Im Gespräch mit Lucy Guth.
Alexandra Trinley: Du hast »Das Tyler-Experiment« verfasst, das ist Band 5 von ATLANTIS 2. Dein wievielter Roman für eine PERRY RHODAN-Miniserie ist das jetzt?
Lucy Guth: Das ist mein vierter – bisher habe ich einmal WEGA und zweimal ATLANTIS 1 beigesteuert.
AT: Und für PERRY RHODAN NEO?
LG: Uff … Da muss ich nachrechnen. Wenn ich richtig liege, müsste mein nächster der 20. sein.
AT: In was von beiden bist du zuerst eingestiegen?
LG: NEO schreibe ich schon seit 2019, also länger.
AT: Von MADDRAX kennst du den Umgang mit einer verfremdeten Erde, von NEO den Umgang mit einer Schwesterserie. Hat dir etwas davon besonders geholfen bei der Gestaltung der Miniserienwelt?
LG: Naja, bei MADDRAX hat man ja schon häufig Romane, bei denen der Sense of Wonder im Mittelpunkt steht. Das konnte ich da durchaus üben. Und NEO ist für mich einfach PERRY RHODAN.
AT: Nun spielt die Miniserie in einer Parallelwelt, genannt Tangente, die sich von der Welt der Erstauflage unterscheidet und teilweise überlappt. Wie entstand die Bezeichnung als Tangente?
LG: Das musst du Ben fragen, das war Expokratenwerk.
AT: Nun sind die Bezüge zur Erstauflage stark, CASE MOUNTAIN, Seth-Apophis, und die Liebe sowohl der Kol Mani wie auch der Panjasen zur »Choreographie der Schönheit« (S. 11). Musstest du die betreffenden Serienabschnitte nachlesen?
LG: Bei jedem Roman muss ich bestimmte Dinge recherchieren, das ist einfach so. Das ist auch bei NEO und MADDRAX so, alles kann man nicht im Kopf haben.
AT: In deinem Roman sind die Kol Mani wieder einmal erstickend friedfertig, so dass sich die Gefangenen leicht befreien können und der Showdown per Paralysator erfolgt, trotz existenzieller Gefahr. Hat dich das irgendeine Art von Überwindung gekostet?
LG: Wenn mir Sachen im Expo nicht klar sind (also warum oder wieso etwas auf diese oder jene Weise geschehen soll), dann frage ich beim Expokraten nach. Ben antwortet recht schnell und zuverlässig und hat auch meist sofort befriedigende Erklärungen parat. Da brauche ich mich auch nicht mehr zu überwinden, um es umzusetzen.
AT: Beim In-die Sonne-Schubsen sind die Kol Mani dann weniger zimperlich. Liegt es daran, dass man dort das Blut nicht sieht?
LG: Wahrscheinlich. Das ist wie das saubere Töten mit den Laserschwertern bei Star Wars …
AT: Wenn du mit Caysey oder Rowena befreundet sein könntest, wen würdest du wählen und warum?
LG: Caysey. Definitiv. Rowena wäre mir zu anstrengend, zu dominant. Ich bin ihr, glaube ich, sehr ähnlich, das würde sich nicht vertragen.
AT: Casey lügt Rowena in einer ziemlich grundsätzlichen Sache an. Wertest du das als jenes Ausbalancieren, wie es in vielen Beziehungen vorkommt, oder als Indikator für eine grundsätzliche Schieflage der Beziehung?
LG: In diesem Fall bestimmt Cayseys Mutterinstinkt ihr Handeln. Sie hat einfach Angst um ihr Kind. Und ich glaube, wenn man als Frau die Wahl hat, würde man immer eher für das Kind als für den Partner Partei ergreifen. Ich rede jetzt nicht von Erziehungsfragen, sondern von existenziellen Entscheidungen. Ich werde zum Beispiel niemals Mütter verstehen, die einfach dabei zusehen, wie ihre Partner ihre Kinder körperlich oder psychisch misshandeln. Im Normalfall muss der Instinkt sein: Ich schütze mein Kind. Der Partner ist da zweitrangig. Ob Cayseys Entscheidung besonders schlau war, ist eine andere Sache.
AT: Beim Einsatz von Technik finden sich viele schöne Begriffe wie Molkexit-Hülle, Zyklotraf und Sphärotraf, die dann auch noch handlungstragend eingesetzt werden. Dein Wunsch oder vorgegeben?
LG: Technikeinsatz ist nie mein Wunsch. In solchen Fällen schreie ich immer hilfesuchend nach Peter Dachgruber. Solche Szenen lasse ich ihn grundsätzlich lesen, wenn ich unsicher bin – und schreibe sie dann brav nach seinen Kommentaren um.
AT: In Kürze erscheint dein Folgeroman »Rebellenkind« (ATLANTIS 2/7), den du gemeinsam mit Sascha Vennemann verfasst hast. Laut Untertitel und Titelbild steht wieder Tylers Psyche im Mittelpunkt. Was interessiert dich an diesem Teenie?
LG: Sicher, dass es um Tyler geht?
In der Serie stehen generell zwei Teenager im Fokus, und aus familiären Gründen bin ich gerade intensiv mit der Gattung Homo Pubertaris befasst. Auch wenn ich mir Schöneres vorstellen kann. Ganz sicher fließen da einige persönliche Erfahrungen mit ein.
AT: Danke für die Auskünfte.
LG: Gerne.
Die Leseprobe findet ihr hier.