Interview mit Leo Lukas zu seinem krimi „Mörder Quoten“

Leo Lukas verrät im Interview mit Roman Schleifer, warum die RHODAN-Leser seinen Krimi lieben werden und wie viel autobiografisches in einem der Haupthelden steckt.

Leo, die Ausgangslage deines ersten Krimis »Mörder Quoten« ist, dass ein Auftragskiller einen anderen Mörder jagt, der ihm bei einem Job zuvorgekommen ist. Als wäre das allein nicht genug Spannung, stolpert der Lebenskünstler Peter Szily in die Handlung und muss dem Auftragskiller bei der Jagd helfen. Beschreib doch diese zwei Helden in jeweils maximal drei Sätzen.

Am Anfang stand die Idee des Rollentauschs: Der Killer wird unfreiwillig zum Detektiv. Recht bald stellte sich heraus, dass der Bravo – das ist eine alte italienische Bezeichnung für Meuchelmörder – wie jeder Sherlock einen Watson braucht. Und das sollte natürlich ein möglichst gegensätzlicher Charakter sein. Der eine redet stets nur das Nötigste, der andere häufig zu viel. Der eine scheut das Licht der Öffentlichkeit, der andere genießt es. Der eine ist ein durch und durch paranoider Soziopath, der andere ein vertrauensseliger, oft unbesonnener Spaßvogel. Und so weiter.

Gab es diese Paarung in der Literatur schon einmal?

In dieser Form meines Wissens nicht. Mittlerweile habe ich erfahren, dass bei Haruki Murakami in »IQ84« eine Killerin vorkommt, die über eine ähnliche Unauffälligkeit verfügt wie der Bravo und eine Beziehung zu einem Schriftsteller entwickelt. Aber das ist trotzdem eine ganz andere Geschichte.

Könnte man deinen Krimi auch als Buddy-Story bezeichnen?

Absolut. Einer meiner Alltime-Lieblingsfilme ist ja »Buddy Buddy«, in dem Walter Matthau einen ultracoolen Killer spielt, der es mit dem nervigen, lebensmüden Jack Lemmon zu tun bekommt. Für die kabarettistische Lesung aus »Mörder Quoten« habe ich eine Art Filmmusik komponiert, die stilistisch sogar jene von Lalo Schifrin für »Buddy Buddy« zitiert. Ich hoffe, damit in diesem Jahr öfter auftreten zu können als 2020, also wenigstens dreimal …

Wenn ich mit den beiden Abendessen ginge, wer würde welches Gericht bestellen?

Der Bravo geht mit niemandem essen. Pezi würde zuerst abchecken, ob eh du bezahlst, und dann die teuerste Speise auf der Karte ordern, mit dem teuersten Wein; zwei Flaschen.

In einem Interview hast du gesagt, du bist aufgewacht und hattest den Gedanken »Man braucht einen Dieb, um einen Dieb zu fangen«. Wie hast du dann die Story für »Mörder Quoten« entwickelt?

Dabei hat mir Michael Marcus Thurner geholfen, vor allem beim Verwerfen der anfänglich noch sehr unausgegorenen Ideen bezüglich erstem Mordopfer, Tatort, Rolle der Polizei et cetera. Aber die Grundkonstellation hatte Bestand.

Ein Teil des Lesespaßes, den ich mit dem Buch hatte, kam aus der ungewöhnlichen Paarung der Haupthelden. Da der schräge Peter, dort der fast gefühlslose Auftragskiller. Wie leicht war es für dich, von einer zur anderen Figur zu switchen?

Das fiel mir nicht sonderlich schwer. Dank meiner bald hundert Perry Rhodan-Romane habe ich mit wechselnden Perspektiven doch eine gewisse Erfahrung. Außerdem heben sich die Kapitel auch dadurch voneinander ab, dass Pez in Mitvergangenheit und Ich-Form erzählt, während die Bravo-Ebene stets in dritter Person und Präsens geschildert wird. Und meine Lektorin Marina Hofinger hat noch zusätzlich aufgepasst, dass sich die Stile nicht vermischen.

Stand Monkey Pate für den Auftragskiller? Welcher RHODAN-Figur ist Pez am ähnlichsten? Ein bisschen erinnert er mich an Brazos Surfat oder Walty Klackton. Sollten wir solche Figuren wieder in RHODAN lesen?

Monkey ist zwar auch keine Stimmungskanone, aber ansonsten doch ein ganz anderer Typ. Pez ist ein Großmaul und Stolperheld, wie wir schon einige in der Serie hatten, und wenn’s wieder mal passt, werde ich gern einen solchen Charakter einbringen. Allerdings wohl eher keinen kettenrauchenden Alkoholiker wie Surfat …

Auf einer Skala von 1 bis 10, wie groß ist der autobiografische Anteil an deinem Haupthelden (10 wäre deckungsgleich mit dir)?

3,5. Peter Szily ist eher Comedian als Kabarettist und deutlich jünger, während ich z.B. nur ein ziemlich schleißiger Stimmenimitator bin. Er schreibt keine Raketenheft-Romane; ich wiederum stehe der Welt, hoffe ich, nicht ganz so unbekümmert-leichtsinnig gegenüber. Außerdem stammt er nicht aus Köflach, sondern aus Eibiswald. Dazwischen liegen immerhin rund 60 Kilometer.

Der Krimi spielt im Wett-Milieu. Was war der Grund, dass du dich diesem Thema gewidmet hast?

Der Titel. Weitere Vorschläge an den Verlag waren »Mörder Hitze« »Mörder Tempo« und »Mörder Wuchteln«, da wäre es jeweils um was anderes gegangen. Naja, ich kokettiere, ehrlich gesagt, eh mit einer Fortsetzung.

Durch den Roman habe ich sehr viel Geschichtliches über Wien und Österreich gelernt. Weißt du das alles? Verzeih, wenn ich mir diese Wuchtel (aka Pointe) nicht verkneifen kann: Das Buch ist im Ueberreuter-Sachbuch-Verlag erschienen – war das der Grund?

Nein, Ueberreuter hat seit einigen Jahren eine Krimi-Linie (Thomas Stipsits bricht mit seinen zwei Stinatz-Roman gerade alle Rekorde). Aber ich recherchiere sehr gerne, weil ich dabei immer wieder was dazulerne. Umgekehrt als Leser schätze ich Krimis mit gut ausgestaltetem realem Hintergrund, wie sie etwa Donna Leon über Venedig, Ian Rankin über Schottland oder Jörg Maurer über Garmisch-Partenkirchen liefern. Mit zweien von denen habe ich übrigens bereits mehr als bloß ein Bierchen gehoben.

Was werden die PR-Leser an deinem Krimi lieben?

Nun, ich glaube, die Mischung aus Spannung und meinem berüchti… ähem, dezenten Humor, wie sie das ja auch aus meinen Beiträgen zum Perryversum kennen.

PERRY RHODAN kommt kein einziges Mal vor (ganz im Gegensatz zu Christoph Ditterts »Fallender Stern«). War es schwer, dir den Seitenhieb zu verkneifen?

Meine Lektorin hat die Zahl der Insiderwitze streng limitiert. Aber in etwaigen Fortsetzungen werde ich sicher was in diese Richtung unterbringen. Z.B. bei »Mörder Tempo« drängt sich die Überlichtgeschwindigkeit ja förmlich auf.

Mich hat das Buch köstlich unterhalten, ich hätte daher gern auch abseits von RHODAN mehr Lesestoff von dir. Welche Pläne hast du für dein nächstes Buch?

Falls die Verkaufszahlen passen – momentan schaut’s recht gut aus –, werde ich dem Verlag für Frühjahr 2022 »Mörder Wuchteln« vorschlagen. Da tötet jemand Kabarettisten, in schöner Regelmäßigkeit, und Peter Szily glaubt zu wissen, wer der Killer ist. Auch Chefinspektorin Karin Fux hat einen Verdacht …

Leo, danke für deine Zeit

Natürlich ist das Buch auch im RHODAN-Shop erhältlich:
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