Horden kontrollieren einzelne Städte. Wird sich am Ende immer das Böse durchsetzen?

Wenn wir ihm Gelegenheit dazu bieten – ja. Ob sich das Böse durchsetzt, hängt nicht davon ab, wie die Würfel fallen. Es kommt dabei auf jeden Einzelnen von uns an. Und es heißt nicht umsonst: Wehret den Anfängen! Wenn wir nicht einfach nur zusehen, sondern Stellung beziehen, wenn wir »klare Kante« zeigen, wie wir in Norddeutschland sagen, stößt das Böse gegen eine Mauer, die es nicht durchbrechen kann.

Mit »Sleepless« ist Ende Juli 2021 dein neues Buch erschienen. Der Klappentext liest sich vielversprechend:

Ein neues Medikament kommt auf den Markt: Sleepless. Es bietet Menschen die Möglichkeit, auf Schlaf zu verzichten, ohne müde zu werden. Der Hersteller, ein pharmazeutisches und biotechnologisches Start-up in Hamburg namens Harmony, möchte viel Geld damit verdienen. Doch wie verändert sich das Leben der Menschen durch den Konsum? Wie verändert sich unsere Gesellschaft, wenn die Menschen 24 Stunden am Tag aktiv bleiben? Schon bald stellt sich heraus, dass die Schlaflosigkeit, die den Menschen mehr bewusste Lebenszeit gibt, nicht ohne Folgen bleibt …

Erzähl uns etwas zum Hintergrund der Story.

Ich dachte mir: Wäre es nicht toll, nicht mehr schlafen zu müssen? Dieser Gedanke bildet die Basis der Geschichte, gewissermaßen den fruchtbaren Boden, aus dem alles andere sprießt. Nicht mehr zu schlafen, immer wach zu sein, ohne müde zu werden, ohne irgendwann schlappzumachen … Ist das nicht eine verlockende Vorstellung? Jeder von uns bekäme sieben bis acht Stunden zusätzliche aktive, bewusste Lebenszeit. Unser Leben wäre ein ganzes Stück länger und vielfältiger. Wir hätten viel mehr Zeit für all die Dinge, die uns interessieren. Was würde so etwas für unsere Gesellschaft bedeuten, für das Leben in den Städten, für Industrie und Kultur? Und was, wenn wir für das Mehr an Leben und Aktivität einen hohen Preis bezahlen müssten?

Was müssen wir über den Held/die Heldin wissen?

Vielleicht könnte man Alexander Rieker und Black Lily als »Held« und »Heldin« des Romans bezeichnen, auch wenn es noch andere sehr interessante Figuren gibt. Nur so viel zu ihnen: Beide sind mir beim Schreiben so sehr ans Herz gewachsen, dass selbst ich mich als Autor gefragt habe, wie es wohl nach dem Schluss mit ihnen weitergehen könnte. Und noch dies: Ich hätte gern eine Black Lily in meinem Leben gehabt, aber dazu ist es leider nicht gekommen.

Würdest du zu so einem Medikament greifen, um mehr Zeit zu haben, mehr Projekte umzusetzen?

Ich bin aus Prinzip gegen »Gehirndoping« in irgendeiner Form und sowieso gegen Drogen aller Art. So trinke und rauche ich zum Beispiel nicht. Aber wenn es tatsächlich ein Mittel gäbe, das uns das eine Drittel unseres Lebens, das wir dem Schlaf widmen, als aktive Lebenszeit schenken würde … Ja, ich denke, dann wäre ich nur zu gern bereit, das Angebot anzunehmen.

Andreas, danke für deine Zeit.

Hier gehts  zur offizellen Verlagsseite:

Die Eskalation: https://www.piper.de/buecher/die-eskalation-isbn-978-3-492-06185-8

Sleepless: https://www.piper.de/buecher/sleepless-isbn-978-3-492-06230-5

Interview mit PR-Redakteur Klaus N. Frick zum ersten Viertel des Chaotarchen-Zyklus

Roman Schleifer bittet PR-Chef-Redakteur Klaus N. Frick zum Mini-Interview.

Klaus, im Abschlussinterview zum Mythos-Zyklus hast du unter anderem gesagt: „Leider haben wir es nicht immer geschafft, die Spannungskurve so zu gestalten, dass es den Lesern gefällt.“ Was habt ihr im Chaotarchen-Zyklus anders gemacht, dass die Spannungskurve den Lesern gefällt?

Möglicherweise sind es zwei ganz einfache Gründe: Die Handlung konzentriert sich auf zwei Schauplätze – die Galaxis Cassiopeia und im wesentlichen das Solsystem –, wobei es natürlich immer Abweichungen gibt, und wir haben von Anfang an eine klare Bedrohung für unsere Figur. Damit haben wir die Leser offensichtlich stärker gepackt als mit der Rätselstruktur des »Mythos«-Zyklus. Wobei uns ja klar sein muss: Wir wissen nur das, was uns die aktiven Leser schreiben und sagen. Was die »breite Masse« denkt und fühlt, erfahren wir vielleicht nie.

Welche Idee aus der Expokratenschmiede hat dich in den ersten 25 Heften am meisten fasziniert?

Das Trojanische Imperium fand ich schön – eine konsequente Weiterentwicklung aus dem klassischen Zyklus um die Meister der Insel.

Bei welcher Idee hattest du Bauchweh?

Mir war nicht klar, welche Informationen die drei Deserteure haben würden und ob es glaubhaft genug für die Leser wäre, aufgrund von wenigen Informationen eine Expedition nach Cassiopeia zu unternehmen.

Bei der laufenden PR-Miniserie WEGA kam unter anderem Gilian Wetherby sehr gut an, die aus den Tagen der Dritten Macht in die Zukunft geschleudert wurde. Sofern sie WEGA Band 12 übersteht … gibt es eine Chance, dass sie in der EA eine Rolle spielt?

Das war am Anfang einer der Wünsche von Michael Marcus Thurner. Man muss sehen, ob sie die zwölf Romane übersteht und wie es dann mit ihr weitergeht. Ich mochte die Figur in den bisherigen Romanen ja auch sehr.

PR wird im September 60 Jahre jung, dazu gibt es auch einen Online Jubliäumsabend, in dem unter anderem auch Anekdoten aus der Redaktion und den Autoren auf den Programmpunkt stehen. Du bist seit mehr als zwei Jahrzehnten Redakteur – was wird dir ewig in Erinnerung bleiben?

Es gibt so viele Begegnungen und Ereignisse, dass es mir schwerfällt, einzelne Ereignisse herauszugreifen. Es sind dann oft Vermischungen aus Privatem und Beruflichem: mit H. G. Francis im Partykeller sitzen, mit Robert Feldhoff auf ein Punk-Konzert gehen, mit Ernst Vlcek zusammen in einem See zu planschen, mit den Autoren bei den WeltCons in den Jahren 1999 und 2011 auf der Bühne stehen und sitzen, mit Miriam Hofheinz in einer Fähre über den Rhein zur Buchmesse fahren, mit Eckhard Schwettmann in einem Western-Saloon in Texas sitzen, mit Klaus Bollhöfener bei einer »Zipfeltrinken«-Veranstaltung sein, mit Kurt Mahr auf dem WorldCon in Den Haag die Beine baumeln lassen und so weiter … ich könnte Bücher schreiben.

Klaus, danke für deine Zeit.

Weitere Infos zum offiziellen Online-Jubiläumsabend:
https://www.proc.org/perry-rhodan-online-geburtstagsabend/

Interview STELLARIS 82

Die STELLARIS-Autoren Gerhard Huber und Michael Tinnefeld stellen sich den Fragen von Roman Schleifer. Unter anderem verraten sie, wieso sie sich mit den Chaotarchen verbunden fühlen und wie sie sich bei der gemeinsamen Story organisiert haben.

 

Titelbild STELLARIS 82 von Mischa Bernauer

Gerhard, Michael, ihr habt gemeinsam eine STELLARIS-Story geschrieben. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Michael (MT): Ganz einfach – Gerhard fragte an. Im Grunde lag es auf der Hand, da wir bereits die PERRY-FanEdition 20, »Die Heilerin von Hangay«, zusammen geschrieben haben. Wir wussten, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert.

Gerhard (GH): Bei STELLARIS gab es das ja bereits zwei Mal, als Hartmut Kasper alias Wim Vandemaan mit seiner Tochter zwei Geschichten gemeinsam verfasst hat (STELLARIS-Folgen 39 und 50).

Wer hatte die Storyidee? Wie habt ihr den Plot entwickelt?

GH: Die Grundidee mit einem Fantan samt geheimnisvollem Artefakt an Bord der STELLARIS stammt von mir. Allerdings war das lediglich sozusagen der zündende Funke. Von der ersten Idee bis zur Druckversion ist so eine STELLARIS-Geschichte immer Teamarbeit und nie Werk eines einzelnen Autors allein.

MT: Von mir stammen die Ideen der, ich sag mal, laienhaften Stürmung der STELLARIS und der Völkervielfalt der Handlungsträger. Da wir beide eine Affinität zu den Chaotarchen aufweisen und zudem der aktuelle EA-Zyklus um dieses Thema kreist, war es naheliegend, diese Thematik in unsere Erzählung miteinfließen zu lassen. Wir haben zunächst ein Exposé verfasst und es STELLARIS-Redakteur Olaf Brill geschickt. Zusammen mit ihm haben wir noch etwas am Spannungsbogen getüftelt. Nachdem wir grünes Licht hatten, entwickelten wir in gleichermaßen angeregten wie anregenden Telefonaten den Plot.

Wie habt ihr geschrieben? Kapitelweise? Absatzweise? Satzweise?

MT: Kapitelweise. Wir sind hier sehr strukturiert vorgegangen. Das heißt, nach der Entwicklung des Plots und unserer Charaktere haben wir einen Szenenplan erstellt und die Kapitel zwischen uns aufgeteilt. So konnte jeder »für sich« schreiben. Dank Szenenplan wussten wir ja, was in den ausstehenden Kapiteln vorkam und waren deshalb unabhängig vom Schreibtempo des anderen. Soweit es unsere Deadline zuließ und soweit es nicht Abweichungen vom Szenenplan gab. So drängte sich beispielsweise, während ich schrieb, die Posbi Capeka C-7 in eine Szene. Und die hatte einen Narren an unseren tollpatschigen Fantan gefressen. Das musste natürlich mit Gerhard abgesprochen werden.

GH: Dann hat jeder seine Kapitel geschrieben, wir haben danach alles zusammengepackt. Die Überarbeitung, die erfahrungsgemäß deutlich länger als das eigentliche Schreiben dauert, haben wir zusammen durchgeführt, Satz für Satz. Dazu gehörte auch Kürzen, Nachbessern und so weiter, bis dann nach einer gestrengen Prüfung durch Olaf alles »rund« war. Nebenbei konnten wir dadurch auch mögliche Stilunterschiede angleichen. Uns würde interessieren, ob der Leser erkennt, welches Kapitel von wem stammt.

Bereits in Szene 1 beweist ihr exaktes Wissen um die Völker des Perryversums. Fantan, Topsider, Cheborparners und Ganschkaren. Die Haupthelden sind auch die beiden auf Terra geborenen Ganschkaren. Was war der Grund, dass ihr euch für die Ganschkaren als Erzähler entschieden habt?

MT: Weil wir alles mögen, was mit Chaotarchen, TRAITOR, Negasphären et cetera zu tun hat. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass wir beide, zufällig und unabhängig voneinander, nach längerer Abstinenz mit Band 2400 wieder in die Hauptserie eingestiegen sind, dem Negasphäre-Zyklus.

GH: Aus diesem Grund entschieden wir uns auch für die beiden Ganschkaren-Zwillinge, zwei der STELLARIS-Piloten, als Protagonisten. Sie sind zwar in der Milchstraße geboren, ihre Vorfahren entstammen jedoch einem Hilfsvolk der Terminalen Kolonne TRAITOR, dem endlosen Heerwurm der Chaotarchen, der in gleich mehreren Universen operiert.

MT: Einen Fantan als Protagonisten zu wählen fanden wir spannend, weil dieses Volk, anders als bei NEO, in der EA zwar recht früh, nämlich schon in Heft 5, aber dann nur noch selten erwähnt wurde, in drei, vier Heften und einem Taschenbuch.

GH: Auf PERRY-Titelbildern finden sich keinerlei Fantan-Abbildungen, sofern ich richtig recherchiert habe. Es gibt lediglich eine Abbildung im PERRY-Sammelkartenspiel. Somit hat Mischa Bernauer für unsere STELLARIS-Story das erste Abbild eines Fantan bei PERRY geschaffen.

Wie war es, sich in die Psyche zweier Nachfahren von Chaotarchen-Dienern zu versetzen?

GH: Nein, schwer war das nicht, das gehört für mich zum Schreibhandwerk dazu. Aber es war reizvoll. Tamanagh und Jindlegh, die beiden Piloten-Zwillinge, sind zwar in der Milchstraße geboren und völlig integer, aber ihnen ist natürlich die Geschichte ihres Volkes bekannt.

MT: Dieses Wissen um den Hintergrund des eigenen Volkes muss sich zwar nicht so massiv auswirken wie eine transgenerationale Traumatisierung, aber da es sich ja um ein eher düsteres Kapitel in der Historie des Perryversums handelt und die Ganschkaren im Namen TRAITORS, wie andere Völker auch, Gräueltaten verübten, stellen wir uns vor, dass zumindest ein Gefühl des Unbehagens in ihnen entsteht, wenn sie daran erinnert werden.

Was war der Grund, dass ihr sie zum Erzähler und nicht zum Protagonisten gemacht habt?

GH: Nun, das lag aufgrund der Chaos-Thematik einfach nah, zudem die STELLARIS schon länger über diese beiden Figuren verfügt.

MT: Wir wollten dem Leser die Geschichte aus »vertrauter Sicht« schildern. Die beiden Piloten-Zwillinge waren schon vor der Cairanischen Epoche Besatzungsmitglieder. Allerdings wurden sie bislang eher beiläufig erwähnt, zum Beispiel in meiner STELLARIS-Geschichte »Linearraum-Rhapsodie«, sodass es uns reizvoll erschien, ihnen nun einen größeren Auftritt zu verschaffen.

Eine weitere Figur ist eine Posbi, die an dem Fantan geradezu einen Narren gefressen hat. War euer Ziel, so viele unterschiedliche Wesen aus dem Perryversum zu erwähnen?

MT: Eigentlich sollten in einer Kurzgeschichte nicht so viele Figuren auftreten. Aber wie schon erwähnt, tauchte Capeka-C7 mit einem Mal auf und ließ sich einfach nicht mehr aus der Szene schreiben. Sie wollte geradezu ebenfalls ihren Auftritt haben. Und da in der Eingangsszene bereits viele unterschiedliche Völker beschrieben werden, fügte sich die Posbi somit in diesen Reigen perfekt ein.

GH: Vor allem ist es mit dieser Figur einfacher, das etwas Skurrile oder Schrullige im Zusammenhang mit dem tollpatschigen Fantan rüberzubringen, als mit den anderen Protagonisten.

In der Story geht es um ein chaotarchisches Artefakt von TRAITOR, nämlich KOLTOROCS Splitter. Faszinieren euch diese Legenden innerhalb der RHODAN-Serie?

MT: Oh ja, sehr! Legenden im Allgemeinen, und wenn sie auch noch etwas mit den Chaotarchen, TRAITOR oder KOLTOROC zu tun haben, im Besonderen. In der erwähnten FanEdition »Heilerin von Hangay« konnten Gerhard und ich dieser Vorliebe in Romanlänge frönen.

GH: Definitiv. Mich schon seit den ersten Erwähnungen in der Serie. Daher auch entsprechend eine Anspielung mit KOLTOROCS Splitter an Romantitel wie »KOLTOROCS Kinder«, »KOLTOROCS Atem« etc.

In der Hälfte der Story gibt es einen Paukenschlag und eine Bedrohung, die einen erst mal schlucken lässt. Wie viel Spaß hattet ihr daran, den Leser zuerst einzulullen und dann zu erschrecken?

GH: Von wegen Paukenschlag! Die STELLARIS zu zerstören war natürlich keine Option , aber die Story insgesamt ist eher von Humor und nicht allzu hohem Tempo geprägt. Von daher »musste« auf andere Weise etwas mehr »Drama« her.

MT: Das mit dem Einlullen stimmt schon. Mir gefiel in der Eingangsszene diese behagliche Wärme des Sandbades im Kontrast zur Eiseskälte außerhalb der Stadtkuppel. Aber das allein trägt natürlich keine Story. Da musste Action her, die aber wiederum glaubwürdig bleiben sollte. Hier tritt entsprechend ein zwielichtiger, akonischer Händler auf, der sich als Pirat versucht.

Wie viel von jedem von euch steckt in dem Tollpatsch Farsal?

GH: Was den Tollpatsch-Faktor angeht: von meiner Seite im Grunde nichts. Was Farsals Faszination betrifft für kosmische Weiten, Rätsel, Legenden, die sich darum ranken, Geschichten, die noch erzählt werden wollen. Das habe ich von mir auf Farsal übertragen. Sein Name ist übrigens ein Anagramm aus Larsaf, also der arkonidischen Bezeichnung unseres Sonnensystems. Apropos Anspielungen: Wer mehr wissen möchte, dem empfehlen wir den Werkstattbericht im PERRY-Forum bei »Inside STELLARIS«:

https://forum.perry-rhodan.net/viewtopic.php?f=109&t=4281&p=765446#p765446

MT: Was Tollpatschigkeit und meine Person anbetrifft, denke beziehungsweise hoffe ich wenig. Aber wir alle kennen solche Personen, und wenn sie liebenswürdig daherkommen, ist man geneigt, ihnen einiges zu verzeihen. Vielleicht wachsen sie einem sogar ans Herz.

Danke für euer Zeit!

GH und MT: Vielen Dank, Roman, für die spannenden Fragen!

Interview mit den Expokraten zum Chaotarchen-Zyklusviertel

Nach dem großen Erfolg der Interwiewserie zum „Mythos“-Zyklus folgt nun die Interviewserie light zum „Chaotarchen“-Zyklus. Die Expokraten Wim Vandemaan und Christian Montillon beantworten unter anderem, wieso Sichu Dorksteiger in der Milchstraße geblieben ist und wann Atlan in die Handlung eingreift.

Was war eure Erkenntnis aus dem Mythos-Zyklus und wie habt ihr das in den Chaotarchen-Zyklus einfließen lassen?

WV: Wir versuchen, für jeden Zyklus einen eigenen Rhythmus, eine eigene Erzählweise zu finden, um nicht in eine Wiederholungsfalle zu tappen. Insofern spielt der jeweilige Vorgängerzyklus keine Rolle.

Bislang gibt es zwei Handlungsebene – Milchstraße und Cassiopeia, sprich, die Helden wurden aufgeteilt. Welche Überlegungen standen hinter der Aufteilung?

WV: Jede Geschichte kann prinzipiell diese zwei Erzählstrategien verfolgen: einsträngig oder mehrsträngig, meist zweisträngig. Generell scheint mir: Hauptfiguren brauchen große Spielräume. Man stelle sich einen James Bond vor, der gemeinsam mit Iron Man und Jack Ryan agiert: Sie würden einander die Handlungsräume nehmen.

CM: Der Cassiopeia-Handlungsstrang hat eher das Entdecker-Element, die fremde Umgebung. Bei der Planung stellt sich also die Frage: Welche Figuren wollen wir da nutzen? Theoretisch passt das für alle, aber … nun, Figuren haben manchmal Vorlieben. Und dann gibt es ja noch den Blick in die Zukunft – den können die Figuren zwar nicht werfen, aber die Exposéautoren schon. Und wenn man weiß, welche Aufgaben warten, gibt das Hinweise darauf, welche Figuren man gerne mitnimmt. Weil man sie braucht. Oder welche man zu Hause lässt – weil man sie brauchen würde, es aber doch spannend ist, wenn sie nicht dabei sind. Aber zu sehr durchplanen darf man es auch wieder nicht. Es ist lebendig, nicht starr.

Der wissenschaftlliche Verstand von Sichu Dorksteiger wird offenbar in der Milchstraße aus eurer Sicht mehr gebraucht als in der Zwerggalaxis Cassiopeia. Sind das Überlegungen, die ihr im Vorfeld anstellt?

WV: Sichu Dorksteiger ist als Ministerin in der Regierung gebunden; Perry Rhodan folgt seinem neuen Amt.

In der Milchstraßen-Ebene mischt die Superintelligenz ES wieder in einem Langzeitplan mit, da sie eine Gefahr in der Zukunft erkannt hat. Es geschieht, weil es geschah, ist ja vorbei, die Scheerung  Scherung hat auch jeden Vorausblick unmöglich gemacht, wie also kann der Wanderer von zukünftigen Entwicklungen etwas wissen?


WV: Das ist nicht korrekt. ES hat keinen konkreten Plan, sondern eine Vorsorge getroffen, das ist etwas anderes. Pläne müssen nun die Kastellane machen – sie setzen nicht einfach einen Langzeitplan um.

CM: Verzeih mir, dass ich deine Frage korrigiert habe: du hattest dort die „Scheerung“ stehen, aber Kollege KHS hatte die gar nicht entwickelt.

In 3112 erfahren wir die Entstehung des Dolans Jason – wie wichtig sind euch solche Querverbindungen zu vorherigen Zyklen?

WV: Wir finden sie schön.

CM: Außerdem ist das gute alte PERRY RHODAN-Tradition. Rückgriffe sind hin und wieder das Salz in der Suppe.

Dass FENERIK von einem neuen Chaotarchen Zou Skost getränkt worden ist, erstaunt mich. Bekommen es die Galaktiker mit einem Chaotarchen und mit der Materiesenke aus dem Mythos-Zyklus zu tun?

CM: Ach, das wird sich weisen. Und das ist ja schön, wenn du überrascht bist. So soll das sein.

So fremdartig Jochzor auch ist, am Ende zeigt er Mitgefühl und ermöglicht er Posmi und Ballard die Flucht – wie wichtig ist es euch, die Diener des Chaos differenzierter darzustellen?

WV: Wichtig.

CM: Die bösen Heftromanschurken, die schurkisch sind, weil sie die Schurken sind … die finde ich nicht ganz so prickelnd.

Bullys negativ geprägter Zellaktivator verspricht einiges an Konflikt. In der Miniserie WEGA hat Expokrat MMT Gucky und Bully aufeinander gehetzt. Wie sehr reizt es euch, Perry und Bully auf einander zu hetzen?

WV: Wir mögen Hetze generell nicht.

CM: Dem ist nichts hinzuzufügen.

Könnte durch einen Konflikt die beiden Charaktere geschärft oder vertieft werden?

WV: Im Prinzip: ja.

CM: Figuren reiben sich aneinander, indem sie Konflikte austragen. Atlan hat nicht zuletzt deshalb ja gleich zu Anfang, als er in der Serie auftauchte, Profil gewonnen.

FENERIK errichtet Präliminare Bastionen – das klingt für mich so, als soll Cassoipeia abgeschottet und verwandelt werden. Wie richtig oder falsch liege ich da?

CM: So richtig und so falsch, wie es die Zukunft der Serie zeigen wird, wenn wir alle weitergearbeitet, weitergeschrieben und/oder weitergelesen haben.

Unter uns, wer hatte die Idee zu den Galarien der Gharsen?

WV: Galeria Kaufhof (Vorsicht, Fake News!).

Mit dem Geheimsatelliten Troja greift ihr ein weiteres Teil aus der Vergangenheit der Serie auf. Sucht ihr gezielt danach? Fällt euch das spontan ein?

WV: Wir gehen wie unsere Kollegen vom Chaoporter nach dem Serendipitätsprinzip vor.

CM: DEINE Kollegen vom Chaoporter, lieber Wim! Meine Kollegen wohnen in der LEUCHTKRAFT.

Hartmut, ich erinnere mich an eine Aussage von dir auf einem Con, dass du Alaska nicht mehr in die Handlung hineinschreiben möchtest. Nun kommt zumindest sein Name und eine Aktion von ihm im aktuellen Zyklus vor. Hast du es dir anders überlegt?

WV: Ja.

CM: So kann’s kommen. Wäre ja auch traurig, wenn das nicht der Fall wäre. Also, dass man seine Meinung mal ändert.

Der Chaoporter vor der Havarie kurz vor einer Entdeckung gestanden, die fatale Folgen für die verwaiste Mächtigkeitsballung von ES und insbesondere für die Milchstraße gehabt hätte. Jetzt stellt sich mir die Frage, wieso ES das nicht einfach beseitigt ….

WV: ES ist nicht da.

Und eine letzte Frage … wann kehrt Atlan in die Handlung zurück?

WV: Zu gegebener Zeit.

Danke für eure Zeit.

Mehr zum gerade laufenden Erstauflage Zyklus „Chaotarchen“ findet iher hier:

https://www.perrypedia.de/wiki/Chaotarchen_(Zyklus)

Am 10. September 2021 findet der PERRY RHODAN Online Geburtstagsabend statt.
Mehr Infos hier:
https://www.proc.org/perry-rhodan-online-geburtstagsabend/

»Unsere Freunde von Epsilon Eridani«

Die Anthologie mit Erstkontakt-Stories enthält Geschichten von einigen Leuten aus dem PERRY-Fandom, darunter Alexandra Trinley, Gerhard Huber und Ralf Boldt.

Das Vorwort schrieb Andreas Eschbach. Weitere Autorinnen und Autoren sind Uwe Hermann, Uwe Post, Thorsten Küper,  Axel Kruse, Frank Lauenroth, Gabriele Behrend, Arno Behrend, Guido Krain, Peter R. Krüger, John Dodd und Melanie Vogltanz.

Die Anthologie ist im Perry Rhodan OnlineShop erhältlich.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite des Begedia Verlags.

Hier die Rezension, die Burkhard Tomm-Bub im Scifinet-Forum und im Galaktischen Forum eingestellt hat:

Beginnend mit einem Vorwort von Andreas Eschbach, enthält die Anthologie Science-Fiction-Erzählungen von:

Rock around the Clock – Axel Kruse
Eine ungewöhnliche Perspektive, nachvollziehbar geschildert. Sie spielt mit dem Gulliver-Motiv. Allerdings mit recht tragischem Ausgang …

Die Fremden – Uwe Herrmann
Eine völlig andere Zivilisation, äußerst langlebig, aber verletzbar – doch sie schafft es zu überdauern, denn die Tage vergehen …

Defekt – Melanie Vogltanz
Ein Weltraumabenteuer auf einer Kolonialwelt, von der man zunächst gar nicht weiß, dass es eine ist. Auch über die Nachteile des Klonens erfährt man einiges …

Die kurze Reise der HAWKING – Gerhard Huber
Und wieder geht es ins Weltall – zu einer ganz anderen Rasse jedoch. Das Geschehen nimmt durchaus skurrile Züge an und eine Hommage u. a. an den fantastischen David Bowie ist ebenfalls enthalten. Aber am Ende klärt sich alles. Wahrscheinlich …

Der Elefantenantrieb – Guido Krain
»Elefanten im Grand Canyon!« »Schon wieder?« Ein etwas windiger Raumschiffkapitän fliegt mit einem Siedlerschiff unsere Erde an. Ein problematisches Unterfangen!

Drei Tage des Erwachens – Peter R. Krüger
Auch ein selbst geschaffener Androide kann eine völlig fremde Lebensform sein, zu der ein Erstkontakt keineswegs unproblematisch ist. Sind diese Probleme überwunden, kann er natürlich bewundernswertes tun. Aber den Pflegenotstand … löst man so wohl nicht wirklich.

Delter – Frank Lauenroth
Ein Schiff mit Außerirdischen, streng gegliedert in Kasten, durchstreift das All. In verlassenen Raumstationen mitzunehmen, was noch brauchbar ist, ist diesen durchaus angenehm. Was aber, wenn es dort Gefahren und unerklärliche Phänomene gibt, die ausgerechnet eine der untersten Arbeiter- und Soldatenklasse zu extremen und raffinierten Handlungen bewegt?

Terra Halbpension – Uwe Post
Das hat ja nun ein wenig was von Douglas Adams und dem »Fünften Element« …
Durchaus auch mal zynisch, turbulent und doch amüsant. Und wenn man mit Verhinderungsagenten zu tun hat – kann man ruhig auch mal einen Kater heiraten.

Auf gute Nachbarschaft – Alexandra Trinley
Apropos Katzen. Und ihre hungrigen Verwandten aus dem All. Da ist dann schon Vorsicht geboten für Menschen! Aber ob das was nutzt …?

Cosmic K9 – Ralf Boldt
Auf vielversprechenden fremden Planeten können dann auch mal menschliche und nichtmenschliche Erkundungstrupps zusammentreffen. Was aber, wenn den Anderen diese Tatsache aber sowas von egal ist? Gut, wenn man dann einen Hund dabei hat. Allerdings – kann der später halt leider nicht Bericht erstatten.

Unsere Freunde von e Eridani – Thorsten Küper
Der große Krieg war gerade noch vermieden worden, nun gibt es Sportspiele zwischen den Eridanern und den Menschen. Und wenn dann gar noch der Sohn des ebenfalls nach Eridani angereisten terranischen Präsidenten mitspielt … kann es dramatisch werden. Zumal dieser korrupte und rücksichtlose Präsident gewohnt gnadenlos vom Autor Thorsten Küper demaskiert und demontiert wird.
Da könnte bei einem doch fast schon der Verdacht aufkommen, so etwas mache ihm Spass …

Das Jubiläum – Arno Behrend
Zwei außerirdische Zivilisationen, die sich schon länger kennen, haben so ihre Probleme im Umgang miteinander – zumal das Thema »Wahrheit« leider nicht immer an erster Stelle steht. Was schließlich zu wahrlich brachialen Absichten führt. Doch da mischen sich, schier beiläufig, aber nun effektiv, die Terraner ein.

Meerwasser – Gabriele Behrend
Eine fremde Lebensform muss nicht unbedingt ein Volk sein in dem Sinne, wie wir es verstehen. Und erotisch kann es dennoch in angenehmer Weise hilfreich sein.

Geschichte wird geschrieben von … – John Dodd
Ein alte, womöglich bereits vergangene Zivilisation … Ein Erstkontakt mit ihrer Welt interessiert viele andere Raumfahrende sehr. Doch der gelingt stets und leider immer viel zu gut.

Große Vielfalt wird also in diesem Buch geboten! Und dies in wahrlich guter Qualität! Absolut eine Empfehlung!

Begedia Verlag (25. September 2020)
Sprache:  Deutsch
Taschenbuch : 214 Seiten
ISBN-10 : 3957771374
ISBN-13 : 978-3957771377
Abmessungen : 12,8 × 2,2 × 19 cm
Taschenbuch: 14,95 EUR
978-3-95777-138-4
E-Book: 4,99 EUR
Coverbearbeitung: Tithi Luadthong (Grafik)
Dreamdesign – Cover & Art (Cover)
Herausgeber: Sylvana Freyberg, Ralf Zacharias

Interview mit Christoph Dittert zu seinem SF-Roman „Fallender Stern“

Christoph Dittert, aka Christian Montillon, hat neben seiner Tätigkeit als RHODAN-Exponaut seinen ersten SF-Roman geschrieben. Im Interview mit Roman Schleifer erzählt er unter anderem, was ihn an Erstkontakten fasziniert und wie er die schlimmste Schreibblockade seines Lebens überwunden hat

Christoph, »Fallender Stern« ist dein erstes SF-Buch im Piper Verlag. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Da müssen wir ein paar Jährchen zurückgehen, denn es ist ja nicht mein erster Roman im Piper-Verlag – »nur« mein erster SF-Roman, den ich außerdem alleine geschrieben habe. Vorher sind die drei Bände der »Splitterwelten«-Trilogie erschienen, an denen ich gemeinsam mit meinem Kollegen Michael Peinkofer gearbeitet habe. Da liegen meine Piper-Anfänge.

Michael und ich kennen uns schon ewig, und er hatte mich gefragt, ob ich nicht die Splitterwelten mit ihm weiterschreiben wolle. Da sagte ich: »Ja!« Nach der Trilogie habe ich schlicht und einfach bei Piper angefragt, wie es mit einem eigenen Roman wäre. Ich legte dann zwei Konzepte vor – Mini-Dateien von jeweils 2 oder 3 Seiten. Die Idee zum »Fallenden Stern« (der damals noch nicht so hieß) stieß sofort auf Begeisterung.

Leo Lukas hat gerade seinen ersten Krimi »Mörder Quoten« veröffentlicht (Interview dazu hier https://www.proc.org/interview-mit-leo-lukas-zu-seinem-krimi-moerderquoten/),Michelle Stern schreibt auch an einem Buch, MMT arbeitet 2021 an einem Fantasy-Schmöcker … Offenbar sind die RHODAN-Autoren nicht ausgelastet. Wie geht sich das zeitlich aus?

Wie das bei den Kollegen ist, kann ich nicht sagen – da müsstest du sie selbst fragen. Ich stelle mich von Anfang meiner schriftstellerischen Karriere an möglichst breit auf … habe stets außer RHODAN auch andere Sachen veröffentlicht, in den letzten Jahren vor allem »Die drei ???«. Dass der »Fallende Stern« nicht mal einfach so aus dem Ärmel geschüttelt worden ist, beschreibe ich ein wenig im Nachwort des Romans.

Apropos Nachwort: Du gestehst dort, dass du die schlimmste Schreibblockade deines Lebens hattest. Bezog sie die auf die Entwicklung des Plots oder aufs Schreiben an sich?

Die Entwicklung des Grundplots war keinerlei Problem – der stand schon mit dem ersten Mini-Konzept, das ich oben erwähnt habe. Ich wusste stets, wohin das Buch geht, wie die große Linie ist. Ich kannte auch das Ende, nur die Details nicht. Und beim Schreiben überraschten mich vor allem Chayne. Du hast den Roman gelesen und weißt, wie elementar diese Figur ist – ich hatte sie nicht geplant. Sie ist beim Schreiben entstanden und hat gewissermaßen ziemlich viel an sich gerissen, die Gute. Logischerweise ist alles, was mit ihr zu tun hat, dann erst beim Schreiben entstanden bzw. hat sich entwickelt.

Die Schreibblockade bezog sich tatsächlich aufs Schreiben an sich … also darauf, die Seiten mit Text zu füllen. Ich habe Tage und Wochen damit verbracht, am Tag ein paar Zeichen herauszuquetschen. Was da stand, gefiel mir, aber es quälte mich, es ging langsam, es beschäftigte mich und trieb mich um.

Du hast sie ja offenbar überwunden. Erzähl uns wie?

Ganz einfach: Lies das Nachwort nochmal. Das kann ich auch nur den Lesern dieses Interviews empfehlen. Denn dazu müssen sie, ha!, das Buch kaufen. Und das schadet nichts. Ganz ehrlich: Ich habe eine Menge begeisterter Rückmeldungen erhalten, und keiner sagte mir oder schrieb in einer Rezi: »Doof!« Aber das Buch hat nicht so viel Aufmerksamkeit (und Verkäufe) bekommen, wie ich gerne hätte. Naja, das sagen wohl viele Autoren zu vielen Büchern :-). Die Coronakrise, die sich auch im Buchmarkt sehr wohl bemerkbar gemacht hat, hat ihr Scherflein beigetragen …

Ich glaube, dieser Roman hat mir auch deshalb so viel Mühe bereitet, weil er, hm, ziemlich tief in mir steckte. Weil ich darin zwischen den Zeilen einige Wahrheiten verarbeitet habe. Die sich jetzt nicht auf Kometen und potenzielle Außerirdische beziehen.

Was waren die Überlegungen, die zu »Fallender Stern« geführt haben?

Etwas ganz anderes zu machen, das keine übliche SF ist. Also, das Thema ist ja durchaus typisch: Ein Erstkontakt. Oder ein potenzieller Erstkontakt. Aber die Herangehensweise ist untypisch – es ist eine Familiengeschichte. Was dazu geführt hat, dass auch Leute das Buch gut fanden, die sonst nie SF lesen. Etwa eine Freundin, die tatsächlich noch nie (!) SF gelesen hat. Oder ein 13jähriger aus meinem Bekanntenkreis.

Außerdem wollte ich es im gewissen Sinn »so schreiben wie ein Hollywood-Film funktioniert« – nicht auf irgendwelche Klischees bezogen, sondern auf die positiven Dinge der Machart. Da freute es mich, dass der Piper-Cheflektor nach der Lektüre des Minikonzeptes sagte: »Das ist ja wie ein Hollywood-Film.« Offenbar war das schon in dieser ersten Superultrakompaktform zu spüren, obwohl ich es da natürlich nicht erwähnt habe.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Vor allem war ich erstaunt, dass eine Familiengeschichte eingewoben in die Frage »Was tun wir, wenn wir außerirdisches Leben entdecken« derart spannend geschildert werden kann (Hut ab!). Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Familie über Jahrzehnte literarisch zu begleiten?

Woher das kam, weiß ich nicht, ehrlich gesagt. Es war von Anfang an da – ausgelöst durch ein Gestaltungsprinzip. Es gibt im Roman technische Themen, reale Raumfahrtideen, die ein wenig weiterentwickelt sind zu dem, was wir heute können. Kein Vergleich mit PR-Technologie. Diese Themen sind auch essentiell für die Handlung, aber ich wollte sie nicht in den Vordergrund stellen. Darum erschuf ich mir Figuren, die diese Technologie eben auch nicht unbedingt in den Vordergrund stellen – sie nähern sich dem Thema auf andere, durchaus unterschiedliche Weise.

Die Jahrzehnte, die vergehen, sind wiederum handlungsbedingt … und nach einer kurzen Überlegung, eine Generationengeschichte zu erzählen, entschied ich mich, die beiden wichtigsten Hauptfiguren während der Handlung altern zu lassen. Und Chayne, tja, die hat sich dazugestohlen, als sie als kleines Mädchen auf dem Fahrrad saß mit ihren verschwitzten Haaren.

Gehen wir konkret auf die Handlung ein. Die Zwillinge Eve und Eric sind gerade mal zehn Jahre alt, als eine außerirdische Funknachricht aufgefangen wird – von einem Asteroiden, der von außerhalb des Sonnensystems kommt und der in 30 Jahren die Erde so nah passiert, dass man für kurze Zeit darauf landen könnte. Wie würdest du darauf reagieren? Pro oder Kontra Landung?

Es wäre nicht meine Entscheidung. Ich fände es unglaublich spannend, was das philosophisch bedeuten würde. Also, welche Auswirkungen es hätte. Deshalb machen sich meine Figuren auch Gedanken dazu – philosophisch, religiös, sprachphilosophisch usw.

Würdest du alles liegen und stehen lassen, um bei der Forschung mitzuarbeiten?

Nein. (Wortgewaltig, gell?)

(Anmerkung: in der Tat. Was ist noch mal dein Beruf? ;-))

Würdest du den Asteroiden auch betreten wollen?

Das würde ich mal hübsch anderen überlassen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich wohl zu alt wäre, um jetzt in ein Astronautentraining einzutreten :-).

Was mich bei dem Buch fasziniert hat, war die Ausleuchtung der Psyche der Zwillinge. Bei RHODAN kommt das ja durch den geringeren Platz meist zu kurz. Wie könnte man das doch unterkriegen?

Hier funktioniert ein solcher Roman grundlegend völlig anders als eine Serie wie PERRY RHODAN. Von daher ist (sorry :-)) deine Frage falsch. Es ist kein Mangel der PR-Serie, dass solche Schilderungen da eher die Ausnahme bilden, es gehört essentiell zu der Serie, dass es so ist. Hin und wieder treten auch da Charaktere in ausführlichen Schilderungen nach vorne; mir ging bzw. geht es mit der Figur der Anzu Gotjian so, die sich gerade in meinen Romanen tummelt, obwohl sie dort laut Exposé nichts zu suchen hat. Sie fühlt sich dort trotzdem wohl.

Die Handlung von »Fallender Stern« ist für mich realistisch, sprich es könnte sehr wohl so passieren. Hattest du Alternativszenarien und wie hast du dich für die Variante im Buch entschieden?

Keine Alternativen – wie gesagt, das stand von Anfang an. Ich könnte mir jetzt Alternativen ausdenken … aber das würde zu etwas ganz anderem führen. Ich arbeite übrigens gerade wieder für Piper an einer neuen Erstkontaktgeschichte – die aber völlig anders ist als diese. Und zwar, wie soll ich sagen, völlig anders. Schon von der ersten Seite an.

Du schilderst konsequent die Handlung abwechselnd aus der Perspektive entweder von Eve oder von Eric. War das von Anfang an klar?

Auch wenn‘s langweilig ist – ja. Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob es schon im Konzept stand, aber mit den ersten Romanseiten war das klar. Ich habe ein paar Einsprengsel, die aber ganz klar als solche gekennzeichnet sind, die dieses Gestaltungsprinzip durchbrechen (die Zeitungsartikel und die Dienstagnachmittag-Videos). Und ich breche das Prinzip genau einmal, aber sehr bewusst: Auf den letzten Seiten. Wer den Roman gelesen hat, weiß, warum.

Hattest du eine Logline, um das Buch zu verkaufen?

An Piper hab ich es glaub ich auch mit dem Eingangszitat gebracht, das ganz ähnlich schon im Minikonzept stand: »Der 16. Mai 2033 veränderte die Welt, obwohl wir alle wussten, dass wir noch dreißig Jahre warten mussten. Drei Jahrzehnte. Und weil nicht genug Zeit blieb, brach Hektik aus.« (Holovideo aus dem Oval Office zum Jahrestag der Entdeckung, abrufbar seit 16. Mai 2053)

Eric denkt als Schüler gerade zu politisch inkorrekt übers Gendern. Ist man als Autor froh, auch Gedanken einer Figur in den Mund zu legen, die kontroversiell sind?

Ach, was heißt froh. Man muss generell vorsichtig sein: Aussagen von Romanfiguren entsprechen nicht notgedrungen den Meinungen von den jeweiligen Autoren.

Zitat: »Mit der Kindheit verlor man auch den Blick für Wunder«. Schade, oder? Wie hast du dir das bewahrt?

Ja, das ist schade. Kinder haben Erwachsenen in dieser Hinsicht vieles voraus – pauschal gesagt. Es gibt Ausnahmen auf beiden Seiten. »Werdet wie die Kinder« ist ja auch kein ganz neuer Tipp 🙂

Jedenfalls tut es unglaublich gut, sich das Staunen zu bewahren oder es wieder zurückzugewinnen. Ich bewahre es mir häufig, wenn ich in der Natur bin und mir sage: Wundervoll. Und kein Zufall.

Es gibt eine RHODAN-Anspielung, konkret auf einen Gucky-Film. Hat das der Lektor anstandslos durchgewinkt?

Ja. Und wenn er das nicht getan hätte, hätte ich darum gekämpft. Aber es gab keinen Grund, es nicht durchzulassen, finde ich. Freuen wir uns also auf »PERRY RHODAN Origins: Gucky«!

Du hast den Seitenhieb angebracht, dass die Menschheit »verblödet«, denn die meisten Menschen halten in deinem Buch im Jahr 2040 Luke Skywalker für den ersten Menschen am Mond. Was denkst du – verblödet die Menschheit?

Hm. Nicht generell. Und verblöden ist nicht das Wort, das ich in einer ernsthaften Stellungnahme verwenden würde … aber es gibt Tendenzen, die mich zweifeln lassen, wenn ich mich umsehe. Ich will hier nicht politisch werden. Und ganz klar ergänzen: Dieses Zweifeln kommt einer Enttäuschung nahe. Und damit einer Ent-täuschung, also dem Ende einer Täuschung.

Du bist ein Fan von Erstkontakten – wo kommt die Faszination her? Und was ist die Faszination?

Damit sind wir wieder bei dem Thema: »Staunen über Wunder«. Du siehst, wie raffiniert ich das in der Tiefenstruktur des Buches verwoben habe :-), dass es sogar in deinen Fragen immer wieder auftaucht. Aber ernsthaft: Es ist natürlich eine Gedankenspielerei, eine Geschichte, die unglaublich viel Faszination beinhaltet, wenn man versteht, sie herauszukitzeln. Ich glaube, es ist mir in diesem Roman recht gut gelungen – besser als bei anderen Versuchen meinerseits. Das Fremde kann ja per se auch beängstigend sein … oder faszinierend. Oder beides. Und lehrreich. Erhellend. Die Grenzen erweiternd. Usw.

Kurz: Ein tolles Thema, das viel über »mich selbst« zeigt, nicht im Sinne des Autors Christoph Dittert, sondern im Sinne des Lesers: »Wer bin ich – was ist das andere?«

Im Zauberspiegel-Interview (https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/frage-antwort/im-gesprch-mit-mainmenu-179/37882-christoph-dittert-ueber-fallender-stern-und-erstkontakte) gibst du eine Vorschau auf die nächsten Projekte. Was kannst du da noch ergänzen?

Dort ist noch nicht der neue Roman für Piper erwähnt – und dort steht sicher auch nicht, dass ich mit Björn Berenz gerade Teil 5 unserer Reihe »Explorer Team« schreibe. Und darum schnüre ich nun dieses Interview zu und widme mich anderen Dingen :-). Vielen Dank für deine Fragen und bis bald!

Danke, Christoph, für deine Zeit.

Hier geht’s zum Buch im RHODAN-Onlineshop:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783492705370/fallender-stern-von-christoph-dittert-paperback

Und hier zum ebook:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783492994460/fallender-stern-von-christoph-dittert-e-book-epub

Zwölf Fragen an Michael Marcus Thurner zu seinem Band 3099

Michael Marcus Thurner verrät im Interview mit Roman Schleifer, wieso der »Mythos«-Zyklus für ihn zu einem der liebsten Zyklen gehört und wie der erste und letzte Satz von PERRY RHODAN-Wega Band 1 lautet.

Michi, hattest du gefühlt zu viel oder zu wenig Platz, um alles in 3099 zusammenzuführen?

Viel zu wenig. Aber das Problem hab ich eigentlich immer.

Zitat Bully: »Und ich, wie so oft, am Rand des Geschehens.«
Hm … er ist ein paar Monate über 18, er könnte es ja auch ändern. Was, denkst du, hält ihn davon ab?

Bully ist nun mal eine großartige Nummer Zwei. Das weiß er eh auch selbst, aber er meckert halt gern.

Zitat Bully: »Es gibt immer noch Perry Rhodan. Wenn jemand diese
Situation bereinigen kann, dann er.«
Bully zeichnet sich nicht gerade durch geringes Selbstvertrauen aus. Wieso denkt er, dass er das nicht könnte, was Perry Rhodan kann?

Nun, ES hat einstmals Atlan und Perry »auserwählt«. Ich bin mir sicher, dass Bully sich dessen sehr wohl bewusst ist und dementsprechend agiert.

Ich bin irritiert. Bei dir hat Opt-Atlan (oder OpA wie ihn im GalFor ein User genannt hat) einen Extrasinn. Ich dachte, der hätte keinen. Äh …?

Ja, da gab es einige Verwirrung deswegen. Sorry für den Fehler.

So genial ich die Idee mit dem Zeittorpedo finde (die dann ja nicht
funktioniert hat), erinnert mich das doch ein bisschen an Deus ex
Machina. Mal ehrlich und ganz unter uns: War bereits in Band 3000 klar, dass die Beschädigungen von Opt-Atlan aus der Zukunft stammen?

Das weiß ich wirklich nicht. Das ist eine Frage für die Expokratur.

Ich kann mich an keinen Zyklus erinnern, bei dem der Gegner »plötzlich« hilflos dastand und ihm Perry sogar helfen musste. Ist das ein Konzept, das Zukunft hat?

Das war eine Lösungsvariante für diesen einen Zyklus. Nicht mehr, nicht weniger.

Opt-Atlan wurde am Ende von Jasmyne vorgeführt und die wiederum von der Positronik der Opt-THORA – und das alles innerhalb eines Heftes. Es haben sozusagen die »Bösen« dreimal gewechselt. Perry Rhodan war auch eher Zuseher als aktiv am finalen Showdown beteiligt. Jeder Schreibratgeber sagt da das Gegenteil. Du machst auch Schreibcamps (den nächsten im Frühjahr mit Spiegel-Bestsellerautor Andreas Gruber), was sagst du als Dozent dazu?

Nun ja. Du weißt, dass Heftromanserien wie PERRY RHODAN eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen. Außerdem bilden die Handlungsfiguren Opt-Atlan, Opt-THORA und Jasmyne da Ariga gewissermaßen eine Einheit. Sie sind die »andere Seite«.

In deinem Blog schreibst du, dass dir der »Mythos«-Zyklus als einer der liebsten von denen in Erinnerung bleibt, die du mitgestalten durftest – nenn uns den Grund.

Die Antwort ist banal: Ich habe relativ viel Text zum Zyklus beigetragen und dementsprechend mehr Einfluss auf die Geschehnisse gehabt. Dementsprechend waren auch einige Romane dabei, mit denen ich einigermaßen zufrieden war.

Mit 3099 endet auch die Interviewserie – wie erleichtert bist du, dass du keine Fragen mehr von mir erhältst?

Ach, ich rechne fix damit, dass du dich in der einen oder anderen Form weiterhin mit den PERRY-Geschehnissen auseinandersetzen wirst. Dir entkommt man nicht.

3099 ist geschrieben – kannst du dich jetzt zur Gänze auf die im März 2021 erscheinende Miniserie Wega konzentrieren?

Es würde mich gehörig nerven, wenn ich mich ausschließlich auf eine Sache fokussieren müsste. Das kann ich einfach nicht. Dementsprechend werde ich weiterhin lauthals über zu viel Arbeit jammern und trotzdem nebstbei andere Dinge machen.

Gib uns mehr als bislang auf der Verlags-Homepage veröffentlicht …

Weil?

Band 1 ist sicher schon geschrieben – verrätst du uns den ersten und den letzten Satz?

Gerne.

Erster Satz: »›Es ist der richtige Ort, es ist die richtige Zeit‹, sagte der eine zum anderen.«

Letzter Satz: »Rhodan würde ihm nicht entkommen.«

Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst? Ich muss rasch Anfang und Ende des ersten Wega-Bandes ein klein wenig umschreiben.

Michi, danke für deine Zeit. 

Hier geht’s zum ebook, zur Lese- und Hörprobe:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783845360997/perry-rhodan-3099-die-kinder-der-milchstrae-von-michael-marcus-thurner-e-book-epub

Hier zum Heft:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9999900005837/perry-rhodan-3099-die-kinder-der-milchstrae-von-michael-marcus-thurner-heft

Hier zur Handlungszusammenfassung in der Perrypedia:
https://www.perrypedia.de/wiki/Quelle:PR3099

Hier zur Diskussion im Galaktischen Forum:
https://forum.perry-rhodan.net/viewtopic.php?f=4&t=12616

Homepage von Michael Marcus Thurner:
http://www.mmthurner.at/

Infos zur Miniserie WEGA:
https://perry-rhodan.net/aktuelles/news/perry-rhodan-wega-erscheint-ab-m%C3%A4rz-2021

https://www.perrypedia.de/wiki/Wega_(Serie)