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»Der Redakteur« von Maxi Krimm

… ›Punk‹ erklärt, ist es für dieses Mal genug, und ich glaub, ich wach’ besser auf …

Die letzten Akkorde des PASCOW-Albums verstummen und hinterlassen eine solch vollkommene Stille, dass Klaus kurzzeitig meint, er wäre taub. Dann belehrt ihn der vom Wind gegen die Scheiben geworfene Regen eines Besseren. Er richtet sich zum Fenster. Regentropfen trommeln ans Glas bevor sie in Rinnsalen herabperlen und mit einem Klacken aufs Fensterbrett tropfen.
Draußen ist es dämmrig, genauso wie in den Räumen nebenan. Klaus lässt seinen Blick durch das schmale Zimmer schweifen. Das Kunstlicht der Leuchtstofflampen taucht sein Büro in farblose Nüchternheit. Die Regale mit den Erstausgaben verwandeln die schnöden Wände zu beiden Seiten in einen Pool aus Wissen. Ordner und Buchrücken glänzen wie Kostbarkeiten in der bedrückenden Stille, versuchen ihn fortzulocken in eine Welt, die nicht existiert.
Klaus ist allein. Alle anderen haben längst Feierabend oder arbeiten im Homeoffice, nur er sitzt hier. Sein übliches Schicksal an einem späten Dezembernachmittag.
Vor ihm auf dem Schreibtisch stapeln sich neben einem Teller mit Gebäck und einer Tasse kalten Kaffees die Manuskripte zu kleinen Erhebungen.
Die Stille dauert an und er überlegt kurz, ob er sie erneut mit Krachmusik durchbrechen soll, entscheidet sich aber dagegen, ohne dass er sagen kann, warum.
Seufzend lenkt er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Schriftstück in seiner Hand. Gerade denkt er darüber nach, der Autorin ein Handbuch zur Zeichensetzung zu finanzieren, um den Wust an Kommafehlern fürs nächste Mal einzugrenzen, da betritt ein hochgewachsener, hagerer Mann mit dunkelblondem Haar sein Büro.
Klaus reißt die Augen hinter der randlosen Brille weit auf und zieht die Brauen hoch, während sich der Neuankömmling wie selbstverständlich an den Konferenztisch neben der Tür setzt.
Der Unbekannte trägt einen anthrazitfarbenen Overall mit allerlei schimmernden Verzierungen und Taschen, die irregulär geformt sind und leicht auftragen. Der Anzug mutet wie eine billige Kostümierung an. Das schmale, bartlose Gesicht des Fremden lächelt verhalten und die Augen strahlen Klaus in einem klaren Grau an. Der Mann um die vierzig sieht trotz der schlanken Figur erstaunlich athletisch aus. Verstohlen reibt er sich einen Nasenflügel.
Klaus steht von seinem Bürostuhl auf. »Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?«
Der Fremde winkt ab. »Bleib sitzen! Ich bin nur gekommen, um dir Gesellschaft zu leisten.«
Stirnrunzelnd tritt Klaus hinter dem Schreibtisch hervor. Wieso duzt ihn der Mann, den er noch nie zuvor gesehen hat? Üblicherweise hat er kein Problem damit. Aber sich von Leuten duzen zu lassen, die er nicht kennt, und die sich ihm nicht vorstellen – das geht zu weit. »Wer sind Sie?«, wiederholt er seine Frage.
Das Lächeln im Gesicht des Fremden wächst in die Breite. »Weißt du das wirklich nicht?«
Klaus schüttelt den Kopf. Wie kommt der Typ in dem lächerlichen Kostüm eigentlich hier herein? Seit die Redaktion die einzig verbliebene Abteilung im Gebäude ist, wird die Außentür zum Treppenhaus abgeschlossen.
Der Mann gibt ein kurzes Lachen von sich. Er scheint sich königlich über die Verwunderung seines Gegenübers zu amüsieren.
Das macht Klaus ärgerlich. »Wenn Sie mir nicht auf der Stelle sagen, wer Sie sind und was Sie hier in meinem Büro wollen, rufe ich den Sicherheitsdienst!« Durch die Aufregung tritt sein schwäbisch stärker als sonst in den Vordergrund.
Der Fremde hebt beschwichtigend die Hände. »Bitte! Keine Sorge, ich bin harmlos. Ich will dir wirklich nur Gesellschaft leisten. Ich weiß, dass du dich hier in letzter Zeit etwas einsam fühlst.«
Klaus fasst sich an die Stirn. Woher weiß der Typ das? Fieberhaft überlegt er, woher er den Fremden kennt. Inzwischen ist er sich nämlich nicht mehr sicher, ob er ihm nicht doch schon begegnet ist. Die Gesten wie das Reiben des Nasenflügels oder das schmallippige Lächeln und die grauen Augen, all das kommt ihm irgendwie vertraut vor. Vielleicht hat er in der Zeitung über ihn gelesen oder im Internet? Was, wenn der Mann ein Einbrecher ist, der ihn überfallen will? Oder ein unzufriedener Fan, der sich am Chefredakteur wegen des unbefriedigenden Abschlusses im letzten Zyklus rächen will oder wegen des Todes der Figur Ronald Tekeners? Möglicherweise hat er einen der Männer vom Wachschutz ermordet, um hier einzudringen, und irgendwo auf dem verwaisten Gelände liegt nun ein Toter …
Diese Gedanken mobilisieren Klaus. Er springt hinter den Schreibtisch und greift nach dem Telefonhörer. Als er die Kurzwahl des Sicherheitsdienstes wählt, steht sein Gegenüber plötzlich auf.
Klaus spannt die Muskeln, rechnet mit einem Übergriff.
Aber der Fremde schüttelt nur den Kopf und sagt in einem sanften und enttäuscht klingenden Tonfall: »Schade mein Freund, ich dachte, du würdest mich erkennen.« Er wendet sich ab und geht zur Tür.
»Dann gib mir einen Tipp!« Klaus verzichtet nun auf das höfliche »Sie«.
Der Mann in der albernen Maskerade dreht sich wieder zu ihm um. Seine Rechte deutet auf die vollen Bücherregale. »Du hast heute bestimmt schon hundert Mal meinen Namen gelesen.«
Da fällt es Klaus wie Schuppen von den Augen: »Perry?«, und er legt den Telefonhörer wieder auf.
Der Fremde nickt zustimmend.
Klaus fasst sich an die Stirn. »Wessen bescheuerte Idee war das? Na wartet!« Er ist wütend darüber, auf so dumme Art und Weise an der Nase herumgeführt zu werden.
»Meine!«, antwortet der Mann und kehrt wieder an den Konferenztisch zurück. Er deutet auf einen der leerstehenden Stühle und meint: »Komm, setz dich zu mir! Ich glaube, wir haben uns eine Menge zu erzählen.«
»Wo habt ihr die Kameras versteckt?« Klaus blickt sich misstrauisch um.
Der Mann, der auf den Namen Perry hört, schüttelt den Kopf. »Es gibt keine Kameras und auch keine feixenden Kollegen im Nebenraum. Du kannst ja nachsehen, wenn du mir nicht glaubst.«
Klaus nähert sich ihm zögernd. Er deutet auf den schimmernden Anzug. »Wenn das ein SERUN ist, den du da trägst, kannst du ihn mir ja mal vorführen.« Er ist bestrebt, dem Fremden die »Maske« vom Gesicht zu reißen. Er – der Chefredakteur der größten Science-Fiction-Serie der Welt – lässt sich nicht für dumm verkaufen, schon gar nicht von einem so miesen Schauspieler wie dem, der ihm gerade gegenübersteht.
Perry zuckt mit den Schultern: »Wenn du willst, gern!« Die Finger seiner rechten Hand streifen über blinkende Kontrollen an seinem linken Handgelenk. Daraufhin entfaltet sich eine dünne Folie, umschließt die Hände wie Handschuhe und verlinkt sich mit dem Rest des Anzugs. Aus dem Nackenwulst klappt ein transparenter Helm nach vorn und umhüllt den Kopf. Ein leises Summen ertönt und der Mann hebt vom Boden ab, bis er zirka fünfzehn Zentimeter unterhalb der Decke schwebt.
Klaus blinzelt ungläubig, nimmt die Brille ab, reibt sie mit dem Saum seines schwarzen T-Shirts sauber und setzt sie wieder auf.
Perry hängt immer noch einen Meter vor ihm in der Luft. Er berührt erneut die Kontrollen am Handgelenk und lässt sich sachte auf den grauen Bodenbelag herabsinken. Helm und Handschuhe falten sich zusammen und verschwinden unter dem Stoff des Anzugs.
»Das ist unmöglich!«
Lachend setzt sich Perry hin. »Warum?«
»Weil du nur ein Fantasiegebilde einiger Autoren bist, genauso wie der SERUN.« Klaus steht vor dem Tisch, die Hände in die Hüfte gestützt.
»Na und?« Die Antwort des Mannes ist lapidar, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass er hier sitzt.
Diese letzte Bemerkung ist so entwaffnend, dass Klaus klein beigibt. Beeindruckt von der Vorführung setzt er sich zu dem Mann am Tisch, selbst wenn er nicht versteht, was gerade passiert.
Sie betrachten sich lange und still, bis Perry plötzlich das Schweigen bricht. »Es gibt bestimmt viele Dinge, die du von mir wissen willst.«
Klaus’ Kopf ist wie leergefegt, der Schock über die Begegnung hat ihn verunsichert. Nachdenklich tippt er sich mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. Er hat keine Ahnung, was er sagen soll. »Du siehst jünger aus«, kommt es ihm über die Lippen, bevor er registriert, dass das nicht unbedingt schlau klingt.
»Und ich habe mir dich älter vorgestellt. Du hast dich gut gehalten.«
Klaus ist geschmeichelt. Er versucht zu lächeln, was ihm angesichts der kuriosen Situation nicht leicht fällt. Es fühlt sich befremdlich an, mit dem Mann am Tisch zu sitzen, den er seit Jahrzehnten nur aus Büchern kennt, dem unsterblichen Helden seiner Kindheit, mit dem er seit dreißig Jahren seinen Lebensunterhalt verdient.
»Was ist los, du bist doch sonst nicht so schüchtern?« Perry grinst.
»Tut mir leid, aber ich kann das immer noch nicht glauben.«
»Ist ja auch verrückt, nicht wahr? Vor sechzig Jahren habt ihr mich und mein Universum entstehen lassen und erst heute schaffe ich es, euch zu besuchen – dich zu besuchen!«
»Du bist tatsächlich meinetwegen hier?«, fragt Klaus skeptisch.
»Sicher! Du bist der, der mein Universum am Laufen hält.«
»Und ich dachte, das wäre ES!«
Perry lacht. »Oh nein, ES ist nur … Keine Ahnung was er ist, aber er ist für mich nicht annähernd so wichtig wie du.«
»Das freut mich zu hören«, formuliert Klaus zurückhaltend.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Eigentlich wäre es meine Aufgabe, dir etwas anzubieten …«
»Servo! Zwei Kaffee und Gebäck!«, ruft der Unsterbliche in Richtung Tür.
Daraufhin schwebt lautlos ein kugelförmiger Roboter mit kurzen Ärmchen herein, der ein Tablett mit dampfenden Kaffeetassen und einen Teller mit Keksen balanciert. Vorsichtig setzt er alles auf dem Tisch ab und gleitet wieder zur Tür hinaus. Fassungslos starrt Klaus ihm hinterher.
Perry hat sich inzwischen eine der becherförmigen Tassen gegriffen, denen ein aromatischer Duft entströmt, und schnuppert daran. »Mmmh! Du glaubst ja gar nicht, wie schwierig es ist, auf einem Raumschiff der Liga-Flotte einen einigermaßen akzeptablen Kaffee zu bekommen. Eher löst man das kosmische Rätsel von ES«, sagt er trocken.
Klaus sieht ihn an und da fallen sie ihm ein, all die Fragen, die er Perry schon immer stellen wollte. »Du trinkst also gern Kaffee?«
»Ja. Ab und zu auch mal einen Bourbon.« Perry beißt genüsslich in einen der Kekse.
»Bier?«
»Eher nicht! Aber du, wenn ich mich nicht irre.«
Klaus nickt. »Inzwischen trinke ich lieber ein gutes Glas Wein. Aber ja, früher habe ich oft Bier getrunken. Manchmal mehr als gut für mich war.«
»Das ist mir schon zu Ohren gekommen«, sagt Perry und kratzt sich hinterm Ohr.
Nun ist Klaus nicht mehr zu bremsen. In seiner charmant lockeren Art zieht er dem unsterblichen Perry die Informationen aus der Nase …
… »Du magst Hotdogs?!« Klaus verzieht das Gesicht. Als überzeugtem Vegetarier ist ihm die Vorstellung ein Graus.
Perry zuckt mit den Schultern. »Was hast du? Ich war Amerikaner, bevor ich zum Terraner wurde.«
Natürlich, denkt sich Klaus, der Held der größten deutschen Heftromanserie ist Amerikaner, und die essen neben Burgern am liebsten Hotdogs.
»Mein Onkel hat mir immer einen gekauft, wenn wir bei einem Spiel waren«, erinnert sich Perry wehmütig.
»Football oder Baseball?«
»Football! – Ich weiß, damit könnt ihr Deutschen nicht viel anfangen.«
Klaus spreizt die Finger der rechten Hand und hält sie in einer zögernden Geste vors Gesicht. Anschließend greift er sich ans Ohr und ringt sich endlich zu seiner brennendsten Frage durch, eine, die ihn mehr interessiert als alles andere. »Welche Musik hörst du gern?«
Perry lacht: »Auf diese Frage habe ich gewartet. Nun, dies und das aus den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts; eben das, womit man aufgewachsen ist. Das solltest du doch am besten wissen. Aber ich habe gehört, du magst diese seltsame Musik – Punkrock, richtig? Kannst du mir mal etwas vorspielen?«
Begeistert greift Klaus in die Hosentasche und fingert sein Smartphone hervor. Er tippt darauf herum und alsbald klingen laute disharmonische Töne aus den verborgenen Lautsprechern. Er legt es auf den Tisch. Die Vibrationen, die die Bässe auf der weißen Tischplatte erzeugen, kräuseln die Oberfläche des Kaffees in den Tassen.
Perry verzieht das Gesicht und hält sich die Ohren zu. »Und auf so etwas stehst du?«, fragt er laut, um die Musik zu übertönen.
Klaus wippt begeistert mit dem Körper, regelt aber die Lautstärke etwas herunter. Und während die knalligen Rhythmen und die schreiende Leadstimme der SPERMBIRDS weiterhin den Raum erfüllen, erzählt er dem Unsterblichen von den Ursprüngen des Punkrock, erläutert die unterschiedlichen Stilrichtungen, erklärt Begriffe wie Hardcore, Ska und Oi.
Der Mann im SERUN hört schweigend zu, nickt hin und wieder und scheint zu verstehen, was Klaus ihm beibringen will. Nur beim Pogo, den Frisuren und der Kleidung gibt sich Perry überfordert. »Verstehe ich das richtig: Punk ist eine Lebenseinstellung und nicht nur eine Musikrichtung?«
»Ganz genau!«
»Dann bist du hier aber meilenweit davon entfernt.« Er macht eine umfassende Geste, die den Schreibtisch und das ganze Büro einschließt.
Geknickt schaltet Klaus die Musik aus. »Ja, irgendwie schon.«
»Diese Punkmusik hätte Thora gefallen.« Perry deutet auf das Smartphone und nickt ihm aufmunternd zu.
Klaus reißt die Augen auf: »Echt? Das finde ich stark. Erzähl mir von ihr!«
Perry schüttelt den Kopf: »Nein. Ein paar Geheimnisse solltest du uns lassen, fürs nächste Mal.«
»Was denn, du willst doch nicht etwa schon gehen?«
»Ich muss; außerdem korrigieren sich die Manuskripte nicht von allein, nicht wahr?«
Ein tiefes Seufzen entfährt Klaus’ Brust. Richtig, er hat noch eine Menge Arbeit, bevor er Feierabend machen kann. »War schön, mit dir zu plaudern«, sagt er bekümmert.
»Ganz meinerseits und vergiss nicht: Du und die Autoren, ihr seid für mein Universum überlebenswichtig. Solltet ihr damit aufhören, wird mich die Entropie verschlingen.«
»Das klingt so bedeutend.«
»Du bist bedeutend!« Perry weist auf die Manuskriptberge und wirkt dabei sehr ernst.
Klaus folgt der Geste und sieht über die Papierstapel hinweg zum Fenster. Das zeigt ihm eine Spiegelung von sich selbst; wie er am Tisch sitzt – mit … niemandem!
Erschrocken dreht er sich um; der Platz gegenüber ist leer.
Wohin ist Perry verschwunden?
Ihm ist schwindlig. Klaus schließt kurz die Augen und als er sie wieder öffnet, sitzt er nicht mehr neben der Tür, sondern hinter seinem Schreibtisch.
Was ist los mit mir? Ist er derart überarbeitet, dass er halluziniert? Hilflos sieht er sich um, sucht nach einer logischen Erklärung, einem Hinweis, der ihm verrät, was gerade passiert ist. Aber selbst die beiden Tassen und der Teller mit den Keksen sind verschwunden. Nein! Halt! Der Keksteller steht direkt vor ihm.
Und da erinnert er sich wieder: Wie er den Beutel mit dem leckeren Gebäck heute Morgen auf seinem Schreibtisch gefunden hat. Verziert mit einer Schleife und einer goldenen 60. Er greift sich einen Keks, führt ihn gedankenverloren zum Mund und hält inne. Dieser Geruch? Es scheint, als ob seine Sinne mit einem Mal viel empfindlicher sind. Vorsichtig nimmt er den eigenartigen Duft in sich auf …
Kacke! Erschrocken legt er den Keks zurück. Das darf nicht wahr sein! Er hat den markanten Geruch identifiziert. Er kennt ihn aus seiner Jugend, nur dass er damals das Zeug geraucht hat.
Ihm wird heiß und kalt. Wie viele von den Dingern habe ich gegessen? Er hat keine Ahnung. So wie er sich einschätzt, waren es sicher nicht wenige. Er muss grinsen. Seine Vorliebe für Süßes hat ihn in Bedrängnis gebracht.
Der Raum, die Farben alles scheint zu strahlen. Er hält die Hände vors Gesicht. Sie sind von einer Aura umgeben. Der Manuskriptstapel vor ihm verwandelt sich zu einem schmelzenden Berg weißen Teiges, zerfließt in einer milchigen Brühe, die sich über den Schreibtisch ergießt.
Klaus lacht und lehnt sich entspannt in seinem Bürostuhl nach hinten.
Das Manuskript und die beiden Exposés, die er sich vorgenommen hatte, konnte er vergessen. Aber ein Bier wäre nicht übel.
Wenn er einen weiteren Keks äße, käme vielleicht Perry zurück und sie könnten ihr Wiedersehen gemeinsam abfeiern. Erwartungsvoll wandert sein Blick zur Tür – doch da ist keiner.
Seinem drogenumnebelten Geist wird bewusst, dass er nicht einmal heimfahren kann. In diesem Zustand kann er sich unmöglich hinters Steuer eines Wagens setzen. Oder doch?
Er kichert. Wer auch immer ihm diese Kekse untergejubelt hat, wollte ihm Gutes tun. Nur hat er zu viele davon genascht, um konzentriert weiterarbeiten zu können. Was kann er anderes, als Feierabend zu machen?
Was tue ich bloß?
Er nimmt das Manuskript wieder zur Hand, an dem er zuvor gearbeitet hat, aber die Buchstaben springen auf und ab wie Kinder auf einer Hüpfburg. Ihm wird schwindlig davon und er schließt erneut die Augen. Mühsam versucht er, sich zu konzentrieren.
Du bist bedeutend!, wiederholt er im Geiste die Worte des Unsterblichen. Ihm wird klar, dass er Perrys Universum gefährdet, wenn er nicht weitermacht.
Reiß dich zusammen! Du bist für ihn verantwortlich, du hältst die Fäden in der Hand! So hat er das noch nie gesehen. Dieser Gedanke beflügelt ihn, holt ihn aus seinem kurzzeitigen Delirium.
Er öffnet die Augen und plötzlich liegt alles in völliger Klarheit vor ihm. Die Fehler im Text scheinen ihn geradezu anzuspringen. Er nimmt seinen blauen Filzschreiber und legt los …

Als er drei Stunden später das Licht im Büro löscht, ist alles getan, sogar die Arbeit, die er sich fürs Wochenende vorgenommen hatte. Vor ihm liegen zwei freie Tage, an denen er sich endlich wieder seinen eigenen Geschichten widmen kann.
»Danke Perry!«, flüstert er vor sich hin und glaubt, in der Ferne ein leises Lachen zu hören. Dann dreht er sich lächelnd um und geht zufrieden nach Hause.

ENDE

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