ACHTUNG: Dieses Interview enthält Spoiler!
Olaf Brill plaudert mit Roman Schleifer über seine Motivation fürs Schreiben und wieso er Perry Rhodan nicht einmal eine Träne gönnt.
SPOILERWARNUNG
Und zur Erinnerung: Das Interview enthält Spoiler, daher lest zuerst den Band bevor ihr unser Gespräch lest.
Olaf, nach Band 4 hast du auch Band 11 geschrieben. In welchem hattest du mehr Freiraum?
Band 11 war schon sehr stark durchkonstruiert. Immerhin befinden wir uns damit im großen Finale der letzten beiden Bände, und da musste natürlich jedes Detail stimmen. Dennoch hatte ich ein paar hübsche, kleine Freiheiten, die ich hoffentlich schön genutzt habe. Dazu kommt, dass ich Band 11 relativ schnell schreiben musste, da ich zwischen den beiden Atlantis-Romanen noch einen PERRY RHODAN NEO geschrieben habe, und da wurde es schon reichlich knapp. Aber ich hatte die Atlantis-Handlung gegen Ende der Miniserie natürlich voll im Griff. Ich wusste also genau, was in den 11er gehörte.
Band 4 stand eher am Anfang der Miniserie, was generell mehr Freiheiten mit sich bringt: Ich darf mir Dinge ausdenken, denen die anderen Autoren dann folgen müssen, statt darauf achten zu müssen, was die Autoren zuvor geschrieben haben. Außerdem hatte ich für Band 4 wesentlich mehr Zeit zur Verfügung. Die habe ich genutzt, meine eigenen Ideen einzubringen. Ich würde also insgesamt sagen, der Freiraum bei Band 4 war größer.
Dietmar Schmidt, Autor von Band 6 und 10 hat die Frage in den Raum gestellt, ob wir wollen, dass Perry Rhodan Gott ist. Darf Perry Rhodan scheitern? Ist das nicht Ketzerei? Wie siehst du das?
Perry Rhodan ist kein Gott. Er ist oft gescheitert. Er hat es nicht geschafft, den Tod von Freunden zu verhindern. Das Solare Imperium ist untergegangen. Es ist wohl fair zu sagen, er ist nicht der beste Vater der Welt. Und wie war das mit der Antwort auf die dritte ultimate Frage? War seine Weigerung, die Antwort zu erhalten, ein Scheitern oder seine größte Leistung? Vielleicht hat es ja gerade gezeigt, dass Perry Rhodan eben kein Gott ist, sondern einfach nur ein Mensch.
Apropos scheitern … Perry Rhodan stirbt und mit ihm die ganze uns bekannt Zeitlinie. Jetzt ist mir bewusst, dass es der Expokrat Ben Calvin Hary ausgeheckt hat, aber du mein Lieber hast es geschrieben. Wie konntest du nur?
Da fällt mir ein Interview mit Uwe Anton ein (von dir, oder?). Da hat der Gute auf solche Fragen einfach immer nur geantwortet: Es stand so im Exposé.
Jeder anständige RHODAN-Fan würde so einen Auftrag ablehnen. Und jeder anständige RHODAN-Autor ebenfalls. Wenn der Expokrat so etwas abartiges will, soll er es doch selbst schreiben. Was sagt es also über dich aus, dass du unseren Perry Rhodan getötet hast?
Nein, niemand würde das ablehnen. Das ist natürlich eine Herausforderung. Wir haben hier nicht weggeguckt, als es darum ging, den Tod Rhodans zu schildern, sondern haben wirklich erzählt, was da geschieht. Wichtig war natürlich, dass Rhodan bis zum letzten Moment kämpft, um die Menschheit zu retten. Und sein Plan enthält natürlich das Ziel, den eigenen Tod in einer anderen Zeitlinie rückgängig zu machen.
Naheliegende Frage: Machst du für Geld schriftstellerisch alles?
Nein, I’m not in it for the money. Ich will Dinge schreiben, die ich interessant und unterhaltsam finde. Und von denen ich glaube, dass sie so, wie ich es mache, bisher noch nicht erzählt wurden.
Weißt du, wie viele Autoren Rhodan wirklich getötet haben?
Auf diese Frage habe ich im Interview mit Chris Wähner im WarpCast ausführlich geantwortet. Ha ha, ich glaube, es wurde etwas ausufernd. Hört doch mal rein:
https://warpcast.podigee.io/
Perry Rhodan kämpft bis zum bitteren Ende. Wie würdest du in so einer Situation agieren?
Bis zum bitteren Ende kämpfen.
Perry Rhodan muss ja auch zusehen, wie seine Frau stirbt. Du gönnst ihm aber keine Trauersekunde, nicht mal einen Trauermoment. Darf Perry nicht emotional sein?
Hier nicht. Dabei glaube ich sogar, dass Rhodan in einigen Szenen des Romans emotional ist. Wenn er etwa zuallererst an seine sterbende Frau denkt. Aber dann fasst er ja den »tollkühnen Plan« aus dem Untertitel. Und dieser Plan gibt das Ziel vor, die Vergangenheit zu ändern. Wenn der Plan Erfolg hat, müssen weder seine Frau noch er sterben. Ab diesem Moment hat der Plan die absolute Priorität vor Emotionen.
Kontrovers wurde auch das Baby-Titelbild diskutiert. Gehört es zu deinen Titelbildvorschlägen?
Nein, meine Idee war das nicht. Die Produktion von Band 11 geschah insgesamt etwas knapp. Ich wurde nicht nach einem Motivvorschlag gefragt und habe auch keinen eingereicht. Ehrlich gesagt dachte ich, es ist doch klar, was da aufs Titelbild gehört.
Manche im GalFor findes es gut, für manche geht es gar nicht. Wie geht’s dir damit?
Ich muss ehrlich sein: Das Titelbild gefällt mir nicht. Klar kommt da im Roman ein Neugeborenes vor. Aber das Bild ist einfach keine angemessene Repräsentation des Heftinhalts. Da geht eine Welt unter, die Natur revoltiert, Pflanzenwesen strecken ihre Schlingarme nach dem Raumschiff unserer Helden aus usw. All das hätte man aufs Tibi bringen können. Aber ein grünhäutiges Baby?
Dass Caysey nun allein in die Vergangenheit geht, um alles rückgängig zu machen, ist wohl eine der Überraschungen der Serie. Ich unterstelle mal, dass sie am Leben bleibt. Soll Perry sie in die Gegenwart mitnehmen?
Ich glaube, ich kann für alle Autoren sprechen, wenn ich sage: Wir lieben Caysey. Die kleine Atlanterin ist uns richtig ans Herz gewachsen. Ich hoffe, es geht den Lesern ebenso. Die müssen jetzt leider ein wenig zittern: Werden die Autoren wirklich so gemein sein, Caysey den Heldinnentod sterben zu lassen oder sie auf Atlantis zurückzulassen, das, wie wir wissen, in weniger als fünf Jahren untergehen wird?
Wie leicht hast du dir mit Tolcai getan?
Dietmar Schmidt hat im Vorgängerband gute Arbeit geleistet, in dem er Tolcais Lebensgeschichte erzählt und seine Motivationen deutlich macht. So war Tolcai für mich keine banale Bösewichtfigur, sondern ein Charakter mit Tiefe. Das hat die Führung dieser Figur natürlich erheblich erleichtert.
In Band 12 ist alles klar. Caysey geht zurück und rettet Rhodan und die Zeitlinie. Klingt nach einem ruhigen Abschlussband. Aber da haben wir uns bei ATLANTIS schon oft getäuscht! Welche
Überraschungen machen uns das zu nichte?
Dafür müssen die Leser natürlich Band 12 lesen. Da lässt Ben Calvin Hary es noch einmal richtig krachen!
Olaf, danke für deine Zeit.
Hier gehts zum epub, Lese- und Hörprobe:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9783845351711/atlantis-11-atlantis-muss-sterben-von-olaf-brill-e-book-epub
Hier zum Heft:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9999900007770/atlantis-11-atlantis-muss-sterben-von-olaf-brill-heft
Autorenseite auf Perryrhodan.net:
https://perry-rhodan.net/infothek/team/aktive-autoren/olaf-brill