SPOILERWARNUNG
Diesmal geht es nicht ohne Spoiler, daher erst nach Beenden des Bandes lesen.
Dietmar Schmidt philosophiert, ob es Ketzerei wäre, als Autor Perry Rhodan weinen zu lassen und erzählt, was Ben Calvin Hary in den letzten zwei Bänden noch aus dem Hut zaubert.
Auch hier noch mal der Hinweis, dass das Interview massiv spoilert.
Dietmar, »Das Talagon« ist dein zweiter Band für die PR-Miniserie Atlantis. Welcher Roman ist dir leichter gefallen? Und weswegen?
Ehrlich gesagt sind mir beide Bände nicht leichtgefallen. Sieht man sich das Zeitgeschehen an, kann man ins Grübeln geraten, wie sinnvoll das Verfassen von Raketenheftchen noch ist, die sich (auch) mit Krieg im Weltall befassen. Die Sorge um die Zukunft hat mich bei beiden Bänden beeinträchtigt. Trotzdem würde ich sagen, dass
Bamd 6 »In der Methanhölle« mir etwas leichter gefallen ist. Der Roman ist bodenständiger. In Band 10 »Das Talagon« unternehmen wir einen langen Ausflug in die Gefilde der höheren Mächte, bei dem hoffentlich ein »Sense of Wonder« aufkommt. Schwierig fand ich in Band 10 auch die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Toshik und Joshiron – ich habe dabei festgestellt, dass in mir eher etwas von Toshik steckt.
Wie bist du an die Lebensgeschichte von Tolcai herangegangen?
Der Vater-Sohn-Konflikt bildet die Grundlage. Joshiron bringt Anlagen zu einem Mitgefühl mit, das für Takerer eher untypisch ist, dazu die Fähigkeit, sich zu wundern, und aus seinem inneren Wesen und den äußeren Ansprüchen seines Vaters und der takerischen Gesellschaft entsteht ein Konflikt, aus dem er sich zeitlebens nicht befreien kann. Als er das Kommando über die STRAHLKRAFT antritt, wird die äußere Autorität zwar ausgetauscht, aber an seiner emotionalen Situation ändert sich nichts. Das legt den Grundstein für sein späteres Verhalten.
Joshiron wird durch die kosmokratische Technik der STRAHLKRAFT körperlich konserviert und altert nicht mehr, aber auch seine emotionale Entwicklung stoppt. Würde die STRAHLKRAFT die Weiterentwicklung aber zulassen, müsste Joshiron an den Nachwirkungen einer chaotarchischen Waffe sterben. So wird er zum ewigen Teenager.
Wie viel ist da von dir eingeflossen?
Diese Frage hat mir Christian Wähner von WarpCore.de auch gestellt, und ich beantworte sie in seinem Podcast. Hört doch mal rein.
https://warpcast.podigee.io/
Die Fans haben am PR Atlantis Online Abend vermutet, dass das Talagon vielleicht eine Fehlzündung hat. Das war jetzt nicht der Fall und das Drama nimmt seinen Lauf. Mit anderen Worten: »Es sieht schlecht auch für Perry & Co.«
Wie wird das aufgelöst? Welches Kaninchen zaubert Ben noch aus dem Hut in Band 12?
Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich auf solche Frage mit auch nur einem Wort antworten könnte. Ich möchte es dabei belassen: Die Miniserie hat noch zwei weitere Bände, und auf Perry & Co. kommt noch einiges zu. Egal, wie schlimm etwas erscheint, es kann immer noch schlimmer kommen. Auf Ben ist da Verlass.
Perry Rhodan hat diesmal versagt … ist das nicht schon fast Ketzerei? Ein Perry Rhodan versagt nicht, oder?
Noch etwas, das auch Chris von mir erfahren wollte. Das Wort Ketzerei stellt einen religiösen Zusammenhang her. Wenn ich gegen Rhodan ketzern kann, hebt ihn das eine gottgleiche Stufe. Ist das angebracht? Wollen wir, dass Rhodan ein Gott ist?
Das bezweifle ich.
Rhodan ist zwar ein besonderer Mensch, aber doch ein Mensch, und hat auf seine Menschlichkeit auch immer großen Wert gelegt. Und welchem Menschen gelingt schon immer alles? Deshalb finde ich nicht, dass es Ketzerei bedeutet oder dass es auch nur unzulässig ist, wenn wir Rhodan einmal scheitern lassen. Wir machen ihn damit nur menschlicher. Und da er auf einem sehr hohen Podest steht, fällt er auch sehr tief.
(Anmerkung: Du hast ja recht. Es gibt nur einen Gott – BelaFarinRod 😉 )
PR-Atlantis ist für Überraschungen gut. Nach der Kosmokratenwalze baut Atlantis nun auch noch Seth-Apophis und die Takerer auf der Erde ein. Welche Überraschungen erwarten uns in Band 11 und 12? Taucht vielleicht ein Kosmokrat auf?
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer kann schon sagen, was die Kosmokraten tun werden? Aber mir fällt auf, Roman, dass du dazu tendierst zu versuchen, mir Auskünfte zu entlocken, die ich nicht geben darf. Darüber müssen wir einmal reden.
Du bist jetzt ja psychisch gereifter als Joshiron – würde dich der Job als Kommandant auf der STRAHLKRAFT reizen?
Definitiv würde er das. Aber weil ich aus Erfahrung (manchmal, hoffentlich) klug werde, hätte ich in der Stellenbeschreibung gern Entwicklungsperspektiven – und einen Pensionsplan.
Der Diebstahl des Talagons durch die Maahks war also von Tolcai geplant. Die ganze Show nur, damit er dem Bordrechner ein Schnippchen schlagen kann und das Talagon letztendlich öffnen kann, um selbst zu sterben.
Da du keine Frage stellst, sondern eine Feststellung triffst, komme ich mit Fragen. Muss ein Kosmokratendiener mit einer überfürsorglichen Positronik vielleicht gravierende Schritte tun, um aus seiner Situation herauszukommen, die er als unerträglich empfindet? Aber kennen wir überhaupt die ganze Geschichte? Habe ich wesentliche Aspekte unerwähnt gelassen? Und wird Rhodan sie überhaupt in vollem Umfang erfahren?
Fragen über Fragen.
Die Überraschung des Bandes war sicher, dass Caysey durch ihre takerische Genmanipulation die Öffnung des Talagons überlebt. Wie ging’s dir damit, nachdem du das im Konzept bzw. im Expo gelesen hast?
Ich nickte grinsend. – Ja, ich fand diese Wendung der Ereignisse doch sehr cool.
Bei Caysey wurde die Leserschaft auch durch ihren Flug zur Geburt und damit zu ihrem Tod richtig an der Nase herumgeführt. Wie sehr freut dich das als Autor?
Als Autor sollte man die Leserschaft hier und da durchaus überraschen.
Quartam meinte, die Lösung hätte Tolcais Vater geliefert … was denkst du: Wie viele Leser wissen, was gemeint ist?
Hoffentlich wenige. Immerhin folgen in der Miniserie noch zwei Bände. Wie viele es ahnen, – da habe ich keine Ahnung.
Und … würdest du unter allen Lesern, die einen Kommentar mit einer Speku hier hinterlassen, einen signierten Band 10 von dir verlosen?
Na klar. Sehr gerne. Ich würde sogar drei Exemplare anbieten.
Ich darf noch ein paar Stellen zitieren, um deine persönliche Meinung abzufragen:
»Wissen die Kosmokraten, dass du Leben auslöschst, statt es zu fördern?«, fragte mich Perry Rhodan.
Bleierne Müdigkeit legte sich über mich. Dieses öde Salbadern! Dieses ewig gleiche moralisierende Gejammer!
Wie siehst du das? Wäre es besser, auf das moralische Gejammer zu verzichten?
Das sage ja nicht ich – die Worte stammen von mir, geben aber Tolcais Standpunkt wieder. Und Tolcais Standpunkt ist die unreife Perspektive des Teenagers, der sich gegen Anforderungen abgrenzt. Sich abgrenzen zu können ist wichtig für jede Person, und wohl allen, die es im Teenageralter so gut lernen wie Joshiron – aber die Charakterentwicklung ist damit noch nicht abgeschlossen.
Du würdest im Extremfall also Verluste auf der einen Seite gegen Verluste auf der anderen Seite aufrechnen und die Verluste minimieren?«
»Selbstverständlich. Gibt es eine andere Möglichkeit?«
»Ethisch ist deine Entscheidung …«
»Ethik ist ein Standpunkt einzelner Zivilisationen. Wir stehen über den einzelnen Zivilisationen.«
Wie sollten wir als Menschen damit umgehen – jede Nation hat ihre eigene Moral, und selbst innerhalb der Gesellschaft sind sie sich uneins.
Wie können wir das von RHODAN lernen?
Welche Lösungen hast du da?
Wenn ich dafür tolle Lösungen hätte, würde ich vielleicht politische oder philosophische Abhandlungen schreiben und keine Raketenhefte (nicht dass ich solche Ambitionen hätte). Wie schon oben festgestellt, sollten wir sehr vorsichtig sein, bevor wir uns Tolcais Ansichten zu eigen machen. Auf unserer »untergeordneten Ebene« ist Respekt vor der Diversität erforderlich, anders funktioniert unser Zusammenleben nicht.
Die Genexperimente der Cappins negieren ja ebenfalls unsere moralischen Standards. Wie siehst du das als Naturwissenschaftler? Sollten wir um jeden Preis forschen?
Forschen sollte man unbedingt, und Forschung und Ethik müssen einander nicht ausschließen. In dieser Hinsicht hat es eine deutliche Entwicklung gegeben. Vieles, was etwa um 1900 gängig war, ist heute völlig inakzeptabel.
Eines noch rasch zum Abschluss und daher einfach zu beantworten … das Titelbild von Band 11 zeigt ein Baby. Wird Cayseys Sohn Teil der Lösung?
Roman, Roman. Und wieder diese Tendenz, mir Spoiler entlocken zu wollen.
Für die Zukunft, mein Lieber. Das.funktioniert.bei.mir.nicht. 😉
Das Baby findet sich bestimmt nur sinnbildlich auf dem Cover von Band 11, als optimistischer Kontrast zu dem düsteren Titel »Atlantis muss sterben«.
Dietmar, danke für deine Zeit.
Hier geht’s zur Leseprobe, zum Hörbuch und zum ebook: https://perry-rhodan.net/shop/item/9783845351704/atlantis-10-das-talagon-von-dietmar-schmidt-e-book-epub
Hier zum H eft:
https://perry-rhodan.net/shop/item/9999900007763/atlantis-10-das-talagon-von-dietmar-schmidt-heft
Autorenseite auf der PR-Homepage:
https://perry-rhodan.net/infothek/team/aktive-autoren/dietmar-schmidt
PR-Atlantis in der Perrypedia:
https://www.perrypedia.de/wiki/Atlantis_(Serie)
Tatsächlich hatte ich gestern bei der Aufnahme zur einschlägigen Podcast-Folge eine Idee:
Das Immunitätsgen, das Toshik ersonnen hat, wird in das örtliche Kosmonukleotid angewendet und so unsere kosmische Umgebung reprogrammiert und immunisiert gegen die Biozide. Und das müssen natürlich Caysey und Perry machen, weil sie noch handlungsfähig sind. Vielleicht ist Sichu auch am Start, sie steht immerhin in der Hauptpersonenbox.
Ben hat gesagt, es wird groß. Größer wären nur die bereits erwähnten Kosmokraten. Vielleicht braucht es auch noch einen solchen, um das Ganze logisch zu machen. 😉
Oder man gebraucht doch nochmal den Zeittransmitter. Aber diese Lösung ist mir eigentlich zu trivial. 😉
Viele Grüße
Markus
Ein sinnloser Roman. Natuerlich ist Dietmar das aermste Schwein weil er sich an das Expose halten musste. Aber doch fast alle Lesende wussten dass es sich hier um einen „Pamela Ewing Duschroman“ handelte weil das, geschrieben wurde, so nicht wirklich sein wird. Waste of Time, no Sense of Wonder