Der Titelbildzeichner von Band 3015 stellte sich den Fragen von Roman Schleifer. Unter anderem verrät er, wie es zur Zusammenarbeit kam und was er künstlerisch an seinen Kollegen schätzt.
Dominic, wie kam es bei Band 3015 zur Zusammenarbeit?
Ich lernte damals im Rahmen der PR-Action Innenillustrationen Klaus Bollhöfener kennen. Nun beinahe zehn Jahre später meldete er sich und fragte, ob ich Bock hätte wieder einmal etwas für PERRY RHODAN zu zeichnen. Band 3015 war sozusagen nochmals ein herantasten und gucken, ob ich geeignet wäre.
3015 war ein Schlüsselroman in dem Zyklus. Wusstest du davon? Warst du nervös?
Ich hatte keine Ahnung davon. Nervös war ich trotzdem genug.
Wie oft hast du am Tibi gefeilt, bevor du es abgeschickt hast?
Recht lange. Es hat mich gefreut, dass es ohne Korrekturwünsche durch gewunken wurde.
Wie hast du das Motiv ausgewählt?
Klaus N. Frick hat mir eine ziemlich genaue Beschreibung gegeben. Mit Ausschnitt aus dem Exposé und sogar Moodbildern. Das hat mir den Einstieg erleichtert.
Du hast bei PR-Action insgesamt zwölf Innenillus gemacht. Wie war damals die Arbeit daran? Kamen die Vorschläge von den Autoren, dem Expokraten oder der Redaktion? Oder hast du selbst nach Lesen der Manuskripte ausgewählt.
Ich habe die Innenillus für PR-Action vor zirka zehn Jahren machen dürfen. Es war ein Test um zu sehen, wie ich mich schlage und ob ich als TitelbildZeichner überhaupt in Frage käme. Die Sujets durfte ich selber auswählen. Soweit ich mich erinnere hatte ich jedoch hier und da Vorschläge von der Redaktion für die Bilder, musste mich jedoch nicht daran halten. Das heißt, ich durfte die fertigen Romane vor allen anderen lesen. Das war auch das erste mal, dass ich mich richtig mit dem Perryversum auseinander gesetzt habe und ich war begeistert. Zum malen hörte ich mir die Hörbücher der allerersten Folgen an und recherchierte auf der Perrypedia. Als großer Comicfan kam ich natürlich auch nicht um die vielen Bildergeschichten herum. Für die Aligatorfarm habe ich später für »Perry unser Mann im All« zwei Kurzgeschichten gezeichnet. Dann ging jedoch lange nichts mehr mit PERRY RHODAN bei mir. bis mich vor ein paar Monaten Klaus anrief und fragte, ob ich noch interessiert sei, Tibis zu gestalten.
Auf welches Innenillus von PR-Action bist du stolz?
Die Innenillu für PRA 13 mit Tanisha Khabir wie sie auf den Geysiren reitet, ist wahrscheinlich meine liebste.
Was ist dein Lieblingsmotiv? (Raumschiffe, Menschen, Komos-Zeichnungen?)
Ich male am liebsten Menschen.
Arbeitest du analog oder digital?
Die PR-Tibis male ich komplett digital. Teils auf dem iPad, teils auf am Computer mit Wacombildschirm. Ansonsten arbeite ich jedoch immer noch sehr viel und gerne analog.
Was gefällt dir an Swen Pappenbrocks Titelbildern?
Er schafft es den Retro-Charme der älteren PR Titelbildern beizubehalten und trotzdem moderne, ansprechende Illustrationen zu machen. Es steckt viel handwerkliches Können und Liebe zum Detail in den Bildern.
Was gefällt dir an Arndt Drechslers Titelbildern?
Er kreiert in einem sehr modernen und technischen Stil extrem schöne Lichtstimmungen. Auf seine Raumschiffe bin ich aus künstlerischer Sicht echt etwas neidisch.
Was gefällt dir an Dirk Schulz’s Titelbildern?
Die spektakulären Perspektiven und die oft leicht verzerrten Proportionen gefallen mir sehr. Die Covers wirken oft wie Filmstils und erzählen Geschichten.
Was fällt dir leichter? Tibis oder Innenillus?
Beides macht Spaß und keins fällt wirklich leicht.
Hand aufs Herz: Liest du seit 3000 auch die Romane? Oder liest du die PR-Romane ohnehin?
Ich habe gerade länger keine mehr gelesen. Ich bin vor kurzem zum zweiten mal Vater geworden und auch sonst lief so viel, dass ich den Faden total verloren habe. Ich hoffe da aber bald mal wieder den Anschluss zu finden. Vielleicht wieder über die Hörbücher während dem Zeichnen.
Wann dürfen wir wieder mit einem Tibi von dir rechnen?
Das weiß ich leider noch nicht.
Danke für deine Zeit.
Homepage des Schweizer Autors. https://dominicbeyeler.com/
Michael Marcus Thurner verrät unter anderem, ob es eine Vorlage für Bulls Spiel gab und welchen Szenen er sich leichter schreibt.
Die Cairanerin Lehumun sagt zu Zunurudse, dass die Cairaner nicht viel über die offensiven und defensiven Waffensysteme der THORA wissen. In Band 3014 schildert Michelle jedoch, dass es in der THORA von Cairanischen Agenten nur so wimmelt. Da müssten die doch eigentlich mehr herausgefunden haben …
Wie wir mittlerweile wissen bzw. trefflich spekulieren können, sind die Cairaner kein homogenes Volk. Nicht jeder weiß alles.
Warum will Zurundse eigentlich nicht wissen, warum Lehumun zu dem Treffen mit Bull mitwill? Immerhin ist Lehumun eine Zivilistin …
… und sie ist eine der Gefährtinnen seines Vorgesetzten. Will er sich denn wirklich mit ihr anlegen und damit um seine Karriere bangen?
Bull lamentiert, dass er sich wünscht, er hätte mehr Zeit für Fitness. Tagtäglich wolle er trainieren und seinen Körper in Form bringen. Wie autobiografisch sind diese Sätze?
Wenn Du mich damit meinst, dann jammere ich natürlich gern darüber, viel zu viel sitzen zu müssen und zu wenig Zeit für Bewegung zu finden. (Großer Seufzer.) Was Bully betrifft, so hatte der ja immer schon Probleme mit seiner Figur.
Bull fragt den TARA-Psi ob er ausgeruht sei. Äh … der TARA-Psi ist doch ein Roboter, wieso fragt Bull ihn, ob er ausgeruht ist.
Das ist ein Scherz, Du Blitzgneißer!!!
(Hatten wir nicht bei einem anderen Interview kürzlich das Thema „Humor“? Daß ihn nicht jeder und immer verstehen würde? – Quod erat demonstrandum.)
Wieso verstößt Bully gegen das Grundprinzip der Verhandlungen, der Verhandlungs-Entscheider ist nicht der Verhandlungsführer?
Weißt Du denn, wie Verhandlungsprinzipien 3.500 Jahre in der Zukunft aussehen? Weißt Du, wie es ist, mit Aliens zu diskutieren? Hast Du diplomatische Erfahrungen, die über ein paar Jahrtausende reichen?
Gibt es ein Vorbild für das Spiel, das Bull und Zurundse spielen?
Jein. Ich hab vage Angaben von der Expokratur dazu erhalten. Ich persönlich habe leider sehr, sehr intensiv an das Duell zwischen Sean Connery und Klaus Maria Brandauer im (nichtkanonischen) James Bond-Film „Sag niemals nie“ denken müssen. Da spielen die beiden auch in einer Art Holo um das Schicksal der Welt.
Ich hab mich bemüht, möglichst weit weg von diesem Bild zu kommen.
Die Aktion von Spin und dem TARA-PSI zu den Daten der Cairaner zu kommen, erinnert mich an den Firesale in Die Hard IV. Stand der Film Pate?
Kann ich mir nicht vorstellen. Ich kann mich an diesen Film nicht erinnern.
Die Hälfte der Handlung des Romans spielt in einem Zelt – und dennoch ist es spannend. Was ist leichter? Eine »statische« Szenerie oder Weitläufigkeit?
Entscheidend ist ja nicht das Zelt, entscheidend sind die beiden Figuren. Die sind ganz und gar nicht statisch. Das war für mich der Reiz an der Sache. Hier konnte ich viel dialogisieren, ein bißl ein Psychospiel aufziehen, diesen einen Cairaner definieren und mich auch wieder mal mit Bull beschäftigen.
Ich könnte nicht sagen, ob ich mich mit Weitläufigkeit oder mit einer statische Szenerien besser zurecht finde. Es kommt immer auf das Figurenensemble an. Auf den Spannungsaufbau. Darauf, was aus einem Charakter rauszuholen ist.
Wäre Rhodan hier mit einem Cairaner im Zelt gesessen, wären die Szenen ganz anders geworden, davon bin ich überzeugt. Bulls vermeintliche Impulsivität ist wirklich ein schönes Element, mit dem ich spielen konnte.
Leo Lukas stellt sich den Fragen zu Band 3021 und verrät, warum Kostumbildner in seinem Roman feucht träumen und was Klaus N. Frick über Band 3021 nicht verraten werden sollte.
Leo, gab es schon einmal ein Expo, bei dem du dir zu Beginn gesagt hast: Das kann *ich* nicht umsetzen?
Ja, mehrfach; bei allen Exposé-Autoren, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe. Manchmal konnte ich dann den Band abgeben bzw. mit einem Kollegen tauschen; manchmal durfte ich mir das Expo sehr stark in meinem Sinne umgestalten.
Was war für dich diesmal das Interessante im Expo von Band 3021?
Dass ich mich sehr strikt daran halten musste, weil vieles später im Zyklus wieder aufgegriffen und bedeutsam wird. Ich musste also ein bisschen »mit angezogener Handbremse« schreiben. Das hat mir diesmal allerdings nicht viel ausgemacht, weil ich mit dem Expo grundsätzlich gut zurecht kam. Ich empfand es vielmehr, wie gesagt, als spezielle Herausforderung.
Uwe Anton hat in Band 3019 bei den Kapitelnamen Karl May herangezogen. Was hast du einfließen lassen?
Nichts vergleichbar Auffälliges. Also, so gut wie nichts. Genau genommen: überhaupt nichts.
(Pst, nicht weitersagen, schon gar nicht dem Chefredakteur: Der Name einer Nebenfigur verweist, österreichisch ausgesprochen, auf ein historisches Vorbild, das ebenfalls nicht selten Prügel bezog.)
Ein Kapitel heißt »Der feuchte Traum aller Kostümbildner« – was träumen die Kostümbildner Feuchtes?
Naja, die Verkleidungsfähigkeiten des neuen SERUNS – so etwas würde viele mir bekannte Theaterleute in höchste Ekstase versetzen.
Zitat: »Manchmal beneidete Perry Rhodan jüngere Leute um ihren unerschütterlichen, naiven Optimismus.« Zeichnet Perry nicht genau dieser Optimismus aus? Wieso beneidet er die anderen für etwas, das er selbst hat?
Optimistisch ist er schon noch immer, naiv aber wohl nicht mehr. Und seine Unerschütterlichkeit hat auch schon das eine oder andere Mal gewackelt …
Im Forum wird von manchen Lesern beklagt, die Handlung schreite zu langsam voran. Was sagst du zum Vorwurf, die fünf bisherigen Bände auf Ilya hätten zu wenige entscheidende Erkenntnisse gebracht?
Als ich noch »nur« lesender Fan war, ging es mir auch oft nicht schnell genug. Aber das liegt halt u.a. auch daran, dass die (Expo-) Autoren zwar in so gut wie jedem Roman wichtige, oft sogar zyklusrelevante Dinge einbauen, diese aber eben nicht als solche herausgestellt werden dürfen – weshalb sie vielen (Quer-) Lesern schlicht nicht auffallen.
Und dann gibt’s halt auch noch das dramaturgische Element. Ich mochte schon als Kind gern Musicals, doch die Tanzeinlagen habe ich immer gehasst, und geschimpft über die »blöde, sinnlose Hopserei!« Was habe ich später bei jedem Musical, bei dem ich Regie geführt habe, begeistert inszeniert und tagelang geprobt? Richtig, Tanzeinlagen. Man braucht’s einfach.
Es ist ähnlich wie mit der Blondine, der im Spukhaus eingeschärft wird, sie soll nicht allein in den Keller gehen. Als Zuschauer raufst du dir die Haare, weil die blöde Kuh sich nicht dran hält. Als Drehbuchautor schickst du sie natürlich, hämisch grinsend, bei der ersten Gelegenheit hinunter.
Robert Corvus stellt sich den Fragen von Roman Schleifer zum Dunkelwelten Band II Schwarze Frucht. Unter anderem verrät er, ob er Idealist ist und wie oft er sich selbst googelt.
Robert, du hast das Konzept der drei Dunkelwelten-Bücher »Schwarz Saat«, »Schwarze Frucht« und »Schwarze Ernte« entwickelt. Wie kam es zu dem »Dreiteiler«, der eigentlich keiner ist, weil man jedes Buch auch separat lesen kann?
Für den 7. April 2017 war ich nach Stuttgart zum dortigen Science-Fiction-Stammtisch eingeladen, wo man über meinen Roman Feuer der Leere diskutiert hat. Nebenbei gab es dort auch eine Vorab-Lesung aus meinem PERRY-RHODAN-Heftroman Der letzte Galakt-Transferer, denn unter den Stammtischlern finden sich auch viele Fans der Serie.
Wegen der räumlichen Nähe zu Rastatt verband ich diesen Termin mit einem Besuch bei der RHODAN-Redaktion. Spontan durfte ich auch die Druckerei besichtigen, das Video, das ich davon gemacht habe, hat damals guten Anklang gefunden. https://youtu.be/oIzFGeceOac
Im Rahmen dieses Besuchs war auch ein Treffen mit Chefredakteur Klaus N. Frick verabredet. Ich hatte mir natürlich vorher überlegt, wie man dabei peinliches Schweigen vermeiden könnte, und mir deswegen eine sinnvolle Frage zurechtgelegt: »Wie wäre es, mal wieder ein PERRY-RHODAN-Taschenbuch zu machen?« Dazu muss man wissen, dass die Länge von 120 Normseiten, die ein Heftroman hat, für mich ungewohnt kurz ist – ich arbeite in der Regel an Geschichten von 400 Normseiten aufwärts. Das ist auch der Grund, aus dem ich gern Doppelromane in der Heftserie schreibe – ich habe dann mehr ›Platz zum Atmen‹ und zum verschieben von Handlungselementen innerhalb des vorgegebenen Rahmens.
Jedenfalls war Klaus sehr offen für den Vorschlag und hatte auch direkt Lizenzpartner im Kopf, von denen damals schon Bastei Lübbe einer war. Inhaltlich war, glaube ich, noch alles offen.
Bei einem Waldspaziergang am nächsten Wochenende habe ich dann die Idee zu Schwarze Frucht entwickelt, wobei der Roman noch den Arbeitstitel Die dunkle Kolonie hatte. Ich habe ein Exposé geschrieben (in dem Verständnis, wie man ein Exposé im Buchmarkt betrachtet: 6 locker beschriebene Seiten mit einem Handlungsabriss, nicht ein RHODAN-Exposé mit 40 oder mehr Seiten inklusive Kapitelstruktur und Datenblättern).
Die Reaktion aus Rastatt war zunächst einmal, dass man aus der Thematik ›Dunkelwelten‹ doch auch eine Trilogie machen könne, in der man mit Michael Marcus Thurner und Madeleine Puljic einen Autor und eine Autorin einbeziehen könnte, die auch im Buchmarkt bereits eingeführt sind.
Danach passierte lange wenig, weil die Arbeit an den laufenden Serien in der Redaktion Priorität haben muss und man zunächst einmal einen Lizenzpartner finden wollte, der ja dann auch seine Vorstellungen einbringen soll.
Bewegung kam im März 2018 wieder in die Sache. Da hatten wir auf der Leipziger Buchmesse ein Treffen verabredet, auf dem wir über die Reihe sprechen wollten. Leider konnte ich nicht dabei sein, weil die Landebahn vereist war und ich erst nach einer Odyssee über Berlin auf dem Messegelände eintraf – da waren die anderen schon in weiteren Terminen verstreut. Ich erfuhr aber, dass man sich auf eine sehr lockere Rahmenhandlung verständigt hatte, die Einzelgeschichten der Taschenbücher sollten im Wesentlichen für sich stehen. Schauplätze und Personal sollten unabhängig voneinander sein.
Ende April 2018 war ich Co-Trainer bei einem von Michael Marcus Thurners Schreibcamps. Wieder waren wir also nicht alle beisammen, aber immerhin konnten wir zu zweit Ideen hin- und herwerfen und kamen mit einem Plot heraus, den wir für tauglich hielten, die drei Taschenbücher einzuklinken, ohne sie eng untereinander koordinieren zu müssen (es reichte, jeweils das Ergebnis des ersten und zweiten Bandes als ›Übergabepunkte‹ zu definieren).
Dieses Konzept stieß in Rastatt leider nicht auf Gegenliebe.
Ergo galt es, ein anderes übergreifendes Konzept zu entwickeln, was wir – endlich alle drei gemeinsam – mithilfe der Chatfunktion von Facebook bewerkstelligten (mit einem kleinen Vorlauf auf dem GarchingCon mit Madeleine Puljic und mir). Diesmal hat Madeleine Puljic die Hauptarbeit geleistet, indem sie unsere Überlegungen in einem Konzeptpapier zusammengefasst hat, das dann auch Gnade fand. Ich finde das neue Konzept sogar besser als das alte.
Davon quasi unberührt blieb mein Exposé für Schwarze Frucht. Geändert wurde hier lediglich, dass die Laquilen zu Plasmawesen wurden – ursprünglich waren sie Kraken, was man aber als zu nah am in der Szene recht bekannten Film ›Arrival‹ empfand.
Auch Michael und Madeleine schrieben ihre Exposés praktisch für sich. Wir waren weiterhin per Chat in Kontakt und haben unsere Ideen wechselseitig kommentiert. Es gab aber keine Bearbeitung der Exposés im eigentlichen Sinne jenseits dessen, was Klaus N. Frick mit jedem von uns 1:1 gemacht hat.
Wie war das mit dem Klappentext genau?
Das ist leider eine Panne.
In meiner ursprünglichen Überlegung – zu entnehmen meinem 6-Seiten-Exposé – wollte ich mit der Entdeckung eines bestimmten Artefakts in der Tiefsee von Styx in die Geschichte einsteigen. Diese Entdeckung kommt auch vor, allerdings nun erst auf etwa der Hälfte des Romans, was sich als dramaturgisch günstiger erwies. Vorher baue ich im Roman noch ein wenig Geheimnis und falsche Fährten dazu auf, um was es sich eigentlich handelt.
Der Klappentext wurde aber – wie in der Buchbranche üblich – bereits vor dem Manuskript geschrieben. Das ist notwendig, um den Buchhandel vorab zu interessieren und Vorbestellungen auszulösen, damit das Buch zum Erscheinungstag in den Regalen und – wichtiger – auf den Präsentationstischen gut vertreten ist.
Als ich das Manuskript fertig hatte, habe ich den Klappentext noch einmal angeschaut und festgestellt, dass er (inzwischen) zu viel verrät. Ich habe daraufhin einen anderen Entwurf geschrieben und an die Redaktion geschickt. Das war im Januar 2019.
Man wollte die Klappentexte austauschen, aber irgendwo jenseits des Bereichs, den ich mitbekomme, ist dieses Vorhaben gegen einen Poller gelaufen, sodass nun doch der alte Klappentext auf dem Buch steht, der leider ein wenig zu viel verrät.
Seit Jahren gibt Klaus N. Frick gebetsmühlenartig von sich: »Wo PERRY RHODAN drauf steht, muss auch Perry Rhodan drin sein.« Also, kein PR-Logo ohne den Unsterblichen an sich. Ich kann mich an kein RHODAN-Spin-Off erinnern, in dem Perry Rhodan so minimalistisch vorkam, wie in »Schwarze Frucht«. Er kommt mit einem Funkspruch einmal vor, um die Story für Viccor in Gang zu setzen (Kapitel 2), dann in Kapitel 33 wiederum als Funk-spruch, und ist dann ab Kapitel 41 zwar auf der Dunkelwelt, ist aber bis auf den Höhepunkt zwar anwesend, aber nicht in der essenziellen Handlung. Was war die Überlegung dahinter, Perry so ins »Abseits« zu stellen? Und musstest du KNF davon überzeugen?
Bei PERRY RHODAN-NEO habe ich drei ganze und zwei halbe Taschenhefte geschrieben, und nur in einem davon kam Perry Rhodan vor. Auch in der Hauptserie hatte ich mehrere Heftromane, die ohne Rhodan auskamen (insbesondere meine beiden KRUSENSTERN-Romane). Und ich meine mich auch zu erinnern, einige Planetenromane gelesen zu haben, in denen Rhodan nicht auftaucht.
Von daher fand ich seinen wohldosierten Auftritt nicht als ungewöhnlich, und es gab dazu auch keinerlei Diskussion – alle Projektbeteiligten empfanden das als normal.
Zudem bin ich auch nicht sicher, ob Rhodans Beitrag nicht doch essenziell ist – nur ist in Schwarze Frucht die Kamera nicht dabei. Er führt ja ein Kommandounternehmen an, er stößt die Geschichte zu Beginn an und ist an der Auflösung wesentlich beteiligt. Nur: Wenn ich diese Elemente prominent in Szene gesetzt hätte, dann hätte das meiner Hauptfigur Viccor Bughassidow die Show stehlen können. Deswegen habe ich den Fokus zu keiner Zeit auf Rhodan gerichtet.
Du verwebst gesellschaftspolitische und ethische Probleme mit dem Mythos einer untergegangenen Zivilisation und Action. Welche Themen im Roman sind dir selbst ein Anliegen?
Es ist zwar auch für mich selbst seltsam, aber ich ›verstehe‹ meine eigenen Romane frühestens ein halbes Jahr nach Erscheinen. Das merke ich auch, wenn ich an einem Verkaufsstand stehe (den ich manchmal auf Conventions mache) und mich die Leute fragen, worum es in meinen Büchern geht. Bei den frischen Werken bin ich da eher unsicher, während ich die älteren routiniert anpreisen kann. Ich brauche Abstand, um das vollständige Bild zu sehen.
Mit diesem Vorbehalt würde ich sagen, dass Schwarze Frucht im Kern davon handelt, ins Unbekannte zu gehen und zu tun, was niemand anderes tun kann. Avea beispielsweise will aus Styx ein Gemeinwesen machen, einen guten Ort zum Leben. Bughassidow ist ein Entdecker, der sehen will, was noch kein Mensch vor ihm gesehen hat – und zugleich will er die Wunder des Universums schützen, was manchmal im Widerspruch zueinander steht. Amaya will mithilfe von Logik so etwas wie Gerechtigkeit ausrechnen und wie eine komplexe Funktion mit vielen Variablen optimieren. Die Quabiten wollen zu den Sternen aufbrechen – womit sie den RHODAN-Fans wahrscheinlich sehr ähnlich sind, auch wenn sie eine Weile brauchen, bis sie den richtigen Weg finden, um ihren Träumen zu folgen. Jede Figur ist mit ihren Fähigkeiten und ihrer Biografie an einen sehr speziellen Ort in der Geschichte gestellt, und deswegen hat jede ihren ganz eigenen Pfad in das große Abenteuer Zukunft vor sich.
Nach Lesen von Band 1 »Schwarze Saat« wusste man, was es mit X-Grow (in Band 1 »Xoj«) auf sich hat. Gab es nicht die Befürchtung, dass durch den Wissensvorsprung des Lesers die Spannung von Band 2 darunter leidet?
Im übergreifenden Konzept war das Xoj einfach nur ein Dünger, der es erlaubt, auf Welten ohne Sonnenlicht produktiv Nahrung anzubauen. Die Ausgestaltung als etwas sehr Bedrohliches hat Michael erst beim Schreiben seines Romans vorgenommen, oder zumindest habe ich es erst beim Lesen seines Manuskripts in dieser Form realisiert. Ursprünglich kam das Xoj bei mir überhaupt nicht vor, als Aufhänger für die übergreifende Handlung reichte das Wrack des Saatschiffs aus. Bei der Lektüre von Michaels Manuskript hat mich das Xoj aber so fasziniert, dass ich einen ganzen Strauß von Möglichkeiten im Kopf hatte, spannende Handlungselemente daraus zu entwickeln. Erst dadurch ist es überhaupt in die Handlung von Schwarze Frucht gekommen – und dann so prominent.
Gefühlt hatte ich den Eindruck, dass die Story erst mit dem Ende des ersten Drittels wirklich beginnt. Ein wenig klingt das nach Reißbrett. Plottest du nach »Vorlage« oder intuitiv?
Das ändert sich von Roman zu Roman ein wenig. Generell mache ich immer einen Szenenplan, der die komplette Handlung umfasst – auch, um die Länge abschätzen zu können.
Manchmal (allerdings nicht bei Schwarze Frucht) lasse ich mich auch von Grundstrukturen inspirieren, die sich in der langen Geschichte des Erzählens durchgesetzt haben. Das mache ich vor allem dann, wenn ich eine für mich neue Art von Geschichte angehe – zum Beispiel war das bei Grauwacht so, meiner ersten Geschichte mit einem großen Rätsel im Mittelpunkt. Da habe ich den Rat aufgenommen, die Lösung des Rätsels von Anfang an im Bild zu haben und der Leserschaft zu präsentieren – allerdings in so ungewöhnlichem Kontext, dass kaum jemand erahnt, dass er die Lösung bereits sieht …
Grundsätzlich halte ich viel davon, bewährte Erzählmuster zu studieren und zu kennen. Wenn ich einen guten Grund dafür habe, von ihnen abzuweichen, tue ich das aber auch.
Du hast einen Klassiker der Plotplanung – der Unterböse erzählt dem Helden den weiteren Plan des Bösen – durch die Gedanken des Helden konterkariert. < Zitat: »Viccor hoffte, dass der Grund dafür nicht darin lag, dass sie erwartete, dass sie ohnehin bald nichts mehr würden ausplaudern können …« Nimmst du die Schreibtheorie auf die Schaufel?
Ich habe großen Respekt vor der Schreibtheorie. Ich habe regalmeterweise Schreibratgeber in meinem Arbeitszimmer, die ich alle gelesen habe, und aus jedem davon habe ich etwas Nützliches gezogen.
Nur bin ich mir bewusst, dass am Ende mein Name auf der Geschichte steht, die die Leute gern lesen oder eben nicht. Das ist das einzige Kriterium: Ist die Geschichte gut oder nicht? Die Theorien sind genau so viel wert, wie sie dazu beitragen, eine Geschichte zu einer guten Geschichte zu machen. Wenn sie schlecht ist, dann hilft es nichts, wenn sie gemäß aller gängigen Theorien geschrieben ist.
Ich weiß, du schreibst schnell (30.000 Zeichen pro Tag), du hast jedoch eine Art Gedicht im Roman. Hast du das auch aus dem Ärmel geschüttelt?
Wenn ich eine Rohfassung schreibe, versuche ich, in den Flow zu kommen (das ist ein Begriff aus der Arbeitspsychologie, den ich in meiner Zeit als Unternehmensberater kennengelernt habe). Im Idealfall sehe ich einen inneren Film und schreibe ihn nur noch auf. In diesem Fall war das auch bei dem Gedicht so. Ich zähle zwar die Silben und achte auf die Reime (da bin ich altmodisch – bei mir reimen sich Gedichte noch), aber das fühlt sich bei mir an, als ob es das ›richtige‹ Gedicht schon gäbe, als ob die Figur es bereits korrekt aufsagen würde, aber ich durch Nebengeräusche daran gehindert werde, es beim ersten Mal richtig zu verstehen. Deswegen muss ich meinen inneren Film ein paar Mal zurückspulen und die Stelle genau anhören, bis das Gedicht richtig im Manuskript steht.
Isob Jester, der Genmanipulationen an Embryonen vornimmt, um Lebewesen mit bestimmten Fähigkeiten zu züchten, reflektiert über den »Reaktionär Perry Rhodan, der den Fortschritt für eine optimierte Zukunft behindert«. Wie ist deine Meinung dazu? Sollten wir Menschen schon im Embryostadium optimieren?
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beginnt mit der Aussage: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Ich muss zugeben, dass ich damit lange nichts anfangen konnte, weil es mir zu schwammig war. Was soll das sein – »Menschenwürde«? Bedeutet das, dass man seine Mitmenschen nicht beleidigen darf? Und eine solche eher triviale Aussage steht am Beginn von allem?
Erst kürzlich habe ich einen Kommentar gelesen, der mir den Sinn dieser Aussage erschlossen hat. Sie bedeutet (und so legt sie das Bundesverfassungsgericht auch aus), dass ein Mensch immer Subjekt ist, niemals Objekt. Er ist niemals auf seinen Gebrauchswert, auf seinen Nutzen, reduziert. Selbst ein Schwerverbrecher muss Subjekt des Verfahrens sein, in dem seine Taten verhandelt werden. Er muss gehört werden, man darf über ihn nicht wie über eine Sache oder auch wie über eine Pflanze oder wie ein Tier bestimmen.
Mit dieser Richtschnur fährt man auch beim Umgang mit Embryonen gut, glaube ich. Sie sind vollkommen schutzlos, wie jemand, der nach einem schweren Unfall bewusstlos im Straßengraben liegt und sich derzeit nicht äußern, geschweige denn selbst helfen kann. Wir können aber plausible Annahmen dazu treffen, was seine Wünsche wären, wenn er seine Situation einschätzen und sich äußern könnte – zum Beispiel, eine schwere Blutung zu stoppen, eine Wunde zu verbinden etc. Bei den Embryonen gibt es eine Vielzahl von Behandlungen, die vor der Geburt einfacher und wirkungsvoller sind als nach der Geburt. Etwa, wenn man Erbkrankheiten (deren Auswirkungen man ja auch nach der Geburt behandeln würde) in diesem Stadium heilt. In meinem familiären Umfeld gab es beispielsweise Menschen, die schwer diabeteskrank waren. Sofern es möglich ist, Diabetes im Embryonalstadium zu heilen, sodass die Krankheit später gar nicht ausbricht, halte ich das nicht nur für gerechtfertigt, sondern sogar für geboten. Gleiches gilt für Allergien, Fehlstellungen der Gelenke etc. Alles, was wir auch in einem späteren Lebensstadium medizinisch behandeln würden. Freunde von mir leiden unter Erbkrankheiten, die häufige Krankenhausaufenthalte und medikamentöse Therapien mit starken Nebenwirkungen unumgänglich machen, sie müssen ihren Lebensrhythmus danach ausrichten.
In Schwarze Frucht gehen die Optimierungen aber ja viel weiter. Dort werden sie teilweise nicht vorgenommen, damit die Optimierten ein besseres Leben haben, sondern damit der Optimierer sie besser für seine Zwecke einsetzen kann. Einige Optimierte müssen ihr Leben in transparenten Zylindern fristen, außerhalb derer sie nicht lebensfähig wären. Sie sind zu puren Objekten ihres Erschaffers geworden, er würdigt sie nicht als Subjekte ihres eigenen Lebens. Das ist für mich ein Verbrechen.
Viccor lehnt Optimierung des Erbguts ab. Andererseits gäbe es ohne diese Optimierung keine Oxtorner, Ertruser, Epsaler …
Und da sind wir bei den Grenzfällen. Auch diese werden in Schwarze Frucht thematisiert. Die Umweltangepassten entstanden, weil sie in Umgebungen überleben mussten, für die der menschliche Körper nach ›Standardbauplan‹ schlicht ungeeignet ist. Das klingt auch bei Rhekla an, die ihre Eltern maßvoll auf das Leben auf einer Unterwasserwelt hin optimiert haben, und mit Park Astrur habe ich einen weiteren Umweltangepassten im Personal meines Romans. Die Problematik ist in diesen Fällen nicht so sehr gegenüber den Angepassten zu sehen (sie werden ja nicht objektifiziert), sondern in den möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen. Wenn es Optimierungen über die Grundausstattungen des Homo Sapiens Sapiens hinaus gibt – geraten wir dann als Gesellschaft in eine Spirale, in einen Wettlauf, in dem die Nicht-Optimierten nicht mehr mithalten können? Wer hat dann Zugang zu solchen Optimierungen? Wie regeln wir das gesellschaftlich?
Stephen Hawking war da äußerst pessimistisch. Er sagte voraus, dass die Optimierung menschlichen Erbguts mit Hinblick auf Effizienzsteigerungen keine Frage des Ob sei, sondern eine Frage des Wann und vor allem des Wer. Werden es freiheitliche Gesellschaften sein, deren Kinder demnächst mit einem Durchschnitts-IQ von 150 zur Welt kommen? Oder wird das in totalitären Staaten passieren, die ihre Bevölkerung eher als Erfüllungsgehilfin für einen ideologischen Traum sehen? Die Antwort ist nicht sehr ermutigend.
Schwarze Frucht bot mir die Gelegenheit, diese Thematik in vielen Schattierungen zu diskutieren. Etwa auch dahingehend, was denn mit Optimierten geschehen soll, die nun einmal erschaffen wurden und nun in der Welt sind. Mag ihr Schöpfer auch ein Verbrecher sein – sie selbst tragen an diesem Verbrechen schließlich keine Schuld.
Auf der Dunkelwelt Styx laufen seit Monaten die Vorbereitungen für die Abstimmung, ob sie der LFG beitreten soll. Und mitten in dieser Phase entsinnen sich die Verantwortlichen darauf, zu prüfen, ob eine Lebensform auf dem Planeten intelligent ist oder nicht? Wieso wurde das nicht schon längst geprüft? Zum Beispiel bei der Besiedlung?
Bei der Besiedlung war ein Beitritt zur LFT kein Thema. Eigentlich ist die Besiedlung von Styx auch nur ein Nebeneffekt: Es ging zunächst nur darum, Rohstoffe abzubauen. Eine Analogie wäre eine Ölbohrplattform auf hoher See. Da macht man sich Gedanken darum, wie man die am besten verankert und welche Bohrköpfe man einsetzt, in welchem Takt die Tanker den Rohstoff abholen sollen, solche Dinge. Dass man auf Styx immer mehr lohnende Rohstoffe gefunden hat und deswegen immer mehr Leute dorthin kamen (und letztlich dort hängen geblieben sind), war nicht geplant, sondern hat sich so ergeben.
Als dann der LFT-Beitritt zum Thema wurde, haben Menschen schon mehr als vier Jahrzehnte auf Styx gelebt, ohne auf indigene intelligente Lebensformen zu stoßen. Die Frage stellte sich also nicht (mehr): Man glaubte, sich auszukennen.
Auch das ist ein Gedanke aus meiner Unternehmensberaterzeit. Wenn man ein Projekt beginnt, teilt man die Entscheidungsgrundlagen in Dinge, über die man Bescheid weiß (›Known‹) und Dinge, über die man nicht Bescheid weiß (›Unknown‹). Das ›Unknown‹ hat Bereiche, von denen man weiß, dass noch Informationen fehlen und man sie besser beschaffen sollte (›Known Unknown‹). Die sind einigermaßen planbar. Dann gibt es aber noch den Horror eines jeden Projektleiters: die Dinge, von denen man noch nicht einmal weiß, dass man sie nicht weiß (›Unknown Unknown‹).
Ich hatte das bei einem anderen Roman, Grauwacht. Da war mir klar, dass ich zu Luft- und Meeresströmungen eine Wissenslücke hatte, also habe ich dazu recherchiert und die Darstellungen dazu im Roman müssten passen. Mir war allerdings unklar, dass ich nicht wusste, dass es verschiedene Arten der Farbmischung gibt. Aus der Schulzeit erinnerte ich mich, dass ich das Blau und das Gelb aus meinem Tuschkasten zu Grün mischen konnte. Daraus schloss ich, dass auch blaues und gelbes Licht grünes Licht ergeben (diese Überlappung von gelbem und blauem Licht ist ein wiederkehrendes Element in der Geschichte). Ich kam gar nicht auf die Idee, dass es anders sein könnte. Aber Licht mischt sich additiv, weswegen Blau und Gelb nicht Grün, sondern Weiß ergeben. Darauf machte mich ein Leser aufmerksam. Ich konnte es aber erst in der überarbeiteten Edition, die ich nach dem Rückfall der Rechte als eBook herausgebracht habe, anpassen.
Zweimal habe ich einen stilistischen Kalauer gefunden, da fixieren die Augen das Gegenüber. Ärgert dich, wenn so etwas von Korrekturlesern, Lektor, Redakteur und Autor übersehen wird?
Nur dann, wenn ich es selbst als fehlerhaft empfinde. Hier ist das nicht der Fall. Man könnte zwar sagen, dass eher der Blick als die Augen etwas fixiert, aber mit gleicher Argumentation müsste man dann fordern, dass der Griff und nicht die Hand etwas festhält. Da finde ich die Formulierung jeweils gängig und verständlich und habe deswegen kein Problem damit.
Generell bin ich der Meinung, dass der Text des Buchs mein Werk ist – im Guten wie im Schlechten. Alle anderen Beteiligten helfen dabei, den Text besser zu machen. Das ist sehr wertvoll, aber am Ende des Tages ist es eine Hilfsfunktion. Wenn also Fehler drin sind, dann gehören auch diese Fehler mir. Es mag sein, dass Lektoren, Korrektoren etc. sie ebenfalls übersehen haben – aber der Ursprung dieser Schwäche liegt in dem Manuskript, das ich abgegeben habe. Es sei denn, es wurde etwas verschlimmbessert, das vorher gut war. Deswegen lese ich, wenn immer es mir gestattet wird, auch jede Druckfahne von vorne bis hinten komplett durch, bevor ich meine Druckfreigabe erteile. Damit ist es dann auch wieder ›mein Fehler‹, wenn mir eine Verschlimmbesserung durchrutscht.
Zitat aus dem Buch: »Idealisten sind die Schlimmsten. Die kann man mit keinem Argument überzeugen.« Bist du ein Idealist?
Ich hoffe, jeder Mensch ist in den Bereichen, die seine Überzeugungen im Kern ausmachen, ein Idealist.
Es gibt Dinge, die nicht verhandelbar sind – natürlich auch für mich. Menschenrechte zum Beispiel – da kann und muss man darüber diskutieren, in welcher Form man sie am besten realisieren kann, und da sollte man auch ein breites Spektrum anerkennen, ohne dem Diskussionspartner sofort Bosheit zu unterstellen. Aber dass Menschen an sich einen Wert und eine Würde haben, die sie unter keinen Umständen verlieren können, ist für mich nicht zu diskutieren, und da bin ich auch keiner anders gerichteten Argumentation zugänglich.
Ich bin auch in anderen Bereichen ein Idealist. Beispielsweise würde ich nie in einer Beziehung leben wollen, in der ich nicht Hals über Kopf in meine Partnerin verliebt wäre. Für Vernunftehen war ich nie zu haben.
Andererseits glaube ich, dass das Zusammenleben schlicht unmöglich wird, wenn man in jeder Kleinigkeit betonhart auf seinen Idealen beharrt und nichts anderes gelten lässt. Das wird dann schnell sehr anstrengend für alle Beteiligten.
Zitat aus dem Buch: »Wozu war man Milliardär, wenn man sich nicht ab und zu etwas gönnte.« Was würdest du dir als erstes gönnen, wärst du Milliardär?
Ein sehr großes Haus mit umgebender Parkanlage. In dem Park würden steinerne Engel stehen, die entweder aufgeschlagene Bücher oder brennende Schwerter halten. In dem Haus wäre eine Menge Platz. Insbesondere hätte es einen Saal mit durchgängiger Fensterfront, der vollständig leer wäre. Dort würde ich gern sitzen und meinen Park anschauen, vielleicht mit einem Buch auf dem Schoß.
Du hast Wirtschaft studiert, warst Unternehmensberater und nun Schriftsteller. Was war der Beweggrund für deinen Berufswechsel? Hast du noch Kontakt zu den alten Kollegen? Wie haben die reagiert?
In gewisser Weise war es kein Berufswechsel, sondern die Schriftstellerei hat kontinuierlich einen immer größeren Raum eingenommen. Schon in der Grundschule habe ich auffällig lange Aufsätze geschrieben. Als Teenager war ich in einem Fantasyclub und habe fleißig Kurzgeschichten für unser Vereinsmagazin eingeschickt. Ich habe an Leseabenden in Kölner Cafés teilgenommen, in Anthologien veröffentlicht, es auch mal mit einem Roman in einem winzigen Verlag probiert. Dann kamen Romane für die Franchises BattleTech und Das schwarze Auge, alles unter meinem damaligen Pseudonym Bernard Craw und dank eBooks auch alles noch lieferbar. Wir sprechen hier von immerhin zwölf Taschenbüchern, die im Laufe der Jahre zusammenkamen. Damit war meine Schriftstellerei schon ein Nebenberuf, und ich habe auch im Kollegenkreis nie ein Geheimnis daraus gemacht. Im IBM-Intranet wurde ich sogar einmal als nebenberuflicher Schriftsteller porträtiert.
Die Reaktion der Kollegen war durchweg positiv. Ich glaube, Schriftsteller ist generell ein Beruf, dem man mit Sympathie begegnet. Die Leute sagen gern: »Ich kenne einen Schriftsteller«.
Du warst dieses Jahr in USA, hast dir unter anderem auch Kriegsschiffe angesehen. Hast du von diesen Besuchen etwas in »Schwarze Frucht« eingebaut?
Die erste Manuskriptfassung von Schwarze Frucht habe ich abgegeben, bevor ich Ende Januar in die USA geflogen bin, deswegen konnten meine Eindrücke von dieser konkreten Reise nicht mehr einfließen. Aber sicher hat ein großes Schiff wie die USS Texas ein bisschen etwas von der KRUSENSTERN, auch wenn letztere viel größer und nicht auf Kämpfe ausgelegt ist. Aber diese komplett künstliche Umgebung, in der die Matrosen dennoch so etwas wie eine schwimmende Heimat geschaffen haben (man hatte auf einem Unterdeck der Texas so etwas wie einen Nachbau einer Geschäftsstraße einer amerikanischen Kleinstadt), dann auch die vergleichsweise riesigen Maschinenräume … Da kann man Gemeinsamkeiten entdecken.
Was mich irritiert: Da dreht gefühlt ein Viertel der Bevölkerung von Styx durch (Fünf Anschläge pro Stunde!) und die Verantwortlichen für die Abstimmung machen Business as usual? Wieso untersuchen sie die Verstorbenen nicht? Wieso fällt ihnen nicht auf, dass die Toten zuvor Sehnsucht nach den Sternen entwickeln?
Das habe ich so geschrieben, um zu zeigen, was fehlt, wenn man eben keinen Staat hat, keine Behörden, keine Exekutive. Letztlich fühlt sich dann auch niemand übergreifend zuständig. Auf Styx gibt es Konzerne und die haben Mitarbeiter – mehr nicht. Es gibt keine Polizei, die nach Mustern in Taten sucht, keine professionellen Ermittler, nichts dergleichen. Wenn die Sternenträumer, die auf dem Eis Suizid begehen, so rasch gefunden werden, dann liegt das daran, dass einer von ihnen einen privaten Vorsorgevertrag geschlossen hat. Nur deswegen hat er einen Chip implantiert, der ein Notsignal absetzt. Das geht auch nicht an eine öffentliche Stelle (weil es so etwas auf Styx nicht gibt), sondern zu einem privaten medizinischen Dienst, der wiederum dem Konzern angegliedert ist, für den er arbeitet …
Du hast ein Leserunde abgehalten, nachzulesen unter
Wie wichtig ist dir der Kontakt zu den Lesern? Und was nimmst du aus diesen Leserunden für die nächsten Bücher mit?
Gerade das Format der Leserunden ist für mich spannend, weil dabei ein Buch in mehrere zu kommentierende Leseabschnitte unterteilt wird. Dadurch kann ich nachvollziehen, ob die Spannungsbögen so funktionieren, wie ich sie gern hätte. Stellen sich die Leser an den richtigen Stellen die Fragen, die sie sich stellen sollen? Werden die Informationen registriert, die ich ausstreue? Gehen sie mir bei den falschen Fährten auf den Leim?
Das hilft mir enorm dabei, mein Handwerk zu verbessern.
Außerhalb davon bin ich auf Social Media aktiv (Instagram, Facebook, Twitter), unterhalte einen YoutTube-Kanal und mehrere Webpräsenzen und besuche gern Conventions bzw. veranstalte Lesungen. Ich habe eine starke Grundsympathie für alle Leute, die meine Geschichten mögen. Deswegen erfahre ich gern etwas über diese Menschen – und wenn es nur über Kommentare unter meinen Beiträgen ist.
Die Reaktionen zu den beiden Büchern waren durchwegs positiv. Auch die Bewertungen auf den Portalen liegen bei 4 und 5 Sternen. Wie sehr freut dich so etwas? Und suchst du im Netz nach Rezensionen deiner Werke?
Ich werfe fünfmal täglich eine Suchmaschine an und fahnde nach meinem Autorennamen. Ich lese alles, was ich finden kann.
Trotzdem messe ich einzelnen Meinungen weniger Gewicht bei als die meisten anderen Kolleginnen und Kollegen, die ich kenne. Ich weiß, dass ich nicht der Adressat einer Rezension bin (das sind schließlich die anderen potenziellen Leserinnen und Leser), und mir ist auch klar, dass man bei einem hinreichend großen Publikum nicht alle restlos begeistern kann – dafür sind die Geschmäcker zu verschieden. Umgekehrt lösen positive Reaktionen bei mir ebenfalls nicht so hohe Ausschläge aus, wie ich es im Kollegenkreis zuweilen beobachte. Das gilt für Rezensionen ebenso wie für Preise – ich glaube, ich bleibe da einigermaßen auf dem Teppich.
Dennoch möchte ich mit meinen Geschichten Menschen erreichen, die sich daran erfreuen – sonst würde ich meine Texte ja auf der Festplatte ruhen lassen, statt sie zu veröffentlichen. Wenn das gelingt, wenn ich den Eindruck bekomme: Da hatte jemand ein paar schöne Stunden mit meiner Geschichte, dann freut mich das.
Abseits von RHODAN bist du sowohl im SF als auch im Fantasy-Bereich präsent. Welches Buch sollte man in diesen Bereichen von dir als nächstes lesen (bevor man alle anderen auch liest)?
Mein bestes Buch ist nach meiner eigenen Einschätzung Das Imago-Projekt, das ich auch auf der Feier zu PERRY RHODAN 3000 in München vorstellen durfte. Romane leben von ihren Figuren, und in diesem Fall bin ich sehr stolz auf die Hauptfigur. Sie ist weder Pilotin noch Soldatin oder Wissenschaftlerin, was typische SF-Archetypen mit einem wohlbekannten Strauß an üblichen Konflikten und Handlungsmustern sind. Stattdessen schicke ich mit Kara Jeskon eine Diplomatin ins Rennen, die über die gesamte Geschichte – mit wechselndem Erfolg – versucht, den großen Knall zu verhindern. Das war für mich beim Schreiben eine sehr erfrischende Perspektive, ein ganz neuer Winkel, eine Geschichte zu entdecken.
Woran arbeitest du als nächstes?
Aktuell schließe ich meine Fantasy-Trilogie GEZEITEN DER MACHT ab. Der Auftaktband BERG DER MACHT ist im Februar erschienen, STRÖME DER MACHT ist im Druck und sollte Anfang August in den Buchläden ausliegen, und unter das Manuskript von RUINEN DER MACHT habe ich gestern das Wort ›Ende‹ getippt. Dieser Abschlussband soll im Februar 2020 erscheinen.
In dieser Trilogie sind Magier keine Gelehrten, sondern Handwerker, denn die Macht liegt im Stein. Als Steinmetze meißeln sie ihre Zauber. Der älteste und härteste Stein liegt im Berg Ianapat. Dort kann man unsterblich werden, kann die tiefen Kavernen dann aber nie wieder verlassen. Deswegen sind Maler sehr angesehen, die in die Welt hinausziehen, ihre Schönheit erkunden und in Form von Gemälden den Unsterblichen schenken.
Eine der Hauptfiguren ist ein solcher Maler. Eine andere ist ein Krieger, der gegen die Macht aufbegehrt, die der Berg brutal durchsetzt. Dann gibt es noch die Tochter eines Grafen, die damit hadert, dass sie als Frau nicht herrschen darf, und eine Magierin, die einen gefährlichen Traum träumt. Insgesamt eine brisante Mischung, denn alle wissen, dass die Geister im Berg viele Ziele verfolgen – aber das Glück der Sterblichen ist keines davon …
Michael Marcus Thurner stellt sich den Fragen von Roman Schleifer. Unter anderem verrät er, welches Ziel er bei dem Roman verfolgt hat und warum Homer G. Adams im Buch vorkommt.
Michael, das Konzept zur Dunkelwelten-Trilogie stammt von Robert Corvus, wurde von dir gemeinsam mit ihm überarbeitet, bevor Klaus N. Frick wiederum bei Teilbereichen Änderungen eingefordert hat. Jetzt kenne ich dich eher als Freigeist. Wie froh bist du dennoch über Korrekturen vonseiten der Reaktion?
Bei diesem Projekt war viel »work in progress« mit dabei, ich habe bei den einzelnen Handlungssträngen immer wieder die Stoßrichtung geändert. Da war ich schon froh, dass Klaus – vor allem in der ersten Hälfte des Manuskripts – korrigierend eingegriffen hat.
Wie viel Freiraum hattest du bei Band 1 »Schwarze Saat« dann wirklich?
Viel.
Du hast drei Monate an dem Band gearbeitet. Wie behält man da die Übersicht?
Puha. Es war halt zum Ende hin viel Arbeit, um die Handlungsfäden zusammenzuführen.
»Schwarze Saat« verwebt wirtschaftliche Verhandlungen, ethnische Konflikte und einen alten Mythos mit einander. Mitten darin Perry Rhodan, der um sein Leben und das seiner Gefährten kämpft und das Geheimnis des Mythos auflösen will. Gehört der Bezug zur Vergangenheit zu einem guten RHODAN-Roman? Ist er unabdingbar?
Nein, natürlich nicht. Mein großes Ziel war, zwei Völkern jenen Raum zu geben, den sie meiner Meinung nach verdienen und den sie in der Erstauflage nicht so richtig bekommen haben. In den Heftromanen spricht das strikt genormte Format gegen ausführliche Charakterisierungen.
Du hast Homer G. Adams als einer der Helden gewählt, eine Figur, die eigentlich nur im Cantaro-Zyklus als Chef der WIDDER temporär im Mittelpunkt stand. War er als Figur vorgegeben oder hast du ihn ausgewählt? Was war der Grund, dass du ihn ausgewählt hast?
Adams war meine Idee. Du sprichst es eh an: Ich wollte diese Figur wieder mal in Erinnerung rufen. Dass er in Andreas Eschbachs Roman »Perry Rhodan – das größte Abenteuer« ebenfalls eine Rolle spielen würde, wusste ich übrigens nicht.
Denkst du, dass man auf Adams als Figur in der EA verzichten könnte, da Er ja ohnehin fast nie vorkommt? (Gut, in der Erstauflage hält er auf Terra derzeit die Stellung, wo immer es auch sein mag, aber eigentlich Kam er in der Vergangenheit noch seltener als Julian vor?)
Für mich ist Adams eine völlig unterschätzte Figur, die noch lange nicht auserzählt ist. Deshalb hätte ich sie gerne weiter in der Handlung. So klein Adams‘ Rolle auch sein mag – irgendwann wird sich wieder ein Autor seiner annehmen und mehr über ihn verraten.
Adams sagt zu Perry, dass er zwar ein unverbesserlicher Optimist, aber kein Messias ist. Wieso glaubt Adams, dass Perry sich als Messias sieht?
Ach, das war ja bloß im Rahmen einer Unterhaltung unter uralten Freunden dahingesagt, wenn ich mich recht erinnere. Ich würde nicht allzu viel drauf geben, was da einer zum anderen spricht.
Es gibt eine Szene, die durch den Anstich beim Oktoberfest inspiriert worden sein könnte, in der Perry Rhodan nicht gut wegkommt. Gib’s zu, es hat dir eine diebische Freude bereitet, Rhodan bei einer »alltäglichen« Situation scheitern zu lassen.
Es ist doch so: Perry ist eine erhöhte Figur, mit der man sich schwer identifizieren kann. Rhodan hat meist das große Ganze im Auge. Da hilft es, ihm durch die eine oder andere Schwäche ein wenig mehr Bodenhaftung zu geben. Das macht ihn greifbarer, geerdeter, sympathischer.
Wie ernst nimmt sich deiner Meinung nach Perry Rhodan selbst?
In seiner Rolle als der Vertreter der Menschheit nimmt er sich total ernst. Der private Rhodan ist ein ganz anderer Mensch.
Denkst du, könnte RHODAN mehr Humor vertragen?
Aus redaktioneller Sicht ganz gewiss nicht. Humor kann schrecklich schiefgehen. Ein einziger schlechter Witz (man denke an den Ennox-Scherz) kann einen ganzen Roman zerstören. Aus Sicht des Autors freu ich mich natürlich, wenn ich da und dort ein Scherzchen einstreuen kann. Wenn’s nicht passt, bekomm ich eh von Rastatt eine auf den Deckel.
Du konntest dich bei den Anuupi austoben, da in der Erstauflage nicht allzu viele Details über sie beschrieben wurde. Dieser Freiraum gefällt dir besser als ein enges Korsett. Was steckt dahinter?
Warum ich meinen Freiraum brauche? – Ich tu mir halt beim Schreiben leichter, wenn ich möglichst viel selbst erfinden kann. Ich mag offene schriftstellerische Räume, die ich dann anfüllen kann. Kollegen im Team brauchen mehr Sicherheit und Richtlinien. Menschen und Autoren sind nun mal unterschiedlich.
Du schilderst den Dialog zwischen zwei Onryonen, bei dem sie an den Terranern kein gutes Haar lassen, sie als Mördergesindel bezeichnen und rassistische Kommentar über die Terraner von sich geben. Überhaupt beschäftigt sich der Roman mit dem Thema Migration, ein Thema, das in Der Realität seit ein paar Jahren präsent ist. Hast du es mit dem Buch zu verarbeiten versucht?
»Verarbeiten« wäre zu viel gesagt. Hier hab ich bloß mal den Blickwinkel verändert. Und ich habe die eine oder andere sanfte Kritik untergebracht, die halt meine Meinung widerspiegelt.
Rhodan ist in deinem Band über genetische Optimierung entsetzt. In Band 2 von Robert Corvus »Schwarze Frucht« wird er dafür von einer Figur als Reaktionär beschimpft, der den Fortschritt aufhalten will. Hemmt Rhodan durch die Moralvorstellungen aus dem 20. Jahrhundert den Fortschritt? Hat er sich moralisch nach 3500 Jahren nicht weiterentwickelt? Und wie ist deine Meinung zum Thema genetische Optimierung?
Sie wird kommen. In Formen, die wir uns jetzt noch nicht so richtig vorstellen können. Der Mensch verschiebt stets seine Grenzen, so weit es die jeweiligen Möglichkeiten erlauben. Und »Optimierung« ist sowieso ein großes Thema unserer Zeit. Wenn ich bloß an all diese Zombies denke, die sich die ärgsten Schönheitsoperationen angedeihen lassen … Ich bin zu alt, um das Zeitalter der genetischen Verbesserung noch mitzuerleben. Und da bin ich froh drüber. Ich wollte in dieser Welt nicht mehr leben. Was das fiktive Perryversum betrifft: Da bin ich voll auf Rhodans Seite.
Robert Corvus hat eine Leserunde zu seinem Roman gemacht. Was war der Grund, dass du keine gemacht hast?
Ich ziehe mich ein Stück weit aus dem Online-Leben zurück. Es schadet mir enorm.
Die Rezensionen sind überwiegend positiv. Googelst du nach ihnen? Wie sehr freust du ich über positive Reaktionen?
Ja, ich bekomme mit, dass der Roman gefällt. Kritische Stimmen sind natürlich auch wichtig für mich. Sie helfen mir, die Bodenhaftung zu wahren.
Ein Leser im GalFor hat über Band 1 geschrieben, dass Rhodan wie eine Art Indiana Jones agiert. Wie siehst du das? Ist Perry eine Art Indiana Jones in Band 1?
Finde ich nicht. Seine Situation zwingt ihn zum aktiven Handeln. Das ist ja eine von Rhodans Stärken: in den unterschiedlichsten Situationen bestehen zu können.
Was trägt den Roman? Die ausführliche Schilderung der Welt oder die Figuren?
In diesem Roman kann man das Eine nicht vom Anderen trennen, finde ich.
Eine Anspielung des Fans des Fußballklubs »Rapid Wien« auf den Stadtrivalen »Austria Wien« habe ich entdeckt. »Der Onyrone roch sonderbar, nach einer Mischung aus Pferdedung und Veilchen.« (Anmerkung: Austria Wien hat als Klubfarbe violett und daher werden die Spieler auch nach der Blume »Veilchen« genannt). Welche Anspielungen verstecken sich noch?
Du, ich weiß es wirklich nicht. Das mit den Austrianern hab ich schon längst wieder vergessen gehabt. Ich arbeite ja nicht auf irgendeinen Schmäh oder einen gesellschaftskritischen Satz hin. Das passiert fließend während der Schreibarbeit.
Derzeit wird im Galaktischen Forum das Titelbild von Band 3025 „Ich erinnere mich“ diskutiert. https://forum.perry-rhodan.net/viewtopic.php?f=88&t=11459 Raimund Peter bietet eine Alternative zu Zemina Paath.
Band 3020 von Michelle Stern endet mit einem Paukenschlag. Im Interview mit Roman Schleifer verrät sie ihre Reaktionen auf Expos und ob sich Anspielungen im Band finden.
Du schreibst den vierten Band auf Ilya, Rhodan und sein Team reisen zu Fuß, per Bahn und im Luftschiff über den Planeten und es gibt das Monster of the week in unterschiedlichen Variationen (Pflanzen, Seeungeheuer, fliegende Tiere, Erdtiere). Sofern das nicht alles Expo-Vorgaben sind. Wie stimmen sich die Autoren ab, damit es nicht zu wiederholungen kommt?
Tatsächlich war hier viel Expovorgabe und ansonsten haben wir uns E-Mails geschrieben und uns ausgetauscht. Soweit die Texte vorher schon fertig waren, konnte ich sie auch in der Rohfassung lesen, vor der Überarbeitung.
Ich hatte den Eindruck, dass dein Band dazu diente, die Handlung noch ein Heft zu verzögern, um Leos Band 3021 vorzubereiten. Vermutlich hast du für ihn ein paar Verschränkungen eingebaut. Wie intensiv hast du dich mit Leo abgestimmt?
Ich habe mit Leo einige Mails gewechselt und hatte die Rohfassung seines Anfangs vorab.
Wie geht es dir, wenn du das jeweilige Expo öffnest? Nervös? Gespannt? Angst?
Ganz verschieden. Idealerweise ruhig und gelassen. Immerhin weiß ich inzwischen, dass meine Erstreaktion nicht unbedingt ausschlaggebend ist. Manchmal sagt mir ein Expo zu, manchmal nicht – aber im Laufe des Prozesses wird es ohnehin meine eigene Geschichte. Das kann leicht oder schwer von der Hand gehen.
Was war am schwierigsten vom Expo 3020 umsetzbar?
Es stand eine Vorgabe darin, die mir so eben nicht logisch vorkam. Das Schwierigste ist, mir dann nicht selbst im Weg herumzustehen. Egal ob die Vorgabe nun logisch ist oder nicht – ich muss sie umsetzen. Wenn ich etwas schreibe, das für mich nicht logisch ist, merke ich das meinem Text an. Da quillt die Unsicherheit aus jedem Adjektiv. Deshalb schreibe ich einfach nichts mehr, was für mich nicht logisch ist. Die Exposés geben immer auch eine gewisse Freiheit Dinge eben nicht zu schreiben oder anders zu lösen. Genau das ist in dem Fall meine Aufgabe.
Hartmut hat in Osnabrück gesagt. »Ob ein Expo umsetzbar ist, merkt man erst beim Schreiben.«
Gab es schon mal ein Expo, dass du gar nicht schreiben konntest und zurückgeschickt hast?
Nein. Aber es gab Expos, die ich stark geändert habe. Wobei ich schon dankbar bin, wenn ich merke, mit diesem Exposé komme ich gut zurecht. Dann dauert der ganze Schreibprozess deutlich kürzer und ich habe mehr Zeit für andere Dinge. Das muss auch in dem Sinn nicht am Expo liegen.
Gerade schreibe ich einen halben NEO und habe Ewigkeiten gebraucht, bis ich wusste was ich schreiben will. Das Expo war logisch und gut, keine Frage. Es ging mehr darum, wie kann ich diese Geschichte spannend gestalten und was möchte ich schreiben.
Uwe hat Karl May und Formel-1 in 3019 eingebaut, ersteres offensichtlich, letzteres ziemlich versteckt. Welche Anspielungen finden wir in deinem Band?
Ich kann mich nicht erinnern in diesem Band speziell etwas eingebaut zu haben. Neulich habe ich Freunde von früher getroffen, die mich auf das Pylonenfußball angesprochen haben, das wir gemeinsam gespielt haben und das in Band 3007 »Zeuge der Jahrhunderte« vorkommt. Aber ich mache das auch nicht immer. Eben so wie es kommt. Oft spontan.
Siad vermisst die Bewunderung, die Tenga entgegengebracht wird. Was ist der Grund, dass sie bewundert werden will?
Ich hätte Siad in dem Roman gern mehr Raum gegeben, leider hat das so nicht hingehauen. Hier hätte ich gern mehr ausgearbeitet – das habe ich dann aber eben aus Platzgründen nicht.
Dass man es allgemein auch einmal mögen oder genießen kann, von anderen bewundert zu werden – braucht es da einen ganz speziellen Grund?
Tenga stand eben im Rampenlicht und Siad hätte sich das für sich auch einmal gewünscht – sich mehr in den Vordergrund zu spielen. Gleichzeitig hat sie dieses Verhalten aber abgelehnt. Was wir uns selbst verbieten, bekämpfen wir manchmal in anderen, die uns dann entsprechend unsympathisch sind – weil das eine Seite von uns ist, mit der wir nicht im Reinen sind.
Wie geschrieben, ich wäre hier gern ein wenig tiefer gegangen, doch in dem Roman hat das letztlich nicht gepasst.
Perry Rhodan taucht auf und Bull gelingt mit ihm als »Druckmittel« der Einflug ins Solsystem. Perry Rhodan ist auf Ilya und prompt verlangen die Cairaner ein Treffen mit dem Orakel. Alles Zufall?
Das ist die große Frage. Sicher nicht. Aber wie genau hängt es zusammen? Hat allein Bulls Vorstoß dafür gesorgt, dass die Cairaner eine engere Bindung oder besser Kontrolle wollten?
Im Expo stand es nicht explizit drin, wie das zusammenhängt.
Bei dir kommt der Begriff »Sternenrad« zum ersten Mal vor, den Hartmut am Osnabrücker Con unfreiwillig gespoilert hat. Erzähl uns mehr darüber.
Ha, ha! Soll heißen: Nö, sorry. Mache ich nicht. Frag Hartmut.
Expo-Autor Hartmut Kasper stellte sich den Fragen von Roman Schleifer und spricht unter anderem darüber, ob Perry Rhodan eine schwierige Figur ist und wie Monkey seine Zeit verbringt.
Hartmut, der Zyklus begann nicht mit einem Paukenschlag, sondern der Leser ist mit Perry Rhodan langsam in die neue Situation in der Milchstraße hineingeglitten. Was waren eure Beweggründe, den Zyklus langsam anzugehen?
Rhodan findet sich in einer neuen Situation, in der, wie er herausfindet, alte Sicherheiten nicht mehr gelten und nichts und niemand vertrauenswürdig sein muss – wie Atlan deutlich mahnt, eine Mahnung, die Rhodan beherzigt. Also beginnt Rhodan damit, sich selbst ein Bild zu machen, ohne die Sicherheit seiner Leute und seines Schiffes zu gefährden. Das tut er, ohne zu zögern, aber auch nicht vertrauensselig. Wenn sich neue Aspekte ergeben, korrigiert er seine Pläne. Rhodan übereilt nichts, da ja auch nichts drängt: Offenbar befindet sich die Milchstraße in einem zwar labilen, aber nicht ihre Existenz gefährdenden Gleichgewicht – so muss es ihm wenigstens nach Auswertung der vorliegenden Daten erscheinen. Also handelt er ebenso vernünftig wie zielbewusst.
Gefühlt haben viele Leser mit Band 3000 und dem Zyklus große Erwartungen an die Handlung gehabt. Kann man solchen Erwartungen überhaupt gerecht werden?
Da Leserinnen und Leser durchaus sehr verschiedene Erwartungen haben, lässt sich das pauschal nicht beantworten.
Ein Fünftel des Mythos-Zyklus ist vorbei. Nachträglich betrachtet: Was würdet ihr nun anders machen?
Selbstverständlich kann man immer einiges anders machen, ob es dann besser wäre, bleibt spekulativ, weil unerfindlich.
Es gibt ja drei Arten von Heldenentwicklungen. Der Held verändert sich zum positiven, der Held verändert sich zum negativen und dann gibt es noch jene Kategorie Heldenentwicklung, in die Perry Rhodan fällt. Der Held hat die Wahrheit bereits »gepachtet«, verändert sich also nicht, besteht durch seine innere Wahrheit jeden äußerlichen Test und verändert am Ende sein Umfeld. Wie schwierig ist aus Exposicht die Figur Perry Rhodan für die Entwicklung der Handlung?
Gar nicht schwierig. Rhodan ist eine großartige Figur, die die Handlung mal vorantreibt, die aber auch mal innehält und reflektiert. Auch Rhodan verändert sich, wie jeder von uns; schließlich ist er, was jeder von uns ist oder doch sein möchte: ein offener, auf- und unabgeschlossener Mensch.
Hartmut, du hast am Osnabrücker PR-Con gesagt, dass in jedem Roman etwas Wichtiges stehen muss – habt ihr das bislang konsequent umgesetzt?
Das will ich doch hoffen.
Bei der Umsetzung der Expos in die Romane kann es bekanntlich zu Abweichungen kommen. Wie erstaunt seid ihr, wenn ihr dann den Roman liest und der Autor hat einen anderen Zugang zum Expo gefunden, als ihr gedacht habt?
Nicht sehr erstaunt. Wir sind ja selbst Autoren und müssen bei jedem selbst Expo den wieder neuen Zugang zum Exposee finden. Dass wir die Exposees schreiben, ändert daran beklagenswerter Weise nichts. Das ist übrigens auch zu Zeiten der Kollegen Scheer, Voltz, Feldhoff und so weiter nicht anders gewesen und bei Scheer manchmal besonders eklatant, wenn sein Roman – zum Beispiel der 50er – die Hauptfigur (in diesem Fall Atlan) ganz anders entwickelt, als er selbst sie im Expo angelegt hat. (Anmerkung: Wie K.H. Scheer das Expo zu Band 50 angelegt hat, kann man unter anderem im Audiofile von Con in Osnabrück nachhören. https://soundcloud.com/user-10236976-685170665/osnabruck-2019-hartmut-klaus)
Und welcher Roman hat euch am meisten überrascht?
Michaels pralinenkundiger Tenga-Roman.
Manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Handlung (Perry sucht auf der Station Bully in drei Heften, Perry wandert fünf Hefte lang über Ilya) in die Länge gezogen wurde. Was waren eure Überlegungen für diese Art der Aufteilung?
Gute Geschichten brauchen ihre angemessene Zeit, und wir schreiben Geschichten für Leser, die gute Geschichten lesen wollen. Ich bin davon überzeugt, dass gute Geschichten gründlich erzählt werden müssen. Für »Reader´s Digest“-Best-of-and-as short as-possible-Ansätze« habe ich nie Verständnis gehabt. Man geht doch auch nicht im Gebirge wandern, um Abkürzungen zu finden.
Die Ladhonen sind in den Bänden 3001-3003 ausführlich beschrieben worden, nun sind sie in den Hintergrund getreten. Jetzt habe ich von Band 2700 und dem Techno-Madhi gelernt, dass manche Figuren erst später so richtig relevant werden. Gehören die Ladhonen zu der Macht des Bösen, dem Perry noch gegenüberstehen wird? (Dass sie nur Piraten sind, kann ich gar nicht glauben, da ihr ihnen immerhin drei Romane gewidmet habt.)
Die Ladhonen werden so ausführlich beschrieben, weil sie von Bedeutung sind. Im Hintergrund sehe ich sie nicht.
Das Zain-Konstrukt ist so etwas wie die mysteriöse Figur, von der die anderen immer nur erzählen, d.h. ihr betreibt bislang Foreshadowing. Was kommt da auf Rhodan zu?
Einiges. Und zwar aus vielen Richtungen.
Die Cairaner sammeln Lebensenergie, auch in den ausweglosen Straßen. Wie viele davon gibt es? Und wie vertragen sich diese Straßen mit ihrem Friedensmotto?
»Die« Cairaner gibt es ebenso wenig wie »die« Akonen oder »die« Menschen. Sie sind eine reiche, komplexe Kultur. In den Augen der Cairaner, die die Straßen betrieben, vertragen sich diese Institutionen offenbar bestens mit ihrem Friedensmotto. Übrigens sollen selbst auf unserem beengten Planeten mit seinen wenigen Milliarden Einwohnern Staaten existieren, die sich durchaus als landfriedensorientiert und zivilisiert betrachten, und doch die Todesstrafe praktizieren. Und es sollen selbst bei uns in Europa hin und wieder Menschen geben, die Todesstrafe und Folter unter bestimmten Bedingungen für akzeptabel halten und befürworten. Ich erinnere mal daran, dass die Todesstrafe in Hessen im Jahr 2018 aus der Landesverfassung gestrichen worden ist. So lange her ist das nicht. In diesem Fall würde ich deswegen differenzieren, übrigens von einer durchaus fremdartigen Kultur auch nicht erwarten, dass sie sich in ihren Vorstellungen von Frieden und Recht nach den europäischen Standards des frühen 21. Jahrhundert richtet. Schärfer formuliert: ich fände eine solche Identität der cairanischen Vorstellungen mit den hierzulande gegenwärtigen befremdlich und unglaubwürdig.
Bislang kennen wir als »Gegner« nur die Cairaner. Nach den bisherigen Informationen muss es mindestens noch eine weitere Macht geben, nämlich jene, die die Erde und Luna versetzt hat. Wann tritt diese Macht auf?
Zu gegebener Zeit. Wenn es sie denn gibt.
Und war Saessbekker schon ein Vorbote dieser Macht?
No spoiler, please.
KNF hat angedeutet, dass Rhodan in eine ferne Galaxis aufbricht – ist es das Geviert der Cairaner oder der Ort, an dem Terra versetzt wurde?
Warum ein »oder«?
Seit mehreren Bänden trägt Perry unfreiwillig ein Organoid in sich. Wieso hat er es noch nicht entfernen lassen?
Wo steht, dass er es sich nicht hat entfernen lassen?
In Band 3014 wimmelt es in der THORA vor Personen, die ein Organoid tragen und somit die THORA unterwandert haben. Was sagt das über die Sicherheit in Bulls Raumschiff aus?
Es sagt aus, dass es, wie überall in diesem Universum, keine absolute Sicherheit gibt. Es sei denn in Märchen, wo man am Ende eine unerschütterliche Idylle erreicht hat. Wo aber Sicherheitsgaranten und Sicherheitsgefährder dieselbe hohe Kompetenz zeigen, werden mal die einen, mal die anderen die Oberhand haben. Man stelle sich außerdem vor, die Arkoniden und ihr Robotregent, die Topsider, die Posbis, die Meister der Insel, der cappinsche Sonnensatellit und so immer weiter wäre von unüberwindbaren Sicherheitssystemen geschützt gewesen – Rhodan hätte dann keine Chance gehabt: Ende der Geschichte irgendwo deutlich vor Heftroman 50. Und nur die Terraner in den Zustand paradiesischer Unangreifbarkeit zu setzen, wäre ersten unrealistisch (man rufe sich mal in Erinnerung, wie viele vermeintlich absolut sichere Systeme jeden Tag in unserer Realität versagen), und zweitens wäre es erzählerisch unfair.
Auch an euch die Frage, die ich schon Uwe Anton zu Band 3013 gestellt habe. Rhodans Ansprache an Bord der THORA verrät den Verlauf des Zyklus … können wir uns jetzt eigentlich die Hefte sparen, denn eines Tages werdet ihr die Erde wiedersehen und dann auch ins Solsystem zurücktransferieren. Wie halten die Autoren im Zyklus die Spannung aufrecht, obwohl jedem Leser das Ende klar ist?
So gesehen, könnte man sich (fast) jeden Krimi sparen: Der Täter wird gefasst. Schließlich könnte man sich sogar das ganze Leben sparen: Der Held der eigenen Geschichte stirbt. Aber wer wollte das und warum sollte er es tun, warum sparsam sein? Leben und Literatur stehen nicht unter Sparzwang und sie verfolgen solche Sparkonzepte nicht. Bleiben wir verschwenderisch und gespannt auf das Was, Wann, Warum, Wer, Wie, Wozu, mit welchen Mitteln!
Daran gleich anknüpfend zitiere ich Christoph aus dem Interview zu seinem Band 3004 zitieren: »Die Ausgangssituation von PR 3000 vermischt diese Motive (Anmerkung: Mahlstrom und Cantaro-Zyklus): Fügt schon in der Ausgangssituation Neues dazu … und dann ist alles völlig anders als damals. Finde ich schon — echt alles.« Provokante Frage: Perry findet die Erde, will sie mit Ilya tauschen und die Erdbevölkerung wehrt sich dagegen?
Schaun wir mal.
Ich gehe davon aus, dass die Erde sich irgendwann wieder im Solsystem befindet – würde Perry die Ayees dafür opfern?
Ich gehe davon aus, dass Rhodan keine Person ist, die andere Lebewesen für die eigenen Ziele opfert.
Wo ist eigentlich Monkey? Und wie verbringt er so seine Zeit?
Monkey spielt eine zentrale Rolle im Zyklus. Expos liegen längst vor; Romane folgen.
Und zum Abschluss. Die Interviewserie ist in dieser Form ja neu im Perryversum. Gab es für euch beim Lesen der Autorenantworten schon Aha-Erlebnisse? Und falls ja, welche?
Ich fand alle diese Interviews bisher spannend, die Fragen wie die Antworten aufschlussreich. Ich möchte keine davon hervorheben und dadurch die anderen herabsetzen. Mir gefällt dieses Format sehr, danke Dir.
Hartmut, ich danke dir für deine Zeit und freue mich schon auf die nächsten Hefte.
Uwe Anton schildert mit Band 3019 den Abschluss von Perry Rhodans Reise über Ilya. Im Interview mit Roman Schleifer verrät er, warum ein Interview mit Roman Schleifer gefährlich ist und was die Formel 1 mit dem Band zu tun hat.
Uwe, Titel, Untertitel und Kapitelnamen in Band 3019 kommen mir bekannt vor. Wo hast du abgeschrieben?
Nirgendwo. Ich habe mich zwar sehr stark beeinflussen lassen und Titel eines bestimmten, schon lange allgemeinfreien Autors zum Vorbild genommen, aber den Titel und Untertitel sowie alle Kapitelnamen deutlich abgewandelt. Die Werke dieses Schriftstellers unterliegen nicht mehr dem Copyright. Dabei habe ich allerdings darauf geachtet, dass Leser, die diesen Autor früher einmal gelesen haben, die Anspielungen erkennen. Den Namen des Autors nenne ich bewusst nicht. Ich glaube, es macht Spaß, selbst herauszufinden, um wen es sich handelt. Die Suche nach passenden Titeln, die ich für meine Kapitel abwandeln konnte, war übrigens wesentlich zeitintensiver, als hätte ich mir eigene Kapitelüberschriften ausgedacht. Und wie gesagt, all diese Titel sind deutlich abgewandelt.
Was ist der Hintergrund für diese Anspielungen?
PERRY RHODAN 3019 ist in meinen Augen ein Abenteuerroman in der Tradition vieler Romane, die besagter Autor geschrieben hat, sozusagen ein Reiseroman. Es geht von A nach B. Ich habe diesen Autor als Kind sehr gern gelesen und mir als Erwachsener noch einmal viele seiner Romane in der ungekürzten und unveränderten Originalfassung besorgt. Ich sehe »Das Rätsel von Pescha« als Hommage an diesen Autoren.
Der Okrill verhält sich gegenüber Zemina Paath zutraulich und einwandfrei, also im Prinzip wie Perry Rhodan auch. Beeinflusst sie die beiden?
Keine Ahnung. Das wird die Zukunft erweisen. Vielleicht ist Zemina auch nur eine sehr gute Tierpsychologin, eine »Okrillflüsterin« sozusagen. 🙂 Und Perry Rhodan ist ihr gegenüber doch nicht zutraulich! Er lässt sie den gesamten Roman über überwachen.
Rhodan fühlt Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit – denkst du, war er jemals verzweifelter? Immerhin wurden ihm seine Wurzeln genommen …
Das kann schon sein. Es freut mich, dass diese Verzweiflung bei dir angekommen ist. Über das Ausmaß möchte ich keine Aussage treffen. Schließlich hat er ja auch schon einige Ehefrauen verloren …
In deinem Roman sind wir zum ersten Mal in der Innensicht eines Cairaners. Wie schwer war für dich diese Gedankenwelt?
Herausfordernd. Ich musste mich natürlich an die Vorgaben halten, habe mich aber gefreut, dass ich als erster Autor in die Innensicht eines Cairaners gehen durfte. Das bringt uns die Cairaner doch ein wenig näher, und es sind sehr viele wichtige Hinweise im Text verborgen, die der Leser jetzt allerdings noch nicht erkennen kann. Wenn er später einmal sagt: »Ah ja, das habe ich ja schon in 3019 gelesen!«, bin ich zufrieden.
Paiahudse Spepher hat zwei (!) Lebensgefährtinnen. Der Roman spielt im 6. Jahrtausend, schon klar. Aber dennoch wurde er im 21. Jahrhundert geschrieben, in dem politische Korrektheit, Gender und Gleichberechtigung großgeschrieben werden. Wieso entscheidet ihr euch da ausgerechnet für ein Volk, bei dem ein Mann zeitgleich zwei Lebensgefährtinnen hat?
Ich habe zur Abgrenzung ausdrücklich durchgehend von »Lebenspartnerin« und nicht dem heute gebräuchlichen »Lebensgefährtin« geschrieben. Dieser Begriff taucht aus stilistischen Gründen im gesamten Roman ein einziges Mal auf!
Wie du gerade gesagt hast, der Roman spielt im 6. Jahrtausend und in einer völlig fremden Kultur. Und was hat der Umstand, dass jemand zwei Lebenspartner/Innen hat, mit political correctness, Genderbeziehungen und Gleichberechtigung zu tun? Hier wird ein Gesellschaftsbild entworfen, das keinem irdischen entspricht. Du lässt dich von politischer Korrektheit doch nicht zu kleingeistigem Denken treiben, oder? 😉 Außerdem wissen wir noch viel zu wenig von der Gesellschaft der Cairaner, um endgültige Aussagen treffen zu können. Wer weiß, vielleicht ist es bei ihnen ganz normal, dass auch eine Cairanerin zwei Lebenspartner hat?
Spepher denkt, dass die Ayees Zeit benötigen, um zu einem Volk zu werden, die die Geschichte der Milchstraße bestimmen kann. Jetzt sind die Ayees gerade mal auf dem Niveau des frühen 20. Jahrhunderts. In welchen Zeiträumen rechnen die Cairanern? Wie lange werden sie auf die Ayees aufpassen, bevor sie zu einem raumfahrenden Volk werden, die die Milchstraße bestimmt? Und … heißt das, die Cairaner bleiben mehrere Generationen in der Milchstraße, weil ihr eigener Plan so lang dauert?
Interviews mit dir sind so gefährlich, weil du es hervorragend verstehst, Spoiler aus einem herauszulocken. Wir werden spätestens in 3099 erfahren, was es mit den Cairanern auf sich hat, vielleicht auch schon früher. Außerdem sind sie schon eine ganze Weile in der Milchstraße, oder?
Spepher denkt über die Existenz Terras (Zitat): »Spepher schloss dessen Existenz nicht grundsätzlich aus. Vieles war möglich.« Die Cairaner wissen also selbst nicht, ob Terra existiert? Damit waren sie es nicht, die die Erde entführt haben, sondern nutzen die Situation in der Galaxis für eigene Zwecke?
Tja, vieles ist möglich. Ich möchte in diesem Zusammenhang weder etwas grundsätzlich ausschließen noch bestätigen.
Zitat Perry Rhodan: »Das war das Problem, seit es Menschen gab. Sie dachten in den entscheidenden Augenblicken einfach nicht nach.« Ganz schön arrogant, der Herr Rhodan, meinst du nicht auch?
Tut mir leid, falls das so rüberkommt. Da spricht natürlich der Autor, und der und Herr Rhodan meinen garantiert nicht sämtliche Menschen. Aber einige schon.
Uwe Anton am Austria Con 2016 im Gespräch mit Roman Schleifer
Du schilderst eindrücklich, was Spepher für eine seiner Gefährtinnen fühlt. Hast du dich auch verliebt in sie?
Sagen wir so, sie ist mir ans Herz gewachsen. Zum Verlieben ist sie mir zu groß; sie stellt Dinge mit den Händen an, die mir fremd sind, und mit Bruttaschen kann ich auch nicht viel anfangen. Aber sie riecht sehr gut.
Auf seiner Wanderung kommt Rhodans Gruppe zu einer Stelle, bei dem der Weg einen Kreis bildet. Plötzlich rast ein rotes bolidenartiges Geschöpf, gefolgt von einem weiteren roten und einem mit hellen Silberton über diesen kreisförmigen Weg entlang. Zeitgleich sind sie in der Nähe von Baku. Hast du bei der Formel 1 Anleihe genommen?
Ein guter Freund von mir ist begeisterter Formel 1-Fan, und als ich den Roman schrieb, fand tatsächlich gerade das Rennen von Baku statt. Ich habe es also eingebaut. Was nicht in dem Roman steht: Das silberne Geschöpf hat die roten schon einmal überrundet …
Durch deinen Roman ist offiziell, dass die Ladhonen und die Cairaner keine Verbündeten sind. Gehören die Ladhonen zu der Macht, die Terra und Luna entführt haben? Und haben sie die Erde vielleicht sogar beschützt vor dem, was die Cairaner vorhaben? Die Cairaner haben in der Milchstraße Ordnung geschaffen, weil das Trajekt bei einer Galaxis im Chaos unerschließbar wäre. Ist das eine Anspielung auf die Chaotarchen? Ist das Trajekt das Sternenrad, von dem Hartmut auf dem Con in Osnabrück gesprochen hat?
Vielleicht. Vielleicht. Nein, das ist keine Anspielung auf die Chaotarchen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Nachdem alle Cairaner Datenmanipulation zutiefst verabscheuen, steht fest, dass die Cairaner mit dem Posizid nichts zu tun gehabt haben. Wieso haben sie nicht versucht, die wirkliche Geschichte zu rekonstruieren, wenn ihnen das so verhasst ist? Immerhin ist das ja auch eine Form des Chaos …?
Viel wichtiger als diese Fragen finde ich den Umstand, dass die Cairaner Datenmanipulationen zutiefst verabscheuen. Das ist natürlich ein Schlüsselsatz des Romans. Schön, dass du ihn erkannt hast! Die Leser haben jetzt jede Menge Stoff für Spekulationen. Danke für die Fragen, und bitte hab Verständnis, wenn ich manche nur ausweichend beantworte. Aber ich will den Lesern nicht den Spaß nehmen.
In Band 3017 gelangt Perry Rhodan endlich ins Solsystem. Susan Schwartz erzählt im Interview, wieso die Cairaner die THORA samt Bull mit ihrer Flotte nicht einfach festsetzen und wieso Perry Rhodan ein Chaosbringer ist.
Uschi, seit Band 3015 wissen wir, dass die Zweifel an der Existenz von Terra durch eine Strahlung entsteht, die aus dem Solsystem kommt. Wieso wirkt diese sechsdimensionale Strahlung nicht auf die Besatzung der RAS TSCHUBAI?
Wahrscheinlich wirkt sie, aber nicht sofort. Das wird nicht wie bei einem Lichtschalter funktionieren, der angeschaltet wird und dann ist es sofort hell. Es wird ein schleichender Vorgang sein. Das ist kein Thema meines Romans gewesen, deswegen kann ich dazu nicht mehr sagen.
Und wieso hat die THORA diese Strahlung im Solsystem nicht angemessen?
Hat sie vielleicht sogar, aber auch das war nicht Thema meines Romans.
Die Cairaner machen Jagd auf Unsterbliche, vermutlich auch wegen ihrer Vitalenergie. Wieso rotten sich die Cairaner nicht zusammen, als sie die THORA vor dem Solsystem orten und nehmen Bull gefangen? Genügend Raumschiffe wären vor Ort.
Das schon, aber wenn sie einen offenen Konflikt mit der LFG wollten, hätten sie den schon lange, bzw. ab Zeitpunkt der Invasion, haben können. Bei früheren Gelegenheiten haben sie ja auch nichts gegen Bull unternommen. Es macht zu diesem Zeitpunkt keinen guten Eindruck auf das gesamte »Friedensgefüge« der Galaxis, auch außerhalb des LFG-Bereichs, wenn das Flaggschiff der LFG aufgebracht und der Resident verhaftet wird. Weswegen denn? Womit wollen die Cairaner sich vor der Öffentlichkeit rechtfertigen? Natürlich »müssen« sie das nicht, aber sie müssen mit Unzufriedenheit, Fragen, Widerstand rechnen. Sobald das beginnt, beginnt auch der Kontrollverlust. Vermutlich haben sie mit Bull etwas ganz anderes vor, erkennen ihn als Staatschef an und wollen auf politische Weise mit ihm verhandeln und ihn ruhigstellen.
Bull hatte 400 Jahre Zeit von den Cairanern den Einflug ins Solsystem zu fordern. Wieso braucht er dazu ausgerechnet die »Drohung«, dass Rhodan ihm seinen Job abspenstig machen möchte? Ist ihm in den letzten 400 Jahren nichts gescheites eingefallen?
Offenbar nichts, mit dem er Erfolg hatte. Aber die Drohung mit Perry ist ja nicht aus der Luft gegriffen, sondern sehr akut. Er hat ein mächtiges Schiff und Bull hat deutlich gemacht, dass Perry als alter Staatsmann in der Lage ist, die Massen zu begeistern und auf seine Seite zu ziehen – ob nun die Vergangenheit ausgelöscht ist oder nicht. Er kann Zwietracht und Zweifel säen und das Gleichgewicht empfindlich stören. Der cairanische Frieden ist durch Perry eindeutig in Gefahr. Diese Argumente ziehen sehr wohl – wohingegen in den vorherigen 400 Jahren Bull nur auf sich als Drohung verweisen konnte, und seine unsterblichen Gefährten. Da ihm aber nicht am Krieg gelegen war, wie auch den anderen Unsterblichen, herrscht ein Patt, sodass er auf den Goodwill der Cairaner angewiesen war, die ohne nachvollziehbare Gründe den Teufel getan haben, seinen Wunsch zu erfüllen. Durch Perrys Rückkehr haben sich die Verhältnisse aber extrem verschoben und Bulls Seite hat eindeutig an Gewicht gewonnen.
Im Prinzip wirft Bully seinem Kumpel Perry vor, dass er mit seinem Auftauchen und seinen zukünftigen Handlungen einen Trümmerhaufen hinterlassen kann. Perry, der Chaosbringer?
Ja klar. Das ist doch eine superspannende Konstellation: Perry kommt nach Hause und will weitermachen wie bisher, und selbst sein bester Freund sagt zu ihm, dass die Dinge inzwischen anders laufen. Das ist ein Riesenkonflikt, der letztendlich sogar diese Freundschaft zerstören könnte. Vielleicht nicht auf Dauer, aber für eine Weile. Denn Perry kann und wird das nicht einsehen und alles unternehmen, dass wieder alles wie früher wird – ohne die Friedensdiktatur einer außergalaktischen Spezies. Perry wird zudem niemals akzeptieren, dass die Erde nicht mehr da ist und per Fremdbeeinflussung als Mythos dargestellt wird. Er wird die Lüge aufdecken und er wird Terra zurückholen. Das kann nicht auf sanftem und friedlichem Wege geschehen, da er dazu die Cairaner in ihre Schranken weisen muss. Das haben sie bereits erkannt und ihn zur persona non grata, wenn nicht zum Feind, deklariert. Chaos wird die Folge sein.
Bull wirkt entschlossen, seine Bemühungen auch gegen Perrys Ansichten durchzuboxen – nötigenfalls auch mit dem Bruch der Freundschaft?
So wie ich ihn kenne, ja. Er wird die Interessen der LFG, wenn nicht der Galaxis, über die Freundschaft stellen. Genau wie Perry auch geht ihm der Frieden und die Freiheit über alles, aber er hat durch die 500 Jahre eine andere Perspektive als sein Freund.
Gibt uns einen Appetithappen auf Band 3018 »Welt der fünfAugen«.
Die KYNAYASH hatte keinerlei Chance auszuweichen. Die Gondel des verunglückten Luftschiffes donnerte mit voller Wucht in sie hinein, und diesmal barst die Glaskuppel, wurde in tausende Teile zersprengt, während unterschiedlich große Metallteile durch das Deck flogen und in die Kommandobrücke einschlugen.
Hartmut als auch Monti haben gesagt, der Zyklus könnte anders ausgehen, als die Leser es vermuten oder erwarten. Wird die Erde vielleicht gar nicht gefunden?
Wer weiß? Ich jedenfalls nicht. Ich halte alles für möglich.
Du beschreibst die Fauna und Flora der Erde ausführlich – im Laufe deiner 27 Jahre, die du für PR schreibst, welches wissenschaftliche Thema hat dich in den Heften am meisten fasziniert?
Stets das Leben von Fremdvölkern auf Fremdwelten. Ganz ausführlich durfte ich die Aarus beschreiben (ich weiß, ich überstrapaziere das, aber auch die Herreach waren nicht so ausführlich), das war toll.
Danke für deine Zeit.
Die Perry Rhodan Online Gemeinschaft
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